Them Vampir Ella reloaded…

Albernheiten allenthalben sind das Markenzeichen unserer Zeit! Alberne Narzissten in albernen Verkleidungen mit albernen Ämtern, die aller Albernheit ihres Auftretens zum Trotz voller Inbrunst und Ernsthaftigkeit vor Mikrofone und Kameras treten, um den absoluten SCHWACHSINN, der unweigerlich über ihre Lippen kommen wird als einzig seligmachende Wahrheit zu deklarieren. Alternative Fakten sind albernes Gewäsch im Gewand eines selbstsgewissen Dogmatismus, der mich immer wieder irritiert, aber dennoch selten sprachlos zurücklässt. Ich kann meine Verblüffung stets überwinden und diese fetten Maden am Arsch des Schicksals als das bezeichnen was sie sind: die Weidels, Musks, Lindners, Trumps, Merzens dieser Welt – allesamt realitätsfremde, arrogante, gierige, nur auf sich selbst bedachte Luftpumpen, die sich von den anderen Amateuren nur durch die Intensität ihres Sendungsbewusstseins unterscheiden. Abschaum unserer Spezies, der durch die seltsamen Wendungen, welche unsere Geschichte stets zu nehmen bereit zu sein scheint, immer und immer wieder nach oben, an die Oberfläche dieser Kloake namens Kapitalismus gespült wird! Viel zu viele Menschen lieben offensichtlich dieses alte Märchen: “Wenn du nur hart genug arbeitest, rücksichtslos genug alles nimmst, was du kriegen kannst und alle unterbutterst, die dir dabei im Weg stehen, dann gehört diese Welt dir. Insbesondere DIE ANDEREN (also Menschen von außerhalb deiner Ingroup) sind dein Todfeind, weil sie dir alle etwas wegnehmen wollen!” Warum zur Hölle glauben so viele diesen sinnentleerten Quatsch, wenn unsere Spezies doch eigentlich zur Solidarität und zum Altruismus geboren ist? Ob ich heute vielleicht miese Laune habe? OH JA GOTTVERDAMMT. IMMER SCHÖN TÖTEN, DENN ZUM LÄCHELN UND WINKEN FEHLT MIR DIE KRAFT… Mit dem Buch über den genderfluiden veganen Vampir mit Rote-Beete-Allergie namens Ella wird das alles so nichts, wenn das Leben doch wesentlich absurdere Konzepte und Geschichten hervorbringen kann, als ich. So ein Mist. Aber… dennoch… dennoch mangelt es mir an Verzweiflung. Weil ich für mich klar beschlossen habe, in politischer und in gesellschaftlicher Hinsicht zu kämpfen, egal wie’s auch kommen mag. Was allerdings im Umkehrschluss bedeutet, dass es derzeit nur wenige ruhige Häfen gibt, in denen ich Energie tanken kann. Dennoch löse ich Probleme und Herausforderungen mit geradezu erschreckender Effizienz. Anscheinend ist mein Angszentrum im Urlaub.

Ich habe kein Problem mit Albernheiten an sich – nur mit jener menschenverachtenden Grausamkeit, die sich heute allzu oft hinter dem abgesonderten Quatsch verbirgt. Ich will viel lieber jene Albernheiten feiern, die mir den Tag versüßen und mir Energie schenken, anstatt sie mir zu rauben. Ich will machen, anstatt zu hoffen, zu harren und darauf zu warten, dass irgendeine glückliche Fügung des Schicksals die Dinge zum Besseren wendet. Da draußen sind Faschos? Bieten wir ihnen die Stirn! Bei der Arbeit mangelt es stark an geeigenetem Personal? Geht anderen auch so, bilden wir welches aus; oder werben es ab! Familie und Freunde gehen durch dunkle Zeiten? Zünden wir ihnen ein Licht an, dass Herz und Seele erwärmt und sie für eine Weile von dem ganzen Mist ablenkt! Ich selbst stecke subjektiv in einer kraftraubenen Tretmühle? Ich mache mich an Projekte, die mir gut tun und mich auf andere, neue Pfade führen, wie etwa schreiben! Pragmatismus bedeutet nicht, abgestumpft, fatalistisch zu sein und das Gestalten anderen zu überlassen, sondern die Segel des Lebens nach den Winden des Schicksals auszurichten. Im Regelfall gestaltet derlei Tun oder Lassen bereits eine Menge. Man muss nicht immerzu nach Innovationen streben! Ja, kreative Lösungen für neue Herausforderungen und Probleme zu finden, ist definitiv mein Credo. Und dennoch muss ich nicht bei jeder Stromschnelle das Rudern neu erfinden. Ich muss nur die Weisheit entwickeln, erkennen zu können, wann es genügt, die alten Methoden zu nutzen, oder neu miteinander zu kombinieren – und wann ich wirklich neue Methoden brauche. Denn an jedem Tag nach etwas vollkommen Neuem zu streben, kostet viel mehr Energie, als ich – als die allermeisten – je zur Verfügung haben werden. Also müssen wir, vor allem in den dunkleren Stunden mit unseren Ressourcen haushalten. Ich sagte gestern zur besten Ehefrau von allen, dass sie allen schlechten Nachrichten von bösen Menschen zum Trotz, die man dieser Tage überall geliefert bekommt nicht verzagen soll, weil es a) immer noch eine Menge guter Menschen gibt, b) Macht nicht immer so einfach ausgeübt werden kann und c) böse Menschen sich untereinander genauso verhalten, wie gegenüber jenen, die sie als ihre Gefolgsleute oder Opfer wähnen. Was früher oder später dazu führt, dass sie sich gegenseitig zerstreiten und zerfleischen!

Ja, ich bin mies gelaunt! Ja ich bin wütend – wie eigentlich immer! Aber ich bin damit auch voller Energie, weil ich mittlerweile, zumindest in den allermeisten Situationen, diese Wut kanalisieren und für mich nutzbar machen kann. Das ist einer der positiven Effekte des Älterwerdens. Und ich habe jetzt, am Ende dieser Zeilen das noch unbestimmte Gefühl, ein paar frische Ideen entwickelt zu haben. Das tut gut und hilft mir, diesen Tag sinnvoll zu nutzen. Obacht – sinnvoll nutzen bedeutet NICHT, ihn mit Action vollzustopfen! Muße, Kontemplation und Müßiggang sind ebenso sinnvolle Tätigkeiten, wie alles mögliche andere. Huzz und Buss sind morgen wieder. In diesem Sinne: schönen Sonntag, morgen einen halbwegs energetischen Start in die Woche; und wenn die Nazis euch nerven – einfach mal in den Weg stellen! C U!

