Bienvenue au pays cathare N°9 – Hoppelhäschen umständehalber abzugeben…

Ostern…! Gestern las ich irgendwo in den Weiten des Netzes einen kleinen Disput um die Frage, ob Deutschland ein christliches Land sei. Und ich durfte – nicht unerwartet – den bemerkenswerten Mangel an Ambivalenz-Toleranz im Großteil der Diskussions-teilnehmer zur Kenntnis nehmen. Es ist ja nix neues, dass die Menschoiden nicht zwischen einem säkularen Staatswesen einerseits und der kulturellen Prägung eines schrumpfenden Teils der Bewohner andererseits unterscheiden können. Und das man sich dann verbal den Schädel einschlägt. Die antisozialen Medien mit ihrer vorgeblichen Anonymität machen es einem so leicht, mal die Fresse groß aufzureißen, dass es mittlerweile nur noch lächerlich ist. Beispiel Insta: ich habe gestern, nur so zum Spaß auf die, von FAZ Online gepostete Frage, wie ich zu einer Rückkehr Stefan Raabs auf die große Bühne (wahrscheinlich ein Publicity-Gag oder verfühter Aprilscherz) stehen würde – wahrheitsgemäß – geantwortet, dass er wegen mir gerne in der Versenkung bleiben könnte. Von „Du auch“ (ich interpretiere das jetzt so, dass der Typ meinte, ich solle auch in der Versenkung verschwinden, leider ließ man sich nicht zu einem vollständigen Satz überreden), bis zur Annahme, ich sei wohl ein verbitterter Nazi war dann doch einiges dabei. Ich gebe ja zu, dass ich dann auch gerne mal Öl ins Feuer gieße, bis ich den einen oder anderen Deppen melden kann; bisher hat’s nicht geklappt. Es zeigt MIR einfach nur wieder die mangelnde mentale und intellektuelle Standfestigkeit vieler Menschoiden auf Insta. Aber irgendwie ist es auch lustig…

Antisocial Media ist, wie in einen unbeleuchteten Tunnel einzufahren…

Kommen wir zum Hasen zurück. Abseits der ganzen heidnischen Bräuche – und ob diese nun von der Verehrung der germanischen Frühlingsgöttin „Ostara“ herrühren, oder nicht, ist mir Wumpe – geht’s beim Osterfest doch eigentlich um den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus. Ob ich DIE Geschichte nun glauben will, lassen wir mal dahingestellt. In jedem Fall kann man aber sehr gut spüren, dass der Wechsel zum Frühling (und damit zu wärmerem Wetter) in vollem Gange ist; und damit auch Ostern nichts weiter als ein Rite de Passage im Reigen der Jahreszeiten. Ich nehme das mal zum Anlass, darauf zu hoffen, dass die zweite Woche unseres Urlaubes vielleicht nicht ganz so wechselhafte Witterung bringt. Immerhin konnte ich dem wankelmütigen südfranzösischen Frühling schon die eine oder andere Stunde Sonne abtrotzen. Aber was bedeutet Ostern ansonsten für mich…? Ich befürchte, da ist wenig mehr als das Gefühl, dass nun die für mich angenehmere Hälfte des Jahres beginnt, da ich mit Dunkelheit und Kälte nicht allzuviel anfangen kann. Und da der Wintersport, auf Grund der beunruhigend stabilen Tendenz meiner Nase, den Boden zu berühren, wenn ich etwas Festes zwischen meine Füße und denselben schnalle, einfach nix für mich ist, bleibt nur, auf die wenigen schönen Wintertage zu hoffen, die bei uns daheim allerdings in etwa so häufig sind, wie freilaufende, lila-blassblau karierte Elefanten. Also nehme ich die Bräuche als beobachtender Außenseiter zur Kenntnis und hoffe auf mehr Frühling. Ostara, sei mir hold!

Deutschland ein christliches Land? Dann frage ich mich, wo die Nächstenliebe ist? Dann frage ich mich, wie es um Solidarität MIT und Hilfe FÜR die Armen bestellt ist? Dann frage ich mich, wo der Respekt und die Freundlichkeit sind? (Auf Insta jedenfalls nicht, wenn man noch nicht mal kundtun kann, dass der Raab einfach seinen – Gottseidank frühen – Ruhestand genießen und mich nicht wieder mit seinem Blödsinn behelligen soll). Dann frage ich mich, warum eine Organisation, die seit Jahrhunderten so tut, als habe sie das Monopol auf die „richtige“ Ausübung des Glaubens und gleichzeitig Menschen auf unterschiedlichste Weise ausbeutet, mir erzählen will, wie ich meine Frühlingsbeginn zu feiern habe? Und ja, ich nehme zur Kenntnis, dass die Kirche eine Menge guter Menschen beschäftigt, die ihre pflegerischen, bildenden und seelsorgerischen Pflichten sehr ernst nehmen. Das ändert am Charakter der Organisation jedoch herzlich wenig. Letztlich feiere ich Ostern für meine KInder. Und die glauben nicht mehr an den Osterhasen, sehr wohl jedoch an ein Ritual, das kleine Geschenke verspricht! Da kann man jetzt drüber denken, was man will; aber mit dem eigentlichen Thema von Ostern, nämlich einem Versprechen auf die Erlösung von irdischen Lasten im Jenseits hat das alles nix zu tun. Und vielleicht ist das auch gut so, denn was man selbst von der Idee eines Jenseits hält, sollte vielleicht in den allermeisten Fällen mangels Substanz besser privat bleiben. Denn tatsächlich würde eine ehrliche, ernsthafte Auseinandersetzung darüber mit anderen Menschen die allermeisten ziemlich überfordern; mindestens diese ganzen Menschoiden auf Insta.

Die Sonne mag heute Mittag noch nicht so recht rauskommen, also werde ich mich wohl demnächst einem anderen wichtigen Rite de Passage zuwenden: dem Kochen! Denn es überführt einige Dinge die zunächst so aussehen, als hätten sie nur wenig miteinander zu tun in einen Zustand, der Wärme, Zufriedenheit und manchmal auch Lebensfreude erzeugt; ganz so wie der Frühlingsanfang und die Ostereiersuche dies tun sollten. Vielleicht fange ich ja dieses Mal den Hasen; so ein Hüpfer macht sich im Ofen auch ganz gut. Für morgen dann (F)Rohe Ostern.

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