Absurdistan ist zurück N°3 – …dahin gerafft

Bisweilen – und in diesem Falle gerne eher seltener denn öfter – mag es wohl vorkommen, dass die Gesundheit nicht ganz so tut, wie sie bestimmungsgemäß eigentlich sollte. Das Leben des Protagonisten, angefüllt mit allerlei Aufgaben dieser oder jener Natur, von denen manche doch eher Geschäftigkeit vortäuschender Tand sein mögen, wurde unerwartet, dafür aber nichtsdestowenigertrotz nachhaltig disruptiert. Es erheitert tatächlich eben jetzt ungemein, ein Verb aus einem Anglismus zu konstruieren, welches es noch gar nicht gibt; und im Übrigen auch nicht geben müsste, da man “disruptieren” auch mit “stören” ersetzen könnte, wenn man denn ein Apologet der altmodischen Sprachlehre wäre. Doch… da die “Disruption”, jenes sich geradezu anbiedernde Wort-Liebchen all dieser Möchtgern-Entrepreneure mit ihren ebenso illusionären wie substanzlosen Ideen und Plänen nun mal, wie manche Kreise wohl sagen würden, “der heiße Scheiß” ist, bleibt dem Verfasser dieser Zeilen gar nichts anderes übrig, als beim Anblick heißer Scheiße nicht ins Würgen zu verfallen, sondern einfach fortzufahren mit seinem Tun… dem Schreiben von der Disruption, welche ihn befiel. Und die hattes es in sich – oder, eigentlich hatte man es eher alsbald außer sich, wobei abwechselnd beide menschlichen Hauptöffnungen dem Gott Lokus mit geradezu fließender Inbrunst huldigend für die Abfuhr des Inneren sorgten… Also des inneren Abfalls. Wobei der – auch ohne Brechdurchfall – bei nicht wenigen Individuen weniger stofflich, aber leider nicht vollkommen wirkungslos, oral geschehen kann. Hierorts sagt man dazu wohl “Dumm gebabbelt is glei”…

Pausen vom täglichen Tun mögen unter verschiedenen Gesichtspunkten ihre Vorteile haben; aus Sicht des Lohn- und Brotgebers sicher den Erhalt der Arbeitsfähigkeit; wie effektiv diese auch immer beschaffen sein mag. Für den Protagonisten sind solche Unterbrechungen normalerweise durchaus positiv konnotiert, sofern sie nicht gerade mit einer, unter Extrembedingungen erwungenen Nahrungskarenz einher gehen. Da gewinnt ein hier doch gelegentlich verwendetes Diktum eine völlig neue Bedeutung, wenn es doch diesmal heißen musste “man konnte gar nicht so viel Fressen wie man kotzen musste!” Nun ja, auch solche Intermezzi haben – wie der Begriff “Zwischenspiel” völlig korrekt nahelegt – dem Himmel, oder wem auch sonst sei Dank, alsbald ein Ende. Dieses Mal blieb es bei einem kurzen, aber dennoch schwächenden Besuch, welcher den Protagonisten am zweiten Tage geradezu dazu nötigte, Lektüre zur Hand zu nehmen, da andere Tätigkeiten nicht in Betracht kamen. Das Liegen, wiewohl ansonsten dem Nachtschlafe zugeordnete Notwendigkeit und gelegentliche, liebliche Begleitung des Müßiggangs kann, abhängig von der Qualität der Bettstatt, der physischen Konstitution des liegenden Körpers und der Dauer der Horizontalität sein Willkommen allerdings durchaus überdauern. Vulgo – irgendwann schmerzte des Schreibenden Rücken, so dass eine dringliche dauerhafte Aufrichtung in die sitzende Position unumgänglich wurde. Nun kann man wirklich Vieles im Sitzen tun. Aber man sollte es vermutlich unterlassen, dabei allzu viel Liebe und Zeit auf elektronische Endgeräte – oder besser, die mittels ihres Daseins vermittelten Ablenkungen vom wahren Leben – zu verwenden, wenn es auch Bücher gibt.

Oh ja… jene Konvolute bedruckten Papiers, zusammengehalten von arkanen Künsten (und zumeist etwas Leim), gestaltet mit ikonographischer Hingabe (manchmal auch etwas, das diese zumindest imitieren sollte), kuratiert für EIN spezielles Erlebnis – und mit etwas Glück sogar kognitiv nicht vollkommen substanzfrei. Da der Protagonist des Tsundoku – also des Erwerbs unterschiedlichster Lektüre, die nicht immer sofort verschlungen wird – durchaus zumindest ein bisschen schuldig ist, herrschte also keinerlei Mangel an Lesbarem. Auch wenn der Körper noch nicht wieder 100% Willens ist, bleibt der Geist hungrig. Es begab sich, dass gleich drei Bücher ein freundliches Auge fanden und folgerichtig begonnen wurden. Keines davon ist natürlich jetzt schon gelesen, aber zumindest eines davon ist faszinierend genug, um es zu empfehlen (siehe Ende des Artikels), da die Autorin sich auf erfrischende Weise mit der Frage befasst, wie wir mit einer der menschlichsten Eigenschaften überhaupt umgehen sollen – unserer Fehlbarkeit! Und weil dem Schreiber letzthin – nicht ganz ohne Intention – der Satz, das Fehler nicht (immer) schlimm, sondern (sehr oft) Lernanlässe seien, recht häufig über die Lippen gekommen ist, sollte nun das Wissen rings um diese Erkenntnis noch einmal ein wenig vertieft werden. Da unterdessen die Symptome der unfreundlichen Intestinal-Verstimmung langsam abklingen, bleibt ja wieder Zeit sich mit anderen Formen von Scheiße zu befassen; oder besser, der Suche nach Möglichkeiten, deren Auftreten so gut wie möglich zu verhindern. In diesem Sinne… nach dem dahingerafft werden muss man sich wieder aufraffen. Gehabt euch wohl.

Auch als Podcast…
  • Edmondson, A. (2023): Right kind of wrong. How the best teams use failure to succeed. Peguin Books. ISBN 978-1-847-94378-1

Absurdistan ist zurück N°2 – Erfolgversprechend…

“Ich bin…” spricht jener “… zum Erfolge verpflichtet, daher gewährt mir die Bitte, gebt mir ein paar Berichte, bis ich endlich versteh, was ich eigentlich verrichte!” Der Schiller – so sollte man wohl hoffen – wird dem Autor irgendwann vergeben können, auch wenn diese (V)Ferse mehr Archill gebühren, als einem Dichterfürsten. Ort der Tragödie – nicht nur dieser einen, sondern auch manch anderer – war (oder ist immer noch) ein Raum, welcher, gemeinhin herkömmlich der Bildung gewidmet, so doch gelegentlich auch der Introspektion der Bildenden dienen mag und somit nicht nur gemeinhin, sondern auch gemeinerweise dem Arbeitsumfelde zuzurechnen sei. Jener Sphäre der angeblichen Selbstverwirklichung, die doch nur dem Zwecke dient, jene 30 (oder hoffentlich mehr) Silberlinge zu erwerben, welcher es bedarf, um zu den anderen Zeiten – jenen freien, ACH SO FREIEN Stunden der Nichtnotwendigkeit, der Muße, des Spiels, des Sanges und der leiblichen Freuden nicht bei Luft und Liebe allein darben zu müssen. Doch, oh weh, der Verrat an sich selbst geht noch weiter, denn damit das Leben unter dem Joch jenes diabolischen Handels – gebunden durch den Mephistopheles der Abhängigkeit, im Volksmunde auch “Arbeitsvertrag” geheißen – uns nicht allzusehr drücken möchte, schufen wir uns die Legende von diesem ominösen “Sinn des Lebens”, um diese sogleich mit der ganz und gar hinterhältigen Idee zu vergiften, abhängige Lohnarbeit sei eine Möglichkeit zur Selbstverwirklichung; ja nun, wenn Autofahren Naturschutz sein soll und Homöopathie Medizin, können wir uns gleich noch einer weiteren Selbstlüge bedienen, nicht wahr. Doch, ach es ging ja nicht um die mentale Rahmung des Seins – von Fachleuten auch “Framing” genannt, denn Anglizismen schaffen nicht nur Schismen; manchmal sind sie einfach griffiger; wobei Griffigkeit, abseits des Küchenmessers allzu oft überbewertet wird. Nein, vielmehr geht es um Erfolg… oder das , was wir, bei Lichte betrachtet oder auch mal unter dem Mantel der Selbst- und Fremdbenebelung verborgen, stolz wie eine Monstranz vor uns hertragend, manchmal aber eher im Fahrwasser unserer überbordenden Bescheidenheit mitschwimmen lassend als positives Ergebnis unseres Tuns und Lassens erleben. Und da kannst du aber mal was erleben…!

