Ja, ja, ja, ich kann’s nicht mehr hören,
auf alles was sie tun, wollen sie schwören.
Sie hauen richtig rein und schaffen doch nix,
es zählt nur wichtig sein und das am besten fix.
Doch am Ende vom ackern und plagen,
muss man sich dann doch mal ernsthaft fragen:
Von wo kommst du her, wo willst du hin?
Und macht das Ganze denn wirklich einen Sinn?
Ich weiß ja nicht, ob das in diesem Zusammenhang was verloren hat, aber findet die McDonaldisierung eigentlich auch in Burger King Filialen statt? Oh je, jetzt hat er vollkommen den Verstand verloren, oder wie? Mitnichten darf ich antworten, im Gegenteil fühle ich mich so fest im Sattel meines Seins, wie schon lange nicht mehr. Und um den Gedanken gleich zu erklären, der Begriff der McDonaldisierung stammt von dem amerikanischen Sozialwissenschaftler George Ritzer. Vereinfacht gesagt geht es dabei um das Eindringen des Effizienzdiktats in verschiedenste Bereiche unseres Lebens, wobei die Firma McDonals als Sinnbild für eine Unterordnung aller anderen Aspekte eines Sachverhaltes unter das Primat der Effizienz steht; zum einen, weil dort zuerst alle Aspekte der Lebensmittelherstellung und Distribution im Hinblick auf maximalen Ertrag bei minimalem Aufwand durchorganisiert wurden und zum andern, weil man dort auch damit begonnen hat, alle Prozesse so zu organisieren, dass in jedem Franchise eine gleichartiges Erlebnis erwartbar wurde. Will heißen, ein Burger vom Mäkkes schmeckt überall gleich, weil er überall auf die gleiche Art aus den gleichen Inhaltsstoffen hergestellt wird. Die Restaurants sind überall zumindest ähnlich aufgebaut und die Bedienungen agieren überall fast gleich, wenn man gewisse kulturelle Unterschiede beispielsweise zu Asien mal kurz bei Seite lässt. Geht man zu McDonalds, weiß man, was man kriegt…
Nun geht es nicht allein um den Umstand, dass Fastfood – zumindest aus der Sicht der Markeninhaber – effizient und damit profitabel hergestellt werden muss, sondern auch um die gesellschaftlichen Folgen des sich darauf Einlassens durch die Konsumenten. Die Marke, die hier als Namensgeber herhalten musste, steht ja mit ihrem Agieren am Markt nicht allein da, wie meine eingangs, zugegeben nur halb im Scherz gestellte Frage schon illustriert hat. Es geht nicht mal in der Hauptsache um Fastfood, sondern vielmehr um die Frage, was eine derartig an Effizienz orientierte Strukturierung unseres Daseins für Folgen haben kann. Denn was mit dem griffigen Wort McDonaldisierung gemeint ist, bezieht sich ja nicht auf ein Unternehmen, oder auch eine Branche alleine, sondern auf alle Bereiche unseres Lebens. Durch die Illusion von Qualität, welche durch die Gleichförmigkeit des Erlebens der Waren einer bestimmten Marke erzeugt wird, entsteht gleichsam ein Verlangen nach der fiktiven Sicherheit, welche mit diesem Erlebnis einhergeht. Bezogen auf Fastfood bekomme ich immer und immer wieder konsistent und zuverlässig den gleichen Geschmack am Gaumen angeliefert, was mir mit der Zeit vorgaukelt, dass nur DAS der einzig wahre Geschmack eines solchen Produktes sein kann. Doch der Bezug zu anderen Wirtschaftszweigen ist einfach herzustellen; man denke einfach mal an IKEA.
