Vom Altern…

…kann ich noch nichts berichten. Dazu fühle ich mich zu jung. Was andere darüber schreiben (ihr wisst, ich lese gerne die Zeit), finde ich in Anbetracht der Alter der Autoren ehrlich gesagt lächerlich. Die sollen sich lieber Gedanken machen, was Sie mit der vielen Zeit, die sie noch haben alles anfangen können. Aber über das Altern des Jahres weiß ich etwas zu sagen. Mir kommen die Tage zwischen Heiligabend und Sylvester immer wie ein kollektiver Rite des Passage vor; ein langes Innehalten, bevor das neue Jahr uns mit einem oft Katergeschwängerten Stoßseufzer abermals in der Strom des Tun-Müssen fortreißt. Ein Ritual, dass von Vorsätzen (meist für die Katz), einem letzten Abfeiern des Alten (war auch schlimm genug) und der Hoffnung auf das Neue (wahrscheinlich wieder für die Katz) gekennzeichnet ist. Und dass mich immer wieder ratlos zurücklässt: wozu das Ganze?

Natürlich muss man die Feste immer feiern bis man fällt… oder so. Aber wäre es nicht sinnvoller, wenn jeder seine eigenen, individuelle Rites de Passage dann feiern würde, wenn diese auch tatsächlich anstehen? Und nicht etwa zu einem quasi willkürlich festgesetzten Termin. So nach dem Motto:

Zack Bumm, Jahr rum! Sauf dich heiter, morgen geht’s weiter!

Ja, ja, ich weiß, dass würde natürlich dem sozialen Aspekt des Menschseins kaum gerecht werden, findet man doch in der Jahresend- (oder ist es nicht eigentlich eher eine Jahresanfangs-) Feier einen guten Grund, zusammen zu sein und das Miteinander zu zelebrieren. Wie schon sieben Tage vorher, an Weihnachten. und weil das da so gut klappt, macht man gleich weiter… OK, jetzt bin ich gerade ein bisschen zynisch. Ich gebe zu, dass wir alle diese Momente des Miteinanders brauchen, um uns unserer Selbst zu vergewissern. Denn kein Mensch ist etwas, ohne die anderen Menschen, die um ihn herum diese Netzwerke bilden, die wir soziale Welt nennen. Wir erden uns, verorten uns auf’s Neue und bereiten uns  vor. Werfen – zumindest symbolisch – die Last des Alten ab, um Platz für die neuen Lasten zu machen, die uns mit Sicherheit entlang des Weges erwarten.

Da muss man einfach mal feiern, dass man wenigstens etwas geschafft hat. Da muss man mal aus seiner üblichen Haut raus und „einen draufmachen“. Letzten Endes ist Sylvester, genau wie das Gamen, oder der Karneval eine gesellschaftlich akzeptierte Form des Eskapismus, die uns Luft verschaffen soll, die Batterien wieder aufzuladen. Womit wir wieder bei der Frage wären: wozu das Ganze?

Wenn ich eskapistische Episoden brauche, um meine Batterien aufzuladen (und das gerne auch mit Freunden), warum muss ich dann auf irgendwelche Termine warten, die andere festgesetzt haben. Warum kann ich mich nicht einfach auf meine Instinkte verlassen, die mir durchaus sagen, wann es mal wieder Zeit ist. Ich muss nur hinhören. Und so gehe ich ins nun kommende Sylvester-Wochenende in dem Bewusstsein, dass ich – nun da mein Studium erstmal fertig ist – meine Kontakte und mich selbst dann Pflege wenn es nötig und genehm ist. Und wenn einer dieser Tage zufällig auch Sylvester heißt, so be it! Guten Rutsch!

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