…oder auch nicht! Denn eben in dieser lichtdurchfluteten Kemenate des Lehrens und Lernens sitzend und von Gleichgesinnten – oder zumindest gleichartig Malochenden – umgeben musste der Autor hinter, ob der supranasalen Anstrengung gerunzelter Stirne erkennen, dass es ihm an einem Sentiment des “Erfolges” nur allzu häufig mangelt. Dies soll, und das ist nicht leichthin gesagt, zum Anlasse dienen, sich mit Verve der Belebung der eigenen Affekte zu widmen. Denn wenngleich subjektiv offenkundig nicht durchlebt so werden objektiv doch sehr wohl Erfolge realisiert, die durchaus der eigenen Erbauung dienlich sein dürfen, Potzblitz! “Doch…” ertönt, Hörnerschall gleich ein erster, gar nicht so träger Gedankenfetzen aus den bislang somnambulen Tiefen des limbischen Hirnkellers “…wie geht derlei vonstatten? Reicht es” so fuhr die helle Stimme aus der Tiefe fort “… es einfach zu wollen, um ‘gut drauf zu kommen’…?” Hey, Amygdala, du kannst vielleicht selten dämliche Fragen stellen! Da kommt dem Schreiber unvermittelt ein Zitat von berühmten Ökonomen John Maynard Keynes in den Sinn “Die größte Schwierigkeit der Welt besteht nicht darin, Leute zu bewegen, neue Ideen anzunehmen, sondern alte zu vergessen!” Ja wunderbar, die Runzeln auf der Stirn können sich nach unten verkrümeln und sich in die freudigeren Fältchen um die Augen verwandeln – denn mit der Mimik wandelt sich auch das Gemüt – Lächeln macht einen glücklicher. Hinfort mit der Laudatio auf die Abgründe des Lebens; weg mit dem ständigen Kontemplieren über den eigenen Wert und Zweck, wenn doch schon lange erkannt ist, dass sich der eigene Wert im Lehren und Lernen unterdessen verwirklicht – und somit gleichsam der eigene Zweck geworden ist. In den Orkus mit den ständigen Zweifeln – und endlich herbei mit aufrechtem Rücken, erhobenem Haupt und der Erkenntnis, dass man sich auch mal selbst feiern darf – nein sogar muss!! Wie aber derlei angemessen begehen? Wie ERFOLG für sich selbst begreifbar machen?

Für den Schreiber dieser Zeilen beginnt die Reise, damit “NEIN” zu sagen. NEIN zu jenen, die alles, was man tut oder auch lässt angreifen, kleinreden, sich selbst ans Revers heften, oder zu einem ausschließlichen Teamerfolg erklären wollen. Ja, Teams sind immer stärker als Einzelkämpfer. Aber in der Mitte jedes erfolgreichen Teams, gibt es einen Nukleus, ohne den alles auseinanderbricht, weil es das Handeln dieser einen Person ist, welches ALLES zusammenhält. Nimmst du diese Figur weg, bricht der Rest in relativ kurzer Zeit sang- und klanglos in sich zusammen. Dessen muss man sich gelegentlich erinnern. Dann wird es auch wieder möglich, eigene Erfolge zu fühlen; und angemessen zu feiern. “Aber, aber, mein Freund…” höre ich nun eine andere, dunklere Stimme aus dem amygdaloiden Vorratskeller für die harten Dämpfer “… nicht gleich arrogant werden!” Da erreichst du den Autor zu spät, lieber Geist der kommenden Weihnacht. Denn der Volksmund lässt schon lange vernehmen, dass Bescheidenheit die höchste Form der Arroganz sei. Das stimmt natürlich nur, wenn man diese allen Leuten auch überdeutlich unter die Nase reibt: “Sehr her ICH bin bescheiden…” . Aber es ist schon wahr – dieses anstrengende Austarieren zwischen Höhenflug und Absturz führt wohl gelegentlich dazu, dass man nivelliert und lieber weder das Eine noch das Andere fühlen möchte, weil Hochmut bekanntlich vor dem Fall kommt; und emotionale Bruchlandungen stets das Zeug haben, einen nachhaltig zu beschädigen! Aber keine Sorge – hier wird nicht so hoch geflogen, dass die Federn sich von den Flügeln lösen könnten. Ikarus bleibt auf niedriger Flughöhe. Nur ein BISSCHEN höher als letzthin. Weil er sich das wert ist. Weil er sich das wert ein MUSS. Und… was seid ihr euch wert? Schönes Wochenende.

Der verwirrte Spielleiter N°62 – Encounter Design

Wenn ich mich hinsetze und antagonistische Begegnungen für die nächste Sitzung mit meinen Spielern entwerfe, dann blättere ich üblicherweise nicht durch ein “Monster Manual” oder irgendeine andere Sammlung von vordefinierten Kreaturen. Oh, ich kenne und besitze solche Bücher durchaus, sogar zu verschiedenen Regelwerken – ich benutze sie nur allerbestenfalls als Inspiration für meine eignen kranken Ideen. Könnte natürlich daran liegen, dass ich schon seit Jahrzehnten beinahe ausschließlich auf Basis meines eigenen Homebrew-Systems leite. Das ist allerdings nicht der Hauptgrund, denn die Leitfrage, die ich mir immer stelle, ist nicht, wie die Chars meiner Spieler mit dem fertig werden, was ich ihnen vor den Latz knalle – sondern, ob es MIR Spaß machen wird, diese Kreaturen zu spielen! Pen’n’Paper ist vieles: zuvorderst eine Möglichkeit, narrativ in andere Welten einzusteigen, jemand anders sein zu können als man selbst ist, Dinge tun zu können, die man selbst nie tun könnte (oder wollte… jetzt mal ernsthaft – wer hätte schon WIRKLICH Lust, sich mit Vampiren, Aliens oder einer Drogendealergang zu kloppen, hm…?) – sich also in Eskapismus zu üben. Pen’n’Paper ist aber auch Problemlösen – und zu den am häufigsten verwendeten Problemen gehören im Storytelling seit der Antike nun mal Antagonisten. Was wäre etwa ein Krimi ohne einen guten Bösewicht (Oh – eine contradictio in adjecto… wie nett). Nun ist mein Regelwerk NICHT auf das taktische Zerkloppen von Monstern ausgelegt. JA – es gibt ein Kampfsystem, JA – es wird auch bei uns gekämpft, NEIN – es gibt keine ausufernden Taktik-Regeln, sondern vor allem “theatre of the mind”. Wenngleich auch an meinem Tisch manchmal eine Art Battlemap und Minis benutzt werden. Minis sind einfach dope as hell!

Mir geht es vor allem um die Motivation und Ziele der Antagonisten. Das sind bei mir keine 2-dimensionalen Wegwerfartikel, wenngleich es natürlich Minions gibt, bei denen man keinen zweiten Gedanken darauf verschwenden muss, ob es okay ist, die zu killen. Manche Kreaturen sind einfach durch ihre Natur böse oder durch ihre Fremdartigkeit so sehr ihren Instinkten unterworfen, dass man mit ihnen nicht rational verhandeln kann. Dieses Etikett tragen sie dann allerdings zumeist auch sehr offen vor sich her. Die Haupt-Antagonisten hingegen sind üblicherweise voll entwickelte, dreidimensionale Charaktere – und ich folge dabei recht häufig meiner individuellen Überzeugung, dass der Mensch das schlimmste Monster ist, welches sich die Natur ausdenken konnte (man darf im Fantasy-Bereich für “Mensch” aber auch gerne mal eine andere humanoide Spezies einsetzen). Wenn es um diese Wesen und ihre Geschichten geht, so lasse ich meiner Fantasie gerne freien Lauf. Bei mir geht das so: In diesem dämmrigen Zustand zwischen Bewusstsein und Traum, wenn man gerade im Begriff ist, vom einem in den anderen Zustand hinüber zu gleiten, lassen Richtung und Thema der eigenen Träume sich manchmal beeinflussen. Es sind diese Momente, in denen mir wirklich gute Ideen kommen. Zumeist habe ich mir allerdings vorher visuelle Inspirationen geholt, indem ich z. B. durch Pinterest (c) oder irgendeinen anderen visuellen Aggregator gesurft bin. Oft ist es so, dass unterdessen ein spezielles Bild mich anspringt und in meinem Kopf in der Folge nach und nach eine Geschichte zu der gezeigten Person oder Kreatur entsteht. Und beim Übergang ins Traumland setzt sich dann alles zusammen. Manchmal habe ich aber auch sofort eine Idee, die ich zu Papier bringe. Auf diese Weise füllen sich meine Notizbücher.

