Spalt-Textperiment…

Manchmal fließt ein Text ganz von selbst aus der Feder (bzw. durch die Tasten auf den Bildschirm). Und manchmal nehme ich sechs, sieben unterschiedliche Anläufe und schmeiße sie allesamt in den – mehr oder weniger virtuellen – Mülleimer, bis schließlich entweder IRGENDETWAS Sinn zu ergeben beginnt – oder ich mit einer Mischung aus Wut (die ich ja bekanntlich immer in mir trage) und Resignation (die sich nur gelegentlich meiner bemächtigt) den Deckel zumache und was anderes zu tun versuche. Da bezüglich meiner kreativen Texterei Schreib- und Reflexionsprozess Hand in Hand gehen, ist mein Schreibfluss selten gleichmäßig. Ab und an kommen richtige Bursts of Writing und dann ist es wieder wochenlang eine Schur, auch nur den ersten Satz gerade hinzubekommen. Aber selbst, wenn ich mich – wo auch immer – ruhig niedergelassen habe und eigentlich schon im Schreibprozess angekommen bin, kann es gut sein, dass ich eine Weile etwas Anderes tue; oder besser, tun muss! Etwa einfach nur irgendwohin starren (ja meine Damen, dieses Klischee ist wahr, Männer können einfach nur irgendwohin starren, und währenddessen wirklich NICHTS denken; und das betrifft nicht nur Politiker). Oder ich gehe kochen. Oder essen. Oder spazieren. Man nennt das gemeinhin Schreibblockade. Und bei Non-Fiction-Texten wie meistens hier in diesem Blog, bei denen man nicht einfach einen der Charaktere eine Waffe auf den Tisch legen lassen kann, um die Spannung zu steigern, weil man eventuell ein ausgefeiltes Argument durchdekliniert wissen möchte, hilft es, zwischendurch was anderes zu tun. Allerdings sollte man das nicht über Tage ausufern lassen, sonst weiß man ja gar nicht mehr, wo die eigenen Gedanken gerade hinspazieren wollten, aber nicht konnten…

Schloß Aulendorf

Eigentlich hätte dieser Text hier eine Elegie werden sollen; und zwar auf meine derzeitige Unfähigkeit, Yutori zu erreichen. Jenen Zustand, bei dem man die Welt ringsum bewusst wahrnimmt, den Drive aus den Dingen entweichen lässt und so zu Frieden mit sich und diesen Dingen kommt. Ich wollte in dem Kontext eigentlich über Wahrnehmung und deren indidviduelle Wirkung sprechen. Und das ganze mit Ideen aus einem Artikel verknüpfen, den ich dieser Tage las und der sich mit der Frage befasste, inwieweit die Nutzung von generativer KI in kreativen Prozessen das Endprodukt noch als Kunst erscheinen lässt; oder – mit Blick auf die Trainingsdaten solcher Algorithmen – doch eher als billige (Raub)Kopie der vorangegangenen Kreativität anderer? Doch in diesem Moment erwarte ich voller Vorfreude ein ungewöhnliches Abendmahl mit Freunden und bin ganz und gar nicht zu Hause. Die Qualia, welche dabei in meinem Geist emergieren, sind in der Tat nicht in Worte zu fassen. “Bittersüße Vorfreude” beschreibt die aktuelle Ambivalenz zwischen der (zumindest zeitweisen) Losgelöstheit von meinen ganzen – verfickt nervtötenden – Aufgaben und jenem typisch protestantischen Sense of Duty, der mich ungesunderweise immer munter weitermachen lässt nur sehr, sehr unzureichend. Was auch immer heute Abend passieren wird, hat das Zeug, mich mit Energie und Ideen zu versorgen. Und dennoch weiß ich um den Bruch, der in Kürze entstehen wird. Denn dieses Mal lüfte ich den Schleier – trete gleichsam durch die Vierte Wand meiner Erzählung – und verrate, dass dieser Text nicht an einem Tag fertig geschrieben werden wird. Denn im Grunde meines Herzens möchte ich genau jetzt schreibend über mein derzeitiges Scheitern jammern – und hoffe gleichzeitig auf genug Punch in den nächsten Stunden, um morgen Nachmittag, wieder an meinem Desk zu Hause angelangt, dem Phönix aus der Asche gleich auf die Erschöpfung scheißen zu können. Wir werden sehen…

…und feststellen, dass der Abend, sowie der darauf folgende Morgen nebst Besuch einer Playmobil-Ausstellung und die leider unvermeidliche Heimfahrt mich wirklich – wenigstens ein bisschen – aufgeladen haben. Einziger Wehrmutsstropfen war ein selten dämlicher Zwischenruf dummer, arroganter Kinder, die ich nicht mal kannte; und dann auch nicht mehr kennenlernen wollte, was auf Grund meines Sozen-Gemuffels wohl auf Gegenseitigkeit beruhte. Schwamm drüber; es ist nicht meine Art vor meinen Kindern jemandem für einen Nazi-Spruch eine auf’s Maul zu geben. Wäre nicht sonderlich pädagogisch wertvoll… Es ist immer noch so, dass ich mich mühsam von Wochenende zu Wochenende, von Pen’n’Paper-Runde zu Runde schleppe, stets auf der Suche nach einem bisschen frischer Energie. Ich bin eigentlich kein sehr fatalistischer Mensch; pragmatisch ja, aber nicht fatalistisch. Ich versuche die Dinge zu ändern, wenn etwas nicht funktioniert. Und ich gebe nur sehr ungern auf. Aber letzthin gewann ich so ein komisches Gefühl, dass jedes Mal, wenn ich mich BERUFLICH auf gutem Weg in ruhigeres Gewässer wähnte, irgendein Desaster von rechts ins Bild geritten kam (Desaster kommen IMMER von rechts…) und mir den Tag, die Woche, den Monat versaute. Ich bin mit dem jeweiligen Fallout ja nie alleine, aber trotzdem zehrt sowas an der Substanz. Die Beziehung zwischen meinem Job und mir ist wohl ziemlich verkorkst – allerdings haben auch verkorkste Beziehungen eine unheilige Tendenz, lange zu halten. Da fällt mir ein Liedtext von Jethro Tull ein…

When we can last for days on a loving night;
Or for hours at least on a warm whisper given.
You always pick the best time to rise to the fight.
To break the hard bargain that we've driven.
Once again we're flying colors.


