Ziele. Ziele! Ziele? #3 – Bildung

Bildung und besser werden hängen doch zusammen, oder? Sagen wir mal so: wenn man sich als Individuum, wie es gegenwärtig gerade chic ist auf seine ökonomische Funktion reduzieren lassen möchte, dann stimmt das. Das Anhäufen von mehr Bildungszertifikaten erlaubt, einer eher meritokratischen Denke folgend, höhere Erlöse auf dem Arbeitsmarkt erzielen und sich damit ein besseres Leben leisten zu können. Wobei besseres Leben hier in erster Linie die Fähigkeit zu mehr Konsum meint. Betrachtet man mal kurz den Zusammenhang zwischen Konsum und Ressourcenverbrauch, wird recht schnell klar, dass besseres Leben und Bildung vielleicht doch eher auf andere Art zusammenhängen (sollten)…

Das Versprechen sozialen Aufstiegs, das Eng mit den Bildungsreformen der jungen Bundesrepublik verknüpft war, zeigt sich heute als Chimäre. Rein wirtschaftliches Vorankommen als Gradmesser für Bildungserfolg verkennt die Notwendigkeit, zu nachhaltigem, ökologisch verantwortlichem Handeln kommen zu müssen, wenn für meine Kinder irgendwann noch eine Zukunft bleiben soll. Doch unser Bildungswesen ist mittlerweile zuvorderst darauf ausgerichtet, weitere „Funktionseinheiten“ zu produzieren, die sich möglichst reibungslos, wie Ersatzteile, in die Mechanismen der Wertschöpfungsketten integrieren lassen. Der Schutz und die Weiterentwicklung unseres Landes als Wirtschaftsstandortes sind nicht nur zur ersten, sondern mancherorts leider zur einzigen Prämisse geworden. Diskussionen über Sinn und Zweck von Bildung werden nur noch auf der wissenschaftlichen Fachebene geführt und in der Öffentlichkeit kaum rezipiert. Meist weil sie viel zu verkopft und zu abgehoben daher kommen, als dass der Otto-Normalverbraucher etwas damit anfangen könnte.

Dabei ist alles ganz einfach: Bildung soll den Menschen dazu befähigen, sich seiner Welt zu bemächtigen; und dies im positiven Sinne. Die Vermittlung des geistigen Handwerkszeuges, durch welches jeder selbst sinnvolle politische, soziale und wirtschaftliche Entscheidungen treffen kann – das sollte eigentlich die Aufgabe von Bildung sein. Das schließt explizit auch die Möglichkeit ein, sehr divergierender Meinung sein zu dürfen. Demokratie bedeutet, andere Meinungen, auch wenn man sie nicht versteht, anerkennen und aushalten zu können.  Demokratie bedeutet all diese Meinungen unter einen Hut zu bringen, um ein Zusammenleben gewährleisten zu können. und Bildung bedeutet, alle dazu zu befähigen, dieses Zusammenleben ausgestalten zu können, ohne sich gleich den Schädel einschlagen zu müssen.

Was nun für irgendjemanden ein gutes Leben ist, darüber kann man ebenso trefflich streiten, wie über die Frage, wie viel Zuwanderung unser Land braucht, bzw. verträgt, oder was Nachhaltigkeit für jeden einzelnen bedeutet. Bildung ist der Schlüssel, verstehen zu können, dass diese Fragen nicht isoliert betrachtet werden können, sondern zusammenhängen. Bildung ist ferner der Katalysator, der angemessene gesellschaftliche Reaktionen befördert – und die Diskussion darüber ermöglicht, was angemessen ist und was nicht. Und damit ist eigentlich schon klar, dass Bildung für alle eine Chance auf ein gutes (vielleicht sogar besseres Leben) ist; und für diejenigen, die sie verbreiten können eine Verpflichtung, dies auch nach bestem Wissen und Gewissen zu tun. Das will ich auch tun!

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