Ich habe die Schnauze voll! Ich habe sie voll von den ganzen Menschoiden, die schlicht zu dumm, zu ungebildet und zu stur sind, um zu verstehen, dass das Fremde an sich keine Bedrohung darstellt und das die eigene kleine Nische, in der sich einzurichten das ganze menschliche Streben zu bestimmen scheint nichts weiter ist, als eine Momentaufnahme; ein verdammt kurzer Augenblick im Fluss der Zeit, welcher in einem so komplexen und komplizierten Ganzen wie unserer modernen Gesellschaft nach und nach einfach alles verändert. Wenn irgendeiner von diesen oft zitierten Allgemeinblätzen überhaupt Gültigkeit besitzen kann, dann jener, der besagt, dass sich unsere Welt mit zunehmender Geschwindigkeit verändert, weil unsere technischen Kapazitäten so groß sind, dass sie mittlerweile die persönlichen Adaptionsfähigkeiten der meisten Menschen dauernd auf die Probe stellen. Ist schwer sozial zu bleiben, wenn man die Welt nicht mehr kapiert, weil alles an einem vorbei zu fliegen scheint.
Es fällt mir auch zunehmend schwerer, mit irgendeinem, egal wie geringen Maß von Toleranz auf das unbedachte Übernehmen ungeprüfter Fremdmeinungen zu reagieren. Inzwischen fühle ich Allergiesymptome, wann immer ich lesen, sehen oder hören muss, dass irgendjemand einfach irgendeinen Scheiss nachplappert, nur weil ihn ein anderer, vermeintlich Wichtiger, diesen öffentlich abgesondert hat. Besonders tragisch wird es, wenn dieses Nachplappern dann auch noch annähernd ebenso öffentlich passiert. Ja ja, jeder hat ein Recht auf seine eigene Meinung; es wäre allerdings richtig schön, wenn es auch tatsächlich die eigene wäre und nicht irgendein Dreck, den man zum Beispiel im Netz aufgeschnappt hat. Doch für eine eigene Meinung braucht es zwei Dinge: den Willen, sich zu informieren und die Fähigkeit die Informationen auch verarbeiten zu können. Ist schon Scheisse, wenn man so ungebildet ist, dass man eine ziemlich einfache Statistik wie den Migrationsbericht nicht korrekt lesen kann…
Oder aber so arrogant, borniert, scheuklappig und leicht manipulierbar, dass man einfach alles, was einem nicht gefällt in Abrede stellt. Migrationsbericht? Politiker lügen doch eh alle, ich sehe doch immer die ganzen Kopftuchträger! Von 2012? Wir haben 2014, wo ist denn der von 2013, der sieht bestimmt ganz anders aus! Die Linken haben doch eh alles unterwandert, die Gutmenscherei bedroht unsere Identität und unsere Existenz, die Islamisten werden uns überrennen, Lablalaberschwurbelnazischeisse…!
Tja, Leute die Oxymoron für eine neue Waschmittelmarke, die Kolumne in der BILD-Zeitung für die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit halten und mehr Zeit darauf verwenden, sich über Fussball, als über die wirklich wichtigen Themen des Lebens zu informieren, sind ganz offensichtlich die aktuellen Inhaber der Meinungshoheit, denn sie scheinen den weitaus größten Teil der Mitmenschoiden in unserer Republik darzustellen. Und wissen noch nicht einmal woher der Begriff kommt; res publica, öffentliche Sache. Doch um an der öffentlichen Sache teilhaben zu können, bedarf es sinn- und gehaltvoller, auf Verlässlichkeit überprüfter Informationen und des Wissens um den Kontext, um diese auch richtig einordnen zu können.
Die gleichen Leute, die sich zum Beispiel darüber beschweren, das sich niemand für ihre Belange interessiert und dass ja eh immer nur alles schlechter wird, übersehen bei ihrem Gejammer nur allzu gerne, dass die Öffentlichkeit, von der immer die Rede ist, sich unter Anderem aus ihnen selbst zusammensetzt und das ein Gemeinwesen, genau wie eine komplizierte Maschine, nur so gut funktionieren kann, wie seine Einzelteile funktionieren; also bezogen auf die Gesellschaft bereit sind, sich selbst einzubringen und nicht nur ihre Rechte, sondern auch – vor allem – ihre Pflichten wahrzunehmen.
Sich zurück zu lehnen und zu warten, dass ein Anderer die tatsächlichen Probleme benennt und eine Lösung anbietet, ist nicht nur dumm, sondern sogar gefährlich. Denn ein solcher Anderer verfolgt immer, analog der ebenfalls immer wieder gerne zitierten menschlichen Natur, zuallererst seine eigenen Ziele. Und selbst wenn es sich um ein altes, fortwährendes Problem handelt, sollte man sich nicht auf den verlassen, der am lautesten schreit – zum Beispiel einen hinterfotzigen bajuwarischen Problembären mit Hang zu Polemik – sondern sich von verschiedenen Seiten anschauen, was es zu der Sache zu wissen gibt. Wobei etwas, dass zunächst wie ein Problem aussieht bei weitem nicht immer auch wirklich eines ist.
Das mit dem Ansehen von verschiedenen Seiten ist das Hauptproblem, denn es erfordert nicht nur Intellekt, sondern vor allem Toleranz, sich auf andere Standpunkte einzulassen; und sei es nur um eines besseren Gesamtbildes wegen. Nachdem diese Feststellung endlich getroffen ist, bleibt mir nur noch eines zu sagen: nämlich das meine Toleranz für Toleranzmangel auch dem Ende zugeht. Für heute habe ich fertig, nun geht schon endlich auf die Couch und glotzt Sport…