Auch als Podcast…

Stuck in the middle N°6 – about reading (and writing)…

Man hört aus verschiedensten Mündern, zumeist jedoch von Vertretern des akademischen Lehrbetriebes, dass die Fähigkeit junger Menschen, längere, komplexere Texte lesen und vor allem erfassen zu können drastisch abgenommen hätte. Ob das tatsächlich den Tatsachen entspricht, überlasse ich gerne der individuellen Beurteilung durch meine Leser:innen; ich empfehle aber zuvor, sich zu informieren. Etwa auf den Seiten der BPB (Bundeszentrale für politische Bildung). Unabhängig davon, ob man geneigt ist, dies als Zeichen des drohenden Untergangs unserer Zivilisation deuten zu wollen, oder aber der etwas weniger apokalyptischen Überlegung folgen möchte, dass Modalitäten und Intensität unseres Konsums digitaler Medien etwas damit zu tun haben könnten, muss festgestellt werden, dass sich etwas verändert hat, immer noch verändert und auch noch weiter verändern wird. So viel zur These über die Prozessualität von Kultur. Die Entstehung des Lesens und Schreibens als Kulturtechnik zur Aufbewahrung und Weitergabe von Erlebtem, Gedachtem, Gefühltem ist untrennbar mit einer Veränderung der Sprache als solchem verbunden. Walter Ong merkt hierzu folgendes an:

"Eine orale Kultur beschäftigt sich schlichtweg nicht mit solchen Dingen wie geometrischen Figuren, abstrakten Kategorien, formal-logischen Denkprozessen, Definitionen oder auch nur gründlichen Beschreibungen, nicht mit zergliedernder Selbstanalyse, die stets nicht einfach dem Denken, sondern dem textgeprägten Denken entstammt." (Ong 2016, S. 51, Hervorhebung durch diesen Autor)

Wir Menschen haben begonnen, die Welt mit Beginn der Entwicklung von Schriftsprache auch durch andere Augen sehen zu können. Allerdings ist die Auseinandersetzung mit jeder Schriftsprache im klassischen Sinne immer mit Anstrengungen verbunden. Auf der Couch in der physischen Komfortzone kann man zwar trefflich sitzen und lesen, doch jenes Möbel in der mentalen Komfortzone muss ich zwangsläufig verlassen, wenn ich mich mit anderer Leute Denke ernsthaft auseinandersetzen will. Zwar ist es so, dass Diskurs sehr wohl auch rein verbal stattfinden kann, doch dann wird dieser vor allem durch die Situation und die Beziehung der Menschen in ihr kontextualisiert: “Das natürlich orale Wort ist Teil einer wirklichen, existenziellen Gegenwart.” (Ong 2016, S. 94). Lese ich einen Text, so muss ich jedoch versuchen das Gedachte, Erlebte, Gefühlte, worauf der Autor sich schriftlich bezieht in meinem Geist nachzuvollziehen, was zwangsläufig zu Verzerrungen führen wird. Dieser Weg ist allerdings für beide Seiten kein einfacher. “Nicht nur dem Leser, auch dem Schreibenden fehlt der extratextuelle Kontext.” (ebd. S. 95). Die schriftliche Vermittlung von Sprache ist also mitnichten ein einfaches Ding. Vielleicht erklärt sich daraus, warum so viele Leute sich in Online-Foren mit Hingabe televerbal die Schädel einschlagen, schlicht weil sie nicht verstehen können – nun gut, manchmal auch nicht verstehen wollen – was das Gegenüber zu sagen hat…

Im Geiste der vorangegangenen Feststellungen lässt sich sagen, dass unsere “Schöne Neue Welt” hervorragend darin ist, mittels Technik eine Illusion der Einfachheit im Umgang mit anderer Leute Wissen, Ideen, Entdeckungen zu erschaffen; neue Technologien, wie etwa generative KI gaukeln uns vor, dass es anstrengungslos möglich sei, sich all jenes anzueignen, das zu entdecken, zu ersinnen, zu erleben, zu erfahren, zu erstellen unsere Vorgenerationen Jahre und Jahrzehnte anstrengender Forschung, Übung, Erprobung gebraucht haben; incl. jeder Menge individueller Fehlschläge! Dem konstruktivistischen Pädagogen in mir sträubt sich da das Fell, denn wenn wir eigentlich doch alles Wissen, alle Fertigkeiten, alle Erfahrungen zunächst selbst erleben und dann reflektierend in unsere ureigene Realität integrieren müssen, wohin führen dann solche “Abkürzungen” des Nichtwollens? Doch wohl zwangsläufig ins Nichtwissen, Nichtkönnen, Nichtwerden, oder? Diese Diskussion habe ich live schon das eine oder andere Mal geführt, aber Menschen MÜSSEN erst am eigenen Leibe erfahren, wie es NICHT funktioniert, damit sie akzeptieren können, dass Verweilen in der Komfortzone beim Streben nach persönlichem Wachstum immer eine Illusion bleiben MUSS! McLuhan hat die Verwerfungen, welche durch die technisierte Übertragung des Wortes entstehen, bereits vor langer Zeit beschrieben:

"Einfacher gesagt: wenn eine neue Technik den einen oder anderen unserer Sinne auf die soziale Umwelt ausweitet, dann werden sich in dieser bestimmten Kultur neue Verhältnisse zwischen all unseren Sinnen einstellen." (McLuhan 2011, S. 54)

Er meinte damit natürlich zu seiner Zeit die Entwicklung von Buch zu Radio und Fernsehen; das Internet kannte er noch nicht. Dennoch ist ein zu Grunde liegender Mechansimus einfach verständlich und erkennbar – neue Medien, die andere Sinne ansprechen, erzeugen in der Folge eine neue Form von Mediengebrauch. Und weil man Buchseiten nicht so schön wischen kann, glaubt man lieber, sich komplexe Ideen mit einem Fünf-Minuten-Video-Schnipsel begreifbar machen zu können. Weil man noch nicht verstanden hat, (verstehen will?) dass Lernprozesse und damit nachhaltige Aneignung erst in der aktiven, DENKENDEN Auseinandersetzung mit dem Wissensgegenstand und vor allem durch REPITITION (JA, gutes altmodisches Wiederholen!) angestoßen werden. Na ja, das Leben ist ja bekannt dafür, einen manchmal zu enttäuschen; und wenn’s einfach nur dazu gut ist, einen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.