Es ist weder notwendig, meine Methode zu kopieren, noch nach irgendwelchen CR-Werten in Monstermanualen zu schauen. Das in manchen Regelwerken abgedruckte “Creature Ranking” kannst du nämlich in der Pfeife rauchen, wenn die Würfel deiner Spieler während der Sitzung heiß wie Lava oder kalt wie flüssiger Stickstoff sind. Die Action-Economy ist regelseitig auf durchschnittliche Würfelergebnisse zugeschnitten, weil wir alle an Gauß’sche Normalverteilungen glauben. Nur… unsere Würfel interessieren sich manchmal einen Scheiß für Gauß! Drei bis vier naturelle 20er zerstören ein Encounter, drei bis vier naturelle 1er deine Gruppe – zumindest mit etwas Pech. Und wer findet einen Total Party Kill schon lustig, außer denen, die NICHT dabei waren…? Manchmal muss man nachlegen, manchmal muss man die Bremse anziehen – was absolut NICHTS daran ändert, dass DEINE Encounter nur spaßig sind, wenn DEINE Kreaturen und Antagonisten DIR als Spielleitung Spaß machen. Wenn deine Spieler dann auch noch kreative Wege finden, die Mistviecher und ihre Meister zu bezwingen, steht einem wirklich guten Spieleabend nichts mehr im Wege… Klang das jetzt ein bisschen so, als wenn bei uns auch nur Monster-Slaying läuft? Tja, sagen wir mal so – Antagonisten treten einem nicht nur auf dem Schlachtfeld gegegnüber. Auch so genannte Social Encounters können es in sich haben: vermeintliche Feinde werden zu Verbündeten oder gar Freunden; und umgekehrt. Die Methode zur Erschaffung aller NSCs bleibt immer die gleiche – es geht um die, eventuell krasse Geschichte hinter der Figur und den coolen Scheiß, den diese deswegen u. U. drauf hat. Make them as memorable as possible!

Und vergesst dabei bitte nicht, dass das Terrain wie ein Mitspieler ist. Nutzt Räume, oder auch das Gelände nach allen taktischen Regeln der Kunst – aber gebt euren Spielern die Chance, dies auch zu tun. Und bedenkt, dass die meisten Spielrunden sich ohne einen SEHR deutlichen Hinweis NIEMALS taktisch zurückziehen werden, weil sie stets glauben, IHR würdet die Encounter von vorn herein so balancen, dass ihre Chars diese überstehen bzw. gewinnen können. Sagt ihnen in aller Deutlichkeit, dass diese Annahme Bullshit ist! Denn selbst, wenn man das als SL versuchen würde… vier naturelle 1er und verkackte Death-Saves und der Abend läuft vollkommen anders als geplant. Sagt ihnen, dass IHR Spaß haben wollt, und daher eure Antagonisten im Zweifel als Asskicker designed habt, und dass diese NSCs überdies keine Ahnung haben, dass sie Figuren in einem Spiel sind. Die agieren, um zu gewinnen, genau wie die Chars! Sobald die Spieler DAS verstanden haben, fangen sie vielleicht irgendwann an, über ihre Handlungen VORHER nachzudenken. Und sich über mögliche Konsequenzen ihres Handelns Gedanken zu machen. Derweilen designe ich mal die nächsten Encounter – immer wissend, dass Encounterdesign nicht nach dem Initiative-Wurf endet, wie Matt Colville immer so schön sagt. In diesem Sinne – always game on!

Auch als Podcast…

Absurdistan ist zurück N°1 – Hier und jetzt…

Die beste Ehefrau von allen sprach “Lass uns wohl am Flusse gehen und dabei nur wenig blöde stehen”. Im, bis eben noch winterblassen Angesicht des Protagonisten zeichnet sich, ob der nun allüberall sicht- und fühlbar wohligen Temperierung des Außen Freude ab, sind die Worte doch ein wahrlich guter Hinweis. Und somit Anlass genug, das Innen zu verlassen. DAS INNEN – jener beinahe mythische Ort, die Höhle des häuslichen Daseins und Stätte des Existierens, sofern keine Pflicht dich von hinnen zu nötigen sucht. Doch – oh Freude – es ist Wochenende, und damit, weil’s vor allem die Endigung der, Schweiß- und gelegentlich auch Tränennassen Gesichtes verrichteten Arbeitsamkeit für einen nicht näher zu bezeichnenden Nutznießer bedeutet, jede unfreiwillige Verrichtung zu einer jähen Interruption kommen MUSS. Wehe jenen, nun schon länger vergangenen Zeiten des Schichtdienstes, da ein solches freudiges Ende als Anhang des Freitages nicht notwendig zu einer Unterbrechung jenes grausigen Fluches führte, der uns zivilisationsgepeinigten Kinder des 20. und 21. Jahrhunderts so oft so hart trifft: ABHÄNGIGE LOHNARBEIT. Allein, das Wort ABHÄNGIG, gleichwohl dem ABHÄNGEN verwandt und somit unter Umständen irreführend, ist hier der Aufregung wert; verheißt es doch eben nicht etwa, abhängen zu dürfen, sondern viel mehr abhängig zu sein – von so vielen Dingen…! Pendlerverkehr, Parkplatzsuche oder, nicht minder nertötend, die Fahrt in einer S-BAHN, jenem auch als teilmobil eingeschientes Superspreading-Event charakterisierbaren Mikrokosmos des allzu Menschlichen. Kommen einem diese ANDEREN allzu menschlichen doch hier – Platzmangelbedingt – so nah, wie sonst nur die beste Ehefrau von allen beim Spaziergang am Flusse… ein optisches, akustisches und leider, je Frühling oder Sommer es gar werden mag, auch olfaktorisches Panoptikum des Bizzarren – ja nachgrade eine Katastrophe nahezu biblischen Ausmaßes! Zumindest, wenn man wie ich ein misanthroper Morgenmuffel ist. Und bis hierher ist über Kollegoide – also Menschoide, die einem Kollegen an Gestalt und Gebaren in etwa nahe kommen, ohne jedoch je den Anspruch auf Ansprechbarkeit oder – noch besser – Antwortfähigkeit je erfüllen zu können, noch nichts hinreichend beleidigendes gesagt…

“Doch,” sprach jener, “bin ich nun zu nichts genötigt… ” ließ ob der gewünschten Akzentuierung eine kunstvolle Pause eintreten “…außer” und sog die Luft hörbar ein, um es beinahe in die nicht eben darauf wartende Welt hinausschreien zu können “…zu tun, wonach MIR der Sinn steht!” Oh Graus. Da war sie wieder, jene allzu drängende, stets zum ungünstigsten Zeitpunkt – wie etwa der allabendlichen ehelichen Diskussion über das gewünschte Unterhaltungs-Programm – auf den Plan tretende Ambivalenz; dieses verfluchte “ich könnte…” “aber ich könnte auch…”, “oder könnte ich nicht vielleicht …” VERDAMMNIS! Einmal mehr war ich geliefert. Denn abhängig war ich nicht nur von der verfluchten Lohnarbeit. Oh nein, vielmehr hat dieses dauernde MÜSSEN sich über die Jahrzehnte so sehr in mein Gemüt eingeschlichen, um die kleine faule Sau, die ich im tiefen Grunde meines schwachen Herzen gelegentlich immer noch gerne wäre langsam – aber nichtsdestowenigertrotz nachhaltig – mit dem Gift der Betriebsamkeit, der Nützlichkeit, der SINNHAFTIGKEIT zu beträufeln. Müßiggang… ja drüber Reden, oder gar Schreiben ist einfach, denn in dem Moment da man darüber redet oder schreibt, geht man ja gar nicht mehr müßig, sondern wird produktiv HIMMERLHERRGOTSAKRAMENTNOCHEINS…! So gerne würde ich behaupten, dass ich zu dieser wundervollen Zeit der Nichtverpflichtung auch tatsächlich zu nichts verpflichtet bin – wenn man von jenem unbezwingbaren Endgegner jeder Freude einmal absehen mag, den wir “HAUSHALT” heißen. Tue ich also wirklich, wonach MIR der Sinn steht, oder versuche ich nicht doch eher genau in diesem Moment einem Ideal gerecht zu werden, dass andere für mich erwählt haben: dieses dreckige Calvinistenpack mit seinem Arbeitsethos. ETHOS…? Ja welche Gesinnung habe ich denn nun? Ich will gar keine Gesinnung, schon gar keine des Fleißes, denn “am Freitag um eins macht jeder seins”, oder, wie auf dem Bau oft wiederholt, “um vier fällt der Hammer” Und das wäre auch gut so, denn den härtesten Hammer in diesem Haushalt schwingt nun mal die beste Ehefrau von allen, da beißt die Maus keinen Faden ab!

