Feiertags-Blues…?

Ach Leute; ich kann doch nicht jedes Jahr den gleichen Sermon schreiben. Von Leuten, die bei der Hetze durch den Prä-Feiertags-Irrsinn aussehen, als wenn es jetzt nicht um Festtage ginge, sondern um Folter. X andere Schreiberlinge arbeiten sich doch jedes Jahr um diese Zeit an der Frage ab, warum wir uns (zumindest aus deren Sicht) nur noch um Konsum drehen und nicht mehr um den wahren Geist der Weihnacht? Was für sich betrachtet schon aus drei einfachen Gründen doof ist:

a) Ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung verdient mit dem Konsum seine Brötchen => kein Konsum, keine Brötchen. Das wären doch wirkliche trübe Aussichten an Weihnachten

b) Die Geschenke, die wir kaufen dienen doch vor allem dazu, jenen, die wir gerne um uns haben eine Freude zu bereiten. Nicht jeder von uns kann gut basteln oder ist eine Kreativ-Granate wie meine Gattin. Was bleibt mir also anderes übrig, als das Problem, mit Geld zu bewerfen.

c) Gerade zu Weihnachten greift das schlechte Gewissen der Erste-Welt-Konsumtempel-Besucher wie eine Seuche um sich, welche die Geldbeutel öffnet und Spenden in die Säckel der Hilfsorganisationen spült. Wir wissen das, die wissen das; ist also ein Deal auf Gegenseitigkeit. Ich will hier jetzt lieber nicht von Ablasshandel sprechen…

Ob wir ökologischer, nachhaltiger, besser handeln könnten? Sicherlich! Ob wir mit Gewalt daran erinnert werden wollen? Sicherlich nicht! Insbesondere, wenn man bedenkt, dass existenzielle Sorgen von Menschen der ersten Welt vielleicht objektiv weniger drängend sind, da meist nicht wirklich das nackte Überleben bedroht ist. Subjektiv sind diese jedoch genauso schlimm, da wir Menschen stets mit dem Maßstab messen, den wir aus Erfahrung gut kennen. Und das ist nicht schlimm, sondern zutiefst menschlich.

Gönnen wir uns einfach den Luxus, für einen winzigen Augenblick die Welt Welt sein zu lassen und uns mit uns selbst zu befassen – und denen, die unser Leben erst lebenswert machen. Ist der Mensch in seinem Kern doch ein zutiefst soziales Wesen. Natürlich mache ich mich gerne immer wieder über die Macken meiner Mitmenschen lustig und ebenso natürlich treten diese immer besonders imposant zu Tage, wenn sie sich alle um Perfektion für das Fest der Feste bemühen. Obschon doch jedem mit etwas Lebenserfahrung klar sein muss, dass es diese Perfektion nicht gibt; bzw. sie sich in dem Moment verflüchtigt, da Onkel Y oder Cousin Z zur Tür hereinkommen,  getragen von dem beflügelnden Gedanken, endlich mal wieder eine dieser raren Gelegenheiten vor sich zu haben, den ganzen Rest der Familie mit ihrem Scheiß behelligen zu können. Oh du fröhliche…

Aber ist das wirklich so schlimm? Ist doch auch nur ein Mensch und immerhin erfüllt er oder sie einen Zweck als abschreckendes Beispiel. Ich versuche es zur Abwechslung mal mit heiterer Milde gegenüber den meinen und jenen, die es sein wollen. Wenn ich so darüber nachdenke, ist nämlich genau das der Geist der Weihnacht: Seinen Frieden zu machen mit den Menschen und Dingen, die einen sonst auf die Palme bringen. Im übrigen habe gar keine Chance, auf Feiertags-Blues, denn mir scheint die Sonne aus dem Arsch: Meine Bachelor-Arbeit kam zurück und ich habe mit Bravour bestanden. Wenn das kein Geschenk ist, weiß ich es nicht. In diesem Sinne wünsche ich allen friedvolle, heitere, leckere und fröhliche Weihnachten!

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