Absurdistan ist zurück N°3 – …dahin gerafft

Bisweilen – und in diesem Falle gerne eher seltener denn öfter – mag es wohl vorkommen, dass die Gesundheit nicht ganz so tut, wie sie bestimmungsgemäß eigentlich sollte. Das Leben des Protagonisten, angefüllt mit allerlei Aufgaben dieser oder jener Natur, von denen manche doch eher Geschäftigkeit vortäuschender Tand sein mögen, wurde unerwartet, dafür aber nichtsdestowenigertrotz nachhaltig disruptiert. Es erheitert tatächlich eben jetzt ungemein, ein Verb aus einem Anglismus zu konstruieren, welches es noch gar nicht gibt; und im Übrigen auch nicht geben müsste, da man “disruptieren” auch mit “stören” ersetzen könnte, wenn man denn ein Apologet der altmodischen Sprachlehre wäre. Doch… da die “Disruption”, jenes sich geradezu anbiedernde Wort-Liebchen all dieser Möchtgern-Entrepreneure mit ihren ebenso illusionären wie substanzlosen Ideen und Plänen nun mal, wie manche Kreise wohl sagen würden, “der heiße Scheiß” ist, bleibt dem Verfasser dieser Zeilen gar nichts anderes übrig, als beim Anblick heißer Scheiße nicht ins Würgen zu verfallen, sondern einfach fortzufahren mit seinem Tun… dem Schreiben von der Disruption, welche ihn befiel. Und die hattes es in sich – oder, eigentlich hatte man es eher alsbald außer sich, wobei abwechselnd beide menschlichen Hauptöffnungen dem Gott Lokus mit geradezu fließender Inbrunst huldigend für die Abfuhr des Inneren sorgten… Also des inneren Abfalls. Wobei der – auch ohne Brechdurchfall – bei nicht wenigen Individuen weniger stofflich, aber leider nicht vollkommen wirkungslos, oral geschehen kann. Hierorts sagt man dazu wohl “Dumm gebabbelt is glei”…

Pausen vom täglichen Tun mögen unter verschiedenen Gesichtspunkten ihre Vorteile haben; aus Sicht des Lohn- und Brotgebers sicher den Erhalt der Arbeitsfähigkeit; wie effektiv diese auch immer beschaffen sein mag. Für den Protagonisten sind solche Unterbrechungen normalerweise durchaus positiv konnotiert, sofern sie nicht gerade mit einer, unter Extrembedingungen erwungenen Nahrungskarenz einher gehen. Da gewinnt ein hier doch gelegentlich verwendetes Diktum eine völlig neue Bedeutung, wenn es doch diesmal heißen musste “man konnte gar nicht so viel Fressen wie man kotzen musste!” Nun ja, auch solche Intermezzi haben – wie der Begriff “Zwischenspiel” völlig korrekt nahelegt – dem Himmel, oder wem auch sonst sei Dank, alsbald ein Ende. Dieses Mal blieb es bei einem kurzen, aber dennoch schwächenden Besuch, welcher den Protagonisten am zweiten Tage geradezu dazu nötigte, Lektüre zur Hand zu nehmen, da andere Tätigkeiten nicht in Betracht kamen. Das Liegen, wiewohl ansonsten dem Nachtschlafe zugeordnete Notwendigkeit und gelegentliche, liebliche Begleitung des Müßiggangs kann, abhängig von der Qualität der Bettstatt, der physischen Konstitution des liegenden Körpers und der Dauer der Horizontalität sein Willkommen allerdings durchaus überdauern. Vulgo – irgendwann schmerzte des Schreibenden Rücken, so dass eine dringliche dauerhafte Aufrichtung in die sitzende Position unumgänglich wurde. Nun kann man wirklich Vieles im Sitzen tun. Aber man sollte es vermutlich unterlassen, dabei allzu viel Liebe und Zeit auf elektronische Endgeräte – oder besser, die mittels ihres Daseins vermittelten Ablenkungen vom wahren Leben – zu verwenden, wenn es auch Bücher gibt.

Oh ja… jene Konvolute bedruckten Papiers, zusammengehalten von arkanen Künsten (und zumeist etwas Leim), gestaltet mit ikonographischer Hingabe (manchmal auch etwas, das diese zumindest imitieren sollte), kuratiert für EIN spezielles Erlebnis – und mit etwas Glück sogar kognitiv nicht vollkommen substanzfrei. Da der Protagonist des Tsundoku – also des Erwerbs unterschiedlichster Lektüre, die nicht immer sofort verschlungen wird – durchaus zumindest ein bisschen schuldig ist, herrschte also keinerlei Mangel an Lesbarem. Auch wenn der Körper noch nicht wieder 100% Willens ist, bleibt der Geist hungrig. Es begab sich, dass gleich drei Bücher ein freundliches Auge fanden und folgerichtig begonnen wurden. Keines davon ist natürlich jetzt schon gelesen, aber zumindest eines davon ist faszinierend genug, um es zu empfehlen (siehe Ende des Artikels), da die Autorin sich auf erfrischende Weise mit der Frage befasst, wie wir mit einer der menschlichsten Eigenschaften überhaupt umgehen sollen – unserer Fehlbarkeit! Und weil dem Schreiber letzthin – nicht ganz ohne Intention – der Satz, das Fehler nicht (immer) schlimm, sondern (sehr oft) Lernanlässe seien, recht häufig über die Lippen gekommen ist, sollte nun das Wissen rings um diese Erkenntnis noch einmal ein wenig vertieft werden. Da unterdessen die Symptome der unfreundlichen Intestinal-Verstimmung langsam abklingen, bleibt ja wieder Zeit sich mit anderen Formen von Scheiße zu befassen; oder besser, der Suche nach Möglichkeiten, deren Auftreten so gut wie möglich zu verhindern. In diesem Sinne… nach dem dahingerafft werden muss man sich wieder aufraffen. Gehabt euch wohl.

Auch als Podcast…
  • Edmondson, A. (2023): Right kind of wrong. How the best teams use failure to succeed. Peguin Books. ISBN 978-1-847-94378-1

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