Ich selbst struggle schon mein ganzes Erwachsenenleben mit dem Versuch, Gedanken, Ideen, Wissen, Zusammenhänge kohärent, verständlich und anschaulich zu transportieren. Gehört wohl zum Lastenheft des Pädagogen; nur dass ich das schon tat, lange bevor ich mir dieses Etikett verdienen konnte. Was ich heute in vielen jungen Menschen ehrlich vermisse, ist die Bereitschaft, sich WIRKLICH mit den Dingen zu befassen und nicht immerzu nach der schnellsten, einfachsten, am besten wiederverwendbaren Musterlösung zu suchen. LIFE IS A LESSON – YOU LEARN IT, WHEN YOU DO IT, GODAMMIT! Das ist vermutlich der Grund, warum ich hier immer noch regelmäßig (bald im 12. Jahr) meine Gedanken zu allem Möglichen veröffentliche. Denn tatsächlich ist das ein bisschen wie Arbeit. Zwar eine Arbeit, die ich verdammt gerne tue; dennoch kostet es mich Zeit, die ich auch für Anderes verweden könnte. Will ich aber nicht, weil die damit verbundene Anstrengung für mich einen Mehrwert hat; und es ist mir eigentlich ziemlich wumpe, ob andere diesen Mehrwert erkennen können, oder nicht. Ich freue mich allerdings, wenn ich Menschen zum Nachdenken anregen kann. Mein Mehrwert ist übrigens, meine Gedanken für mich selbst zu sortieren, mich selbst besser verstehen zu können. Ganz im Sinne von Ong und McLuhan. In diesem Sinne – viel Spaß beim nächsten echten Buch…

Auch als Podcast…
  • McLuhan, M. (2011): Die Gutenberg-Galaxis. Die Entstehung des typographischen Menschen. Deutschsprachige Ausgabe. Hamburg: Gingko Press Verlag.
  • Ong, W. J. (2016): Oralität und Literalität. Die Technologisierung des Wortes. 2. Auflage. Mit einem Vorwort von Leif Kramp und Andreas Hepp. Übersetzt von Wolfgang Schömel. Wiesbaden: Springer Fachmedien.

Wir verlieren Energie…!

Nun hatte mich auch ein Infekt niedergestreckt! Immerhin, das hat mich gezwungen, zu Hause zu bleiben, viel zu schlafen (ist ja auch noch Winter, nicht wahr), in aller Ruhe mal ein Buch zu lesen und gelegentlich zu schreiben, wenn mir danach war, das Bett zu verlassen. Mein Körper schien der Meinung zu sein, dass sich wieder in die Arbeit zu stürzen doch keine SO gute Idee sei. Wer bin ich, dass ich da widerspreche. Ich habe der besten Ehefrau von allen gegenüber die Tage geäußert, dass die Solitude und die Gelegenheit, etwas in aller Ruhe zu tun mir zur rechten Zeit noch einmal die Batterien gefüllt haben. Außerdem habe ich in den letzten Tagen gekeucht wie ein 1928er Lanz Bulldog und erst seit kurzem kann ich wieder die Treppe ins 3. OG gehen, ohne Atemnot zu bekommen… Es mag ein wenig egoistisch klingen, aber ich habe diese, physisch durchaus anstrengenden Tage genutzt, mich NICHT mit dem Scheiß zu befassen, der mit Sicherheit am Arbeitsplatz auf mich wartet. Ich bin letzthin endgültig zu der Erkenntnis gelangt, dass der alte Deal “Lebenszeit gegen Kohle” für mich nun neue Grenzziehungen beinhaltet. Will heißen – wer nur für 40h bezahlt, bekommt fürderhin auch keine 50 mehr. Meine Gesundheit hat mir nämlich ins Ohr geflüstert, dass ich die Scheiße sein lassen soll! Ich habe es außerdem satt, anderer Leute hausgemachte Probleme lösen zu müssen, um dann dafür auch noch eine an den Sack zu bekommen, warum das denn nicht alles besser gelaufen sei. Die sollen froh sein, dass es überhaupt noch läuft…!

Vielleicht mein neues Logo…

Ein entscheidender Hinweis, dass meine Streitbarkeit grade wieder ihre kritische Masse zu erreichen droht, ist der Umstand, dass ich wieder mit zunehmendem Enthusiasmus und gelegentlich sarkastischem Tonfall an politischen Diskussionen im semi-öffentlichen Raum (speziell: Foren) teilnehme. Jedes Mal endet das in einem Fiasko, weil ich irgendwann von den ganzen minderinformierten, teilintelligenten Subsistenzen, den Hardcore-Nazis, den Selbstdarstellern und dem ganzen anderen humanoiden Geschmeiss dermaßen die Schnauze vollhabe, dass ich mich genervt von allem abmelden muss. Ich bin so stolz auf mich, dass ich seit mittlerweile bald drei Jahren Facebook fernbleibe. Zuletzt hatte mich die Community dort nur noch angekotzt und wenn ich die aktuellen Diskussionen rings um die Zuckerberg’sche Bullshit-, Desinformation- und Erregungs-Verbreitungsmaschine so ansehe, habe ich NICHTS verpasst. Auch das Spiel, Nazis zu reizen und zu triggern, bis man sie melden und sperren lassen kann, verliert irgendwann seinen Reiz. Ich las die Tage auf Zeit Online, dass Social Media tot sei. Ist schon interessant, dass auch Media-Redakteure, wenn auch mit sieben bis zehn Jahren Verspätung bemerken, dass etwas nicht stimmt. Hätte man auch 2011 schon wissen können. Evgeny Morozov hat es damals in seinem Buch “The Net Delusion. The dark side of internet freedom.” schon dargelegt, wo die Probleme liegen. Nun ja, besser spät als nie, dass man erkennt, wie in beinahe allen Antisocial-Media-Plattformen a) Anonymität Asozialität gebiert, b) die Konzerne zu viel Macht über die Inhalte haben und sich c) dennoch weigern, sinnvoll moderierend einzugreifen – und sich dabei hinter der Lüge verstecken, neutral sein zu wollen. Vielen Dank für nichts!