Nun jedoch ist das Blatt Papier – oder besser der Bildschirm – nicht mehr weiß, sondern zum beredten Zeugen des Chaosfaktors meiner Kreativität geworden. Kreativ ist dem lateinischen “creatum” für “erschaffen” entlehnt – und schon wieder haben wir’s mit Arbeit zu tun, den im “erschaffen” steckt “schaffen”; hier in meiner Gegend ein häufig bemühtes Synonym für “arbeiten”. Kreativ bedeutet also “er-schaffen!” oder besser “er schafft!” – und das am Wochenende! Nun, wenigstens lässt sich konstatieren, dass das Spazieren am Fluss in der durchaus schon höchst frühlingshaften Sonne sich auf das eigene Wohlbefinden poitiv auszuwirken vermochte. Während man seine Beine bestimmungsgemäß benutzt, schüttelt man, beschleunigt durch die Wucht der Vorwärtsbewegung beim Ausschreiten durch die Fußsohlen den Ärger hinaus, um diesen bei der nächsten, ebenso zwangsläufig entstehenden Berührung des Untergrundes mit der Ferse zu zermahlen. Was da unter den Sohlen knirscht, ist also nicht etwa der Bodenbelag, sondern vielmehr dürfen wir den gedämpften Schmerzensschreien unseres sterbenden Ärgers lauschen – ich liebe dieses Bild! Gleichsam kann man, wenn man ganz genau hinhört, auch das jeweilige Durchbrechen der Mauer der nächsten Sekunde hören. Denn solange wir während des Spazierens nicht zum finalen Liegen kommen, durchschreiten wir auch gleich noch Lebenszeit. Und so, wie das GLEICH sich im JETZT zum EBEN GERADE wandelt, entschwindet so manch negatives im Orkus hinter uns! Und aus einem weißen Blatt – oder besser Bildschirm – ist unterdessen ein Text über dieses und jenes geworden – vor allem aber über das JETZT. Schönes Rest-Wochenende…

Auch als Podcast…

Stuck in the middle N°9 – …more about writing!

Trügerisch träge wälzt sich der Strom durch sein aktuell immer schmaler gewordenes Bett. Am Ufer liegen große Mengen Treibholz, kleingemahlen von der stillen Kraft, welche unter der idyllischen Szenerie lauert. Beschienen von der Märzsonne, die langsam aber sicher wieder an Kraft gewinnt, beobachte ich das sanfte Kräuseln der Oberfläche, schirme die Augen gegen die gleißenden Reflexe ab. Ein Sinnbild für meine derzeitige Fähigkeit, an meinem Projekt weiterzuschreiben. Gedanken treiben umeinander, schleifen sich gegenseitig so rund, dass anstatt Essenz nur noch nutzlose Reste übrigbleiben, bis irgendetwas davon ans Ufer meiner Wahrnehmung getrieben wird. In das Darunter hingegen kann ich wegen der Reflexionen, welche von Außen eingestreut werden, nicht hineinblicken. Zu viele Dinge, zu viele Menschen, die gleichzeitig nach meiner Aufmerksamkeit heischen; für manche davon werde ich bezahlt, andere entstehen dadurch, dass Existenz allein immer auch noch andere Verpflichtungen beinhaltet. Zum Beispiel gegenüber der Familie und den Freunden. Gerne wäre ich im Moment allein für mich. Doch diese Möglichkeit besteht gerade nicht. Ja, es ist Wochenende und offensichtlich habe ich genug Zeit, zwei Blogposts zu schreiben. Sich eine Stunde nehmen für einen Spaziergang am Fluss, das geht auch. Aber sobald diese zwei Tage wieder zu Ende sind, ruft er laut, der Trott des Alltags, garniert mit allzu würzigen Häppchen von Ärgernis, während große Brocken von Arbeit in einer Faden Brühe aus Ressourcen- und Motivationsmangel treiben…

Um mich von diesen Missempfindungen abzulenken, schreibe und zocke ich! Es gibt auch noch andere Gründe, aber in der Hauptsache ist es genau DAS – in andere Gedanken, in andere Personen, in andere Welten eintauchen und die reale Welt für einen definierten Zeitraum alleine in ihrem Saft schmoren lassen. Ich glaube man sagt Eskapismus dazu, aber ganz ehrlich… es ist mir scheißegal, wie das Kind heißt, solange es mir hilft, mit dem Rest irgendwie klarzukommen. Allerdings habe ich im Moment eine Blockade! Die ersten 150 Seiten schrieben sich beinahe wie von selbst, weil ich eine klare Vorstellung davon hatte, was wann und wie passieren soll, welche Protagonisten welche Rolle spielen müssten und worauf das alles hinausläuft. In anderen Worten – ich hatte einen Plan! Den habe ich immer noch. Das Problem mit Fantasy-Literatur ist Folgendes: wenn ich ein halbwegs gutes Buch schreiben möchte, also meine Charaktere und ihre Reise ernst nehmen will, dann sollte die äußere Welt, in welcher die Geschichte stattfindet den inneren Kampf der Charaktere widerspiegeln. [Wer gerne über das Thema mehr wissen möchte, liest Stephen R. Donaldsons Essay “EPIC FANTASY IN THE MODERN WORLD. A Few Observations.” aus dem Jahr 1986.] Das bedeutet, dass man einerseits seine Charaktere sehr gut kennen und wissen muss, was ihre Stärken und Schwächen sind, was sie in die Knie zwingt und womit sie psychologisch zu kämpfen haben, um die Herausforderungen der äußeren Welt darauf abstimmen zu können. Die Dynamiken der einzelnen Character-Arcs sollten daher auch aufeinander abgestimmt sein. Andererseits kann dann NICHTS in der äußeren Welt der Erzählung einfach so passieren, was nicht zu dieser inneren Reise passt! Ich kann nicht einfach eine Actionszene einbauen, nur weil mir beim Schreiben gerade langweilig ist. Das ist auch so eine oft unreflektiert replizierte Weisheit unter Autoren: wenn eine Szene notwendig aber langweilig ist, leg’ ne Kanone auf den Tisch und schau was passiert.

Man muss über das Schreiben auch noch dies wissen: wenn ich mich an eine Szene setze, dann weiß ich vorher NICHT, wie die fertige Szene aussehen wird. Und selbst wenn der First Draft meiner ursprünglichen Idee eventuell sehr nahe kommt, kann es nach der zweiten oder dritten Revision sehr wohl sein, dass die Szene nun vollkommen anders abläuft, als zunächst intendiert. Denn nehme ich beim Schreiben meine Charaktere ernst, muss ich im Prozess reflektieren, wie diese andere Person, durch deren Augen die Leser:innen später die Geschichte erleben auf die präsentierten Probleme und Herausforderungen reagieren würde – nicht, was ich dann täte. Was bedeutet, dass ich mich zum Schreiben tief in diese andere Person hinein versetzen muss. Ich streife mir – im übertragenen Sinne – deren Fleisch über. Niemand interessiert sich dafür, was ich täte, wenn ich von einem Dämon bedroht würde – ich, white middle-aged cis-gender-male Körpergulasch wäre einfach totes Fleisch! Meine Helden hingegen fahren unter Umständen mit einer Chaos-Kreatur auch mal Schlitten, dass es eine wahre Pracht ist. Oder auch nicht, wenn die Zeichen mal wieder gegen einen stehen! Daraus folgt, dass Action sehr wohl intergraler Bestandteil einer Geschichte sein kann (und manchmal sogar sein muss); allerdings nie zum Selbstzweck, sondern stets, um die Reise der Charaktere voranzutreiben. Für Sexszenen gilt übrigens das Gleiche. [Ja, ich schreibe echt für Erwachsene. Gibt schon mehr als genug Heiteitei-Young-Adult-Autoren da draußen!] An so einem Punkt bin ich gerade, wo das seichte Dahinplätschern auf den letzten Seiten geradezu nach einem feisten Weckruf verlangt, ich aber keine Action um der Action Willen inszenieren möchte, weil sich das im Verlauf falsch anführen würde. Blöd gelaufen.

Man kann den Schreibfluss manchmal nicht herbeizwingen. Oft ist es so, dass man etwas Zeit braucht, um seinen eigenen Kopf zu unfucken; und neben Zeit auch die Muße, Dinge einfach mal zu tun, weil man Lust darauf hat, nicht weil man muss. Und da ist er wieder, der Endpunkt des Wochenendes, der langsam aber sicher schon zu winken beginnt. Mal sehen, wohin der Zug heute noch fährt. Bis zum nächsten Mal eine gute Zeit und eine nicht zu beschissene Woche!

