A cursed years‘ end – now quite a rant! – Part5

Nun ja, Nationalismus ist ja gerade wieder En Vogue und da das menschliche Gedächtnis ja offenkundig schlecht ist (noch mal zum Mitschreiben: das Zusammenwachsen der Nationen Europas nach dem zweiten Weltkrieg führte zur längsten Periode des Friedens und der Prosperität, die Europa jemals seit Christi Geburt gekannt hat) rauschen wir geradewegs in eine Renaissance der Abschottung, der Xenophobie, der Handelskriege, der Verfolgung Andersartiger – und am Ende mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder in einen Weltkrieg, wenn nicht jene Kräfte, die man als liberale Demokraten kennt diesem Schwachsinn die Stirn bieten.

Es ist ein – sozialpsychologisch leicht erklärbares – Urbedürfnis des Menschen, sich einer Gruppe zugehörig fühlen zu wollen. Ein guter Anführer weiß, wie er dieses Bedürfnis instrumentalisiert, um Menschen an sich zu binden. Er muss ihnen nur einen Feind zeigen, den alle Gruppenmitglieder gleichermaßen gerne bekämpfen würden; die Gründe dafür sind im Übrigen vollkommen egal. Dann muss dieser Anführer eine Strategie benennen, wie er diesen Feind zu bekämpfen gedenkt; auch ob er das dann tatsächlich in aller Konsequenz umsetzt, ist eher nachrangig. Denn dann hat er diese Stimmen bereits gewonnen. Siehe Donald Trump, der das gesellschaftliche Klima in den USA schon jetzt wahrscheinlich für ein Jahrzehnt vergiftet hat, obwohl er noch keinen Tag lang präsidiert hat.

Gleiches tun unsere AfD hier, Le Front National in Frankreich, Jobbik in Ungarn, die Partij voor de Vrijheid in den Niederlanden, etc. Überall rings um den Globus gibt es solche politischen Kräfte, die ein nationales Einheitsgefühl beschwören und (zumeist hochstilisierte) äußere Feinde als einendes Element benutzen, dass ihnen Zulauf garantiert. Funktioniert bei Putin schon seit fast zwei Jahrzehnten. Wer da nicht die, allerdings sorgfältig verbrämte Diktatur erkennen kann, hat nichts von dem kapiert, was ich hier zu erklären versuche.

All diese politischen Kräfte machen sich die Eigenheiten des jeweiligen parlamentarischen Systems zu Nutze, sie haben kein Interesse daran, die Verhältnisse tatsächlich nachhaltig zu verändern (die zu hochfliegende Radikalität Hitlers haben sie intellektuell bestens verarbeitet), denn die Vorteile, welche der industriell-militärische Komplex in Sachen Systemstabilität und Machterhalt bietet, wollen sie natürlich genauso gern nutzen, wie andere etablierte Parteien auch. Die AfD ist keine Alternative für Deutschland, sie ist Arbeitsbeschaffung für Demagogen, die sich gerne ihr Stückchen Macht sichern möchten. Der Ottonormal-Dummkopf ist Leuten wie Frau Dr. Petry dabei genauso egal, wie Herrn Gabriel oder Frau Dr. Merkel – oder sagen wir, sie verstehen dessen Sorgen und Probleme gar nicht mehr, oder haben dies noch nie getan.

Welche Alternativen haben wir dann aber?

Zuallererst mal würde es sich empfehlen, zu einer realistischen, an den Tatsachen orientierten Betrachtungsweise zurückzukehren. Ja, es gibt Probleme mit der Zuwanderung. Es gibt soziale Probleme in Deutschland, sogar erhebliche! Und es gibt viele Menschen, die von der aktuellen Art Politik zu machen desillusioniert sind und sich deswegen Menschen zuwenden, die mit billigen Heilsversprechen und einem super Sündenbock aufwarten, jemandem, der so schwach ist, dass er sich kaum wehren kann. Es würde schon helfen, die Probleme offiziell und klar zu benennen und dazu gleich einen Zeithorizont zu liefern, wann man sie anzugehen gedenkt. Wenn man dann noch ein paar halbwegs realistische Ideen mitlieferte, was man zu deren Lösung gern täte, wäre das schon die halbe Miete, um die Menschen gedanklich wieder ins Boot zu holen. Die sitzen zwar sowieso drin, nur momentan sehen sie es nicht ein, auch nur über das Rudern nachzudenken.

Ja, man wird eine gewisse Zahl wieder abschieben müssen. Dazu sind Infrastruktur-Maßnahmen notwendig. Aber wesentlicher ist, dass wir sowieso viel zu wenig in Bildung investieren. Bildung ist der Schlüssel, alle Menschen hier fit für die Zukunft in der Wirtschaft 4.0 zu machen. Und es gibt einen Fachkräftemangel in vielen Branchen. Ich darf doch nicht erwarten, dass die Menschen von woanders alles mitbringen, was es braucht. Hat jemand von euch schon mal den Job gewechselt, oder auch nur die Stadt…? Unser Bildungswesen braucht Personal, Ressourcen und etwas Zeit, dann können wir Perspektiven für die allermeisten Menschen entwickeln. Das geht aber nur, wen ich Integration nicht als reine Kosten-Nutzen-Rechnung betrachte. Und genau den Fehler machen wir gerade, nämlich alles dem Primat der Wirtschaftlichkeit unterordnen zu wollen, eben jenem Götzen, der unser Zusammenleben immer rationaler und weniger sozial zu gestalten sucht, im Bemühen um Gewinn – für Andere…

Part 6 übermorgen…

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