Bislang konnte ich mich halbwegs zurückhalten und meine Energie NICHT auf diese Weise verschwenden. Denn, selbst wenn manche Plattformen einem anfangs die Möglichkeit eröffnet hatten, sich mit Menschen zu vernetzen, mit denen man Interessen oder eine Vergangenheit teilte, so wird dieser vermeintliche Mehrwert allzu oft durch das idiotische Verhalten einzelner drastisch konterkariert; ich verweise noch mal auf a) Anonymität gebiert Asozialität! Denn das gilt auch unter vermeintlich Gleichgesinnten; und selbst dann, wenn manche Leute mit Klarnamen agieren. Schlicht, weil sie sich durch die physische Distanz asynchroner Kommunikation unangreifbar wähnen. Ich habe schon so manchem gesagt, dass er sich dieses dumme Gelaber Face-to-Face niemals trauen würde. Nur sehr, sehr wenige wollten aus vollem Herzen widersprechen… Aber darum geht es gar nicht. Es geht um Energie. Und zwar jene Energie, die jede:r von uns braucht, um irgendwie durch den Tag zu kommen, den Shit gerockt zu kriegen, sich halbwges wertvoll fühlen zu dürfen und irgendwie einen Sinn in diesem ganzen Chaos erkennen zu können. Antisocial Media schaffen es irgendwie, denn allzu schwachen, allzu naiven, allzu geltungsbedürftigen, allzu gierigen, allzu arroganten das Gefühl zu geben, durch ihre televerbalen Absonderungen einen Grad an Wichtigkeit zu erlangen, der sie die Mauer der nächsten Sekunde vergessen lässt. Ich glaube ja, die tun das – also das Verbreiten von so viel Scheiße – alle nur, um die entsetzliche Energie- und Kreativitätslose Leere in ihren Seelen vergessen zu können. Was für arme Würstchen…

Selbst mit müdem, hustengeschütteltem, fieberwattigem und medikationsgedämpftem Körper habe ich immer noch genug Selbstachtung, mich bewusst NICHT auf diesen absurd masochistischen, Energie und Zeit raubenenden, sinnbefreiten Wettlauf um fremder Leute Aufmerksamkeit einzulassen, den Influencer, Content-Creator und sonstige Sendungs-bedürftige Kreaturen der Websphere “Social Media” zu nennen immer noch die unfassbare Frechheit besitzen! Ja, ich poste auf Insta, weil es mir Spaß macht. Aber es ist mir Wumpe, ob ich 4, 40, 400 oder 4000 “Follower” habe. Als wenn nachbearbeitete Landschafts- und Architekturfotografie ein Kult wäre. Soll ich da jetzt sonntäglich ‘ne Messe lesen oder was? Habt ihr alle Lack gesoffen? Mal davon abgesehen, dass die Accounts mit den meisten Followern zumeist solche sind, bei denen halbwegs ansehnliche nackte Haut eine gewisse Rolle spielt. Sex Sells! War schon 1000 v. Chr. so, warum sollte sich das ändern, nur weil jetzt eine technische Übertragung dazwischen steht? Ist nichts weiter als funktionaler Narzissmus: “Seht her, wie schön ich bin!” Aber sich auf der anderen Seite über Male Gaze oder weiblichen Sexismus (JA, den gibt’s auch) beklagen… auch ‘n kleines bisschen bigott oder…? Ne, ne, da bleibe ich alter Zausel lieber bei meinem Blog, ab und zu einem Video und damit hat es sich. Meine Energie fließt in solche (durchaus kritischen) Texte, wie diesen hier, in mein Buchprojekt, andere Ideen, an denen ich gerade arbeite, meine Hobbies (allen voran Pen’n’Paper) – und zu den bezahlten Zeiten in meinen Job. Und feddich. Schönen Sonntag…

Auch als Podcast…
  • Morozov, E. (2011): The Net Delusion. The dark side of internet freedom. New York: Public Affairs.

New Work N°20 – Partizipation Ahoi!

Mit verlässlicher Regelmäßigkeit treiben die Medien – stets befeuert von den üblichen Verdächtigen, wie etwa verschiedenen Lobbyvertretern – irgendwelche Säue durchs Dorf! Nun sind Zeitdiagnosen ja auch so ein Ding. Bevor man nämlich anfängt, die Gondeln Trauer tragen zu lassen, sollte man sich vielleicht an ein paar wichtige Fakten über sozio- und psychometrische Messungen erinnern, die vielleicht ein wenig den Druck aus mancher Debatte zu nehmen vermögen: a) Verzerrungen durch aktuelle Laune lassen sich nur unzureichend heraufiltern. b) sozial erwartbares Antworten verschiebt die Ergebnisse ebenso wie c) der Befrager-Bias und d) der Umstand, dass Korrelation nicht Kausalität ist. Andernfalls würde uns die Wirklichkeit nicht immer wieder überraschen, obschon die Statistik frecherweise etwas Anderes vorhergesagt hatte. Von der, je nach Auftraggeber in die eine oder andere Richtung ausschlagenden, bewussten Einflussnahme auf das spätere Ergebnis durch normativ orientierte Gestaltung der Items in einem Fragebogen will ich an dieser Stelle gar nicht erst anfangen… Wenn also irgendjemand die Behauptung aufstellt, nachgewiesen haben zu wollen, dass die Arbeitsmotivation in Deutschland unter aller Sau sei, dann muss man Fragen: welchen Zweck verfolgt eine Unternehmensberatung wie Ernst & Young (ja, das sind die, die Wirecard verkackt haben) mit so einer Mitteilung, zu einer Zeit, wo gerade eine öffentliche Debatte über die Wiedereinführung von Karenztagen geführt wird? Sieht für mich nach sauber manipulativer Lobbyarbeit aus – und sonst nichts. Aber, und dieser Einwand ist auch für einen Kapitalismuskritiker wie mich relevant, gewiss sind diese Zahlen nicht vollkommen aus der Luft gegriffen. Man hat ja vermutlich real irgendwelche Menschen befragt. Was bedeutet, dass irgendwo ein Hund begraben liegen MUSS, nicht wahr…?

