Oldschool-Gamer?

Ich bin Gamer. Also in vielerlei Hinsicht zumindest. Ich schaffe es zwar nicht, regelmäßig die neuesten Games in Rekordzeit auf höchster Schwierigkeits-Stufe durchzuspielen – einen Tag nach erscheinen. Ich schreibe auch keine Rezensionen in irgendwelchen FanZines oder Fachzeitschriften. Und ich betreibe das ganze eher – wie sagt man doch gleich – casual. Ich nehme aber sehr wohl wahr, was sich auf dem Markt tut und schaue mir der einen oder anderen Titel an; und ab und zu spiele ich auch mal was zeitgemäßes und nicht nur Pen-and-Paper-Rollenspiel. Obwohl das immer noch meine ganz große Leidenschaft ist.

Gelegentlich stolpert man sogar in den verschiedensten seriösen Periodika über Artikel, die sich mit dem Gamen befassen; und die dann manchmal Aspekte ansprechen, die zumindest bedenkenswert erscheinen. In der Zeit zum Beispiel kam dieser Tage etwas, dass sich mit der Thematik von zu viel weißen, stereotypen heterosexuellen Helden befasste. Auf den ersten Blick interessant, weil es tatsächlich den Tatsachen entspricht, dass hierzulande ein sehr hoher Anteil an derartigen Protagonisten in Computerspielen unterwegs ist. Allerdings auch vollkommen irrelevant, weil Spiele ein kommerzielles Kunstprodukt sind, dessen Hauptaufgabe in Unterhaltung besteht. Wenn ich nun aber meine Unterhaltung daraus beziehe, mit einem knallhart meiner tatsächlichen Darreichungsform entsprechenden Typen loszuziehen, um massenweise was-weiß-ich-auch-immer für Feindbilder umzulegen, dann ist das mein Bier. Und das der Spiele-Hersteller. Wobei gesagt sein muss, dass der durchschnittliche Spiel-Charakter in besserer physischer Verfassung ist, als ich es je war, oder sein werde… Aber das mag ja auch ein Reiz sein.

Es stellt sich etwa anders da, wenn ich Rollenspiel betreibe. Das ist eine Art kollaborative Erzählung, in welche die Einflüsse aller Spieler ebenso einfließen, wie die zu Grunde liegenden Ideen des Spielleiters für Setting und Story. Nicht unbedingt zu gleichen Teilen, weil nicht jeder eine Rampensau ist. Doch bei einem Computerspiel ist es, wie beim Film auch: die Designer müssen im Rahmen des Kreativprozesses Entscheidungen treffen, die mit Sicherheit von Ihren eigenen ästhetischen Präferenzen geprägt sind. Alles andere wäre seltsam. Und auch, wenn ein Computer/Konsolen-Spiel einem natürlich, mehr oder weniger, die Illusion vorgaukelt, eigene Entscheidungen treffen zu können, bleibt der beschreitbare Weg doch meist auf einen Korridor von variabler Breite eingeschränkt, der bei der Schöpfung vorgeschrieben wurde.

Was für die Spielumgebung gilt, also Setting, Corestory und Plot, gilt ebenso für die Spielfiguren eines solchen Games: sie reflektieren einerseits den Geschmack der Entwickler, aber – insbesondere, wenn es sich um einen Top-Titel mit einem großen Budget handelt – vor allem den Geschmack des Mainstreams. Man kann sich jetzt natürlich darüber aufregen, dass der hiesige Mainstream, welcher aus zumeist männlichen, jüngeren, weißen Menschen besteht eben solche Protagonisten mag; und überdies auf Action, Gewalt, explizite Sexualisierung, etc. steht. Wenn man ein solcher Aufgeregter ist, könnte einem der Gedanke kommen, dass man diese Gamer zu besseren Menschen erziehen muss. Das klingt für mich allerdings nach Nazis, auch wenn jene, die sowas propagieren in der Regel links-grün-versiffte Gut-Menschen sind – wie ich auch!

Oder aber, man nimmt einfach zur Kenntnis, dass auch das Spielen von Videospielen mitunter den Charakter eines kontrollierten Regelbruches annimmt, dessen es ab und an bedarf um bei nächster Gelegenheit wieder als guter Mitmensch, Mitarbeiter, Ehemann und Vater funktionieren zu können. Und um es ganz persönlich auf den Punkt zu bringen – ich will keine Drag-Queens spielen, sondern knallharte Typen (und übrigens auch gerne Tussen) in deren Welt folgendes Credo gilt: „Wenn Gewalt nicht die Antwort ist, hast du die Frage falsch gestellt!“. Denn da lasse ich Dampf ab und am nächsten Morgen bin ich wieder der Nette… Au Revoir.

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