Ich hatte in den letzten Tagen oft diese alte Liedzeile von Elton John im Hinterkopf: „I’m still standing, yeah, yeah, yeah…!“. Könnte vielleicht daran liegen, dass es Ereignisse gab, die durchaus die Kraft gehabt hätten, mich umzuwerfen, wenn ich mich nicht so verbissen an mein ehrliches Commitment gegenüber meinen Mitarbeiter*innen geklammert hätte, nicht aufzugeben, come hell or high water! Beides ist bislang nicht eingetreten, auch wenn die Witterungssituation hier in Süddeutschland letzthin mancherorts ja durchaus Hochwasser mit sich brachte. Aber auch die Hölle ist nicht wirklich losgebrochen, obwohl es mir letzthin ein bisschen so vorkam, als wenn manche Leute der Teufel geritten hätte. So einen Eindruck hat man im Leben ja durchaus öfter – unabhängig davon, ob’s nun wirklich die anderen sind, die gerade hohldrehen, oder doch man selbst und man’s nur nicht mitbekommen hat. ICH bin eigentlich jemand, der sehr auf Harmonie bedacht ist. Ich fühle mich stets unwohl, wenn ich eingreifen, regulieren oder gar sanktionieren muss; ich denke mir dann, wenn ich solche Situationen erlebe (und mich dabei oft fühle, als würde ich das alles incl. meiner Selbst von außen betrachten), dass man doch als erwachsener Mensch drauf kommen könnte, wenn man gerade über’s Ziel hinaus geschossen ist. Ich kann nur sagen: weit gefehlt Hermano…
Ich muss mich derzeit fragen, welcher Sinn sich aus dieser Zurückhaltung ergibt, die wie eben geschildert meist meiner Persönlichkeit geschuldet ist? Denn ich sehe nun den direkt artikulierten Hinweis, dass man sich von mir im Nahumfeld eine andere Art der Führung wünscht; undzwar eine der wesentlich schnelleren, gezielteren und deutlicheren Intervention. Wohingegen es manch anderen Menschen in der Organisation nicht leise und zurückhaltend genug gehen kann. Diesen Widerspruch aufzulösen, ist momentan mein größtes Problem. Denn grundsätzlich bin ich entscheidungsfreudig, wenn die Fakten gesehen, analysiert, interpretiert und in den Geamtzusammenhang gesetzt wurden: oder, etwas weniger verklausuliert: am Ende des Tages wird man an seinem Tun und Lassen gemessen, nicht jedoch an der Menge der bewegten heißen Luft. Und ich habe im Moment viel zu wenig Zeit zum Analysieren und Entscheidungen treffen, oder gar dafür, diese auch umzusetzen, weil ich zu viel heiße Luft bewegen muss. Irgendwann ist genug geredet und wenn die Argumente ausgetauscht sind, dann MUSS man auch mal zum Punkt kommen. Aber genau das sehe ich im Moment nicht. Den Gedanken, noch mal in die Lokalpolitik zu gehen habe ich deswegen endgültig ad acta gelegt, weil ich vermutlich auch heute noch nicht geduldig genug dafür bin, mir die ganze heiße Luft anzutun, die da oft produziert wird.
Wenn du an deinen eigenen Strategien, Methoden und Überzeugungen zu zweifeln beginnst, weil diese – einmal mehr – nicht so fuktioniert haben, wie du dir das ausgemalt hattest, gibt’s eigentlich nur einen Weg: NACH VORNE! What passed is past. Aber anstatt einfach nach vorne zu schauen, wird wieder und wieder die Retrospektive aufgemacht, aufgebauscht und als Grund verstanden, weniger zu machen; oder zumindest viel leiser. „Um keinen Preis auffallen“ ist aber ein politisches Motto, dass im fachlich-sachlichen Kontext nur sehr bedingt funktioniert, weil andere, externe Parteien einen NUR und AUSSCHLIESSLICH an Ergebnissen messen. Diese externen „Stakeholder“ interessieren Interna einen feuchten Dreck. Aber was weiß ich schon, bin ja nur Pädagoge… Dieser Teil von mir hatte bislang immer gedacht, dass ich mit verständnisvoller Konzilianz wo diese sinnvoll ist, mit freundlicher Überzeug wo es sich als notwendig weist und mit einer leisen Stimme der Vernunft führen könnte. Ich hin nun an einem Punkt, wo ich das nicht mehr stets als erste Option wählen werde, sondern vielmehr schnell auf konsequentes Grenzen setzen und ggfs. Sanktionieren umsteige, wenn ich abermals das Gefühl haben sollte, fortlaufend nicht ernst genommen, verarscht, umgangen oder ungefragt interpretiert zu werden.
Ich war lange Zeit ein König ohne Land, weil sich eine Organisation im Schwebezustand der Zuständigkeits- und Kompetenz-Diffusion stets nach Tageslage entscheiden kann, ob ich als Schuldiger genutzt oder hinsichtlich meiner Erfolge einfach nur ignoriert werden kann. Oder anders gesagt: manchmal habe ich verloren und manchmal die anderen gewonnen. Im Grunde genommen hat sich daran bis heute wenig geändert, weil es immer noch ein paar Leute gibt, die entweder glauben, dass sie tatsächlich besser wüssten als ich, wie mein Job zu funktionieren hätte, obwohl sie weder über die Erfahrung noch die Ausbildung dazu verfügen, oder weil sie denken, dass BWL alles regeln kann/muss. Aber ich habe stets den Elton John gegeben: „I’m still standing“; und ganz langsam macht sich das Gefühl breit, dass ich früher schon mal hatte: nämlich (im übertragenen Sinne) die Leichen mancher Feinde vorbeitreiben sehen zu dürfen und mir dabei, genüsslich an einem geistigen Getränk nippend, selbst zu danken für die unfassbare Geduld, die mein immer wütender innerer Hulk im Angesicht idiotischer Menschen aufzubringen offenkundig in der Lage ist. IN YOUR FACE! Es hat doch so seine Vorteile, vor nunmehr einigen Tagen 50 geworden zu sein. Der Buckel, auf dem die mir manchmal runterrutschen können, ist stabil. Meine Zunge ist schärfer denn je und meine Lust, den Shit zu rocken, die Dinge zu ordnen und meinen Arbeitsplatz endlich strahlen zu lassen ungebrochen. Und wenn ICH dafür jemanden brechen muss, dann ist das so! Wir hören uns…