Die eigenen Fähigkeiten zu reproduzieren ist die Königsdisziplin des Unterrichtenden. Das bedeutet, dass es sehr schwierig ist, anderen sinnvoll das Wissen darum zu vermitteln, wie man sinnvoll Wissen vermittelt. Ich hatte an anderer Stelle schon mal erwähnt, dass man Menschen nicht lernen machen kann, weil wir unser eigenes Wissen stets durch eine Mischung aus Erfahrung und Reflexion des Erfahrenen selbst konstruieren; daher auch der Begriff Konstruktivismus. Ohne zu sehr in die Tiefe gehen zu wollen, ergibt sich daraus das Problem, dass ich die eigenen Erfahrung darum, wie man andere zum Lernen anregen kann, in ein Angebot verpacken muss, dass für die Teilnehmer einer entsprechenden Veranstaltung hinreichend interessant ist, sich selbst damit befassen zu wollen. Das erste, was ich also brauche, ist Motivation.
Nun, einerseits darf man in der Erwachsenenbildung wohl von einem Grundmaß intrinsischer Motivation ausgehen. Doch zusätzliche Motivation kann man, genauso wie Wissen nicht einfach im Kopf der Anderen wachsen lassen… oder? Sicher, durch eine geschickte Gestaltung meiner Angebote kann ich das versuchen. In aller Regel durch Methodenpluralismus, also einen abwechslungsreichen Unterricht, der Phasen der Beschulung mit Phasen der Eigenarbeit abwechselt. Aber man darf bitte nicht glauben, das es dann ein Selbstläufer wäre. Denn so, wie ich als Dozent/Lehrer eine Vorstellung davon habe, was geht und was nicht, haben meine Kursteilnehmer das auch. Insbesondere in der Erwachsenenbildung, wo die Teilnehmer bereits einen Schatz an (positiven wie negativen) Erfahrungen mit Beschulung mitbringen.
Der Begriff „Unterricht“ weckt bei vielen Menschen Erinnerungen an die eigene Schulzeit; häufig unangenehme, weil wir uns eher an die schlechten Dinge erinnern können. Unser limbisches System versucht uns halt vor potentiellen Gefahren zu schützen, deshalb sind negative Erinnerungen leichter auslösbar. Diese Konnotation zu durchbrechen und die Teilnehmer trotzdem einzufangen ist also die allererste Aufgabe. Erst danach kann ich beginnen, mein Methoden-Feuerwerk abbrennen, weil es ansonsten wirkungslos verpuffen wird.
Diesen Erwägungen folgend bereite ich gerade eine Schulung vor, die Grundlagen der Ausbildungs-Begleitung und des fachpraktischen Unterrichtens im Betrieb vermitteln soll. Und wenn ich ehrlich sein soll – ich bin gespannt, ob ich meine selbst gesteckten Ziele diesmal erreichen kann. In jedem Fall lerne ich dabei was dazu. Wenn ich dieses positive Gefühl an meine Teilnehmer tragen kann, habe ich schon einiges gewonnen.