Auch als Podcast…

Them Vampir Ella reloaded…

Albernheiten allenthalben sind das Markenzeichen unserer Zeit! Alberne Narzissten in albernen Verkleidungen mit albernen Ämtern, die aller Albernheit ihres Auftretens zum Trotz voller Inbrunst und Ernsthaftigkeit vor Mikrofone und Kameras treten, um den absoluten SCHWACHSINN, der unweigerlich über ihre Lippen kommen wird als einzig seligmachende Wahrheit zu deklarieren. Alternative Fakten sind albernes Gewäsch im Gewand eines selbstsgewissen Dogmatismus, der mich immer wieder irritiert, aber dennoch selten sprachlos zurücklässt. Ich kann meine Verblüffung stets überwinden und diese fetten Maden am Arsch des Schicksals als das bezeichnen was sie sind: die Weidels, Musks, Lindners, Trumps, Merzens dieser Welt – allesamt realitätsfremde, arrogante, gierige, nur auf sich selbst bedachte Luftpumpen, die sich von den anderen Amateuren nur durch die Intensität ihres Sendungsbewusstseins unterscheiden. Abschaum unserer Spezies, der durch die seltsamen Wendungen, welche unsere Geschichte stets zu nehmen bereit zu sein scheint, immer und immer wieder nach oben, an die Oberfläche dieser Kloake namens Kapitalismus gespült wird! Viel zu viele Menschen lieben offensichtlich dieses alte Märchen: “Wenn du nur hart genug arbeitest, rücksichtslos genug alles nimmst, was du kriegen kannst und alle unterbutterst, die dir dabei im Weg stehen, dann gehört diese Welt dir. Insbesondere DIE ANDEREN (also Menschen von außerhalb deiner Ingroup) sind dein Todfeind, weil sie dir alle etwas wegnehmen wollen!” Warum zur Hölle glauben so viele diesen sinnentleerten Quatsch, wenn unsere Spezies doch eigentlich zur Solidarität und zum Altruismus geboren ist? Ob ich heute vielleicht miese Laune habe? OH JA GOTTVERDAMMT. IMMER SCHÖN TÖTEN, DENN ZUM LÄCHELN UND WINKEN FEHLT MIR DIE KRAFT… Mit dem Buch über den genderfluiden veganen Vampir mit Rote-Beete-Allergie namens Ella wird das alles so nichts, wenn das Leben doch wesentlich absurdere Konzepte und Geschichten hervorbringen kann, als ich. So ein Mist. Aber… dennoch… dennoch mangelt es mir an Verzweiflung. Weil ich für mich klar beschlossen habe, in politischer und in gesellschaftlicher Hinsicht zu kämpfen, egal wie’s auch kommen mag. Was allerdings im Umkehrschluss bedeutet, dass es derzeit nur wenige ruhige Häfen gibt, in denen ich Energie tanken kann. Dennoch löse ich Probleme und Herausforderungen mit geradezu erschreckender Effizienz. Anscheinend ist mein Angszentrum im Urlaub.

Ich habe kein Problem mit Albernheiten an sich – nur mit jener menschenverachtenden Grausamkeit, die sich heute allzu oft hinter dem abgesonderten Quatsch verbirgt. Ich will viel lieber jene Albernheiten feiern, die mir den Tag versüßen und mir Energie schenken, anstatt sie mir zu rauben. Ich will machen, anstatt zu hoffen, zu harren und darauf zu warten, dass irgendeine glückliche Fügung des Schicksals die Dinge zum Besseren wendet. Da draußen sind Faschos? Bieten wir ihnen die Stirn! Bei der Arbeit mangelt es stark an geeigenetem Personal? Geht anderen auch so, bilden wir welches aus; oder werben es ab! Familie und Freunde gehen durch dunkle Zeiten? Zünden wir ihnen ein Licht an, dass Herz und Seele erwärmt und sie für eine Weile von dem ganzen Mist ablenkt! Ich selbst stecke subjektiv in einer kraftraubenen Tretmühle? Ich mache mich an Projekte, die mir gut tun und mich auf andere, neue Pfade führen, wie etwa schreiben! Pragmatismus bedeutet nicht, abgestumpft, fatalistisch zu sein und das Gestalten anderen zu überlassen, sondern die Segel des Lebens nach den Winden des Schicksals auszurichten. Im Regelfall gestaltet derlei Tun oder Lassen bereits eine Menge. Man muss nicht immerzu nach Innovationen streben! Ja, kreative Lösungen für neue Herausforderungen und Probleme zu finden, ist definitiv mein Credo. Und dennoch muss ich nicht bei jeder Stromschnelle das Rudern neu erfinden. Ich muss nur die Weisheit entwickeln, erkennen zu können, wann es genügt, die alten Methoden zu nutzen, oder neu miteinander zu kombinieren – und wann ich wirklich neue Methoden brauche. Denn an jedem Tag nach etwas vollkommen Neuem zu streben, kostet viel mehr Energie, als ich – als die allermeisten – je zur Verfügung haben werden. Also müssen wir, vor allem in den dunkleren Stunden mit unseren Ressourcen haushalten. Ich sagte gestern zur besten Ehefrau von allen, dass sie allen schlechten Nachrichten von bösen Menschen zum Trotz, die man dieser Tage überall geliefert bekommt nicht verzagen soll, weil es a) immer noch eine Menge guter Menschen gibt, b) Macht nicht immer so einfach ausgeübt werden kann und c) böse Menschen sich untereinander genauso verhalten, wie gegenüber jenen, die sie als ihre Gefolgsleute oder Opfer wähnen. Was früher oder später dazu führt, dass sie sich gegenseitig zerstreiten und zerfleischen!

Ja, ich bin mies gelaunt! Ja ich bin wütend – wie eigentlich immer! Aber ich bin damit auch voller Energie, weil ich mittlerweile, zumindest in den allermeisten Situationen, diese Wut kanalisieren und für mich nutzbar machen kann. Das ist einer der positiven Effekte des Älterwerdens. Und ich habe jetzt, am Ende dieser Zeilen das noch unbestimmte Gefühl, ein paar frische Ideen entwickelt zu haben. Das tut gut und hilft mir, diesen Tag sinnvoll zu nutzen. Obacht – sinnvoll nutzen bedeutet NICHT, ihn mit Action vollzustopfen! Muße, Kontemplation und Müßiggang sind ebenso sinnvolle Tätigkeiten, wie alles mögliche andere. Huzz und Buss sind morgen wieder. In diesem Sinne: schönen Sonntag, morgen einen halbwegs energetischen Start in die Woche; und wenn die Nazis euch nerven – einfach mal in den Weg stellen! C U!

Auch als Podcast…

Stuck in the middle N°6 – about reading (and writing)…

Man hört aus verschiedensten Mündern, zumeist jedoch von Vertretern des akademischen Lehrbetriebes, dass die Fähigkeit junger Menschen, längere, komplexere Texte lesen und vor allem erfassen zu können drastisch abgenommen hätte. Ob das tatsächlich den Tatsachen entspricht, überlasse ich gerne der individuellen Beurteilung durch meine Leser:innen; ich empfehle aber zuvor, sich zu informieren. Etwa auf den Seiten der BPB (Bundeszentrale für politische Bildung). Unabhängig davon, ob man geneigt ist, dies als Zeichen des drohenden Untergangs unserer Zivilisation deuten zu wollen, oder aber der etwas weniger apokalyptischen Überlegung folgen möchte, dass Modalitäten und Intensität unseres Konsums digitaler Medien etwas damit zu tun haben könnten, muss festgestellt werden, dass sich etwas verändert hat, immer noch verändert und auch noch weiter verändern wird. So viel zur These über die Prozessualität von Kultur. Die Entstehung des Lesens und Schreibens als Kulturtechnik zur Aufbewahrung und Weitergabe von Erlebtem, Gedachtem, Gefühltem ist untrennbar mit einer Veränderung der Sprache als solchem verbunden. Walter Ong merkt hierzu folgendes an:

"Eine orale Kultur beschäftigt sich schlichtweg nicht mit solchen Dingen wie geometrischen Figuren, abstrakten Kategorien, formal-logischen Denkprozessen, Definitionen oder auch nur gründlichen Beschreibungen, nicht mit zergliedernder Selbstanalyse, die stets nicht einfach dem Denken, sondern dem textgeprägten Denken entstammt." (Ong 2016, S. 51, Hervorhebung durch diesen Autor)

Wir Menschen haben begonnen, die Welt mit Beginn der Entwicklung von Schriftsprache auch durch andere Augen sehen zu können. Allerdings ist die Auseinandersetzung mit jeder Schriftsprache im klassischen Sinne immer mit Anstrengungen verbunden. Auf der Couch in der physischen Komfortzone kann man zwar trefflich sitzen und lesen, doch jenes Möbel in der mentalen Komfortzone muss ich zwangsläufig verlassen, wenn ich mich mit anderer Leute Denke ernsthaft auseinandersetzen will. Zwar ist es so, dass Diskurs sehr wohl auch rein verbal stattfinden kann, doch dann wird dieser vor allem durch die Situation und die Beziehung der Menschen in ihr kontextualisiert: “Das natürlich orale Wort ist Teil einer wirklichen, existenziellen Gegenwart.” (Ong 2016, S. 94). Lese ich einen Text, so muss ich jedoch versuchen das Gedachte, Erlebte, Gefühlte, worauf der Autor sich schriftlich bezieht in meinem Geist nachzuvollziehen, was zwangsläufig zu Verzerrungen führen wird. Dieser Weg ist allerdings für beide Seiten kein einfacher. “Nicht nur dem Leser, auch dem Schreibenden fehlt der extratextuelle Kontext.” (ebd. S. 95). Die schriftliche Vermittlung von Sprache ist also mitnichten ein einfaches Ding. Vielleicht erklärt sich daraus, warum so viele Leute sich in Online-Foren mit Hingabe televerbal die Schädel einschlagen, schlicht weil sie nicht verstehen können – nun gut, manchmal auch nicht verstehen wollen – was das Gegenüber zu sagen hat…

