Absurdistan ist zurück N°2 – Erfolgversprechend…

“Ich bin…” spricht jener “… zum Erfolge verpflichtet, daher gewährt mir die Bitte, gebt mir ein paar Berichte, bis ich endlich versteh, was ich eigentlich verrichte!” Der Schiller – so sollte man wohl hoffen – wird dem Autor irgendwann vergeben können, auch wenn diese (V)Ferse mehr Archill gebühren, als einem Dichterfürsten. Ort der Tragödie – nicht nur dieser einen, sondern auch manch anderer – war (oder ist immer noch) ein Raum, welcher, gemeinhin herkömmlich der Bildung gewidmet, so doch gelegentlich auch der Introspektion der Bildenden dienen mag und somit nicht nur gemeinhin, sondern auch gemeinerweise dem Arbeitsumfelde zuzurechnen sei. Jener Sphäre der angeblichen Selbstverwirklichung, die doch nur dem Zwecke dient, jene 30 (oder hoffentlich mehr) Silberlinge zu erwerben, welcher es bedarf, um zu den anderen Zeiten – jenen freien, ACH SO FREIEN Stunden der Nichtnotwendigkeit, der Muße, des Spiels, des Sanges und der leiblichen Freuden nicht bei Luft und Liebe allein darben zu müssen. Doch, oh weh, der Verrat an sich selbst geht noch weiter, denn damit das Leben unter dem Joch jenes diabolischen Handels – gebunden durch den Mephistopheles der Abhängigkeit, im Volksmunde auch “Arbeitsvertrag” geheißen – uns nicht allzusehr drücken möchte, schufen wir uns die Legende von diesem ominösen “Sinn des Lebens”, um diese sogleich mit der ganz und gar hinterhältigen Idee zu vergiften, abhängige Lohnarbeit sei eine Möglichkeit zur Selbstverwirklichung; ja nun, wenn Autofahren Naturschutz sein soll und Homöopathie Medizin, können wir uns gleich noch einer weiteren Selbstlüge bedienen, nicht wahr. Doch, ach es ging ja nicht um die mentale Rahmung des Seins – von Fachleuten auch “Framing” genannt, denn Anglizismen schaffen nicht nur Schismen; manchmal sind sie einfach griffiger; wobei Griffigkeit, abseits des Küchenmessers allzu oft überbewertet wird. Nein, vielmehr geht es um Erfolg… oder das , was wir, bei Lichte betrachtet oder auch mal unter dem Mantel der Selbst- und Fremdbenebelung verborgen, stolz wie eine Monstranz vor uns hertragend, manchmal aber eher im Fahrwasser unserer überbordenden Bescheidenheit mitschwimmen lassend als positives Ergebnis unseres Tuns und Lassens erleben. Und da kannst du aber mal was erleben…!

…oder auch nicht! Denn eben in dieser lichtdurchfluteten Kemenate des Lehrens und Lernens sitzend und von Gleichgesinnten – oder zumindest gleichartig Malochenden – umgeben musste der Autor hinter, ob der supranasalen Anstrengung gerunzelter Stirne erkennen, dass es ihm an einem Sentiment des “Erfolges” nur allzu häufig mangelt. Dies soll, und das ist nicht leichthin gesagt, zum Anlasse dienen, sich mit Verve der Belebung der eigenen Affekte zu widmen. Denn wenngleich subjektiv offenkundig nicht durchlebt so werden objektiv doch sehr wohl Erfolge realisiert, die durchaus der eigenen Erbauung dienlich sein dürfen, Potzblitz! “Doch…” ertönt, Hörnerschall gleich ein erster, gar nicht so träger Gedankenfetzen aus den bislang somnambulen Tiefen des limbischen Hirnkellers “…wie geht derlei vonstatten? Reicht es” so fuhr die helle Stimme aus der Tiefe fort “… es einfach zu wollen, um ‘gut drauf zu kommen’…?” Hey, Amygdala, du kannst vielleicht selten dämliche Fragen stellen! Da kommt dem Schreiber unvermittelt ein Zitat von berühmten Ökonomen John Maynard Keynes in den Sinn “Die größte Schwierigkeit der Welt besteht nicht darin, Leute zu bewegen, neue Ideen anzunehmen, sondern alte zu vergessen!” Ja wunderbar, die Runzeln auf der Stirn können sich nach unten verkrümeln und sich in die freudigeren Fältchen um die Augen verwandeln – denn mit der Mimik wandelt sich auch das Gemüt – Lächeln macht einen glücklicher. Hinfort mit der Laudatio auf die Abgründe des Lebens; weg mit dem ständigen Kontemplieren über den eigenen Wert und Zweck, wenn doch schon lange erkannt ist, dass sich der eigene Wert im Lehren und Lernen unterdessen verwirklicht – und somit gleichsam der eigene Zweck geworden ist. In den Orkus mit den ständigen Zweifeln – und endlich herbei mit aufrechtem Rücken, erhobenem Haupt und der Erkenntnis, dass man sich auch mal selbst feiern darf – nein sogar muss!! Wie aber derlei angemessen begehen? Wie ERFOLG für sich selbst begreifbar machen?

Für den Schreiber dieser Zeilen beginnt die Reise, damit “NEIN” zu sagen. NEIN zu jenen, die alles, was man tut oder auch lässt angreifen, kleinreden, sich selbst ans Revers heften, oder zu einem ausschließlichen Teamerfolg erklären wollen. Ja, Teams sind immer stärker als Einzelkämpfer. Aber in der Mitte jedes erfolgreichen Teams, gibt es einen Nukleus, ohne den alles auseinanderbricht, weil es das Handeln dieser einen Person ist, welches ALLES zusammenhält. Nimmst du diese Figur weg, bricht der Rest in relativ kurzer Zeit sang- und klanglos in sich zusammen. Dessen muss man sich gelegentlich erinnern. Dann wird es auch wieder möglich, eigene Erfolge zu fühlen; und angemessen zu feiern. “Aber, aber, mein Freund…” höre ich nun eine andere, dunklere Stimme aus dem amygdaloiden Vorratskeller für die harten Dämpfer “… nicht gleich arrogant werden!” Da erreichst du den Autor zu spät, lieber Geist der kommenden Weihnacht. Denn der Volksmund lässt schon lange vernehmen, dass Bescheidenheit die höchste Form der Arroganz sei. Das stimmt natürlich nur, wenn man diese allen Leuten auch überdeutlich unter die Nase reibt: “Sehr her ICH bin bescheiden…” . Aber es ist schon wahr – dieses anstrengende Austarieren zwischen Höhenflug und Absturz führt wohl gelegentlich dazu, dass man nivelliert und lieber weder das Eine noch das Andere fühlen möchte, weil Hochmut bekanntlich vor dem Fall kommt; und emotionale Bruchlandungen stets das Zeug haben, einen nachhaltig zu beschädigen! Aber keine Sorge – hier wird nicht so hoch geflogen, dass die Federn sich von den Flügeln lösen könnten. Ikarus bleibt auf niedriger Flughöhe. Nur ein BISSCHEN höher als letzthin. Weil er sich das wert ist. Weil er sich das wert ein MUSS. Und… was seid ihr euch wert? Schönes Wochenende.

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