Ich will mir mal ein paar Gedanken dazu machen und sie teilen. Ich bin nicht er erste, ich werde nicht der letzte sein (oder der beste), aber es hilft mir selbst, meine Gedanken zu diesem Teil meiner Profession zu ordnen, also bitte…
Du stehst vor einem Kurs und machst einfach dein Ding. Du kennst die Methoden, du bist fachlich gut vorbereitet (auch auf die Fragen der Teilnehmer) und beginnst dein Rollout nach dem zuvor erarbeiteten Artikulationsschema (dem Drehbuch für einen halbwegs strukturierten Unterricht); die gewählte Herangehensweise wird die Botschaft schon transportieren. Man hat seine Theorien zum Thema Lehren/Lernen im Hinterkopf und weiß Eventualitäten zu begegnen – man ist ein Superteacher!
Ach, wenn das Leben doch nur so einfach wäre. Frühkindliche und Kindliche Bildung unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von dem, was ich tue – Erwachsenenbildung im Gesundheitswesen. Gegenüber Erwachsenen spielt der Erziehungsaspekt keine Rolle mehr (sollte er zumindest nicht). Die Themen sind hoch sachorientiert (in meinem Fall beruflich relevante Themen) und geben somit eine gewisse intrinsische Motivation für die Teilnehmer her (tun sie das?). Die Zeitdauer der Veranstaltung ist begrenzt, so dass geschickte didaktische Reduktion eine wesentliche Rolle spielt, ebenso wie die Relevanz des Unterrichts für die Teilnehmer.
Doch wie stellt man diese Relevanz her? Die Frage ist zentral, weil zum einen bei weitem nicht jedes Thema im beruflichen Kontext als „sexy“ gilt und zudem viele Veranstaltungen Pflicht sind; oft genug eine lästige Pflicht, weil vom Gesetzgeber vorgeschrieben, aber „da kriegt man doch eh immer nur das selbe erzählt“… Bei manchen ist das wohl auch so, aber wenn ich den Teilnehmern einen Mehrwert, einen Benefit verschaffen will, komme ich um die Erwägungen zur Relevanz nicht herum.
In den Gesundheitsfachberufen (aber auch in Artverwandten Professionen), die sehr Handlungsorientiert sind, kriege ich sie meistens mit einem recht hohen Anteil an praktischem Training. Aber Grundlagen der Theorie müssen eben auch vermittelt oder aufgefrischt werden und dazu ist ein klassischer Unterricht im Lehrgespräch eben immer noch die beste Wahl. Doch wie präsentiere ich diese theoretischen Inhalte grafisch? Denn Erzählen allein transportiert bekanntermaßen Informationen nur sehr unzureichend. Wäre es anders, ginge beim Gossip nicht immer so viel schief…
Und da sind wir wieder: in der Powerpoint(c)-Falle. Ich erinnere mich immer noch mit Entsetzen an meine eigene theoretische Berufsausbildung, bei der nicht selten 24 Folien/Sekunde einen Film ergaben, der aus, in Arial 8-Punkt vollgetexteten Wüsten bestand, einer FAZ aus der Frühzeit nicht ganz unähnlich. Das Ergebnis bestand in unvollständigen Mitschrieben oder dem Herumtragen von 100 ausgedruckten Powerpoint(c)-Folien, um sich diese noch einmal durchlesen zu können – was ich nie getan habe. Die didaktische Chance Powerpoint wurde vertan.
Es ist zweifellos so, dass der Gebrauch von Medien im Unterricht an sehr vielen Missverständnissen krankt; so zum Beispiel dem Ignorieren der Dualität von Transportkanal (visuell, auditiv, haptisch) und transportiertem Inhalt, welche dem Begriff „Medium“ innewohnt. Verstehe ich, das beides eine Einheit ist, die man nicht nach Belieben auseinander reißen kann (und sollte), bin ich schon ein gutes Stück weiter. Ich habe schon gute Ansätze gesehen, aber es gibt auch immer noch jede Menge Lehrer, Präsentatoren, Speaker, die Powerpoint(c) wie Word(c) benutzen.
Der Einsatz dieser speziellen Software ist nur einer von vielen Aspekten, die auf Unterricht bzw. Vortrag qualitativ einwirken. Aber es war der erste, der mir in den Sinn kam, weil ich gerade neulich mal wieder gesehen habe, wie man es besser nicht machen sollte. Bei Gelegenheit stelle ich mal ein paar Buchtitel vor, die zeigen, wie man es besser machen kann. Bis dahin eine gute Zeit.