(c) 1982 Jethro Tull, Lied "Flying Colours" aus dem Album "Broadsword and the Beast"

Der Phönix fliegt wohl, allerdings nicht allzu hoch und der Motor stottert. Yutori erreiche ich immer noch nicht. Und eigentlich ist mir gerade auch gar nicht mehr so richtig elegisch zumute, denn im Grunde habe ich nur noch auf die ersten Hochrechnungen des Abends gewartet. Und dabei gibt es nur drei Dinge die wichtig sind. Erstens, Die Linke ist offenkundig sicher drin – und das ist gut! Denn wir brauchen eine solche Kraft in unserem Parlament. BSW und FDP müssen zittern – und ich bete, dass beide NICHT drin sind! Denn solche Kräfte brauchen wir nicht in unserem Parlament. Und ich bete, dass sich Friedrich von Papen … ähm pardon, falsches Jahrhundert. Merz heißt der Sauerländer, der in Kälte kam ja… also jedenfalls bete ich, dass diese arrogante, alte Hetzbacke sich nicht zum Steigbügelhalter der blauen Nazis macht! Aber von mir hat der Sack ja auch keinen Auftrag zur Regierungsbildung erhalten. Das waren wie immer jene, die nicht verstehen können oder wollen, das als Otto-Normal-Verbraucher die CDSU zu wählen in etwa das Gleiche ist, wie an einer nächtlichen Stadtführung mit Serienkillern teilzunehmen. Irgendwas wirst du auf jeden Fall verlieren: günstigstenfalls deine Selbstachtung, schlechtestenfalls deine Existenz. Aber das mit der Lernfähigkeit war ja schon immer ein Problem bei den sogenannten “Konservativen”. “Egoistische Angstbündel” wäre der bessere Terminus. Aber genug davon. Irgendwann die Tage gibt’s auch wieder was Kopflastigeres von mir. Bis dahin ihr Schwarz-und Blau-Wähler: schaut euch genau an, was für eine Scheiße ihr mit eurem Kreuzchen angerichtet habt. Und ihr anderen – startet in die Woche, so gut es euch möglich ist! Gejammert wird später…

Auch als Podcast…

Erwachsen bilden N° 51 – Voll Frontal!

Ich bin immer wieder erstaunt. Man hört ja allenthalben, dass viele Menschen geradezu geschädigt aus der allgemeinbildenden Schule kämen, dass sie dort allzu oft mit bösem, bösem Frontalunterricht geschädigt würden… Man verortet diese Art des Unterrichtens wahlweise in der Hölle der schwarzen Pädagogik oder auf den eisigen, grauen Ebenen der Schüler-Demotivation. Ich mache – allerdings als Erwachsenenbildner – ehrlich gesagt häufig völlig andere Erfahrungen. Einerseits vernehme ich regelmäßig (unabhängig vom Ausbildungsstand) den Wunsch nach mehr Frontalunterricht. Insbesondere ausgerechnet in den Lernsituationen, bei denen es um die Vermittlung von theoretischem Wissen geht. Der Konstruktivist in mir weiß jedoch, dass genau dort eigentlich eine erhebliche kognitive Eigenleistung der Schüler:innen verlangt wird. Denn jedes Theoriewissen von der trägen Ruheposition in eine aktive Nutzbarmachung zur Entwicklung von Handlungskompetenzen zu überführen, bedarf im wahrsten Wortsinne oft des “Begreifens”. Andererseits nehme ich eine nicht unerhebliche Abneigung gegen Gruppenarbeiten wahr. Ich vermute, das könnte daran liegen, dass selbstorganisierte Lernphasen oft vom Pädagogen nicht mit dem notwendigen Kontext oder verbindlichen strukturellen Rahmenbedingungen versehen werden. Wenn dann eine gewisse Beliebigkeit im Lehrsaal Einzug hält, führt das dazu, dass manche Schüler:innen das alles sehr ernst nehmen und sich von den sozialen Trittbrettfahrern (und die gibt es immer) verarscht vorkommen…

Nun sollten wir vielleicht zunächst feststellen, was Frontalunterricht NICHT ist; oder besser nicht sein SOLLTE: Wir wollen nicht davon reden, dass die Schüler:innen Stunde um Stunde passiv dem Wissenskonsum frönen sollen; sondern wir wünschen uns etwas, dass man “aktive Beteiligung” nennt. Nun ist diese allerdings nicht immer so leicht festzustellen, Denn wer glaubt, dass jene Person immer mehr aus dem Unterricht mitnimmt, die sich dauernd zu Wort meldet, als die stille Person, die man nur ausnahmsweise wahrnimmt, der liegt ziemlich oft ziemlich falsch; und ist dabei auch noch ziemlich ungerecht. Lerntypen und Lernstile sind halt so unterschiedlich wie die Persönlichkeiten, die da vor mir sitzen. Frontalunterricht ist kein Plenum für die Selbstdarstellung der Lehrperson! Ja, Humor ist erlaubt (gerne auch hintergründig), ja, Nachfragen ist auch erlaubt. Was jedoch nicht erlaubt sein kann, ist das Bloßstellen von Schwächen der Schüler:innen, oder Scherze auf Kosten Dritter und sowieso Unfreundlichkeiten aller Art. WIE man nun Augenhöhe herstellt, ist am Ende eine Stilfrage, DASS man sie herstellt, ist jedoch essentiell. Denn Frontalunterricht ist ebenfalls kein Raum für sozialen Freestyle! Regeln des Umgangs miteinander sind überall dort notwendig, wo Menschen für einen längeren Zeitraum zusammkommen, so auch in der (Berufsfach)Schule. Was bedeutet, dass die Lehrperson einerseits dazu verpflichtet ist, diese aufzustellen (oder vielleicht besser auszuhandeln) und dann bitte auch für deren Einhaltung zu sorgen. Und die wiederholte Missachtung mit geeigneten Mitteln zu sanktionieren! Denn NICHTS ist nervtötender als Laissez-Faire mit Clowns! Damit jedoch kann Frontalunterricht also bitte auch NIEMALS ein Monolog sein ! Denn nur in der GEMEINSAMEN Reflexion der Themen entsteht Wachstum! Und Frontalunterricht ist übrigens auch keine Methode, sondern vielmehr die Rahmung für verschiedene Methodenausprägungen, die gleichberechtigt nebeneinander existieren. Denn mittels welcher Technik ich vorne präsentiere, spielt nicht nur hinsichtlich der Replizierbarkeit, sondern auch bei der bewussten Steuerung von Aufmerksamkeit und Partizipation eine wichtige Rolle. Insbesondere das Herausfordern oder Spielen mit medialen Gewohnheiten kann interessante Effekte erzeugen.

