Erwachsen bilden N°49 – Verhaltensänderung…?

WER hat WAS getan? WARUM wurde es getan? WANN wurde es getan? WIE wurde es getan? Hat es etwas VERÄNDERT? Oder SOLLTE es überhaupt etwas verändern? Falls nein, was hätte es denn sonst tun sollen? Muss man diese Fragen überhaupt stellen…? Fragen über Fragen, die erst Sinn ergeben, wenn man weiß, worüber man hier gerade redet, oder? Denn manchmal ist eine reine Meta-Betrachtung weder angemessen noch hilfreich. Die Überschrift behauptet ja, dass es um Erwachsenenbildung gehen soll, und dann um Verhaltensänderung. Aber was hat das Eine denn nun mit dem Anderen zu tun? Ich glaube ja, dass man die Ziele seines Handelns immer im Auge behalten sollte. Nícht, weil der Opportunismus dies verlangt, sondern weil man ohne eine gute Karte nicht die richtige Ausrüstung dabei hat; oder anders gesagt, wenn ich nicht weiß, WAS ich WARUM erreichen will, wird es mit dem WIE auch schwierig… Ich stehe mal wieder im Wald hier und es gibt halt kein Altbier, weil man im Lehrsaal üblicherweise kein Ethyltoxin ingestiert. Wir sind hier ja nicht bei der Feuerzangenbowle, sondern – einmal mehr – im Praxisanleiter-Lehrgang. Und da versteht es sich von selbst, dass man sich an die Regeln hält. Schließlich sollen die angehenden Praxisanleiter ja später als Role-Models für Ihre Auszubildenden dienen können, nicht wahr…?

Einsamkeit…

Ich stieg nochmal neu in einen Gedankenpalast hinein, an dem ich schon eine Weile arbeite. Der Rohbau steht, die Fenster sind drin, das Dach ist dicht; aber es gebricht noch an der inneren und äußeren Darreichung. Will heißen, die Verständlichkeit und Übersichtlichkeit sind definitiv noch verbesserungswürdig. Denn der Sachverhalt ist genauso essentiell, wie er kompliziert zu erklären ist: wie hängen pädagogische Intervention und (gewünschte) Verhaltensänderung miteinander zusammen und wie gestaltet man den Lehr-Lern-Prozess dementsprechend Sach-, Situations- und Adressaten-adäquat? Klingt verdammt langweilig oder. Vor exakt dem gleichen Problem stand ich auch, denn das Thema ist, wie bereits erwähnt, auf den ersten bis dritten Blick wenig griffig. Der beste Weg, den ich bisher gefunden habe, besteht darin, die Leutchen mit dem Gesicht in ein Problem zu stoßen, ein gewisses Maß an Eigenbetroffenheit zu erzeugen und so (hoffentlich) Reflexionsprozesse anzustoßen. Will heißen, es ist doch eine Meta-Betrachtung, denn das, was auf der unten dargestellten Metaplanwand steht machte ich, während ich es erklärte – viel mehr kann man als Lehrkraft nicht die Motorhaube aufmachen, außer man sprengt sie ganz weg und unterlässt alles pädagogische Intervenieren ganz. Dann müsste ich mich aber auf die Macht des Zufalls verlassen; und darauf, dass die Motivation zum Verlassen der Komfortzone ganz von selbst entsteht- und DAS ist nach meiner Erfahrung im Schul-Setting weniger wahrscheinlich als ein Lottogewinn…

Manchmal klingen meine Ausführungen hier beinahe so, als wenn man alle Menschen im Lehrsaal wahlweise zu ihrem Glück prügeln oder verführen müsste; genau DAS ist natürlich nicht wahr! Meinen ganz persönlichen – und damit lediglich anekdotischen – Erfahrungen nach hängt das vom aktuellen Thema und der, hoffentlich dazu passend gewählten Herangehensweise ab. Genau deswegen verwende ich ja so viel Zeit darauf, den Methoden-Baukasten meiner Teilnehmer*innen in der pädagogischen Weiterbildung so gut wie möglich zu füllen und sie nicht mit einem wohlmeinend genuschelten „Das kriegt ihr schon irgendwie hin…“ im Regen stehen zu lassen. Interessanter Weise bringen die Meisten diesbezüglich schon einiges mit, was sie in der Zeit davor auch schon benutzt haben. Oft war die Nutzung solcher Methoden und Strategien instinktiv, vielleicht noch nicht ausgereift und eher generisch. Aber zumeist muss ich niemandem erklären, wie man etwas begreifbar machen kann, sondern eher die Sinne dafür schärfen, wie man möglichst alle Auszubildenden abholt. Oder, welche Lehr-/Lern-Hindernisse einen erwarten. In welche organisatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen unser Tun eingeordnet ist. Wie Lernen kognitions-psychologisch betrachtet funktioniert. Und – wie man vor Menschen spricht, ohne sich einen abbrechen zu müssen. Aber das ist alles Übungssache, wenn man sich nur darauf einlassen möchte. Die größte Kunst jedoch liegt darin, den angehenden Praxisanleitern*innen eine Haltung zu vermitteln; ein humanistisches Menschenbild.

Denn sich bewusst auf einen reflektierteren Umgang mit seiner Arbeitsumgebung und den Menschen darin einzulassen ist alles andere als einfach! Es erfordert einerseits die Resilienz, viel Ignoranz, Indolenz, Faulheit und Verweigerungshaltung zu erdulden. Andererseits aber auch den Schneid, Veränderung nicht nur zu fordern, sondern auch selbst vorzuleben. Dazu ist bei weitem NICHT jede*r gemacht. Deshalb finde ich es hoch achtbar, wenn sich jemand darauf einlässt. Okay, manche, die bei mir im Lehrgang aufschlagen, denken anfangs, sie wüssten schon alles und es wäre am Ende doch nur ein Papier, dass man halt erwerben muss, um die Zulage bekommen zu können. Ich versichere hiermit feierlich – jede*r, der mal bei mir im Praxisanleiter-Unterricht gesessen hat, konnte irgendwas mitnehmen, dass zumindest das Potential geschaffen hat, Denk- und damit Verhaltensprozesse zu verändern. Am Ende ist jedoch alles in der Erwachsenenbildung ein freibleibendes Angebot: ihr entscheidet, was ihr daraus machen wollt. In diesem Sinne einen schönen Samstagabend.

Auch als Podcast…

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