Das zu Grunde liegende Prinzip ist ebenso einfach wie ubiquitär: ich kaufe die Illusion einer bestimmten Qualität, weil es meinen persönlichen Ressourceneinsatz zumindest scheinbar schont und weil viele Andere es genauso machen. Es mag an dieser Stelle verwundern, dass ich tatsächlich so platt mit dem menschlichen Herdentrieb argumentiere, doch ein kurzer Blick durch die eigene Wohnung und die Heimstätten einiger lieber Freunde offenbart, dass ich – im Übrigen nur Mr. Ritzer folgend – wohl doch nicht ganz falsch liege. Das Problem am Konsum vorgefertigter Erlebnisse und Produkte ist, dass ich mich damit zumindest teilweise des authentischen Erlebens meiner Umwelt entziehe, indem ich die auf Konsumanregung ausgelegten Trugbilder der mannigfaltigen Anbieter einer vorgeblich effizienten Lebensgestaltung für wahr annehme. Denn eigentlich kann ich erst dann wissen, ob der Hamburger vom goldenen M tatsächlich DIE Qualität hat, wenn ich mich selbst mal daran versucht habe, welche zu machen. Wenn ich das tue, entziehe ich mich bereits ein Stück weit der selbstauferlegten Sinnesdeprivation, die der Drang nach schneller, weiter, mehr, effizienter in mir hervorruft.
Man könnte nun argumentieren, dass der bloße Konsum von Fastfood, oder der straff durchorganisierte Pauschalurlaub, oder die Schwedenmöbel doch an sich auch schon authentische Erfahrungen sind; allerdings bleibt hierbei anzumerken dass ein auf erwartbar identisches Erleben getrimmtes Produkt alles abseits der Erwartbarkeit abscheidet; um den Konsumenten einerseits mit dem Versprechen der Sicherheit durch Berechenbarkeit und andererseits der Illusion des Ersparens von Kosten und Mühen auf das Wiederkehren einzuschwören. Es geht dabei niemals um den Kunden, sondern immer um den Umsatz. Das einzig wahrhaft authentische an derlei Erlebnissen ist der Schwund im Geldbeutel. Das wahrhaft perfide daran aber ist der subtile Druck des selbst Effizient werden Müssens auf das Individuum, welches durch unsere heutige Welt wandert und all die perfekt gestylten Oberflächen auf sich einstürmen sieht und mit dem Gefühl zurück bleibt, dass alle anderen „es besser drauf haben“ als man selbst. Alle machen alles so schnell und mühelos und, man hat es schon geahnt, effizient! Die Selbstoptimierung als Zwangsverhalten wird als einzig gangbare Lösung aus dem Dilemma der eigenen Unzulänglichkeit offeriert. Strampel dich ab, werde besser, dann wird auch DEIN Leben besser! Dieses sinnlose Mantra wird überall wiederholt, allein schon, weil es sowohl für die Anbieter der schönen Illusionen als auch für die Arbeitgeber einen kostenlosen Mehrwert mit sich bringt: während wir Idioten uns abstrampeln, um immer effizienter zu werden, schöpfen sie den Rahm ab.
Ich pfeife auf den Selbstoptimierungszwang. Wenn ich mir etwas aneigne, ganz gleich ob im Kontext meines Studiums, aus rein privatem Interesse, oder für meinen Job, geht es dabei natürlich auch um die Verbesserung meiner Performance; aber nicht um der Verbesserung Willen, sondern im Interesse derer, an denen ich meine Kenntnisse und Fähigkeiten später einsetze. Und einem dauernd in allem noch effizienter werden müssen setze ich ein klares NEIN entgegen, denn es geht nicht darum, bei allem im Leben mit möglichst wenig Ressourceneinsatz möglichst großen Benefit zu erzielen. Das wäre mir zu sehr Homo Oeconomicus. Es geht darum zu leben; und während man lebt authentische Erfahrung zu sammeln und weiterzugeben. 70% Einsatz reichen dafür, denn wer die ganze Zeit mehr zu geben versucht, brennt erst aus und dann ab. Es gibt Situationen, in denen High Performing notwendig ist, aber ansonsten gilt Galama – ganz langsam machen. Diese Balance zu beherrschen ist wahre Effizienz. Und Schluss!