Tja, nun bekommen die Politiker wahrscheinlich doch noch ihren, von keiner Sachorientierung getrübten Willen: der Rettungsdienstbereich Rhein-Neckar wird wieder aufgetrennt, weil sich die Bürgermeister der Städte Mannheim und Heidelberg nicht darauf verständigen konnten, wie eine gemeinsame Leitstellen-Struktur aussehen könnte, die den Ansprüchen beider Kommunen gerecht würde. Also will man nun mit Gewalt (und Kosten) auseinander reißen, was über Jahre mühsam zusammengewachsen ist.
Zweifellos hat die integrierte Leitstelle Rhein-Neckar Defizite, die dringend angegangen werden müssten – nein schon lange hätten angegangen werden müssen. Versagt hat hier jedoch nicht etwa das Personal, welches, alles Widrigkeiten zum Trotz ein halbwegs akzeptables Versorgungsniveau sicherstellen konnte. Versagt haben die Führungen der am Betrieb der Leitstelle beteiligten Institutionen ebenso, wie der Bereichsausschuß; jene Institution, die in allen Rettungsdienst-Bereichen in Baden-Württemberg seit Jahr und Tag abseits aller staatlichen Kontrolle Budgets für Rettungsdienst und Krankentransport auskungelt. Und deren Protagonisten das institutionalisierte Kaputtsparen des Rettungsdienstes in Baden- Württemberg zu einer Kunst raffiniert haben.
Reformbedarf wurde zerredet, Transparenz wurde verhindert, Investitionen wurden verhindert; alles in Namen des Sparwahns, auf Kosten der Kollegen, die sich in diesem System kaputt machen lassen müssen. Und auf Kosten der Bürger, denen man immer und immer wieder die Lüge verkauft, dass wir alles könnten, außer Hochdeutsch.
Fakt ist, dass die alten Bedarfsgutachten vergangener Jahre immer noch nicht vollständig umgesetzt wurden, weil Krankenkassenvertreter dies zu verhindern wussten. Es wäre an dieser Stelle zu erwähnen, das manche Krankenkassen ihren Vertreten in solchen Gremien Erfolgs-Prämien für das Preisdrücken zahlen. Je kleiner dass ausgehandelte Budget (also je weniger Geld für vernünftigen Rettungsdienst zur Verfügung steht), desto größer das Plus auf dem Konto des Kassenvertreters. Solche Vorgaben sind an Zynismus wohl kaum zu überbieten. aber genau deshalb fahren immer noch weniger Rettungs-Fahrzeuge auf Rhein-Neckars Straßen, als es laut Gutachten sein müssten. Von den gezahlten Preisen für die Dienstleistung Krankentransport ganz zu schweigen. Die Vergütung durch die Krankenkassen deckt noch nicht mal ansatzweise die Kosten für vernünftiges Personal und Fahrzeuge. Und dann wundern sich die Leute, dass nicht genug Krankentransportfahrzeuge unterwegs sind und die Wartezeiten häufig viel zu lang sind. Würden die Krankenkassen das bezahlen, was die Dienstleistung wert ist, hätten wir diese Probleme nicht.
Anstatt aber diese Probleme anzugehen, lastet man auf Mannheimer Seite die Schuld für die so entstandenen Defizite, wie etwa lange Anrückzeiten einfach der Struktur des Bereiches an und will diesen auseinander nehmen, anstatt das eigentliche Problem anzugehen; nämlich die Bereichsausschüsse unter eine einheitliche Rechtsaufsicht zu stellen und einen Vertreter der Kommune zu installieren, der endlich demokratische Entscheidungen mit einfacher demokratischer Mehrheit erlauben würde. Wenn nämlich immer genau gleich viele Vertreter von Dienstleistern und Kostenträgern drinsitzen, sind auch stets nur faule Kompromisse möglich. Wie es die letzten 20 Jahre üblich war.
