Ach verdammt, hast du manchen Gedanken erstmal im Kopf, geht er einfach nicht mehr weg. So wie ich im letzten Artikel dieser Serie auf das Thema Fortbildungen für rettungsdienstliches Lehrpersonal eingegangen bin, habe ich damals auch das Thema des Nicht-Unterrichten-Könnens kraft Bachelor-Studium gestreift. Und wenn ich ehrlich sein soll – die Frage, wie man ein Refendariat in berufsbildenden Schulen meiner Profession implementieren könnte, ohne dass die Kosten dafür vollkommen aus dem Ruder laufen, lässt mich im Moment nicht mehr los.
Ich weiß heute, mit 25 Jahren Berufserfahrung und dem geschulten Blick des Ausbilders, wie grausam schlecht meine eigene Rettungsassistenten-Ausbildung zumindest streckenweise war, weil die Ausbilder selbst nie so richtig Ausbilden gelernt hatten. Man kann sich vieles autodidaktisch beibringen und methodischen Mangel – zumindest ein Stück weit – durch Talent ausgleichen. Und natürlich wird jemand, der bereit ist, aus seinen Fehlern zu lernen, mit der Zeit immer besser. Das ist in jedem Gewerk so, auch bei Lehrern. Aber dennoch passieren immer noch zu viele Fehler und es wäre unseren Auszubildenden gegenüber ungerecht, wenn wir dem nicht etwas entgegenzusetzen versuchten.
Ich weiß, wie es mir ging, als ich vor ein paar Jahren mit dem Unterrichten an Berufsfachschulen anfing. Ich hatte durch’s Studium tonnenweise Wissen im Kopf, Ideen, Strukturen, etc; und ich kannte die Methoden – theoretisch. Ich weiß nicht mehr, ob ich genug gefragt habe, ich entsinne mich aber, einige sehr hilfreiche Fragen gestellt und ein paar noch hilfreichere Ratschläge gegeben bekommen zu haben. Und zwar von jemandem, der sein Handwerk wirklich versteht. Wir haben meine Planungen diskutiert und ich konnte mein pädagogisches Instrumentarium testen und schärfen. Und doch – ich hätte mich über jemanden, der einfach mal hinten drin sitzt und mir direkte Manöver-Kritik für meinen Unterricht gibt, sehr gefreut!
Ich hatte einmal einen Methoden-Workshop (ein Arbeitgeber-internes Seminar), der wirklich geknallt hat. Gehalten von einem Gymnasial-Lehrer, der nicht nur mein Methoden-Verständnis erweitert hat, sondern auch ECHTES Feedback geben konnte. Etwas, womit ich immer noch und immer wieder kämpfe. So etwas stelle ich mir für, frisch an die Berufsschule kommende Lehrer vor. Du kommst mit deinem Bachelor daher und dann genießt du erstmal ein Methoden- und Feedbacktraining und in wirst den ersten drei Monaten deines Unterrichtslebens wöchentlich einmal (und wenn’s nur ein Vormittag ist) von einem erfahrenen Kollegen auditiert. Ich habe keine Ahnung, ob ich das vom Start weg implementiert bekomme. Aber es ist mir ein Anliegen. Denn wenn die Institution, an deren Entwicklung ich beteiligt bin, es anders, besser machen möchte, als die bestehenden Institutionen, gehören solche Dinge definitiv auf meine To-Do-Liste!
Talking about money: Legen wir die Ausbilderstunde mit einem rechnerischen Wert von ca. 40,00€ zu Grunde (was die Kostenstruktur bei hausinterner Abwicklung, also Arbeitszeit, Sozialabgaben und Opportunitätskosten ganz gut darstellt), betrügen die Kosten für eine solche Unterrichts-Begleitung zuzüglich eines zweitägigen Einführungs-Seminars für einen Lehrer übrigens rund 3.000,00€. Ich finde, das darf uns eine gute Ausbildung des Lehrpersonals wert sein. Insbesondere unter dem Aspekt des Fachkräftemangels kann man das auch als Maßnahme zur Steigerung der Personalbindung sehen. Ich werde sehen, ob diese Argumentation verfängt- Wir hören/lesen uns.