Kalt war’s heute morgen. Zumindest für hiesige Verhältnisse. Wenn ich aus meinem privaten Bürofenster schaue, ist da sogar jetzt noch Rauhreif, weil die Sonne nicht hinkommt. Apropops Sonne; schön, die mal wieder zu sehen. Ich habe gerade meinen Schreibtisch aufgeräumt, nachdem ich gestern Abend ein wenig mit Videos herum experimentiert hatte; und dann, dank der davongelaufenen Zeit hastig davoneilen musste, um der Familie beizuwohnen. Oder wenigstens die Kinder ins Bett zu bringen. Ich hatte mich erinnert, dass ich ja mal ein bisschen Vloggen wollte – war aber mit den bisherigen Ergebnissen alles andere als zufrieden gewesen war. Ne, ne, Junge, so wirste kein Youtube-Star. Also noch mal alles auf Null und mit anderem Equipment experimentieren. Und da ist es wieder: das unsichtbare Stöckchen. Wir denken ja immer, dass es jemand anderes braucht, um uns welche hinzuhalten, und zum drüberspringen zu motivieren. Manchmal jedoch wird deine eigene intrinsische Motivation zu deinem Endgegner; scheiß auf Wäscheberge. Und DIE sind normalerweise schon unbezwingbar…
Ehrlich – ich weiß gar nicht so genau, warum mich das Thema so fasziniert. Ja… ich könnte jetzt wieder mit meinem üblichen „ist für die Unterrichtsarbeit verwertbar“-Geschwafel loslegen. Aber um der Liebe zur Wahrheit Willen sei angemerkt: NÖ! Also… doch, schon. Aber eben nicht hauptsächlich. Vielleicht liegt es daran, dass ich in den letzten Monaten viele Youtube-Videos gesehen habe – und natürlich selbst über eine gewisse Mitteilsamkeit verfüge, deren binnenpsychologisches Äquivalent die ganze Zeit auf meiner linken Schulter sitzt und mit Smeagolls Stimme flüstert: „Das kannst du auch…!“. Auf der rechten sitzt allerdings unterdessen mein persönlicher Gollum und sagt: „…das Letzte sah aber Scheiße aus!“ Und objektiv betrachtet hat der Penner nicht ganz unrecht. Sagt es ruhig laut „Perfektionismus-Opfer!“. Nun ist es allerdings mit Youtube-Videos tatsächlich so, dass man, wenn man mehr als fünf bis neun Leute ansprechen möchte, einerseits etwas Mühe in die technische Produktion stecken sollte. Klar, im Rahmen seiner jeweiligen Möglichkeiten. Aber wir müssen es leider akzeptieren – nur halbwegs professionell produzierte Videos ziehen auch tatsächlich Klicks. Und dafür braucht man ein gewisses Techlevel und einige Skills.
Andererseits stellt sich natürlich die Content-Frage. Wenn ich eine Nische bespiele, in der es wenige ernstzunehmende Mitanbieter gibt, habe ich zwar gute Chancen, schnell zum „Star“ zu avancieren – die Reichweite wird jedoch stets erheblich unter der irgendwelcher Mainstream-Instas oder Youtuber bleiben. Und ich bin halt nicht wirklich Mainstream. Und ich will auch keine Produkte rezensieren. Das ist mir zu kleinteiliger Scheiß, der meist dabei rumkommt. Also geht es mir nicht um’s Geldverdienen? Denn was sollte ich bei meiner Themenauswahl schon großartig monetarisieren? Pädagogik? Da gibt’s genug andere Angebote, die wahrscheinlich besser sind, oder zumindest besser aussehen und so gut wie nix kosten. Doch eher Rollenspiel, bzw. das Storytelling als solches? Da gibt es schon einige, welche diese Szene in Deutschland bespielen – mit hoch variabler Qualität und noch variablerem Erfolg. Ist dennoch ganz sicher ein Thema, dass mich selbst immer fasziniert; und vielleicht auch den einen oder anderen Zuschauer. Geht es vielleicht dann um Anerkennung? Oder doch eher um ganz schlimm böses Geltungsbedürfnis? Schon möglich. Schließlich wünscht sich jeder kreativ Tätige seine persönlichen 15 Minuten Ruhm, nicht wahr?
Also habe ich mir selbst ein Stöckchen aufgehängt und nehme gerade Anlauf. Und was ist mit den anderen Stöckchen; zum Beispiel im Job? Tja! Die Frage ist doch, welches dieser Stöckchen hängt niedriger? Ist also mit weniger Anlauf und weniger Mühe zu überwinden? Welches verspricht die größere Belohnung? Und vor allem – wie schnell? Verfluchte Psychologie! Jeder von uns wird diese Fragen anders beantworten. Für mich jedoch ist ganz klar, dass mein Belohnungszentrum momentan gerade nach einem schnellen Erfolg verlangt, weil sich alles andere wieder mal zu einer Marathonstrecke entwickelt. Und ich eine gewisse Ermattung verspüre. Wenn das neue Jahr einfach genauso weitergelaufen ist, wie das Alte geendet hatte, stellt sich nach kurzer Zeit Ernüchterung, manchmal auch Depression ein. Auch, wenn wir im tiefen Grunde unseres Herzens alle wissen, dass „Neues Jahr, neues Glück!“ ein verdammt naiv-dämlicher Spruch ist. Die verfickte Hoffnung stirbt halt bekanntlich zuletzt. Beim Suizidenten kreist sie wahrscheinlich noch ein letztes Mal schulterzuckend um den Leichnam, um sich dann schnurstracks per Reinkarnation das nächste willige Opfer zu suchen. [Anmerkung: Nein, im Moment brauche ich keine Psychotherapie, danke der Nachfrage!]
Es liegt für mich etwas Beglückendes darin, Dinge zu schaffen. Da ich leider, im Gegensatz zur besten Ehefrau von allen bestenfalls ein leidlicher Handwerker bin, und auch meine Zeichnungen, wie meine 13jährige gerne so treffend bemerkt, leider nicht über Grundschul-Niveau hinaus kommen, muss ich halt weiterhin Schreiben, Knipsen – und ab jetzt auch mal Videoen. Ich bin ehrlich gespannt, ob ich es besser hinkriege, als bei den ersten Versuchen, ohne Probleme mit Geld bewerfen zu müssen. Wir werden sehen. Einstweilen wünsche ich einen sonnigen Samstag – C U SOON!