Durch das Auseinandernehmen des Bereiches entstehen nur Kosten, denn an den entstehenden Bruchlinien muss man neue Redundanzen schaffen (also noch mehr Autos, obwohl doch die eigentlich veranschlagte Menge sowieso noch nicht umgesetzt wurde). Was sicherlich nicht entsteht, ist eine bessere notfallmedizinische Versorgung der Bürger, wie sie immer wieder propagiert wird. Die entsteht durch eine gute Aus- und Fortbildung ebenso, wie durch eine angemessene Ausstattung und Entlohnung des Personals. Sowohl auf der Leitstelle, als auch auf dem Rettungswagen und Krankentransportwagen.
Aber vielleicht muss man, wie so oft in der Kommunalpolitik erst mal alles an die Wand fahren, bevor man auf die Praktiker mit profunder Kenntnis der vorhandenen Strukturen hört. Politiker und Gutachter wissen ja immer alles besser, nicht wahr…?
Also diesem Artikel kann ich nur teilweise zustimmen. Die Stadt wollte den Bereich nicht trennen, es war aber nötig da sie in eine Struktur gezwungen worden wäre, die ihr nicht passt. Zudem kann stark darüber spekuliert werden, ob das Gutachten unabhängig entstanden ist, oder ob es nicht einer HiOrg zuträglich war. Letztendlich ist an dieser Situation einzig und allein das DRK/die Kassen schuld. Hätten sie ihre Arbeit gemacht und die Leitstelle RNK zu einem funktionierenden Apparat gemacht und den Rettungsdienst nicht todgewirtschaftet, wäre es alles so nie gekommen.
Letztendlich muss man froh sein das die Stadt Mannheim druckt macht. Durch diesen Druck (auch von der Presse) kommt die Leitstelle voraussichtlich in kommunale Hand, wird die Leitstellenstriltur geändert, wird vereinheitlicht und ein ÄLRD eingesetzt.
Der RNK und HD (Der OB ist ja selbst Funktionsträger im DRK) hatten daran kein Interesse. Die Mannheimer waren keine Duckmäuse, nein, sie sind die einzigsten die diese Probleme nicht hinnehmen wollten, sie wollten sich nicht in diesen „Sauhaufen“ integrieren.
Und das sollte man auch ein bisschen verstehen, es bringt die nächsten Jahre auch viele Vorteile für den RD in Bawü
Selbstverständlich ist es einfach, dem DRK die alleinige Schuld zuzuweisen; und soweit das die getroffenen Absprachen im Bereichs-Ausschuss und das jahrelange Mauern des DRK gegen die Installation eines ÄLRD als externe Qualitätssicherung-Instanz betrifft, gehe ich da auch mit.
Es ist jedoch weder das Betreiben der Stadt Mannheim, einen ÄLRD zu installieren, noch das Betreiben der Stadt Mannheim, eine funktionierende Rechtsaufsicht zum BA zu installieren. Dann hätte man andere Wege (z.B. vor den LVG ziehen) gehen müssen. Was man nicht getan hat.
Unter dem Strich bleibt das Gezerre um den Standort der Leitstelle ein Kampf um Prestige und Zuschüsse -sonst nichts. Es wäre auch zum jetzigen Zeitpunkt immer noch billiger – und mit Blick auf Synergien auch sinnvoller – die ILS Rhein-Neckar technisch, personell und im bereich Aus- und Fortbildung weiter zu ertüchtigen, anstatt mit Gewalt neue Konstrukte schaffen zu wollen, deren Leistungsfähigkeit nur schwer abzuschätzen ist. Insbesondere unter dem Aspekt, dass die derzeitige Leitstelle Mannheim der Berufsfeuerwehr weder personell, noch hinsichtlich der Ausbildung der Einsatzsachbearbeiter in der Lage wäre, zu übernehmen…
Noch ein Wort am Rande – ich als zeitweiser Mitarbeiter der ILS Rhein-Neckar nehme das „Sauhaufen“ als persönliche Beleidigung. Und Vorteile für den RD in Ba-Wü bringt nur eine vernünftige Rechtsaufsicht für die Bereichs-Ausschüsse, welche die Kaputtsparerei der letzten 2 Jahrzehnte endlich einhegt!