Im Geiste der vorangegangenen Feststellungen lässt sich sagen, dass unsere “Schöne Neue Welt” hervorragend darin ist, mittels Technik eine Illusion der Einfachheit im Umgang mit anderer Leute Wissen, Ideen, Entdeckungen zu erschaffen; neue Technologien, wie etwa generative KI gaukeln uns vor, dass es anstrengungslos möglich sei, sich all jenes anzueignen, das zu entdecken, zu ersinnen, zu erleben, zu erfahren, zu erstellen unsere Vorgenerationen Jahre und Jahrzehnte anstrengender Forschung, Übung, Erprobung gebraucht haben; incl. jeder Menge individueller Fehlschläge! Dem konstruktivistischen Pädagogen in mir sträubt sich da das Fell, denn wenn wir eigentlich doch alles Wissen, alle Fertigkeiten, alle Erfahrungen zunächst selbst erleben und dann reflektierend in unsere ureigene Realität integrieren müssen, wohin führen dann solche “Abkürzungen” des Nichtwollens? Doch wohl zwangsläufig ins Nichtwissen, Nichtkönnen, Nichtwerden, oder? Diese Diskussion habe ich live schon das eine oder andere Mal geführt, aber Menschen MÜSSEN erst am eigenen Leibe erfahren, wie es NICHT funktioniert, damit sie akzeptieren können, dass Verweilen in der Komfortzone beim Streben nach persönlichem Wachstum immer eine Illusion bleiben MUSS! McLuhan hat die Verwerfungen, welche durch die technisierte Übertragung des Wortes entstehen, bereits vor langer Zeit beschrieben:

"Einfacher gesagt: wenn eine neue Technik den einen oder anderen unserer Sinne auf die soziale Umwelt ausweitet, dann werden sich in dieser bestimmten Kultur neue Verhältnisse zwischen all unseren Sinnen einstellen." (McLuhan 2011, S. 54)

Er meinte damit natürlich zu seiner Zeit die Entwicklung von Buch zu Radio und Fernsehen; das Internet kannte er noch nicht. Dennoch ist ein zu Grunde liegender Mechansimus einfach verständlich und erkennbar – neue Medien, die andere Sinne ansprechen, erzeugen in der Folge eine neue Form von Mediengebrauch. Und weil man Buchseiten nicht so schön wischen kann, glaubt man lieber, sich komplexe Ideen mit einem Fünf-Minuten-Video-Schnipsel begreifbar machen zu können. Weil man noch nicht verstanden hat, (verstehen will?) dass Lernprozesse und damit nachhaltige Aneignung erst in der aktiven, DENKENDEN Auseinandersetzung mit dem Wissensgegenstand und vor allem durch REPITITION (JA, gutes altmodisches Wiederholen!) angestoßen werden. Na ja, das Leben ist ja bekannt dafür, einen manchmal zu enttäuschen; und wenn’s einfach nur dazu gut ist, einen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.

Ich selbst struggle schon mein ganzes Erwachsenenleben mit dem Versuch, Gedanken, Ideen, Wissen, Zusammenhänge kohärent, verständlich und anschaulich zu transportieren. Gehört wohl zum Lastenheft des Pädagogen; nur dass ich das schon tat, lange bevor ich mir dieses Etikett verdienen konnte. Was ich heute in vielen jungen Menschen ehrlich vermisse, ist die Bereitschaft, sich WIRKLICH mit den Dingen zu befassen und nicht immerzu nach der schnellsten, einfachsten, am besten wiederverwendbaren Musterlösung zu suchen. LIFE IS A LESSON – YOU LEARN IT, WHEN YOU DO IT, GODAMMIT! Das ist vermutlich der Grund, warum ich hier immer noch regelmäßig (bald im 12. Jahr) meine Gedanken zu allem Möglichen veröffentliche. Denn tatsächlich ist das ein bisschen wie Arbeit. Zwar eine Arbeit, die ich verdammt gerne tue; dennoch kostet es mich Zeit, die ich auch für Anderes verweden könnte. Will ich aber nicht, weil die damit verbundene Anstrengung für mich einen Mehrwert hat; und es ist mir eigentlich ziemlich wumpe, ob andere diesen Mehrwert erkennen können, oder nicht. Ich freue mich allerdings, wenn ich Menschen zum Nachdenken anregen kann. Mein Mehrwert ist übrigens, meine Gedanken für mich selbst zu sortieren, mich selbst besser verstehen zu können. Ganz im Sinne von Ong und McLuhan. In diesem Sinne – viel Spaß beim nächsten echten Buch…

Auch als Podcast…
  • McLuhan, M. (2011): Die Gutenberg-Galaxis. Die Entstehung des typographischen Menschen. Deutschsprachige Ausgabe. Hamburg: Gingko Press Verlag.
  • Ong, W. J. (2016): Oralität und Literalität. Die Technologisierung des Wortes. 2. Auflage. Mit einem Vorwort von Leif Kramp und Andreas Hepp. Übersetzt von Wolfgang Schömel. Wiesbaden: Springer Fachmedien.

Der verwirrte Spielleiter N°60 – warum eigentlich…?

März 2019. Seit damals läuft diese Rubrik und damit bald sechs Jahre. Viel ist seitdem passiert. Privat, beruflich aber auch im Weltgeschehen. Trotzdem ist meine Lust an dieser Variante des Storytellings ungebrochen. Oder vielleicht gerade, WEIL Pen’n’Paper eine Konstante in meinem Leben ist, der ich viel verdanke? Ich habe als Junge durch das Rollenspiel gelernt, mich zu fokussieren, habe ausblenden können, dass die Welt auf Nerds – zumindest in meiner Jugend – einen eher negativen Blick gepflegt hat. Ich begann, mich mit vielen, höchst unterschiedlichen Themen auseinanderzusetzen, die auf den ersten Blick wenig bis gar nichts miteinander zu tun hatten; nur um dann herausfinden zu dürfen, was vernetztes, systemisches Denken im Kern ist. Ich habe mit den Jahren meine Neugier immer mehr zu einem Instrument geschäft. Ich habe meine kommunikativen Skills trainiert, lange bevor ich wusste, was kommunikative Skills sind, oder dass das Lehren einstmals ein Teil meines Lebens sein würde. Und ich habe Freunde gefunden – teilweise fürs Leben. Wie viel mehr kann man sich von einem Hobby wünschen? Es hat sich dabei im Lauf der Jahre ergeben, dass ich viel häufiger Spielleiter war (und immer noch bin) als Spieler. Das liegt wohl daran, dass ich – wie ich an anderer Stelle in diesem Blog schon öfter erwähnt habe – sehr wohl Rampensau kann, wenn das Setting passt. Und mit ein paar Likeminded Weirdos zusammen am Spieltisch ist das überhaupt kein großes Ding,,,

Über eine ganze Reihe von Jahren habe ich das, was an Aufgaben dem SL zukommt, mehr oder weniger intuitiv erledigt. Ich habe natürlich viel gelesen, mir die Stile anderer SLs angeschaut, mich selbst mit Gamedesign auseinandergesetzt (und in der Folge zwei Regelwerke entwickelt, von denen eines heute unsere meistgenutzte Homebase ist) und war wohl recht effizient darin, diese Erkenntnisse und meine Erfahrungen aus der wahren Welt in meinem Tun am Spieltisch zu spiegeln. Dennoch kam es natürlich immer wieder zu Konflikten, einfach weil Spieler halt Menschen sind; und diese über ein und den gleichen Scheiß sehr unterschiedliche Meinungen haben können. Dennoch hat sich im Laufe der Jahre – nach den Experimenten der Jugend mit Besuchen als Spieler/SL auf Conventions und wechselnden Gruppen – ein kleiner, fester Kreis gebildet, der immer wieder zum Zocken zusammenkommt. Und noch immer gebe ich den Geschichtenonkel. Und wenn mich jetzt jemand fragt, warum ich mir das nach über 35 Jahren immer noch antue, gibt es eigentlich nur eine gültige Antwort – weil es mir verdammt viel Spaß macht! Ich gehöre zu den Spielleitern, die KEINE Kaufabenteuer und KEINE vorgefertigten Kampagnenwelten nutzen. Also… ich habe schon mal mit EINER “vorgefertigten Kampagnenwelt” angefangen. Das war Palladium Fantasy 1st Edition (hab gerade mal nachgeschaut, mein arg lädiertes Buch ist aus der 8. Auflage von 1990!). Aber Kevin Simbieda würde seine Welt NICHT wiedererkennen. Und genau so soll es auch sein. Spielleiter sind nicht einfach dazu da, die Regeln zu interpretieren. Wir denken uns die Herausforderungen aus, mit welchen sich unsere Spieler bzw. ihre Chars dann später herumschlagen müssen. Wir entwickeln die Folklore, die Geschichten, die Bewohner der Secondary World, um sie zu einem lebendigen, atmenden Ort zu machen, an dem es den Spielern leicht fällt, die erzählten Geschichten zu deren Bedingungen fürwahr zu nehmen. Willing suspension of disbelief ist dabei die wichtigste Währung, weil die Bereitschaft, die Geschichte wenigstens für die Dauer der Spielsitzung glauben zu wollen notwendig ist, wenn wir das Epos gemeinsam weiter erzählen wollen!