Frontalunterricht ist deshalb so schlecht beleumundet, weil er so furchtbar oft so furchtbar schlecht gemacht wird. Weil sich Lehrkräfte nicht für ihre Schüler.innen interessieren, und sich einen lauen Lenz machen, anstatt einfach ihren verdammten Job zu erledigen. Wenn ich hingegen Frontal-Unterricht in ein frontal (also von vorne) moderiertes Unterrichtsgespräch verwandeln will, dann muss ich mir als Lehrkraft zuvor die Mühe gemacht haben, den Unterrichtsgegenstand a) selbst durchdrungen und b) zur Präsentation in handhabbare Häppchen zerlegt zu haben, was c) idealerweise den Einsatz verschiedener Unterrichtstechniken beinhaltet und mögliche Interaktionspunkte für die Schüler:innen aktiviert. Ob dann irgendjemand das Symbol mit der Queste auch ernst nimmt, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Aber eigentlich findet sich immer jemand, der den Köder schluckt… Und so werde ich meinen Frontal-Unterricht für nächste Woche wieder auf eine Art aufzubereiten versuchen, die Komplexes verständlich machen soll. Die Schüler:innen haben es nämlich verdient. Wir hören uns.

Über Äußerlichkeiten…

Reduziert werden auf das, was man sehen kann. Ein Gefühl, dass viele Menschen mit erschrecken weit von sich weisen, weil sie es fürchten, weil sie sich, gedrängt vom allüberall herrschenden Überschuss an dem, was unsere Wahrnehmung uns als Ästhetik vorgaukelt. überwältigt und entwertet fühlen, niedergeworfen von dem kaum kompensierbaren Gefühl optischer Unzulänglichkeit. Unsere Wahrnehmung ist dabei wie ein Bumerang, der uns trifft, wann immer wir uns von den aufpolierten Hochglanzbildern blenden lassen, welche Andere auf das Postament mit dem Namen Schönheit zu hieven die Frechheit besitzen. 

Ich mag einen kleinen Schuss Polemik und Populismus, weil viele meiner Pointen ohne nicht funktionieren würden, aber es griffe wohl deutlich zu kurz, wenn ich mich darauf beschränkte, jetzt wieder singulär die bösen, bösen Medienfuzzis zu schelten, die uns andauernd mit delikat angerichteten sexy Häppchen beliefern, von denen wir unseren Blick nur ungern abwenden, weil diese Bilder gleichsam im besten wie im schlechtesten Sinne Symbole sind – Symbole für das, was wir an uns selbst gerne entdecken wollen würden: ein Äußeres, dass Begehrlichkeit weckt, dass uns Türen öffnet und ein wilderes, erfüllteres Leben verspricht. Mit Versprechen ist es ja nun so, dass sie meist, entgegen aller Schwüre dann gebrochen werden, wenn es uns den größten Schmerz bereitet. Murphys Law gilt eben auch für weiche Faktoren des sozialen Miteinanders. Was aber nun die Symbolik angeht, so lässt sich sagen, dass der schlechteste Sinn sich darin erfüllt, dass die gezeigten Bilder überstilisierte, mit normalem Aufwand unerreichbare Ideale zeigen. Das Ironische daran ist, dass wir – egal ob in Kenntnis, Unkenntnis oder Verleugnung des vorgenannten Umstandes – dennoch nach dieser optischen Perfektion gieren, die anscheinend eine Projektionsfläche für, in den allermeisten Fällen nicht erfüllte Träume bildet. Oder anders gesagt ein Versprechen, auf das wir uns einlassen, obwohl wir wissen, das es nie eingelöst werden wird; nie eingelöst werden kann! Denn dafür müssten wir die Realität bescheißen können!

So und jetzt trösten wir uns erstmal ein bisschen damit, dass wir im Grunde ja alle so gebildet, so reflektiert und zutiefst empathisch sind, dass wir trotz der ganzen vorgeblich ästhetischen Verrenkungen die wirklich wichtigen inneren Werte sofort erkennen können, zu schätzen wissen und uns von visuellen Komponenten ja eigentlich gar nicht täuschen oder ablenken lassen… Ja klar, und Luzifer verkauft Jakuzis mit eingebauter Kühlung...

DAS ist Perfektion – allerdings nicht optische sondern selbstbetrügerische. Ich habe eigentlich kein großes Problem damit, mich dazu zu bekennen, dass mir bestimmte Formen der Hochglanzoptik durchaus zusagen und das ich eher dazu neige, etwas oder jemand schönem meine Aufmerksamkeit zu widemen. Es ist, so meine ich, nicht verwerflich sondern zutiefst menschlich, sein Augenmerk, ja vielleicht auch seine Begierde auf etwas oder jemand schönes auszurichten. Es schmeichelt nicht nur den Augen, es weckt auch meine Phantasie. Allerdings bleibt es auch beim Kopfkino, was daran liegt, dass ich visuell überaus ansprechende Träumereien, Wunschvorstellungen und Hirngespinste in der Hollywood-Kategorie sehr gut von meiner Lebensrealität zu trennen vermag, ohne diese dabei herabwürdigen zu müssen. Ich übe mich im mentalem Eskapismus schon ziemlich lange, ohne dabei jedoch die - für ein prolongiertes Funktionieren als produktives Mitglied der mich umgebenden Gesellschaft - notwendigen Faktoren aus den ebenso metaphorischen Augen verlieren zu müssen. Eigentlich ist das auch nicht sehr schwer. Eigentlich…
Das Entscheidende hier ist, das man lernt zu begreifen, dass die Janusköpfigkeit uns allen vom Beginn unserer bewussten Indiviuums-Werdung mitgegeben wird. Nicht nur Typen mit dem Sternzeichen Zwilling, wie ich einer bin. Es ist vielmehr eine Basisfunktion, die alles Soziale aber auch die zutiefst intimen Bereiche erst richtig gut funktionieren lässt. Bei mir selbst bezeichne ich es als Bedienoberfläche, welche wie bei jedem einigermaßen gut funktionierendem Computer für den jeweiligen Benutzer ein wenig anders aussieht, aber dennoch die angemessenen und notwendigen Funktionen beherbergt. Man könnte es auch als ein Arsenal von Masken betrachten, die wir je nach sozialem Anlass und Umfeld aufsetzen, um die Ansprüche der jeweiligen Gegenüber erfüllen zu können. Abhängig vom Grad der Intimität einer Beziehung beschreibt die Maske einen größeren oder geringeren Abstand zu unserer wahren Persönlichkeit, die sich gerade in der Abgrenzung bestimmter Areale ihrer selbst von fast allem und jedem definiert, obwohl wir uns erst im sozialen Vollzug als Individuun realisieren. Klingt das kompliziert? Ist es nicht…