Nun kann ich zumindest mit anekdotischer Evidenz dienen und die stützt durchaus die These, dass es bestimmte Voraussetzungen braucht, damit ein gedeihliches und damit motivierendes Arbeitsumfeld entstehen bzw. bestehen bleiben kann. Und da spielt doch tatsächlich so gut wie immer auf den vordersten Plätzen die Möglichkeit mit, Einfluss auf die Gestaltung der eigenen Arbeit nehmen zu können! Potzblitz! Wer hätte aber im frühen 21. Jahrhundert auch gedacht, dass sich Menschen nicht mehr nach klassischer Gutsherrenart dominieren lassen wollen? (Und ja, ich weiß, dass es schon immer Menschen gab und noch gibt, die dafür sogar Geld zahlen…) Nun könnte man sich gewiss auf den Standpunkt begeben, dass es doch schon zahlreiche Möglichkeiten zur Einflussnahme für die Arbeitnehmer:innen gibt. Seit den ersten Sozialgesetzen haben sich Menschen in abhängiger Arbeit einiges an Rechten erkämpft, welche nach reinen BWL-Gesichtspunkten die Bilanzen von Unternehmen belasten; und dies aus Sicht nicht weniger Unternehmer über Gebühr! Ich werde hier jetzt nicht anfangen, irgendwelche mehr oder weniger angestaubten Sozialtheorien rauszukramen, aber wie wäre es hiermit: in einem Land, das zusehends überaltert, dessen Wohlstand von der Klimakrise sowie zahlreichen, teils bewaffnet ausgetragenen Konflikten und einem sich rapide verändernden politischen Weltklima bedroht ist und dessen Bürger:innen dennoch immer noch nicht zur Kenntnis nehmen wollen, dass die Party endgültig zu Ende ist, wäre es ein total erfrischendes, ja geradezu radikales Konzept, sich gemeinsam auf SOLIDARITÄT zu besinnen. Und jetzt ratet mal, was es dazu bräuchte…? Ja richtig, eine WESENTLICH gerechtere Verteilung der Gestaltungsmacht. Und ich rede noch nicht mal von Ressourcen, das kommt erst irgendwann später; dafür allerdings zwangsläufig.

Anstatt also dem ständigen Lamento aus den üblichen Wirtschaftslobbykreisen zuzuhören, sollten wir lieber den Menschen zuhören, welche die Wertschöpfung auch tatsächlich erzeugen. By the way: wie kann sich dieser arrogante Volldepp von der Allianz, dieser realitätsentrückte Anzugträger mit seine SIEBEN MILLIONEN JAHRESGEHALT entblöden, alle Arbeitnehmer:innen in der bunten Republik unter den Generalverdacht des schuldhaften Blaumachens zu stellen? Wofür bekommt dieser lächerliche Fatzke denn das viele Geld? Ist dessen Wertschöpfung wirklich EINHUNDERT MAL SO GROSS wie meine? Kann ich mir nicht vorstellen, denn vermutlich ist der auch nur durchschnittlich intelligent und hat auch nur zwei Hände und einen Kopf. Und vermutlich in seinem ganzen Leben noch nie eine Entscheidung über Leben und Tod treffen müssen; zumindest nicht bewusst. Was wir statt solcher empathiebefreiter Luftpumpen brauchen, ist mehr Transparenz in allen Prozessen, mehr Beteiligung der tatsächlichen Leistungsträger an Entscheidungen, wo diese auch die Expertise dazu besitzen – und das ehrliche Bemühen, ihnen diese Expertise auch zukommen zu lassen, wo und wie auch immer dies möglich ist. Was wir jedoch nicht mehr brauchen, sind weitere kurzfristige, selbstherrliche Hinterzimmer-Entscheidungen, die nur an den verdammten Quartalszahlen und ominösen KPIs ausgerichtet werden, von denen die wirklich Ausführenden überhaupt nicht verstehen, was diese modellieren sollen. Davon haben die Menschen nämlich die Schnauze voll – oder um es mit Iron Maiden zu sagen: “I AM NOT A NUMBER! I’M A FREE MAN!” Die Zahlen von EY bedeuten damit nur eines: gebt uns unsere Selbstbestimmtheit zurück, soweit auch nur irgend möglich! Wir wollen niemandem sein Unternehmen oder seinen Wohlstand wegnehmen. Wir wollen einfach nur die Chance bekommen, den Shit selbstbestimmt zu rocken! Über die damit untrennbar verbundene Frage nach einem Weg dies mit größerer Nachhaltigkeit und Ressourcen-Effizienz zu tun, die wir brauchen, damit die Kölner Bucht nicht ihren Namen doch irgendwann verdient, reden wir bei anderer Gelegenheit. In diesem Sinne… einen guten Start in die neue Woche.

Auch als Podcast…

Der verwirrte Spielleiter N°60 – warum eigentlich…?

März 2019. Seit damals läuft diese Rubrik und damit bald sechs Jahre. Viel ist seitdem passiert. Privat, beruflich aber auch im Weltgeschehen. Trotzdem ist meine Lust an dieser Variante des Storytellings ungebrochen. Oder vielleicht gerade, WEIL Pen’n’Paper eine Konstante in meinem Leben ist, der ich viel verdanke? Ich habe als Junge durch das Rollenspiel gelernt, mich zu fokussieren, habe ausblenden können, dass die Welt auf Nerds – zumindest in meiner Jugend – einen eher negativen Blick gepflegt hat. Ich begann, mich mit vielen, höchst unterschiedlichen Themen auseinanderzusetzen, die auf den ersten Blick wenig bis gar nichts miteinander zu tun hatten; nur um dann herausfinden zu dürfen, was vernetztes, systemisches Denken im Kern ist. Ich habe mit den Jahren meine Neugier immer mehr zu einem Instrument geschäft. Ich habe meine kommunikativen Skills trainiert, lange bevor ich wusste, was kommunikative Skills sind, oder dass das Lehren einstmals ein Teil meines Lebens sein würde. Und ich habe Freunde gefunden – teilweise fürs Leben. Wie viel mehr kann man sich von einem Hobby wünschen? Es hat sich dabei im Lauf der Jahre ergeben, dass ich viel häufiger Spielleiter war (und immer noch bin) als Spieler. Das liegt wohl daran, dass ich – wie ich an anderer Stelle in diesem Blog schon öfter erwähnt habe – sehr wohl Rampensau kann, wenn das Setting passt. Und mit ein paar Likeminded Weirdos zusammen am Spieltisch ist das überhaupt kein großes Ding,,,

