Isses wichtich, richtich wichtich…

…ne, so richtich wichtich isses nich! (Danke Selig). was ich damit sagen will? Dass es mir viel zu oft, viel zu sehr, viel zu lange gegen den Strich geht, wenn irgendwelche Menschoiden meine Zeit verschwenden mit Dingen, die man entweder mit einem Dreizeiler, etwas mehr Selbstreflexion oder einem ernstgemeinten “Auf nimmer Wiedersehen!” hätte lösen können. Letzteres passiert sowieso viel zu selten, wenn ausgerechnet kognitions-benachteiligte Subsistenzen sich an Stühle, Pöstchen, oder Aufgaben krallen, bei denen ein einziger Blick genügt, um festzustellen, dass der Hut, den sie gerade zu tragen versuchen schlicht ein paar Nummern zu groß ist; und auch durch lautes Schwadronieren und Wichtigtuerei niemals so klein werden wird, dass er passt. Oder es ist schlicht ein waschechter Bullshitjob, für den man natürlich auch eine Bullshitperson braucht…! Aber eigentlich… eigentlich geht’s mir gut. Denn eigentlich sind dieser ganze Huzz and Buzz, dieses verzweifelt groteske Selbstmarketing, dieses “noch eine Aufgabe übernehmen zu müssen”, damit man ja nicht abgesägt werden kann, furchtbar traurig zu beobachten. Ich bin jetzt einmal so richtig arrogant: ICH weiß, wer ich bin! Ich weiß, was ich kann! Ich weiß, wieviel ich wert bin! Und ich scheue mich auch nicht mehr, diese Zahl aufzurufen – auch wenn ich immer noch davon überzeugt bin, dass man denn den Wert eines Menschen niemals in Euro/Monat beziffern könnte. Denn DAS tun nur völlig asoziale, inhumane, egozentrische Vollpfosten mit Leistungsträger-Profilneurose!

Man tut, wie ICH glaube, gut daran, ab und zu seine aktuellen Prioritäten zu hinterfragen. Es geht mir dabei gar nicht um narzisstische Nabelschau oder (als Gegenteil dazu) sadistische Selbstkasteiung, sondern vielmehr um die Frage, warum ich wie schnell in welche Richtung laufen sollte, wenn doch unklar ist, ob am Ende des Regenbogens tatsächlich ein Topf voll Gold auf mich wartet. Außerdem sitzt – zumindest bei meinem Glück – auf diesem Topf üblicherweise ein Leprechaun; und diese Wesen sind alles andere als nett. Und es geht dabei auch nicht um den Marktwert in Euro/Monat, sondern um die Frage, welche Werte, Normen, Ideale ich in mir trage und durch mein Tun verwirklicht sehen möchte – und ob ich tatsächlich noch auf DEM Pfad unterwegs bin? Oder nicht doch vielleicht schon vor einer ganzen Weile auf diese Autobahn in die Selbstausbeutungshölle abgebogen bin, weil ich, aus welchen Gründen auch immer, meine Werte, Normen, Ideale für X Euro/Monat mehr verkauft habe. “Wes brot ich ess, des Lied ich sing,” ist nicht umsonst ein geflügeltes Wort. Well, seems, like Captain Obvious is at work here, ain’t he? Ja, mag sein. Aber nur weil etwas in der Theorie für alle deutlich erkennbar im Raum steht, bedeutet das noch lange nicht, dass die Menschen daraus auch die richtigen Schlüsse ziehen und eventuell sogar richtig handeln. Andernfalls hätten wir kein massives Fascho-Problem in diesem Land…

Was ist also wichtig? Kann ja im Grunde nur jeder für sich selbst bestimmen, oder? Falsch, Nachbar – au contraire! Es gibt einige Dinge, die sind IMMER, ÜBERALL und unter ALLEN DENKBAREN Umständen wichtig: Menschenrechte! Umwelt- und Klimaschutz! Humanität! Solidarität! Sie werden jedoch im Namen des Kapitalertrags kleingeredet. Die Wirtschaft muss brummen, egal, wie viel schneller wir dadurch auf die letzte Wand zurasen! Hauptsache, es liegt währenddessen ein (hoffentlich billig zu erwerbendes) Steak auf dem Grill, während man mit wohlwollenden Augen über den glänzend in der Auffahrt stehenden Bonzenschlitten streift, um dann auf dem allerneuesten Smartphone Memes anzuschauen, die sich über Armut, marginalisierte Gesellschaftsgruppen, die Linksgrünversifften und überhaupt alle Anderen verächtlich lustig machen, die es wagen, die Frage zu stellen, ob das alles wirklich durch eigene Leistung erworben wurde, oder nicht doch eher durch das Glück, zufällig in einem Job zu arbeiten, der zwar wenig zum Erhalt unserer Spezies und ihrer Kultur beiträgt, aber halt nutzloses FIAT-Geld erzeugt… Ob ich Anti-Kapitalist bin? Auf die eine oder andere Art und Weise schon. Und warum, dass habe ich hier schon oft genug begründet. Aber wir stehen immer noch vor der Frage, was wichtig ist…? Ich würde es so beantworten wollen: wichtig ist die Fähigkeit zu besitzen, die Begrenztheit der eigenen Wichtigkeit erkennen zu können! Die Richtigkeit der eigenen Meinungen überdenken zu können! Die Notwendigkeit zu verstehen, auch mit weniger auskommen zu können! Und schließlich, verstehen zu können, dass die eigenen Rechte und Ansprüche die anderer Menschen nicht unzulässig zu begrenzen haben. Es könnte so einfach sein…

Der eben formulierte Anspruch ist nicht niedrig, dessen bin ich mir wohl bewusst. Wenn man versucht, diesem Standard in seinem eigenen Leben gerecht zu werden, wird man immer wieder in die Situation kommen, dass die Selbstzweifel SO stark werden, dass sie die Grundfesten der eigenen Identität zu erschüttern beginnen. Aus dem Grund habe ich diese Box, die oben im Bild zu sehen ist. Sie ist mein Journaling-Instrument, dass mich durch seine bloße Anwesenheit am Schreibtisch dazu zwingt, über mein Tun und Lassen nachzudenken und eben nicht nur die FAILs, sondern auch die WINs zu dokumentieren! Ausgeräumt und gelesen wird es am Ende des Jahres, wenn alle Pflichten für eine kurze Weile von einem abfallen und es Zeit ist für Retro- und Introspektion. Die Zettel vom letzten Jahr haben über letztes Sylvester meine Verzagtheit durchaus zu dämpfen vermocht. Wie ihr da draußen damit umgehen wollt, weiß ich nicht; ich bin mir ja nicht mal sicher, DASS ihr überhaupt damit umgehen wollt, wenn Ignoranz und Indolenz das Leben doch so viel einfacher verdaulich machen. Wie auch immer – schönen Vatertag.

Auch als Podcast…

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