Es ist wie ein Tanz vor einem Spiegel, bei dem wir uns mal annähern und mal wieder entfernen, bei dem sich je nach Winkel zur Oberfläche immer andere Facetten unseres Selbst zeigen und bei dem wir nur dann so langsam werden, dass auch bedeutsame Details sichtbar werden, wenn wir genau diese Wahrnehmung unserem Betrachter gewähren wollen. Gleichsam haben wir aber im Taumel der Bewegung trotzdem nie eine Hundertprozentige Kontrolle über das, was unser Gegenüber sehen kann, und dennoch können – oder wollen – wir das Spiel nicht beenden, denn dieser Tanz ist unser Leben und gleich wem wir in unserem Spiegel begegnen, er oder sie wird mindestens ein Bild von dieser Begegnung mitnehmen.

Genau deshalb sind Äußerlichkeiten eben DAS – einfach nur das Außen; und diese Bemerkung weißt dem Außen keinerlei Wertung zu. Der Tanz zeigt nicht nur Außen, er zeigt auch das Innen. Wer sich einmal die Mühe gemacht hat, echte Tänzer länger und genauer zu beobachten, dem fällt es leicht, die Analogie zu verstehen, denn selbst mit grell geschminkten, dauernd lächelnden Gesichtern und fest betonierten Frisuren zeigen die Augen, die winzigen Regungen der Mimik, der Habitus sehr genau, was sich unter der Oberfläche tut. Und in aller Regel ist das viel interessanter als das ganze Brimborium außen rum – obwohl es nicht selten durchaus schön anzuschauen ist. Die Kunst liegt darin, die Optik schlicht als Optik zu sehen und gegebenenfalls einfach genießen zu können und sich trotzdem der Existenz des Innen bewusst zu sein. Man muss ja nicht immer nach einem Zugang zu den inneren Werten suchen…
Auch als Podcast…

Stuck in the middle N°8 – …about music!

Ich habe gestern wieder so eine besondere Art von Flow-Zustand erreicht. Ein Gefühl, dass sich nur dann einstellt, wenn ich mich in der Musik verliere. Nicht in einer Musik, sondern in DER MUSIK. Wenn ich mich von Song zu Song treiben lasse. Wenn ich inspiriert werde von dem, was ich gerade auf dem Bildschirm sehe, was in der Folge Erinnerungen oder Gedanken hervorruft und dann angespielt werden MUSS, um zu sehen, ob das erste Gefühl wirklich ist, wonach ich gerade unbewusst suche. Ich könnte geshuffelte Riesenplaylisten nicht wirklich ertragen, weil ich meinen Musikkonsum stets unbewusst kuratiere: abhängig von der Stimmung, die ich gerade erlebe, oder die ich zu evozieren suche, klicke ich auf Dinge, die für mich saliente Reize darstellen. Vielleicht, weil ich DAS schon lange nicht mehr – oder noch nie – gehört habe, aber genau jetzt nach dieser Erfahrung suche. Manchmal treibe ich dabei in Genres, die sonst nicht unbedingt meine Favourites sind, einfach, weil dort etwas hervorsticht, dass meine Aufmerksamkeit aus unerfindlichen Gründen fesselt. Das macht diese Art, Musik zu hören zu einer gelegentlich schrägen Erfahrung. Ich hörte vor einer Weile mal von jemandem, dass er wieder mit Vinyl angefangen habe, einfach weil einem die streng serielle Natur des Hörens eine spezielle Hörerfahrung aufnötigt, Geduld verlangt und unter Umständen das Konzept hinter einem Album sichtbar macht. Was ich mache, ist allerdings nicht das komplette Gegenteil, denn auch meine Art des kuratierten Konsums verlangt volle Aufmerksamkeit und – mehr oder weniger – bewusste Entscheidungen. Das komplette Gegenteil wäre leise im Hintergrund laufender Shuffle-Play, am besten mit Playlists verschiedener Alben derselben Künstler:innen. Vollkommene Entkopplung von Künstler und semantischer Werk-Bedeutung. Kein Bezugsrahmen, nur Konsum. Obwohl… bei vielem, was heutzutage auf den Musikmarkt geschissen… äh, pardon geschmissen wird, hat eh nur den semantischen Gehalt des Einwickelpapiers beim kleinen Wirtshaus zur platten Frikadelle: allzeit geschmacklos, nährwertfrei und ungesund…

Winterspuk am Sonntag Morgen…

Ich erlebe auch Momente, in denen es vollkommen okay ist, die Musik im Hintergrund dudeln zu lassen, etwa um meine Denkkanäle beim Schreiben freizublasen. Dann ist es meistens ein sehr uniformer genrebegrenzter Sound, der mich nicht zu sehr kognitiv belastet, aber meine Stimmung unterstützt. Meistens irgendwas elektronisches, dass mich nicht fesselt oder ablenkt, sondern bestenfalls erfreut und energetisiert. Die Frage, welche mich dabei immer beschäftigt, lautet, was Menschen dazu antreibt, etwas zu erschaffen. Und sei es – auf den ersten Blick – noch so simpel oder uniform. Gerade im Bereich elektronischer Musik ist es ja vergleichsweise einfach geworden, etwas halbwegs gut hörbares mit ubiquitär verfügbarer Hardware zu erzeugen. Letztlich geht das mit jedem Computer; wenn man natürlich more sophisticated and special aussehen will, nutzt man Modular Synthezisers, wie etwa irgendeinen Moog (oder auch was billigeres). Es bleibt jedoch dabei, dass man den kompletten Produktionsprozess ohne riesen Hazzle in seinem Wohnzimmer erledigen kann – außer, man möchte unbedingt singen! Dann sollte man für ein Mindestmaß an Hörgenuß etwas mehr Aufwand betreiben. Und vielleicht singen können? Aber das ist im Zeitalter von Rap und Hiphop ja auch nur noch optional… Es braucht also eine Motivation. Lautet diese “Ich will auf Youtube (oder xyz) Kohle machen!”, wird das Ergebnis generisch, erwartbar, repetitiv daherkommen, aber zumeist noch so gut konsumierbar sein, dass es schon ein bisschen Spaß macht. Interessant wird es jedoch, wenn jemand tatsächlich a) etwas von Musik versteht – was heutzutage keine zwingende Voraussetzung mehr ist, um welche zu veröffentlichen – und b) mit seinen Kreationen die üblichen Hörgewohnheiten herausfordert. Das erzeugt Spannung – und bedeutet für mich automatisch, dass es nicht mehr casual Quatsch für die Begleitung meines sonntäglichen Blogschreib-Prozesses sein kann. And here we go again.

Ich habe manchmal das Gefühl – aber das ist ganz und gar nur meine eigene, gelegentlich durchaus abgstumpfte Weltsicht, die hier spricht – dass wir Musik nicht mehr als eine Form von Kunst wahrnehmen, sondern nur noch als Konsumartikel und Projektionsfläche für unsere eigenen Erwartungen. Überhaupt erscheint es mir so, als wenn viele Menschen gar nicht mehr anders können, als jegliches Work of Art ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der Konformität mit ihren Erwartungen an leichte Konsumierbarkeit zu bewerten. Doch das ist nicht die Aufgabe von Kunst! Die Aufgabe von Kunst ist zuallererst, die Ideen, die Weltsicht, die Gefühle ihrer Schöpfer:innen für Dritte begreifbar zu machen; und zwar getrieben von der Annahme, dass dieser Ausdruck der eigenen Persönlichkeit für irgendjemanden anders als man selbst wertvoll sein könnte! Und damit ist es vollkommen Wumpe, ob ein Work of Art für MICH leicht konsumierbar ist – denn DAS. IST. NICHT. SEIN. ZWECK! Bestenfalls kann es mich zum Neu-Denken von allem möglichen oder unmöglichen anregen. Und das ist auch gut so. Da stößt der Mainstream-Menschoid aber anscheinend schnell an seine Grenzen. Meine Mutter sagte in solchen Fällen: “Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht…” Hier sind wir nun bei der Begründung für meinen gestrigen Flow-Zustand – mir ist Genre egal! Mir ist Künstler:in egal! Mir ist easy listening so was von egal! Und mir sind Charts, Media-News und die Meinung anderer Menschen so egal, wie eben möglich. Einzig interessant ist für mich in solchen Situationen die Wirkung von Musik auf meine Kognition und meine Emotionen – und zwar unabhängig davon, ob die Künstler:innen es mir damit leicht machen oder nicht! Und damit ist alles gsagt. Hört auf, euch von Charts, von Fandom, von irgendwelchen Meinungsproduzenten und vor allem von der, auf die reine Konsumierbarkeit reduzierten, Mainstream-Scheiße abhängig zu machen, die immer gleich klingt und nichts mehr anregt, außer vielleicht das Gefühl, unter Gleichgesinnten zu sein – die genauso auf den Mist reinfallen. Selbst fühlen und denken macht einen wirklich frei. In diesem Sinne: startet in die neue Woche, wie’s euch gefällt – aber erzählt mir bitte nix von Musik.

Auch als Podcast…

Stuck in the middle N°7 – about teaching…

In der Erwachsenenbildung machen wir dann und wann Feedbackrunden. Zumeist am Ende eines Kurses oder einer Kurswoche. Oft ist das eine Angelegenheit, auf welche die Leute wenig Lust haben, weil es Freitag ist, oder schon spät am Tag, oder einfach, weil eh immer alle das Gleiche sagen: wenn sich dann doch mal eine:r gefunden hat, um ein paar Dinge anzusprechen, hört man vom Rest der Gruppe oft nur noch ein “Ich schließe mich dem Vorredner an!”, weil es einfacher, zeitsparender und weniger schmerzhaft ist, als eigene Gedanken öffentlich zu äußern. Ich finde das schade, denn man vergibt damit allzu oft die Chance, das Erlebte noch gemeinsam zu reflektieren. Es ist mitnichten so, dass es dabei immer tiefgründige Denkgebäude zu ergründen gilt. Aber an einer Feedbackrunde aktiv teilzunehmen, zeigt mir als Lehrer zumindest, dass die Menschen im Raum die letzte Zeit über nicht vollkommen braindead umher gesessen haben. Und das ist ja auch schon mal ein Wert an sich. Allerdings muss man dann auch akzeptieren, kritisiert zu werden. Was allerdings nur recht selten passiert, weil man ja a) keine Diskussion provozieren möchte, welche die Veranstaltung in die Länge ziehen (siehe oben) und b) einander unter zivilisierten Menschen angeblich üblicherweise nicht allzusehr weh tun soll. Nett… aber auch nutzlos.

Nun hatte ich da jemanden sitzen, der mir sagte, er hätte den Eindruck gewonnen, dass sich einige Teile ohne großen Nutzen für die Teilnehmer:innen gezogen hätten; so ein bisschen, als wenn ich Zeitlücken hätte füllen wollen. Interessante Wahrnehmung, die evtl. damit korrelieren könnte, dass ich nicht so viel Zeit zur Unterrichtsvorbereitung hatte, wie ich mir das wünschen würde. Und dass auch mein Zeitmanagement im Lehrsaal NICHT immer über jeden Zweifel erhaben ist. Ich fand’s gut, dass die Person das angesprochen hat, denn natürlich stößt das für mich Denkprozesse an, wie es zukünftig besser werden und sich flüssiger und nützlicher anfühlen könnte. Ich verwies darauf, dass so ein Curriculum auch oft ein “work in progress” ist, weil man als Fachlehrer auf bestimmte Entwicklungen im Fach, in der Technik und in der Gesellschaft angemessen reagieren können möchte. Leider werden mir solche Dinge zu selten mitgeteilt; und wenn dir niemand sagt, dass es ein bisschen Scheiße war, gehst du im Sinne des Erhalts deiner Selbstwirksamkeit natürlich davon aus, dass alles crèmig gelaufen ist, wie Sahne auf die Torte… doch wir machen alle Fehler. Vielleicht sind es aber auch noch nicht einmal Fehler im klassischen Sinne, sondern einfach nur konfligierende Zielvorstellungen der verschiedenen Beteiligten. Lehrpersonen haben eine andere Vorstellung von der Beschaffenheit eines Unterrichtsgegegnstandes, als die Teilnehmenden. Das ist ein Naturgesetz, insbesondere dann, wenn die Lehrperson, dem Goethe’schen Diktum folgend – hoffentlich viel – mehr Ahnung vom Lerngegenstand hat, als die Teilnehmenden. Welche Teile dieses Wissensvorsprunges zum spezifischen Thema einer Stunde werden, hängt von vielen Kontextfaktoren ab. Und oft müssen wir uns als Lehrende dabei an den Notwendigkeiten des Curriculums orientieren und nicht so sehr an den Wünschen, Ideen, Vorstellungen der Teilnehmenden. Auch das ist ein Naturgesetz…

Ich nehme meine pädagogische Arbeit im Lehrsaal sehr ernst. Sie macht zwar nur einen Teil meines gesamten Arbeitsportfolios aus, weil ich den Laden leiten muss. Trotzdem habe ich einen Qualitätsanspruch, der jedoch – öfter als es mir lieb ist – unter den Anforderungen mancher anderer Aufgaben leiden muss. Es ist ein ständiges Ausbalancieren, wenn man mehreren Herren dienen muss. Es gibt allerdings ein paar Dinge, für die ich immer die Zeit finde: ich versuche einerseits stets, MEINE Gedanken zum Thema griffig zu visualisieren (ist eine Frage der Übung und der Ressourcen), andererseits aber auch den Gedanken der Teilnehmenden ausreichenden Raum zu verschaffen. Letztlich bin ich in der Erwachsenen-Bildung der Spiegel, an welchem die anderen Menschen im Lehrsaal ihre Selbstreflexion initiieren können, der Sparringspartner für deren Ideen, die Leitplanke am Abgrund der Verwirrung und der Animateur, der sie von der Couch in der Komfortzone zu locken versucht – alles in Personalunion. Und ich tue es gerne. Aber all das kostet Kraft. Wenn ich nach einem Tag im Lehrsaal, selbst mit einem überschaubar großen Kurs nach Hause komme, brauche ich zunächst etwas Zeit für mich allein, weil das alles – die Konzentration auf mein Gegenüber, die Schlagfertigkeit im Diskurs, die notwendige Aktivierung tiefen Fachwissens, das Aushalten von Ambivalenz und die ständige parallele Beschäftigung mit meinen sonstigen Aufgaben – meine Batterien dermaßen lehren, dass ich Abends erstmal eine Weile brauche, bis ich wieder normal funktioniere.

Dennoch mag ich jene Aspekte meines Berufes, in denen ich gestalterisch tätig werden, Menschen im positiven Sinne formen und von meinen Fähigkeiten wie auch Erfahrungen profitieren lassen kann. Die Erbsenzählerei und die ständige Sorge um Ressourcen gehen mir kontinental auf den Sack, aber der Lehrsaal – bei allem, was mir heilig ist, ich bin für diesen Scheiß anscheinend einfach gemacht! Über die Kritik des Teilnehmers muss ich noch ein bisschen nachdenken, denn mit methodischem Aktionismus um der Buntheit Willen ist es natürlich nicht getan, wenn es sich das nächste Mal noch runder anfühlen soll. Allerdings – und dass hat etwas mit Erfahrung zu tun – habe ich im Lauf der Zeit schon einige Unterrichtsentwürfe in die Tonne getreten, weil sie einfach nicht richtig funktioniert haben. Im Lehrsaal ist es manchmal wie in der Küche: man muss für das gleiche Gericht mal ein anderes Rezept versuchen. Und manchmal ist es wie in der Disco – du musst den Sound neu abmischen, damit alle in den Flow kommen können. Allerdings fröne ich jetzt erst Mal der wochenendlichen Batterieaufladung, bevor ich mich mit derlei Fragen befasse. Bis zum nächsten Mal…

Auch als Podcast…

Blog-Pfosten…

Während der drei großen Goldräusche auf den Territorien der heutigen USA war es üblich gewesen, dass die Prospektoren ihre jeweiligen Besitzansprüche auf ein bestimmtes Stück Land gegenüber Anderen durch das Einrammen von Pfählen (also den Aufbau eines Zauns) sichtbar zu machen versuchten. Dieses “Abstecken des Claims” findet sich, allerdings im übertragenen Sinne, auch heute wieder in den antisozialen Medien. Alternative Fakten sind nichts weiter als das Abstecken eines Glaubensgebietes, nur dass die Prospektoren der Macht heutzutage all die Scheiße, die sie auf ihrem Claim gefunden zu haben glauben nur allzu gerne mit Dritten teilen, damit dieser geistige Sondermüll brav in die Welt hinaus getragen werden kann: Flatearther, QAnon, Reptiloiden, Chemtrails – und natürlich der ganze Menschen- und Demokratierverachtende Müll, der genau jetzt im Windschatten dieses dementen, autokratischen, narzisstischen Vollidioten im Weißen Haus beginnt, den noch vernünftigen Rest der USA zu vereinnahmen. Dreckiges Faschistenpack bemächtigt sich der staatlichen Institutionen, um daraus eine amerikanischge Bastardversion der putin’schen Oligo-Klepto-Garchie zu machen. Na schönen Dank. Und unzählige Blog-Pfosten rammen nun begierig ihren Blog-Pfosten ein, um ihre Claims des Hasses auf alles Fremde, der neurechten Propaganda, der Desinformation und der Lüge abzustecken. PFUI TEUFEL, VERDAMMTNOCHEINS. Und überall sonst auf der Welt kommen diese Schaben aus ihren dunklen Löchern gekrochen, weil sie glauben, eine neue Dunkelheit aufziehen zu sehen. Na denen werden wir’s geben – mit der groben Kelle, wenn’s sein muss!

Meine Blog-Pfosten kann ich auch einrammen. Zu oft haben linke Intellektuelle sich in den letzten Jahren allein auf die Wirksamkeit moralischer Argumente verlassen. Doch die Moral alleine wird uns hier nicht helfen, wenn der Gegner davon überzeugt ist, sich wirklich alles mit Gewalt nehmen zu können! Und zuallererst die Sprache! Nein, es geht nicht mehr um Moral. Es geht auch nicht notwendigerweise um Argumente, wenn doch so viele Fakten schon so lange unbeachtet, unbedacht und wirkungslos auf dem Tisch liegen. Jeder Mensch mit halbwegs vorhandener Lesekompetenz könnte genau sehen, was für ein dreckiges Fachistenpack sich in der AfD versammelt hat. Und wie die feixen, wenn CDU- und FDP-Politiker (präzise Melis Sekmen (CDU), die den Grünen den Rücken gekehrt hat und Konrad Stockmeier(FDP) ), beides auch Kandidaten für den nächsten Bundestag aus meiner Stadt zusammen mit Faschisten stimmen, die meinen, die Geschichte umschreiben zu können; die meinen aus der BRD wieder eine autokratische Diaktatur machen zu können. Die “Deutschland den Deutschen” rufen – wie lange wird es dann noch dauern, bis Menschen mit Migrationshintergrund nicht mehr angstrei das Haus verassen können? Wie lange wird es dauern, bis aus einer Abschiebehaft ein Deportationslager oder am Ende gar ein Konzentrationslager wird? Franz von Papen hat den Nazis 1933 den Weg an die Macht geebnet, weil er dachte, dadurch zurück zu monarchischen Strukturen kommen zu können. Und weil er dachte, diese Leute einhegen zu können; ebenso wie Paul von Hindenburg. Die Geschichte zeigt jedoch, dass man das braune Pack nicht einhegen und für seine Zwecke nutzen kann. Auch, oder besser gerade nicht im 21. Jahrhundert mit seinen mannigfaltigen Informations- und Kommunikationskanälen.

Es wäre wohlfeil, die Schuld daran den etablierten Parteien zu geben. Oder den jungen Menschen (40% AfD-Erstwähler im Osten, sie erinnern sich vielleicht…), die sich von einfachen Antworten auf komplexe Fragen blenden lassen, weil ihre social-media-induziert degenerierte Aufmerksamkeitsspanne es ihnen überhaupt nicht mehr erlaubt, komplexe Vorgänge überhaupt verstehen zu können. Blödsinn! Das mag für manche zutreffen, aber sicher nicht für alle! Oder die “Protestwähler”, die “denen da oben in Berlin” eins auswischen wollen; und dabei verkennen, dass die einzigen, denen sie damit ernsthaft schaden sie selbst sind. Denn die AfD ist keine Partei für den kleinen Mann. Ihr Grundsatz- und Wahlprogramm ist darauf ausgerichtet, die bestehenden sozialen Strukturen zu stärken – also der eh schon erheblichen Spreizung der Schere zwischen arm und reich weiter Vorschub zu leisten, Frauen wieder hinter den Herd anstatt in die Arbeit zu bringen, und eine deutsche Leitkultur zu etablieren. Doch was ist das 2025, eine deutsche Leitkultur? Sollen wir alle Uhren um 75 Jahre zurückdrehen, zurück zu “der Mann ist der Herr im Haus!”, zurück zu “Vergewaltigung in der Ehe ist keine Straftat!” (nicht wahr Herr Merz, wenn ich Sie an ihr rein parteitaktisch orientiertes Abstimmungsverhalten 1997 erinnern darf), zurück zu Queer-, Trans- und Homophobie etc.? Nur so am Rande: auf diese Weise 12% der Deutschen Gesellschaft ausgrenzen zu wollen, halte ich für vollkommenen Wahnsinn! Björn Höcke und seine Gesinnungsgenossen malen sich einen Staat aus, in dem Zucht und Ordnung herrschen, in dem alle den gleichen Lebensentwurf haben und in dem das Fremde keinen Platz hat! Und wer nicht spurt, wird geknüppelt! WOLLT IHR ERNSTHAFT SO LEBEN? UND EUCH VORSCHREIBEN LASSEN, WAS IHR WANN UND WO UND WIE ZU TUN HABT?

Die einzige Möglichkeit, das alles zu verhindern, ist, dieses dreckige Faschopack, wann und wo immer sie auftauchen mögen so lange mit ihren eigenen Lügen zu bewerfen, bis es auch der letzte Vernünftige verstanden hat, dass man mit diesen Nazis, diesen Menschen- und Demokratieverachtenden Rassisten und Chauvinisten keine gemeinsame Sache machen kann und darf! Und die stabil 8-10% in unserer Gesellschaft, die diese Ideologie eh schon immer leben, die grenzen wir aus, bis sie von selbst verschwinden. Das geht aber nur, wenn wir einstweilen den gierigen, korrupten, opportunistischen Kanzlerwahlverein CDU/CSU und den Nippel an seinem Arsch , die FDP nicht zum Zuge kommen lassen. Denn DIE würden ALLES tun, um an die Macht zu kommen. Und die haben zuvor 16 Jahre am Stück bewiesen, dass sie mit der Macht dann nichts besseres anzufangen wissen, außer den Stillstand zu verwalten. Einen Stillstand, der jetzt langsam existenzbedrohend für uns alle wird! SCHWARZ, GELB UND BLAUBRAUN SIND am 23.02.2025 KEINE FARBEN FÜR ECHTE DEMOKRATEN! Merkt’s euch. Und seid vorsichtig, wenn ihr Blog-Pfosten seht. Tschüss…

Auch als Podcast…

Thank god it’s weekend…?