Über eine ganze Reihe von Jahren habe ich das, was an Aufgaben dem SL zukommt, mehr oder weniger intuitiv erledigt. Ich habe natürlich viel gelesen, mir die Stile anderer SLs angeschaut, mich selbst mit Gamedesign auseinandergesetzt (und in der Folge zwei Regelwerke entwickelt, von denen eines heute unsere meistgenutzte Homebase ist) und war wohl recht effizient darin, diese Erkenntnisse und meine Erfahrungen aus der wahren Welt in meinem Tun am Spieltisch zu spiegeln. Dennoch kam es natürlich immer wieder zu Konflikten, einfach weil Spieler halt Menschen sind; und diese über ein und den gleichen Scheiß sehr unterschiedliche Meinungen haben können. Dennoch hat sich im Laufe der Jahre – nach den Experimenten der Jugend mit Besuchen als Spieler/SL auf Conventions und wechselnden Gruppen – ein kleiner, fester Kreis gebildet, der immer wieder zum Zocken zusammenkommt. Und noch immer gebe ich den Geschichtenonkel. Und wenn mich jetzt jemand fragt, warum ich mir das nach über 35 Jahren immer noch antue, gibt es eigentlich nur eine gültige Antwort – weil es mir verdammt viel Spaß macht! Ich gehöre zu den Spielleitern, die KEINE Kaufabenteuer und KEINE vorgefertigten Kampagnenwelten nutzen. Also… ich habe schon mal mit EINER “vorgefertigten Kampagnenwelt” angefangen. Das war Palladium Fantasy 1st Edition (hab gerade mal nachgeschaut, mein arg lädiertes Buch ist aus der 8. Auflage von 1990!). Aber Kevin Simbieda würde seine Welt NICHT wiedererkennen. Und genau so soll es auch sein. Spielleiter sind nicht einfach dazu da, die Regeln zu interpretieren. Wir denken uns die Herausforderungen aus, mit welchen sich unsere Spieler bzw. ihre Chars dann später herumschlagen müssen. Wir entwickeln die Folklore, die Geschichten, die Bewohner der Secondary World, um sie zu einem lebendigen, atmenden Ort zu machen, an dem es den Spielern leicht fällt, die erzählten Geschichten zu deren Bedingungen fürwahr zu nehmen. Willing suspension of disbelief ist dabei die wichtigste Währung, weil die Bereitschaft, die Geschichte wenigstens für die Dauer der Spielsitzung glauben zu wollen notwendig ist, wenn wir das Epos gemeinsam weiter erzählen wollen!

Und das ist das wahre Ziel von Pen’n’Paper: gemeinsam, kollaborativ kreativ werden und die vielen losen Enden, Herausforderungen, Möglichkeiten, Interaktionspunkte, welche ich als Spielleiter in meine Welt eingebaut habe, aufzunehmen und das Muster immer weiterzuweben! Das wirklich Spannende daran ist, dass ich als Spieleiter vielleicht eine vage Vorstellung habe, wohin die Reise gehen könnte – aber ich habe keinerlei Kontrolle darüber, was meine Spieler mittels ihrer Chars wo und wie als Nächstes tun werden. Meine Aufgabe ist es, einerseits die Reaktionen der Umgebung auf ihre Handlungen zu erzählen und andererseits im Blick zu haben, was die Antagonisten unterdessen tun oder lassen. Denn… die “Gegner” im Rollenspiel wissen nicht, dass sie NPCs sind! Folglich haben sie eine eigene Agenda und wollen gewinnen! Was auch immer das am Ende dann bedeuten mag. Es ist diese ECHTE Ergebnisoffenheit, die ich schätze. Andererseits sind da aber auch die Storyarcs der Charaktere selbst. Meine Spieler kommen oft mit hoch differenzierten Ideen hinsichtlich der Backstory, Persönlichkeit, Stärken und Schwächen ihrer Chars an den Spieltisch. Manchmal haben sie schon übergeordnete Ziele, wohin sich der Character auf der gemeinsamen Reise entwickeln sollte; wie, bzw. wodurch diese fiktive Person ihre Katharsis oder Erfüllung finden wird. Manchmal entwickeln sich diese Ziele aber auch erst unterwegs. Und eine meiner Aufgaben als SL ist es, die Spieler bei dieser Suche zu unterstützen, bzw. ihnen die Möglichkeit zu bieten, diese Fantasie ausleben zu können. Denn wenn der Charakterbogen nicht aufgelöst wird, empfinden manche Spieler die Figur als nicht auserzählt – so als wenn man das letzte Kapitel eines Romans einfach weglässt…

Ich hatte natürlich zwischendrin immer mal wieder Spielleiter-Burnout, hatte mich selbst subjektiv vollkommen auserzählt, fühlte keine neuen Ideen mehr, war von nichts ehrlich inspiriert. Irgendwann bin ich dann über die Roleplaying-Sphere in Youtube gestolpert und habe angefangen, mich – wieder – mit anderen Blickwinkeln auf das Tun des Spielleiters auseinanderzusetzen, an meinem eigenen Stil zu feilen, Neues auszuprobieren, mein Regelwerk abermals weiterzuentwickeln; und ich bekam wieder Lust! Habe mal wieder ein neues Setting geschrieben, neue Kampagnen gestartet, auch teilweise neue Spieler am Tisch begrüßen dürfen. Und der Drive hält immer noch an. Wann immer ich mich an meinen Schreibtisch setze und mich in meine Aufzeichnungen vertiefe, fällt mir noch irgendwas ein, was ich vermisse, was ich selbst gerne erzählen möchte, Charaktere oder auch nur bestimmte Szenen, die ich selbst gerne spielen würde – und meine Fantasie fängt an zu arbeiten. Für mich ist DAS ebenso schon Entspannung und “das Spiel spielen”, wie das gemeinsame Erzählen am Spieltisch. Und ganz nebenbei eine gute Übung für die eigene Kreativität, weil es einen zu Offenheit zwingt; weil man sich regelmäßig überraschen lassen MUSS. Und daher erfüllt es mich mit unbändiger Freude, dass ich zumindest an dieser Stelle keine Ermüdung zu verzeichnen habe. Es ist – wieder – eine meine Kraftquellen. Immer mal wieder fühle ich dieses Jucken, mir wieder eine andere, neue Gruppe zu suchen. Aber ich weiß nicht genau, ob das tatsächlich eine gute Idee ist, denn ich habe schon eine recht spezifische Vorstellung davon, wie ICH das Spiel spielen (oder spielleiten) möchte; und die ist nicht so einfach kompatibel mit der diesbezüglichen Denke Anderer, wie ich im Laufe der Jahre feststellen musste. Warum das so ist, darüber werde ich noch eine Weile nachdenken. Aber ich will trotzdem immer mal wieder versuchen, mit neuen Leuten in Kontakt zu kommen, weil ich mich auch bei meinem Hobby N°1 aus allzu festgefahrenen Spuren lösen möchte. Offen bleiben für Neues ist die Devise. In diesem Sinne – always game on!

