Entschlacken…?

Bevor jetzt irgendwer glaubt, ich hätte was mit Detoxen am Hut – schämt euch. Diäten sind was für Politiker. Auch dieses Entschlacken durch Heilfasten, also irgendwie der Ur-Ur-Ahn des Detoxens ist nicht meins. Nicht, weil weniger (Essen) nicht manchmal mehr (Gesundheit) ist; sondern weil ich immer noch zu oft eine disziplinlose Genuss-Hure bin. Hat halt jeder so sein Bündel zu tragen.

Ich meine mit Entschlacken eher so dieses Entrümpeln des Lebens. Jedes Mal, wenn ich durch alte Blogposts skimme, stelle ich – durchaus mit ein bisschen Wehmut – fest, dass das Reisen an andere Orte (OK, meistens die Toskana…) in mir den Wunsch nach dem einfachen Leben entfacht. Jedes Mal auf’s Neue. Und was passiert dann jedes Mal daheim? Genau! Nix! Nicht nur wegen der eben angesprochenen Disziplin-Geschichte, sondern vor allem, weil ich nicht alleine auf der Welt bin. Und meinen Lieben ist es schwer zu vermitteln, dass mir ein Zimmer mit drei Möbelstücken ohne jedweden Püschel und Tüschel eigentlich ganz gut gefällt. Das Funktionalität und Design mit klaren Linien seit der Bauhaus-Schule durchaus zusammen gehen.

Soll jetzt kein Lamento, kein Vorwurf und auch keine Entschuldigung sein. Einer Fünfjährigen ist Minimalismus nur eben so schwer zu vermitteln, wie Bedürfnisverzicht. Viel Spaß beim Versuch. Unabhängig davon, gibt es neben „Deko“ im Wohnraum auch noch Ausstattungs-Artikel, von denen man sich ziemlich abhängig machen kann. Z. B. ein Boston-Shaker. Aber ich schweife ab.

Was ist denn das nun, dieses eben genannte, einfache Leben? Will ich mich ab jetzt am „Simplify-Prinzip“ orientieren? Oder doch lieber am Dalai Lama? Oder an sonst welchen Ratgeber-Büchern, bei denen ich mich tief in meinem Innern eigentlich immer frage, ob die Einnahmen das Leben der Autoren und Verleger tatsächlich einfacher machen? Ich habe ehrlich keine Ahnung, was der Begriff für andere meint. Für mich jedoch ist er ganz einfach zu erklären: Klarheit über den gewinnen, der ich bin und das, was ich will. OK, einfache Worte und so viel Probleme. Denn genau an diesen simplen Fragen verzweifelten schon ganze Generationen.

Ich weiß nur so viel: zu viel stofflicher Ballast wird mir mit jedem Jahr meines Lebens lästiger; ja sogar beinahe quälend. Und ich werfe schon jedes Mal beim Renovieren und anderen Gelegenheiten viele, große Müllsäcke voll Schlacke weg, die sich als Sediment über 20-jährigen Bewohnens vermutlich  in jeder Behausung zwangsläufig „absetzen“. Zumeist an Orten, die dafür nie vorgesehen waren. Und selbst das Ergreifen von Ordnungsmaßnahmen als Bastion gegen den Tand erweist sich als schwache Krücke; werden diese doch regelmäßig von mir und meinen Mitbewohnern unterlaufen.

Was bleibt also vom „einfachen Leben“? Für mich das Bewusstsein, dass es auch mit weniger geht und dass es auch ganz langsam weniger wird. Ist wie mit Diäten. Der ganze Radikal-Kram wirkt sowieso nie. Friss die Hälfte und bewege dich mehr funktioniert auf lange Sicht immer noch am Besten. Und genauso versuche ich es mit Tand. Ich frage mich mittlerweile bei vielen Dingen so lange, ob ich das wirklich brauche, bis es keinen Spaß mehr macht, dran zu denken. Dann unterlasse ich unnötigen Konsum fast automatisch.

Demnächst muss ich noch über diese Strategie gegenüber Menschoiden und Kollegoiden meditieren.  Wird bestimmt interessant…

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