Für alle, die das oben exerzierte Wortspiel nicht kapiert haben – es geht um Eskapismus. Das ist, wenn man etwas Besonderes macht, um wenigstens gelegentlich den grauen Alltag vergessen zu können. Keine Ahnung, ob jetzt schon jedem klar ist, dass das zum einen so klassische Geschichten wie den eigenen Schrebergarten, eine umfangreiche Musik- oder Büchersammlung, regelmäßige Theaterbesuche oder die ehrenamtliche Mitarbeit im ortseigenen Tierheim beinhaltet; genauso aber auch Speedgolfen, Downhillbiken oder Fallschirmspringen.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang ausdrücklich nicht der Actiongehalt der gewählten Tätigkeit, oder der Preis der notwendigen Ausrüstung – obwohl der bei Männern ja durchaus auch mal für einen Schwanzvergleich taugt – ganz zu schweigen vom Sozialprestige, mit welchem diese verbunden sein mag; nein hier zählt sozusagen nur der individuell zugemessene Gehalt, also das Maß an Realitätsflucht, dass realisiert werden kann.
Man könnte jetzt sagen, dass ein normales Hobby doch keine Realitätsflucht im psychologischen Sinne darstellt, da Vertreter dieser Fachrichtung nach meiner bescheidenen Erfahrung allzu oft recht schnell mit der Unterstellung eines pathologischen – will heißen krankhaften – Sachverhaltes bei der Hand sind. Aber Eskapismus hat für mich in erster Linie keinen psychopathologischen Gehalt, sondern beschreibt, dass man verdammt noch mal eine Pause vom Alltag braucht. Und die Art und Weise in der man sich den Pflichten, Regularien und der Enge des Hier und Jetzt zu entziehen versucht, ist eben etwas sehr eigenes; und so soll es auch sein.
Allerdings bedeuten sehr unterschiedliche Geschmäcker bzw. Interessen auch, dass den just nicht an der Sache beteiligten ein gerüttelt Maß an Toleranz abgefragt werden kann, denn mancher Versuch der Alltagsflucht mutet für den nicht initiierten unter Umständen schon ein wenig sonderbar an. Ich bin Fantasyrollenspieler, ich weiß leider, wovon ich rede.
Aber genau das ist der Kern – „Jedem Tierchen sein Pläsierchen“ ist nicht zu Unrecht seit über 100 Jahren ein geflügeltes Wort und auch wenn die Pluralisierung unserer Gesellschaft seit den Tagen Edwin Bormans und Adolf Oberländers mit Sicherheit zugenommen hat, geht von seiner Gültigkeit kein Jota verloren. Allerdings kann es einem heute passieren, dass die ganze Welt sehr viel schneller von vielleicht auch eher als abseitig betrachteten Freizeitgestaltungsvorlieben erfährt; Facebook und Youtube machen’s möglich. Damit muss man dann halt leben, wenn man für sich den Wunsch nach Tolerierung des eigenen Tuns reklamiert. Wichtig ist mir neben der Akzeptanz des Andersseins einerseits allerdings auch, dass man andererseits durch seine eskapistischen Eskapaden niemandem Schaden zufügt. Sollte ja eigentlich immer so sein, oder? Also, dann mal viel Spaß bei euren Hobbys. Vielleicht muss ich ja nicht immer nur von meinen erzählen…