Bratensoße ist keine Lösung!

War gestern Abend mit der besten Ehefrau von allen bei Sträter in Ludwigshafen. War ein lustiger Abend und ich finde es in seinen Programmen immer wieder faszinierend, wie ein Gag eine Stunde später zurückkommt, um doppelt gut reinzukloppen. Ich will für jene, die eventuell noch eine seiner Vorstellungen besuchen möchten nicht spoilern. Aber eine Frage kam darin vor, die mich – insbesondere nach dem Post, den ich gestern veröffentlicht hatte – noch mal inspiriert hat: was hat das Leben mir mitgegeben? Ich meine, abseits von unzählbar vielen Arschtritten, unnötig vielen Situationen, in denen ich Fünfe gerade sein lassen musste, obwohl es schon zwei nach zwölf war, und immerhin ein paar Säcken voller Herausforderungen, was bleibt da übrig? Denn auch wenn diese verfickte 50 nur eine Zahl ist – und angeblich ja auch die neue 40 – ist es doch noch mal Zeit, eine Résumée-Parade zu fahren, nicht wahr? Keine Sorge, ich werde jetzt hier nicht alles aufzählen, was MIR das Leben mitgegeben hat. Das wäre für die allermeisten, die hier eventuell reinlesen nicht sonderlich interessant. Kleiner Hinweis: Die 80er und 90er waren anders als heute. Vieles lief viel analoger ab und es gibt (GOTTSEIDANK) nur wenige visuelle Zeugnisse aus jener Zeit, was mich in den Luxus versetzt, für mich zu behalten zu können, was meine größten Jugendsünden gewesen sein könnten. Auch wenn witzigerweise meine große Tochter ausgerechnet heute danach gefragt hat… Aber diese Zeit hat mir einige wichtige Dinge mitgegeben: zum Beispiel die beste Ehefrau von allen (die nun wahrlich kein Ding ist, sondern eine mir sehr wichtige Person), mein wichtigstes Hobby bis heute und meinen Beruf. Damit stehen ja schon mal ein paar gute Sachen auf der Habenseite!

Leider nur im Urlaub…

Dennoch bleiben natürlich noch einige weitere Dinge, die auch für den halbwegs interessierten Leser/Zuhörer interessant oder gar erquicklich sein könnten. Z.B., dass ich als Koch-Autodidakt mit geringer mütterlicher Unterstützung zu einem durchaus ambitionierten Hobbykoch gereift bin, ohne irgendjemanden nenneswert vergiftet zu haben – also ich koche gerne mit Rotwein, auch wenn es Zwiebelsuppe gibt, aber ansonsten 😉 – weil ich recht früh eher Kochbuchagnostisch gehandelt habe. Mir geht bis heute nicht in Kopf, was ich mit einem Ottolenghi-Kochbuch soll, außer vielleicht, mir unnötigerweise einzureden, dass ich eine größere Speisekammer und Gewürzlade brauche. Rezepte sind lediglich Inspiration, keine Domina, die mich bestraft, wenn ich mich nicht an ihre Anweisungen halte. Oder dass ich herausgefunden habe, dass tatsächlich NICHT jeder als Geschichtenerzähler geeignet ist; weder im Pen’n’Paper, noch im Lehrsaal, noch sonstwo. Dazu braucht es neben Übung leider auch ein gewisses Talent. Und die Chuzpe, andere zu Mitleidenden der gescheiterten eigenen Versuche zu machen. Denn, wenn man besser werden will, muss man bereit sein, es oft zu verkacken, weil man – allerdings nur mit der richtigen Einstellung – jedes mal ein bisschen weniger verkackt. Lernwille und Selbstreflexion sind hierbei unerlässlich. Am allerwichtigsten ist dabei jedoch, verstehen zu können, wann es MEINE Geschichte ist, die erzählt werden soll – und wann DIE DER ANDEREN. Ich könnte aber auch darüber sprechen, wie schwer es ist, herauszufinden, wer man selbst ist; doch das wäre mir zu egoistisch. Wir brauchen, um uns selbst (wieder)finden zu können nämlich immer andere Menschen, die uns spiegeln. Und dafür taugen am allerehesten feste Partner (also bei mir die beste Ehefrau von allen) und wahre Freunde. Also die Sorte, die, wenn ich nachts um drei anrufe und um Hilfe bitte, lediglich fragen, wo sie mich finden können! Wenn mir das Leben also noch irgendwas Gutes mitgegeben hat, dann ein paar sehr wichtige Menschen, die Fähigkeit, durch trial and error letzten Endes doch immer einen Weg finden zu können und die Resilienz, die häufig ausufernde Idiotie ringsum auch mal ignorieren zu können, wenn ich sie schon nicht korrigieren kann oder darf….

Aber die Frage an sich ist doch schon typischer Alte-Leute-Scheiß, oder? Das Leben gibt dir jeden verdammten Tag irgendwas mit. Manches ist neu, manches ist alt, manches ist blau – und manches kriegst du nur geliehen. Achtung Glückskeks: Wichtig ist nicht, was du kriegst, sondern was du draus machst; und dass du das Geliehene bei Zeiten zurück gibst, sonst kriegst du auch noch Ärger dazu! Wenn man dann aber tatsächlich mal Ärger hat, kann die Fähigkeit „Kochen“ hilfreich sein, weil nicht nur die Liebe sondern auch der Frieden durch Genuß entstehen können. Dann – UND NUR DANN – kann Bratensoße nach meiner Erfahrung auch mal eine Lösung sein. Und was hat das Leben euch bislang so mitgegeben? Vielleicht lasst ihr es mich wissen, während ihr – evtl. wie ich ein wenig widerwillig – in die nächste Arbeitswoche hinübergleitet. Bis bald.

Auch als Podcast…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert