New Year, but nostalgia strikes hard nevertheless!

Viele Menschen suchen immerzu nach einer Zeit, zu der die Dinge besser waren. Ich kann mich da nicht ausnehmen, zumindest nicht, wenn es um meine Nerdness und die damit verbundenen Gewohnheiten bezüglich des Medienkonsums geht. Keine Angst, ich höre noch immer keine Volksmusik – und ganz gewiss keine Schlager, da kann man nämlich auch super Nazi-Parolen drauf grölen. Und das geht halt gar nicht! Musik transportiert meiner bescheidenen Erfahrung nach meist jede Menge Emotionen und genau deshalb kann ich bis heute nicht verstehen, was dieses, nach immergleichen Mustern konstruierte, spannungsarme, und nicht selten ultra-konservative Welt- und Menschenbilder transportierende Nerv-Gedudel den Leuten gibt! Aber wenigstens in einer Hinsicht muss auch ich mal engstirnig sein dürfen, nicht wahr. Ich selbst bin ein wahres Kind der 80er, da wurde ich nämlich zum Teen und hatte folglich auch meine erste musikalische Erweckung. Metal halt… Nun ist es aber so, dass ich schon früh festgestellt habe, dass ich keine solche Einzel-Genre-Fan-Hure bin, wie manch andere, die nur dieses eine und sonst nix hören. Ich war schon immer relativ offen für Neues – aber ich stelle fest, dass ich letzthin wieder häufiger in die 80er zurückkehre – also musikalisch. Keine Ahnung ob’s am fortschreitenden Verfallsprozess – besser bekannt als Alter – liegt, oder etwa daran, dass ich an Drittgradiger Swift-Allergie leide (die nur ein Symptom für den allgemeinen Dauer-Brechreiz ist, welchen Mainstream-Pop mir heutzutage bereitet). Ich denke ja, dass man einerseits immer wieder auf das zurückkommt, womit man aufgewachsen ist. Und wenn es nur diese, heute wieder beliebten neuen Iterationen davon sind (Retro-Wave und Artverwandtes findest du auf Youtube ja tonnenweise); die Sozialpsychologie behauptet das jedenfalls. Für mich fühlt es sich andererseits aber so an, als wenn sich der Massengeschmack auf eine irritierend einfache, sehr formelhafte und beliebig regurgitierbare Formel verengt hätte. Oft nur Algorithmen-abgesicherte Umsatz-Maschinen ohne Seele, Herz, Sinn und Verstand. Sicher, im Indie-Bereich findest du jede Menge innovativer Künstler:innen, die echt was reißen. Aber die Massen lassen sich dauernd mit der gleichen Scheiße füttern. Und dabei ist das Genre zumeist eher unwichtig! Das ist, als wenn man zum 15. Mal zu Mario Barth geht, der seit über 20 Jahren genau fünf Variationen des gleichen Witzes erzählt. Das war beim ersten Mal noch ein Kichern wert, aber heute…? Kann diese Verdummungsmaschine nicht mal jemand entsorgen…?

Natürlich wird irgendjemand mir jetzt vorhalten, dass ich mich nur nicht richtig mit den angesagten Künstler:innen beschäftigt habe; man müsse halt genau hinsehen, dann könne man sofort erkennen, wie viel Tiefe das alles hat und wie relevant deren Kulturschaffen sei. Jo Mei, manchen Menschen genügt intellektuell bzw. emotional halt schon die Tiefe einer durchschnittlichen Pfütze im Park, um lebensbedrohlich zu werden. Denn sie und ihre Ikonen zitieren sich mit ihrem Schaffen lediglich immer und immer wieder selbst. Das passiert im Übrigen auch Künstlern, die ich mag; und auch da stört es mich, weil ich mir nach einer Weile verarscht vorkomme. Es gibt bestimmte Bands, die ich mir deswegen heute nur noch in kleinen Dosen oder gar nicht mehr anhören kann. Aus meiner Sicht besonders problematisch wird es allerdings, wenn sich alle (angeblich relevanten) Künstler:innen nur noch gegenseitig zitieren, weil eine bestimmte Art, Songs zu produzieren es halt schafft, dieses eine besondere Gefühl zu erzeugen, dass die Leute haben wollen. Im Moment ist dieses eine Gefühl offenkundig stumpfe Ablenkung. Regt mich BITTE nicht zum Denken an, gebt mir einfach nur positive Vibes; okay with me, if YOU like it. Mich nervt es nur noch. Kunst (und ja, Musik gehört auch zur Kunst) ist im Kern dazu da, unsere Wahrnehmung, unsere Gefühle und unser Denken herauszufordern, unsere Kreativität zu stimulieren – und uns die Chance zum Abschalten und Aussteigen zu geben. Aktuell passiert aber im Mainstream im Wesentlichen nur noch das Letztere. Immer mehr und mehr von der gleichen Scheiße, weil das die letzten fünf bis sieben Male doch auch so gut funktioniert hat. Es geht nicht mehr um die Funktion von Kunst für die Menschen, sondern vor allem um die Funktion des Produktes für den Produzenten. Was dann passiert, sieht man am Marvel Cinematic Universe. Oder am Musikmarkt. Oder am Buchmarkt, der mit Massen von Young Adult Literature im Selbstverlag geflutet wird, weil jeder glaubt, noch eine Variante der “Tribute von Panem” nachlegen zu müssen. Wenn ich ‘ne Dystopie sehen will, schaue ich mir Wahlwerbespots an; oder Olaf Scholz’ Neujahrsansprache…

Könnte es aber denn nicht sein, dass ich selbst – gemäß dieser Feststellungen – auch in so einer “Immer-wieder-das-Selbe-wollen”-Schleife feststecke? Dass meine vermeintliche Nostalgie einfach nur Ausdruck MEINES verengten Geistes ist? Tja, was soll ich denn jetzt sagen? “Nein, nein, das ist alles gar nicht so!” wie die Swifties, oder Mario-Barth-Fans? Klar ist es möglich, dass meine, gelegentlich recht eigensinnigen Konsumgewohnheiten nichts anderes sind, als eine verdrehte Variante von Schlagerfandom. Ich glaube allerdings, dass die Genres, denen ich üblicherweise folge (Metal, Punk, Trance, Goth, Indie, Rock, Industrial, etc.) eine messbar höhere Innovationsfähigkeit und -dichte aufweisen, als etwa das Schlagerbusiness; aber eben auch als diverse Vertreter:innen des heute, beim jüngeren Publikum ach so beliebten, Rap und Hip-Hop. Ja, texten können die teilweise echt nicht schlecht. Aber sie fallen immer wieder über ihre eigenen Genre-Konventionen und das Musikalische… ja nun, es macht halt doch einen erheblichen Unterschied, ob jemand tatsächlich singen kann und mehrere Instrumente physisch beherrscht – oder eben nicht… wie dem auch sei, über Geschmack soll man nicht streiten, es sei denn der andere frisst gerade offensichtlich Müll.

By the way – Frohes Neues Jahr ihr schönen Menschen. Ich befürchte, ihr werdet auch in 2025 wieder gelegentlich von mir hören. Kuriert schön euren Kater, fangt – wenn irgendwie möglich – nicht zu früh mit dem Schuften an, und denkt dran: different year – same shit! Mehr muss man eigentlich nicht wissen, um seinen Ressourceneinsatz auf die richtigen Aufgaben und an die richtigen Orte zu lenken. Wir hören uns!

Auch als Podcast…

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