Und das ist das wahre Ziel von Pen’n’Paper: gemeinsam, kollaborativ kreativ werden und die vielen losen Enden, Herausforderungen, Möglichkeiten, Interaktionspunkte, welche ich als Spielleiter in meine Welt eingebaut habe, aufzunehmen und das Muster immer weiterzuweben! Das wirklich Spannende daran ist, dass ich als Spieleiter vielleicht eine vage Vorstellung habe, wohin die Reise gehen könnte – aber ich habe keinerlei Kontrolle darüber, was meine Spieler mittels ihrer Chars wo und wie als Nächstes tun werden. Meine Aufgabe ist es, einerseits die Reaktionen der Umgebung auf ihre Handlungen zu erzählen und andererseits im Blick zu haben, was die Antagonisten unterdessen tun oder lassen. Denn… die “Gegner” im Rollenspiel wissen nicht, dass sie NPCs sind! Folglich haben sie eine eigene Agenda und wollen gewinnen! Was auch immer das am Ende dann bedeuten mag. Es ist diese ECHTE Ergebnisoffenheit, die ich schätze. Andererseits sind da aber auch die Storyarcs der Charaktere selbst. Meine Spieler kommen oft mit hoch differenzierten Ideen hinsichtlich der Backstory, Persönlichkeit, Stärken und Schwächen ihrer Chars an den Spieltisch. Manchmal haben sie schon übergeordnete Ziele, wohin sich der Character auf der gemeinsamen Reise entwickeln sollte; wie, bzw. wodurch diese fiktive Person ihre Katharsis oder Erfüllung finden wird. Manchmal entwickeln sich diese Ziele aber auch erst unterwegs. Und eine meiner Aufgaben als SL ist es, die Spieler bei dieser Suche zu unterstützen, bzw. ihnen die Möglichkeit zu bieten, diese Fantasie ausleben zu können. Denn wenn der Charakterbogen nicht aufgelöst wird, empfinden manche Spieler die Figur als nicht auserzählt – so als wenn man das letzte Kapitel eines Romans einfach weglässt…

Ich hatte natürlich zwischendrin immer mal wieder Spielleiter-Burnout, hatte mich selbst subjektiv vollkommen auserzählt, fühlte keine neuen Ideen mehr, war von nichts ehrlich inspiriert. Irgendwann bin ich dann über die Roleplaying-Sphere in Youtube gestolpert und habe angefangen, mich – wieder – mit anderen Blickwinkeln auf das Tun des Spielleiters auseinanderzusetzen, an meinem eigenen Stil zu feilen, Neues auszuprobieren, mein Regelwerk abermals weiterzuentwickeln; und ich bekam wieder Lust! Habe mal wieder ein neues Setting geschrieben, neue Kampagnen gestartet, auch teilweise neue Spieler am Tisch begrüßen dürfen. Und der Drive hält immer noch an. Wann immer ich mich an meinen Schreibtisch setze und mich in meine Aufzeichnungen vertiefe, fällt mir noch irgendwas ein, was ich vermisse, was ich selbst gerne erzählen möchte, Charaktere oder auch nur bestimmte Szenen, die ich selbst gerne spielen würde – und meine Fantasie fängt an zu arbeiten. Für mich ist DAS ebenso schon Entspannung und “das Spiel spielen”, wie das gemeinsame Erzählen am Spieltisch. Und ganz nebenbei eine gute Übung für die eigene Kreativität, weil es einen zu Offenheit zwingt; weil man sich regelmäßig überraschen lassen MUSS. Und daher erfüllt es mich mit unbändiger Freude, dass ich zumindest an dieser Stelle keine Ermüdung zu verzeichnen habe. Es ist – wieder – eine meine Kraftquellen. Immer mal wieder fühle ich dieses Jucken, mir wieder eine andere, neue Gruppe zu suchen. Aber ich weiß nicht genau, ob das tatsächlich eine gute Idee ist, denn ich habe schon eine recht spezifische Vorstellung davon, wie ICH das Spiel spielen (oder spielleiten) möchte; und die ist nicht so einfach kompatibel mit der diesbezüglichen Denke Anderer, wie ich im Laufe der Jahre feststellen musste. Warum das so ist, darüber werde ich noch eine Weile nachdenken. Aber ich will trotzdem immer mal wieder versuchen, mit neuen Leuten in Kontakt zu kommen, weil ich mich auch bei meinem Hobby N°1 aus allzu festgefahrenen Spuren lösen möchte. Offen bleiben für Neues ist die Devise. In diesem Sinne – always game on!

Auch als Podcast…

A storytellers voyage…

So, das neue Jahr hat schon wieder fünf Tage verbraucht und noch ist nix Schlimmes passiert. Gut, man sollte bei dieser Gelegenheit evtl. erwähnen, dass das Schlimme ja an einem anderen Ort passiert als Zuhause. Und das habe ich in den letzten Tagen nur sehr sporadisch verlassen. Mir war nicht allzusehr nach Menschen. Das passiert mir häufiger, wenn ich in eine selbstgesteuerte Kreativphase ohne festes Ziel einsteige. Solche Phasen sind üblicherweie das Ergebnis eines längeren mentalen Gärprozesses. Es ist schon so, dass die Umgebungsparameter einen Einfluss auf den Fluss des Kreativ-Mojos haben. Wenn ich dauernd irgend etwas produzieren, Deadlines einhalten, Ergebnisse liefern muss, dann ist das für meine persönliche Kreativität absolut tödlich. Es ist aber auch für die geschuldete komplexe Problemlösungsfähigkeit, welche Arbeitgeber nur zu gerne mit der echten Kreativität verwechseln nicht eben förderlich. Nur ein Geist der frei von zu vielen Beschränkungen ist, kann sich auch frei entfalten und so die Kraft entwickeln, innovative Lösungen für neue Herausforderungen finden zu können. “Aber wir sind ja auf einem guten Weg” Muhahahaha… Unfug. Wir fahren auf Sicht und das ohne Fernglas. Aber bitte, ich bin ja nur so’n döseliger Pädagoge, die haben vom Geschäft ja keine Ahnung, nich wahr? Jedenfalls hatte der Gärbottich pünktlich zu den Festtagen seine kritische Masse erreicht – und ich habe angefangen zu schreiben. Ich habe auch Infos zu anderen Projekten, und den dazu nötigen Assets und Techniken gesammelt; das sind jedoch Ideen, die erst noch reifen müssen. Aber in allererster Linie habe ich die letzten 10 Tage damit zugebracht, an einer Romanidee zu schreiben, die sich aus meiner sonstigen Storyteller-Tätigkeit im Hobbybereich entwickelt hat. Womit klar ist, dass es sich um Werk der Phantastik handelt, welches eben im Entstehen begriffen ist. Da mein Urlaub am Dienstag leider sein jähes und allzu frühes Ableben finden wird, ist allerdings mit einem abrupten Absinken des Outputs zu rechnen. 95 Seiten in 11 Tagen werde ich dann nicht mehr schaffen…

Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt einen derartigen Output erzeugen konnte. Muss Jahrzehnte her sein, aber es hat sich bis hierher ziemlich gut angefühlt. Ich habe vor einiger Zeit ja feststellen müssen, dass andere Projekte seit Jahren in der digitalen Schublade vor sich hin schimmeln, weshalb mein – erster und vermutlich wichtigster – Vorsatz für das noch neue Jahr 2025 ist, dieses Ding binnen Jahresfrist fertig zu schreiben UND zu veröffentlichen. Dafür scheiße ich auch auf den Dry January. Der zweite Vorsatz muss vermutlich noch mal gut überdacht werden, weil er mit starken Veränderungen einher ginge. Was mich ermutigt, ist der Umstand, dass ich offenkundig nach wie vor ohne den Einsatz von Hilfsmitteln auf meine kreativen Ressourcen zurückgreifen kann. Koffein ist dabei aus meiner Sicht allerdings absolut zulässig. Ein Leben ohne Kaffee ist denkbar, erscheint aus derzeitiger Sicht aber nicht lebenswert. Ich schrieb hier die Tage ja über meine früh-adoleszente Konditionierung auf nerdigen Medienkonsum. Und selbstverständlich spielt auch der seine Rolle. Manchmal als Ideenlieferant, oft einfach nur um die Kanäle zu meinem inneren Spielkind – oder sagen wir 16-Jährigen- zu deblockieren. Natürlich hat auch geholfen, dass ich mich in den letzten 16 Tagen NULLKOMMAFASTGARNICHT mit meiner Arbeit beschäftigt habe. Ich hab einmal 10 Minuten mit einem lieben Kollegen telefoniert und dat wars! [KURZER EXKURS: Wenn allein der Gedanke an verschiedene Aspekte deiner Arbeit es schon verlockender erscheinen lässt, mit einer WIRKLICH fetten Grippe im Bett zu liegen, wie meine beste Ehefrau von allen dieser Tage eine niedergestreckt hat, anstatt gesund zu sein und zur Arbeit zu gehen, dann ist es doch eigentlich an der Zeit, sich dringend was Anderes zu suchen, oder…? EXKURS ENDE]

