Ich saß diese Woche eines Abends noch länger, weil ich eine Online-Fortbildung fertig produzieren musste. Die Arbeitsschritte sind dabei mannigfaltig. Präsentationen (in meinem Fall tatsächlich Powerpoint (c) ) erstellen, Präsentationen kommentieren und aufzeichnen, konvertieren, uploaden, in das Kurs-Projekt einbinden (wir nutzen Articulate Rise 360 (c) ), die Texte anpassen, das Projekt exportieren und in das Lernmanagement-System (bei uns ein Moodle (c) ) einpassen, Teilnehmer einbuchen und einladen. Die ersten Schritte sind dabei immer die schwersten, denn bis man zündende Ideen hat, wie sich bestimmte Dinge halbwegs gut erklären und visualisieren lassen, geht manchmal ganz schön Zeit drauf. Dann müssen die Visualisierungen erstellt werden; ich kann nicht wirklich malen, aber Bikablo-Männchen (c) kriege ich hin. Alles in allem ist das ein anstrengender Prozess, in den bei fertigen Instruktionsdesigns pro Unterrichtseinheit sicher 4-5 Stunden Arbeit fließen – wenn’s denn langt.
Wenn es nur ein sturer Produktionsprozess wäre, dann setzte man sich also eine starke Woche hin und hätte einen digitalen Unterrichtstag produziert, der von beliebig vielen Personen genutzt werden kann. Einzelne Teile lassen sich, sofern man sauber gearbeitet hat, auch in unterschiedlichen Formaten wiederverwenden. Es ist also in keinem Fall verschwendete Zeit. Jedoch ist das mit dem Start und auch dem Flow eines kreativen Prozesses so eine Sache. Speziell bei dieser Fortbildung kam es zu Verzögerungen auf Grund erhöhten Workloads an anderer Stelle; einerseits. Aber andererseits sitzt man manchmal einfach vor dem Monitor und nichts fließt. Es ist wie eine verdammte weiße Wand, die einen höhnisch anstarrt, als wenn sie sagen wollte „Na, wieder mal zu blöd, um ES richtig zu machen…?“. Und das ist extrem frustrierend. Denn natürlich ist einem die ganze Zeit über schmerzlich bewusst, dass Andere auf einen warten. Und die verstehen das Thema Schreibblockade vielleicht gar nicht, weil kreative Prozesse nicht unbedingt zu ihrem täglich Brot gehören.
Ich stelle, je älter ich werde, und je mehr ich mich Neurowissenschaften und Kognitions-Psychologie beschäftige fest, dass die Prozesse in unseren Köpfen, deren Ausdruck wir – und auch Andere – dann als Produkte unserer als Kreativität wahrnehmen alles andere als vorhersehbar verlaufen. Wenn man Kreativität aber auch aus betriebswirtschaftlicher Perspektive betrachten muss, ist diese eines von mehreren Assets im Bereich Human Ressources; und zwar jenes, welches Mitarbeiter dazu befähigt, unterschiedlichste auftauchende Probleme auf teilweise originelle Art und Weise zu lösen; vornehmlich um Effizienz zu erhalten oder gar zu steigern; denn Zeit ist Geld. Was bedeutet, dass auch Bildungszeit Geld ist. Nun lässt sich aber der Wert von (Fort)bildung nur sehr schwer beziffern. Ich kann messen, wie viel ich dafür ausgebe und ob eine Bildungseinrichtung als solche kostendeckend arbeitet, oder gar einen positiven Deckungsbeitrag erwirtschaftet. Aber was Bildung mit, bzw. in den Menschen schafft, welche diese konsumieren, ist oft nur schwer und auch nur mittelbar zu beziffern.
Wenn man zum Beispiel jemandem bei der Aneignung von etwas Neuem begleitet, dessen Beherrschung später für den Arbeitgeber Geld verdient, macht es dann einen Unterschied, ob dieser Mensch dies Fähigkeit später besonders gut kann, oder ob er halt nur den Schein gebraucht hat? Dieses Dilemma ist vorerst nicht aufzulösen, aber es trifft hier auch auf mich zu. Wenn ich mir nun Mühe gebe, etwas möglichst verständlich darzustellen, bzw. Aspekte zu beleuchten, die mir auf Grund meiner Ausbildung und Erfahrung in einem Bereich besonders wichtig erscheinen und dabei, wie oben beschrieben, über gewisse Längen gehe, ist das dann aus betrieblicher Sicht noch effizient, oder nur noch (falls überhaupt) effektiv? Und wie messe ich den Unterschied? Macht es also für Andere einen Unterschied, ob ich meine Blockade ignoriere und (aus meiner Sicht) Scheiße abliefere, Hauptsache, es wurde überhaupt etwas ausgeliefert? Ist eine Zwickmühle, aus der ich bislang keinen Ausweg gefunden habe. Also halte ich mich an mein eigenes Qualitäts-Bestreben, auch wenn ich dann manchmal das ungeduldige Generve der Kollegen*innen aushalten muss. Auch wenn ich manchmal bezweifle, dass DIE den Unterschied überhaupt bemerken würden. Nun ja. Draußen wird es langsam dunkel, die neue Woche dräut. Ich wünsche einen schönen Abend.