Auch als Podcast…

A storytellers voyage…

So, das neue Jahr hat schon wieder fünf Tage verbraucht und noch ist nix Schlimmes passiert. Gut, man sollte bei dieser Gelegenheit evtl. erwähnen, dass das Schlimme ja an einem anderen Ort passiert als Zuhause. Und das habe ich in den letzten Tagen nur sehr sporadisch verlassen. Mir war nicht allzusehr nach Menschen. Das passiert mir häufiger, wenn ich in eine selbstgesteuerte Kreativphase ohne festes Ziel einsteige. Solche Phasen sind üblicherweie das Ergebnis eines längeren mentalen Gärprozesses. Es ist schon so, dass die Umgebungsparameter einen Einfluss auf den Fluss des Kreativ-Mojos haben. Wenn ich dauernd irgend etwas produzieren, Deadlines einhalten, Ergebnisse liefern muss, dann ist das für meine persönliche Kreativität absolut tödlich. Es ist aber auch für die geschuldete komplexe Problemlösungsfähigkeit, welche Arbeitgeber nur zu gerne mit der echten Kreativität verwechseln nicht eben förderlich. Nur ein Geist der frei von zu vielen Beschränkungen ist, kann sich auch frei entfalten und so die Kraft entwickeln, innovative Lösungen für neue Herausforderungen finden zu können. “Aber wir sind ja auf einem guten Weg” Muhahahaha… Unfug. Wir fahren auf Sicht und das ohne Fernglas. Aber bitte, ich bin ja nur so’n döseliger Pädagoge, die haben vom Geschäft ja keine Ahnung, nich wahr? Jedenfalls hatte der Gärbottich pünktlich zu den Festtagen seine kritische Masse erreicht – und ich habe angefangen zu schreiben. Ich habe auch Infos zu anderen Projekten, und den dazu nötigen Assets und Techniken gesammelt; das sind jedoch Ideen, die erst noch reifen müssen. Aber in allererster Linie habe ich die letzten 10 Tage damit zugebracht, an einer Romanidee zu schreiben, die sich aus meiner sonstigen Storyteller-Tätigkeit im Hobbybereich entwickelt hat. Womit klar ist, dass es sich um Werk der Phantastik handelt, welches eben im Entstehen begriffen ist. Da mein Urlaub am Dienstag leider sein jähes und allzu frühes Ableben finden wird, ist allerdings mit einem abrupten Absinken des Outputs zu rechnen. 95 Seiten in 11 Tagen werde ich dann nicht mehr schaffen…

Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt einen derartigen Output erzeugen konnte. Muss Jahrzehnte her sein, aber es hat sich bis hierher ziemlich gut angefühlt. Ich habe vor einiger Zeit ja feststellen müssen, dass andere Projekte seit Jahren in der digitalen Schublade vor sich hin schimmeln, weshalb mein – erster und vermutlich wichtigster – Vorsatz für das noch neue Jahr 2025 ist, dieses Ding binnen Jahresfrist fertig zu schreiben UND zu veröffentlichen. Dafür scheiße ich auch auf den Dry January. Der zweite Vorsatz muss vermutlich noch mal gut überdacht werden, weil er mit starken Veränderungen einher ginge. Was mich ermutigt, ist der Umstand, dass ich offenkundig nach wie vor ohne den Einsatz von Hilfsmitteln auf meine kreativen Ressourcen zurückgreifen kann. Koffein ist dabei aus meiner Sicht allerdings absolut zulässig. Ein Leben ohne Kaffee ist denkbar, erscheint aus derzeitiger Sicht aber nicht lebenswert. Ich schrieb hier die Tage ja über meine früh-adoleszente Konditionierung auf nerdigen Medienkonsum. Und selbstverständlich spielt auch der seine Rolle. Manchmal als Ideenlieferant, oft einfach nur um die Kanäle zu meinem inneren Spielkind – oder sagen wir 16-Jährigen- zu deblockieren. Natürlich hat auch geholfen, dass ich mich in den letzten 16 Tagen NULLKOMMAFASTGARNICHT mit meiner Arbeit beschäftigt habe. Ich hab einmal 10 Minuten mit einem lieben Kollegen telefoniert und dat wars! [KURZER EXKURS: Wenn allein der Gedanke an verschiedene Aspekte deiner Arbeit es schon verlockender erscheinen lässt, mit einer WIRKLICH fetten Grippe im Bett zu liegen, wie meine beste Ehefrau von allen dieser Tage eine niedergestreckt hat, anstatt gesund zu sein und zur Arbeit zu gehen, dann ist es doch eigentlich an der Zeit, sich dringend was Anderes zu suchen, oder…? EXKURS ENDE]

Es is, wie es is… meine Freiräume werden wieder enger, was bedeutet, dass ich echt mein Zeitmanagement verbessern muss, um die Dinge, die mir wirklich wichtig sind unter einen Hut zu bekommen mit dem, was mein Brot verdient. Aber geht das nicht vielen so? Wie dem auch sei, ich wünsche euch morgen einen schönen Feiertag (HEYHO – GO Baden-Württemberg) oder einen guten Start in die neue (erste?) Arbeitswoche im neuen Jahr. Ich tue morgen noch mal was für mich und leite eine Spielrunde, denn mit Storytelling sollst du das neue Jahr beginnen… wie hören uns.

Auch als Podcast…

New Year, but nostalgia strikes hard nevertheless!

