Es ergibt sich. Manches zumindest. Oder besser gesagt, vieles. Nämlich, dass sich Dinge selten so fügen, wie wir es uns in unserer Vorstellung ausmalen. Wir werden nur höchst selten zu Rockstars, zu Schauspielern oder umschwärmten Autoren und wenn es dazu kommt, dass jemand es tatsächlich schafft, sich in einem der vorgenannten Metiers des Medienschaffens zu etablieren, darf er oder sie alsbald vom bitteren Teil der Frucht vom Baum der Erkenntnis kosten – jenem Teil der den Preis des Ruhms enthält. So wie Janus zwei Gesichter oder die Münze zwei Seiten hat, zeigt sich nur allzu schnell, dass selbst das Gold ein Gewicht hat, welches einen im ersten unachtsamen Moment in die Tiefe zu ziehen vermag.
Doch auch ein mundaneres, von einer gewöhnlicheren Erwerbstätigkeit geprägtes Leben ist nur selten auf lange Sicht planbar, weil unsere Welt ein sehr chaotisches Treiben ist, in dem zum einen sehr viele unterschiedliche Individuen ihren Zielen nachgehen und dabei nur höchst selten altruistisch vorgehen. Zum anderen unterliegt unsere Existenz äußeren Einflüssen, die wir en Detail weder mit statistischen Modellen vorhersagen, noch denen wir mit einem unsagbaren Maß an Vorsicht zu entgehen vermögen. Oder anders gesagt: dem Zufall, dem Schicksal, dem Kismet oder Karma, ganz wie es der Einzelne auch zu nennen belieben mag kann man nicht entkommen.
Diese simple Feststellung hat nichts mit Fatalismus zu tun, sondern mit der Erkenntnis, dass man sich anstatt auf lange Sicht alles durchplanen zu wollen vielleicht lieber damit beschäftigen sollte, sein Leben, so wie es gerade stattfindet einfach mal zu leben und dem Zufall das abzugewinnen, was er bereit hält.
Das klingt so viel zu einfach und ohne Frage ist meine Aussage vielen zu vage; überdies werden nicht wenige einwenden, dass man ohne Planungssicherheit keine Familie gründen, kein Haus bauen, keine Existenz sichern kann. Aber was ist das überhaupt: Existenzsicherung? Bedeutet es, genug Vorräte, Konsumgüter und weniger mobiles Eigentum heranzuschaffen, um sich (und seinen Lieben, sofern vorhanden) ein mehr oder weniger komfortables Subsistieren erlauben zu können? Diese Sichtweise, welche von Ökonomen gerne als alleiniges Motivationsmerkmal menschlichen Strebens angeführt wird, beschränkt uns nämlich auf das Bild eines allenfalls teilautonomen Konsumenten, der sich zwar seine nächste heimatliche Umgebung aus dem Fundus der mannigfaltigen Angebote konfigurieren kann. Auf den ganzen Rest seiner Umwelt kann er jedoch nicht nennenswert einwirken, dieser wirkt vielmehr auf ihn, um noch mehr Konsum zu bewirken. Genug gewirkt, denn auf eine so simple Kausalrelation will und werde ich mich nicht reduzieren lassen.
Und das sollte niemand tun, denn so paradox es klingen mag – nur wenn wir uns von den Zwängen allzu großer Häuflein persönlichen Besitzes freizumachen lernen, können wir Nachhaltigkeit erreichen. Auch wenn dieser Begriff mittlerweile dank des Missbrauchs durch zu viele machtgeile Meinungshuren seiner Bedeutung beraubt zu werden droht, hat sein Kern dennoch Bestand: nämlich zum Wesentlichen zurückzukehren, um es zu schützen und auch für die kommenden Generationen nutzbar erhalten zu können. Und dafür sollte man gerne mal spontan werden und den Fährnissen des Alltags mit Gelassenheit trotzen, anstatt sich wegen irgendwelcher Kleinigkeiten aufzureiben. Das würde uns allen helfen.