Es is, wie es is… meine Freiräume werden wieder enger, was bedeutet, dass ich echt mein Zeitmanagement verbessern muss, um die Dinge, die mir wirklich wichtig sind unter einen Hut zu bekommen mit dem, was mein Brot verdient. Aber geht das nicht vielen so? Wie dem auch sei, ich wünsche euch morgen einen schönen Feiertag (HEYHO – GO Baden-Württemberg) oder einen guten Start in die neue (erste?) Arbeitswoche im neuen Jahr. Ich tue morgen noch mal was für mich und leite eine Spielrunde, denn mit Storytelling sollst du das neue Jahr beginnen… wie hören uns.

Auch als Podcast…

New Year, but nostalgia strikes hard nevertheless!

Viele Menschen suchen immerzu nach einer Zeit, zu der die Dinge besser waren. Ich kann mich da nicht ausnehmen, zumindest nicht, wenn es um meine Nerdness und die damit verbundenen Gewohnheiten bezüglich des Medienkonsums geht. Keine Angst, ich höre noch immer keine Volksmusik – und ganz gewiss keine Schlager, da kann man nämlich auch super Nazi-Parolen drauf grölen. Und das geht halt gar nicht! Musik transportiert meiner bescheidenen Erfahrung nach meist jede Menge Emotionen und genau deshalb kann ich bis heute nicht verstehen, was dieses, nach immergleichen Mustern konstruierte, spannungsarme, und nicht selten ultra-konservative Welt- und Menschenbilder transportierende Nerv-Gedudel den Leuten gibt! Aber wenigstens in einer Hinsicht muss auch ich mal engstirnig sein dürfen, nicht wahr. Ich selbst bin ein wahres Kind der 80er, da wurde ich nämlich zum Teen und hatte folglich auch meine erste musikalische Erweckung. Metal halt… Nun ist es aber so, dass ich schon früh festgestellt habe, dass ich keine solche Einzel-Genre-Fan-Hure bin, wie manch andere, die nur dieses eine und sonst nix hören. Ich war schon immer relativ offen für Neues – aber ich stelle fest, dass ich letzthin wieder häufiger in die 80er zurückkehre – also musikalisch. Keine Ahnung ob’s am fortschreitenden Verfallsprozess – besser bekannt als Alter – liegt, oder etwa daran, dass ich an Drittgradiger Swift-Allergie leide (die nur ein Symptom für den allgemeinen Dauer-Brechreiz ist, welchen Mainstream-Pop mir heutzutage bereitet). Ich denke ja, dass man einerseits immer wieder auf das zurückkommt, womit man aufgewachsen ist. Und wenn es nur diese, heute wieder beliebten neuen Iterationen davon sind (Retro-Wave und Artverwandtes findest du auf Youtube ja tonnenweise); die Sozialpsychologie behauptet das jedenfalls. Für mich fühlt es sich andererseits aber so an, als wenn sich der Massengeschmack auf eine irritierend einfache, sehr formelhafte und beliebig regurgitierbare Formel verengt hätte. Oft nur Algorithmen-abgesicherte Umsatz-Maschinen ohne Seele, Herz, Sinn und Verstand. Sicher, im Indie-Bereich findest du jede Menge innovativer Künstler:innen, die echt was reißen. Aber die Massen lassen sich dauernd mit der gleichen Scheiße füttern. Und dabei ist das Genre zumeist eher unwichtig! Das ist, als wenn man zum 15. Mal zu Mario Barth geht, der seit über 20 Jahren genau fünf Variationen des gleichen Witzes erzählt. Das war beim ersten Mal noch ein Kichern wert, aber heute…? Kann diese Verdummungsmaschine nicht mal jemand entsorgen…?

Natürlich wird irgendjemand mir jetzt vorhalten, dass ich mich nur nicht richtig mit den angesagten Künstler:innen beschäftigt habe; man müsse halt genau hinsehen, dann könne man sofort erkennen, wie viel Tiefe das alles hat und wie relevant deren Kulturschaffen sei. Jo Mei, manchen Menschen genügt intellektuell bzw. emotional halt schon die Tiefe einer durchschnittlichen Pfütze im Park, um lebensbedrohlich zu werden. Denn sie und ihre Ikonen zitieren sich mit ihrem Schaffen lediglich immer und immer wieder selbst. Das passiert im Übrigen auch Künstlern, die ich mag; und auch da stört es mich, weil ich mir nach einer Weile verarscht vorkomme. Es gibt bestimmte Bands, die ich mir deswegen heute nur noch in kleinen Dosen oder gar nicht mehr anhören kann. Aus meiner Sicht besonders problematisch wird es allerdings, wenn sich alle (angeblich relevanten) Künstler:innen nur noch gegenseitig zitieren, weil eine bestimmte Art, Songs zu produzieren es halt schafft, dieses eine besondere Gefühl zu erzeugen, dass die Leute haben wollen. Im Moment ist dieses eine Gefühl offenkundig stumpfe Ablenkung. Regt mich BITTE nicht zum Denken an, gebt mir einfach nur positive Vibes; okay with me, if YOU like it. Mich nervt es nur noch. Kunst (und ja, Musik gehört auch zur Kunst) ist im Kern dazu da, unsere Wahrnehmung, unsere Gefühle und unser Denken herauszufordern, unsere Kreativität zu stimulieren – und uns die Chance zum Abschalten und Aussteigen zu geben. Aktuell passiert aber im Mainstream im Wesentlichen nur noch das Letztere. Immer mehr und mehr von der gleichen Scheiße, weil das die letzten fünf bis sieben Male doch auch so gut funktioniert hat. Es geht nicht mehr um die Funktion von Kunst für die Menschen, sondern vor allem um die Funktion des Produktes für den Produzenten. Was dann passiert, sieht man am Marvel Cinematic Universe. Oder am Musikmarkt. Oder am Buchmarkt, der mit Massen von Young Adult Literature im Selbstverlag geflutet wird, weil jeder glaubt, noch eine Variante der “Tribute von Panem” nachlegen zu müssen. Wenn ich ‘ne Dystopie sehen will, schaue ich mir Wahlwerbespots an; oder Olaf Scholz’ Neujahrsansprache…

Könnte es aber denn nicht sein, dass ich selbst – gemäß dieser Feststellungen – auch in so einer “Immer-wieder-das-Selbe-wollen”-Schleife feststecke? Dass meine vermeintliche Nostalgie einfach nur Ausdruck MEINES verengten Geistes ist? Tja, was soll ich denn jetzt sagen? “Nein, nein, das ist alles gar nicht so!” wie die Swifties, oder Mario-Barth-Fans? Klar ist es möglich, dass meine, gelegentlich recht eigensinnigen Konsumgewohnheiten nichts anderes sind, als eine verdrehte Variante von Schlagerfandom. Ich glaube allerdings, dass die Genres, denen ich üblicherweise folge (Metal, Punk, Trance, Goth, Indie, Rock, Industrial, etc.) eine messbar höhere Innovationsfähigkeit und -dichte aufweisen, als etwa das Schlagerbusiness; aber eben auch als diverse Vertreter:innen des heute, beim jüngeren Publikum ach so beliebten, Rap und Hip-Hop. Ja, texten können die teilweise echt nicht schlecht. Aber sie fallen immer wieder über ihre eigenen Genre-Konventionen und das Musikalische… ja nun, es macht halt doch einen erheblichen Unterschied, ob jemand tatsächlich singen kann und mehrere Instrumente physisch beherrscht – oder eben nicht… wie dem auch sei, über Geschmack soll man nicht streiten, es sei denn der andere frisst gerade offensichtlich Müll.

By the way – Frohes Neues Jahr ihr schönen Menschen. Ich befürchte, ihr werdet auch in 2025 wieder gelegentlich von mir hören. Kuriert schön euren Kater, fangt – wenn irgendwie möglich – nicht zu früh mit dem Schuften an, und denkt dran: different year – same shit! Mehr muss man eigentlich nicht wissen, um seinen Ressourceneinsatz auf die richtigen Aufgaben und an die richtigen Orte zu lenken. Wir hören uns!

Auch als Podcast…