Die Hitze hält an und mein geistige Hitze steigt, wenn ich mir unsere Gesundheitspolitik so anschaue. Herr Spahn, amtierender Minster für Gesundheit hat verschiedene Ideen vorgelegt, die allerdings für einen Praktiker wie Trostpflaster klingen. Anstatt eine Neukonzeption zu wagen, tatsächlich, wie überall sonst auch den Bürger in die Pflicht zu nehmen, die Beitragsaufkommen wieder zu solidarisieren und die Verwaltungsapparate zu entschlacken, wird hier ein bisschen an einer Schraube gedreht und dort ein bisschen an einer Strippe gezogen. Dabei könnte es einfach sein, wenn man sich ein Herz nähme und nicht immer noch wie ein Pharmalobbyist handeln würde…
- Einführung eines Faches Gesundheitskunde, spätestens ab der dritten Klasse mit einer Stunde Unterricht wöchentlich. Denn Kenntnisse über die Funktionen des eigenen Körpers und die Funktionen des Gesundheitswesens könnten die medizinische Selbstkompetenz der Bürger erheblich stärken. Die Hoffnung ist, dadurch die Zahl der unnötigen Leistungsinanspruchnahmen zu senken.
- Die Medizinalfachberufe müssen gegenüber der Ärzteschaft gestärkt werden. Nur wenn sie in der Gesellschaft als eigenes Tätigkeitsfeld wahrgenommen werden, erfahren sie vielleicht auch angemessene Wertschätzung.
- Überdies muss die Gehalts-Struktur überdacht werden.
- Einführung einer solidarischen Krankenversicherung. Die gegenwärtige 2-Klassen-Medizin erzeugt finanzielle Anreize für Leistungserbringer, die zur Kostenexplosion im Gesundheitswesen beitragen.
- Begrenzung des Einflusses der Pharmalobby, verbesserte Steuerung der Ausgaben und Kosten/Nutzen-Bewertung für Pharmaka.
- Flächendeckende Einführung des Gemeinde-Notfallsanitäters oder der Gemeindeschwester als Gatekeeper für Notfalldienstleistungen.
- Disposition der ärztlichen Vertretungsdienste durch integrierte Leitstellen nach bundeseinheitlichem Katalog.
Wenn ich länger darüber nachdächte, fielen mir bestimmt noch mehr Maßnahmen ein. Aber mit dem von mir genannten Katalog ließen sich viele Probleme, die gegenwärtig durch die Medien geistern (wie etwa überfüllte Notaufnahmen, Hausärzte-Mangel in den ländlichen Räumen) zumindest dämpfen. Zweifelsfrei würde das am Anfang Geld kosten. Langfristig ließen sich Gesundheitsausgaben aber zumindest stabilisieren. Und es kann nicht sein, das Gesundheit – wie derzeit praktiziert – abgesehen von einigen kosmetischen Pflästerchen als Dienstleistung einfach dem Markt überlassen wird. Das verschärft die soziale Ungleichheit weit mehr, als irgendeine andere Unterlassung der aktuellen Politik. Dem muss m,an entschieden entgegen treten, bevor sich auch bei uns lange Schlangen vor den Notaufnahmen bilden.