Wenn der eigene Körper sich dazu entschlossen hat, in eine Art Bummelstreik zu treten und seit ca. 10 Wochen irgendein obskurer Infekt den nächsten jagt, so dass man sich die ganze Zeit fühlt, wie eine Gazelle – alt, halb blind, athritisch, von ‘nem Jeep angefahren, aber immer noch ‘ne Gazelle 😉 – könnte es einem irgendwann so vorkommen, als wenn die einzigen lebenswerten Tage der Woche Samstag und Sonntag hießen. Weil man sich da nicht zur Arbeit schleppen muss. Oder man nimmt seine Zettelbox zur Hand und schreibt mal wieder auf, was sich denn die letzten Tage so getan hat; oder besser, was man selbst die letzten Tage geschafft hat. Self-assurance! Sich des Umstandes vergewissern, dass man eben kein Loser ist, der nix gerissen kriegt, sondern im Gegenteil ein hocheffizienter Profi, der seinen Scheiß im Griff hat! Brauch ich im Moment wirklich mehr als alles Andere. Meine Posts der letzten zwei, drei Monate waren retrospektiv zu oft erfüllt von etwas, dass man auch als Selbstmitleid bezeichnen könnte; vermutlich befeuert von einer gewissen Verzweiflung, weil der Berg vor einem manchmal sehr, sehr steil aussieht, wenn man zu nah dran steht. Doch die richtige Perspektive zu finden, ist gelegentlich eine wesentlich größere Herausforderung, als die Aufgabe an sich! Nun konnte ich beruflich einige Aufgaben abschließen und obwohl der Horizont immer noch Wolken zeigt, ist da auch Sonne. Mein Gestaltungswille ist zurück und hat mir geflüstert, wie wir das schaffen. Ich war eigentlich schon immer der “muss ja”-Typ. Jedoch vor allem privat ließ sich der erste Monat des Jahres 2025 gut an.

Spaziergang durch die Stadt…

Man kann sich ja, weil die Zukunft noch nicht geschrieben ist, nie wirklich sicher sein, ob all das eigene Ahnen und Planen tatsächlich die gewünschten Früchte tragen wird. Aber gar nix zu tun, weil’s auch mal schief gehen könnte, ist noch viel dämlicher. Wenn alle immer nur sagen würden “Wo kämen wir denn da hin!”, dann ginge ja niemals jemand los, um zu schauen, wo man hinkommen könnte, wenn man halt mal losginge, nicht wahr? Also bleibt mir gar nichts anderes übrig, als einfach loszugehen, um am Ende dann herausgefunden zu haben, wo wir denn hingekommen sind. Für Betriebswirte klingt das alles beängstigend paradox, weil Geld verdienen angeblich immer so viel Planung und Kontrolle braucht. Das ein nicht unerheblicher Teil dieser sogenannten “Wirtschaftsplanung” nix anderes als ein Mix aus Spiekenkökerei und Wunschdenken ist, wird dabei gerne unerwähnt gelassen! Nur, dass wir uns richtig verstehen: Geld verdienen ist okay. Ich möchte es nur gerne nachhaltig gestalten – und die Qualität der Dienstleistung darf NICHT durch wirtschaftliche Zwänge gemindert werden! Überdies sieht der Pädagoge in mir den Weg als Ziel! Und ich kann jetzt wieder eine große Menge möglicher Wege erkennen! Einzig eine Ressource fehlt mir: (Wo)Man-Power. Aber auch dieses Problem lässt sich irgendwie lösen. Darüber sinne ich nach, während andere sich (noch) an alter Planung festhalten. Man muss irgendwann akzeptieren, dass das Leben beständiger Wandel ist; und jenes noch nicht bestimmte, noch nicht geschriebene Schicksal, welches wir gerne als Chaos bezeichnen, zu seinen eigenen Bedingungen in unsere Welt emergiert!

Was auf der Arbeit gilt, hat privat ebenso Bedeutung: Ein hochgeschätzter Kollege erzählte mir unlängst von einer ihm bekannten Person, die an jeden Tag ein Lerntagebuch führt. Die Erklärung dazu fand ich faszinierend: weil man ja abends etwas in das Büchlein schreiben können möchte, MUSS man zwangsweise an jedem Tag irgendetwas dazulernen – und sei es ein noch so kleiner Schritt auf dem Weg. Wenn du aber mit so einer Einstellung in den Tag gehst, werden durch das Framing aus Problemen Gelegenheiten. Ich sage zu meinen Azubis immer, dass Fehler Lernanlässe seien; kombiniert man diese Aussage mit der eben beschriebenen Strategie, aus seinen Tagen neue Erkenntnisse herausholen zu wollen, wird vieles einfacher. Wir können dadurch natürlich nicht die Rahmenbedingungen unseres Daseins von Grund auf ändern; die Regeln des Spiels bleiben bestehen, aber wir interpretieren diese neu. Oft genug reicht das schon, um vorwärts zu kommen. Oder wenigstens einen Aufstieg aus einem Loch zu finden! Man muss manchmal nur daran erinnert werden, dass es Dinge gibt, die einer Anstrengung wert sind. Und, dass sich selbst weiterentwickeln zu können ein Wert an sich ist! Denn mit sich selbst entwickelt man zumeist automatisch auch seine Umgebung mit. Man wird zum Katalysator. Natürlich könnte man nun einwenden, dass jedes persönliche Wachstum auch für schlechte Zwecke missbraucht werden kann. Doch ich war heute Mittag mit der besten Ehefrau von allen auf der “Brandmauer”-Kundgebung in Mannheim. Und durfte erleben, wie viele andere Menschen, getragen von einem humanistischen Menschenbild und einem positiven Demokratie-Verständnis, bereit sind, sich einzubringen, um negativen Entwicklungen entgegenzutreten. Mein diesbezüglicher Kulturpessimismus ist also für’s Erste eingehegt. Und jene von der CDU/CSU und FDP, die sich eben als Antidemokraten geoutet haben, sollten sich sehr genau überlegen, welche Schritte sie als nächstes gehen wollen. Ich jedenfalls will diesen opportunistischen Amateur aus dem Sauerland, der nur um der Macht Willen die Demokratie auf’s Spiel setzt, auf keinen Fall als Kanzler sehen!

Ich bin übrigens wirklich sehr dankbar für das freie Wochenende, weil ich, wie bereits weiter oben beschrieben, physisch von Peak-Performance noch immer verdammt weit entfernt bin. Aber man soll die Hoffnung auf Besserung ja nie aufgeben. Meinem Kopf tut es auch gut, denn denken und tun und lassen zu dürfen, ohne dabei für Geld anderer Leute Zielvorstellungen erfüllen zu müssen (eine andere Art Lohnarbeit zu beschreiben), ist unglaublich befreiend! Hat vermutlich was mit den beschriebenen Zielen zu tun. Wie dem auch sei, hier und jetzt ist mein einziges Ziel, noch ein erholsames und inspirierendes Restwochenenende zu verbringen. Und genau das wünsche ich euch auch! Es sei denn, ihr seid beschissene Nazis – dann sollt ihr in der Hölle verrotten. Schönen Abend.

Auch als Podcast…