Viele Menschen suchen immerzu nach einer Zeit, zu der die Dinge besser waren. Ich kann mich da nicht ausnehmen, zumindest nicht, wenn es um meine Nerdness und die damit verbundenen Gewohnheiten bezüglich des Medienkonsums geht. Keine Angst, ich höre noch immer keine Volksmusik – und ganz gewiss keine Schlager, da kann man nämlich auch super Nazi-Parolen drauf grölen. Und das geht halt gar nicht! Musik transportiert meiner bescheidenen Erfahrung nach meist jede Menge Emotionen und genau deshalb kann ich bis heute nicht verstehen, was dieses, nach immergleichen Mustern konstruierte, spannungsarme, und nicht selten ultra-konservative Welt- und Menschenbilder transportierende Nerv-Gedudel den Leuten gibt! Aber wenigstens in einer Hinsicht muss auch ich mal engstirnig sein dürfen, nicht wahr. Ich selbst bin ein wahres Kind der 80er, da wurde ich nämlich zum Teen und hatte folglich auch meine erste musikalische Erweckung. Metal halt… Nun ist es aber so, dass ich schon früh festgestellt habe, dass ich keine solche Einzel-Genre-Fan-Hure bin, wie manch andere, die nur dieses eine und sonst nix hören. Ich war schon immer relativ offen für Neues – aber ich stelle fest, dass ich letzthin wieder häufiger in die 80er zurückkehre – also musikalisch. Keine Ahnung ob’s am fortschreitenden Verfallsprozess – besser bekannt als Alter – liegt, oder etwa daran, dass ich an Drittgradiger Swift-Allergie leide (die nur ein Symptom für den allgemeinen Dauer-Brechreiz ist, welchen Mainstream-Pop mir heutzutage bereitet). Ich denke ja, dass man einerseits immer wieder auf das zurückkommt, womit man aufgewachsen ist. Und wenn es nur diese, heute wieder beliebten neuen Iterationen davon sind (Retro-Wave und Artverwandtes findest du auf Youtube ja tonnenweise); die Sozialpsychologie behauptet das jedenfalls. Für mich fühlt es sich andererseits aber so an, als wenn sich der Massengeschmack auf eine irritierend einfache, sehr formelhafte und beliebig regurgitierbare Formel verengt hätte. Oft nur Algorithmen-abgesicherte Umsatz-Maschinen ohne Seele, Herz, Sinn und Verstand. Sicher, im Indie-Bereich findest du jede Menge innovativer Künstler:innen, die echt was reißen. Aber die Massen lassen sich dauernd mit der gleichen Scheiße füttern. Und dabei ist das Genre zumeist eher unwichtig! Das ist, als wenn man zum 15. Mal zu Mario Barth geht, der seit über 20 Jahren genau fünf Variationen des gleichen Witzes erzählt. Das war beim ersten Mal noch ein Kichern wert, aber heute…? Kann diese Verdummungsmaschine nicht mal jemand entsorgen…?

Natürlich wird irgendjemand mir jetzt vorhalten, dass ich mich nur nicht richtig mit den angesagten Künstler:innen beschäftigt habe; man müsse halt genau hinsehen, dann könne man sofort erkennen, wie viel Tiefe das alles hat und wie relevant deren Kulturschaffen sei. Jo Mei, manchen Menschen genügt intellektuell bzw. emotional halt schon die Tiefe einer durchschnittlichen Pfütze im Park, um lebensbedrohlich zu werden. Denn sie und ihre Ikonen zitieren sich mit ihrem Schaffen lediglich immer und immer wieder selbst. Das passiert im Übrigen auch Künstlern, die ich mag; und auch da stört es mich, weil ich mir nach einer Weile verarscht vorkomme. Es gibt bestimmte Bands, die ich mir deswegen heute nur noch in kleinen Dosen oder gar nicht mehr anhören kann. Aus meiner Sicht besonders problematisch wird es allerdings, wenn sich alle (angeblich relevanten) Künstler:innen nur noch gegenseitig zitieren, weil eine bestimmte Art, Songs zu produzieren es halt schafft, dieses eine besondere Gefühl zu erzeugen, dass die Leute haben wollen. Im Moment ist dieses eine Gefühl offenkundig stumpfe Ablenkung. Regt mich BITTE nicht zum Denken an, gebt mir einfach nur positive Vibes; okay with me, if YOU like it. Mich nervt es nur noch. Kunst (und ja, Musik gehört auch zur Kunst) ist im Kern dazu da, unsere Wahrnehmung, unsere Gefühle und unser Denken herauszufordern, unsere Kreativität zu stimulieren – und uns die Chance zum Abschalten und Aussteigen zu geben. Aktuell passiert aber im Mainstream im Wesentlichen nur noch das Letztere. Immer mehr und mehr von der gleichen Scheiße, weil das die letzten fünf bis sieben Male doch auch so gut funktioniert hat. Es geht nicht mehr um die Funktion von Kunst für die Menschen, sondern vor allem um die Funktion des Produktes für den Produzenten. Was dann passiert, sieht man am Marvel Cinematic Universe. Oder am Musikmarkt. Oder am Buchmarkt, der mit Massen von Young Adult Literature im Selbstverlag geflutet wird, weil jeder glaubt, noch eine Variante der “Tribute von Panem” nachlegen zu müssen. Wenn ich ‘ne Dystopie sehen will, schaue ich mir Wahlwerbespots an; oder Olaf Scholz’ Neujahrsansprache…

Könnte es aber denn nicht sein, dass ich selbst – gemäß dieser Feststellungen – auch in so einer “Immer-wieder-das-Selbe-wollen”-Schleife feststecke? Dass meine vermeintliche Nostalgie einfach nur Ausdruck MEINES verengten Geistes ist? Tja, was soll ich denn jetzt sagen? “Nein, nein, das ist alles gar nicht so!” wie die Swifties, oder Mario-Barth-Fans? Klar ist es möglich, dass meine, gelegentlich recht eigensinnigen Konsumgewohnheiten nichts anderes sind, als eine verdrehte Variante von Schlagerfandom. Ich glaube allerdings, dass die Genres, denen ich üblicherweise folge (Metal, Punk, Trance, Goth, Indie, Rock, Industrial, etc.) eine messbar höhere Innovationsfähigkeit und -dichte aufweisen, als etwa das Schlagerbusiness; aber eben auch als diverse Vertreter:innen des heute, beim jüngeren Publikum ach so beliebten, Rap und Hip-Hop. Ja, texten können die teilweise echt nicht schlecht. Aber sie fallen immer wieder über ihre eigenen Genre-Konventionen und das Musikalische… ja nun, es macht halt doch einen erheblichen Unterschied, ob jemand tatsächlich singen kann und mehrere Instrumente physisch beherrscht – oder eben nicht… wie dem auch sei, über Geschmack soll man nicht streiten, es sei denn der andere frisst gerade offensichtlich Müll.

By the way – Frohes Neues Jahr ihr schönen Menschen. Ich befürchte, ihr werdet auch in 2025 wieder gelegentlich von mir hören. Kuriert schön euren Kater, fangt – wenn irgendwie möglich – nicht zu früh mit dem Schuften an, und denkt dran: different year – same shit! Mehr muss man eigentlich nicht wissen, um seinen Ressourceneinsatz auf die richtigen Aufgaben und an die richtigen Orte zu lenken. Wir hören uns!

Auch als Podcast…