Werte-Gemeinschaft – Part II

Erinnern wir uns an folgenden Satz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Für diejenigen, die ihn nicht kennen (und sich dafür verdammt nochmal schämen sollten), es ist der erste Satz, Artikel eins, Absatz eins unserer Verfassung. Über das, was diese Worte meinen, könnte man doch trefflich streiten, nicht wahr? Klar scheint jedoch zu sein, dass jeder Mensch gemeint ist – und nicht etwa nur die Bürger unseres Staates – doch darüber, worin sich die Würde eines Menschen konstituiert, muss man reden dürfen? Oder? Eigentlich nicht, sie meint den unhintergehbaren Wert des Individuums an und in sich selbst. Und damit im Sinne des Satzes den Wert jedes Individuums – sofern es diesen Wert nicht selbsttätig verwirkt.

Was dieser rechtsphilosophische Exkurs soll? Nun, wenn unsere Verfassung den Wert jeden Individuums als Institut ohne Bedingung anerkennt, müssen wir wohl darüber diskutieren, was unsere Werte sind und wie viel sie uns wirklich bedeuten. Denn wenn irgendetwas über die Kultur unserer Gesellschaft ausgesagt werden kann, dann doch durch die Regeln, denen sich die in ihr lebenden Menschen verpflichtet fühlen? Was ist denn der Kern unserer durch „die Invasoren“ bedrohten Kultur? Das Christliche vielleicht?

[Achtung JETZT Polemik]

Ähm, jetzt mal so ganz ehrlich, die Nächstenliebe der meisten Menschen erschöpft sich in ein paar lumpigen Euro im Kollektenbeutel, die ein, zwei Mal, die man im Jahr in der Kirche ist. Oder in einer voll Steuerabzugsfähigen Spende an irgendeine NGO. OK, vielleicht unsere Kunst? Ja, und was genau ist das jetzt, unsere Kunst? Die Wallfahrtskirche in Altötting, Schloss Neuschwanstein, die Wartburg, der Zwinger, die Reichsfeste Cochem, die Musik von Bach, von Orff, oder doch lieber von Kraftwerk, die Werke von Gerhart Richter, Oskar Polke, der Bauhausstil, oder vielleicht die sogenannte Populärkunst unserer Tage? Ja was denn nun? Eine Kunst gibt es NICHT und sich auch nur einen Teil allen Kunstschaffens zu erarbeiten, ist eine Lebensaufgabe, die überdies die wenigsten meiner Zeitgenossen überhaupt interessiert! Also doch unsere rechtsstaatliche Ordnung, unsere Art, Gesellschaft zu organisieren. Und was ist das übergeordnete Prinzip allen ordnungsstaatlichen Wirkens seit 1946? Ja genau die soziale Marktwirtschaft. Wohlfahrt für (möglichst) alle durch ein solidarisch finanziertes Versicherungssystem. Oder anders gesagt: Alles lässt sich am Ende darauf herunterbrechen, dass irgendjemand für alles bezahlen muss! Willkommen im Kapitalismus!

Die besorgten Bürger und ihre Sympathisanten haben Angst, dass ihnen weniger bleibt, weil die Unterbringung, Versorgung und Unterrichtung von vielleicht 1,5 Millionen Flüchtlingen dieses Jahr einen Haufen Geld kosten wird. Einige Milliarden. Wahrscheinlich deutlich mehr als die 6, die man bisher eingeplant hat und denen zum Trotz unser idiotischer Schwabe, der eigentlich wissen sollte, wie sich ein Angriff auf einen selbst anfühlt, an seiner schwarzen Null festhalten will. Wo er dafür einspart, kann man sich ja denken. Mit Sicherheit jedoch nicht an den Milliarden-Geschenken, welche unsere Politik schon seit Jahrzehnten an die Wirtschaft macht, zum Beispiel in Form von Steuervergünstigungen, Mondpreisen für Arzneimittel, direkten Subventionen (siehe Braunkohle), immer noch vollkommen unzureichend regulierten Finanzmärkten – und nicht zuletzt offener Lobbyarbeit in Europa für die Automobilhersteller. Und wie wird es gedankt, dass all dies aus UNSERER HÄNDE ARBEIT bezahlt wird? Indem die Industrie und ihre Kaffeehausmafia aus „Beratern“ und „Interessenvertretern“ immer noch mehr verlangt!

Ein flächendeckender Mindestlohn von 8,50 EUR, der nicht mal zum Leben reicht, ist nicht bezahlbar? Vielleicht für Kleingewerbetreibende, die sich im Würgegriff der Konzernindustrie befinden, aber bei großen Unternehmen? Einen Scheiß, sage ich und es gibt direkt in Deutschland genug Beispiele, die das Gegenteil beweisen. Die Gier gewisser Leute ist nicht mehr lange bezahlbar, ohne dass wir eine humanitäre Katastrophe erleben werden, ohne dass noch irgendein Flüchtling extra dazukommen müsste. Wir haben in unserem Land Geld zum Scheißen, es liegt nur in den falschen Händen, den Händen so genannter Eliten, die längst jedes Maß und jeden Realitätssinn verloren haben…

Wenn also irgendjemand meint, dass er jetzt die Zeche für die Flüchtlinge bezahlen muss, dann liegt er damit vollkommen richtig, denn in einem Solidarsystem bezahlen nun mal alle für alle. Nehmen wir für einen Augenblick an, dass einer von denen, die sich gerade so unflätig ereifern nächste Woche einen Schlaganfall erleidet; dann bezahlen wir alle für ihn mit, wenn er plötzlich nicht mehr erwerbsfähig ist und überdies pflegebedürftig. Glaubt wirklich einer von euch, dass ICH gerne die Zeche für so einen Scheiß-Stammtisch-Paroleur bezahlen möchte? Natürlich nicht, aber ziehe ich deswegen los und fackele seine Wohnung ab, eventuell sogar mit ihm drin? Ebenso natürlich nicht, weil ich dem Umstand zum Trotz, das mir seine Gesinnung nicht passt ich seine Würde als Individuum achte (siehe Grundgesetz) und mich im Gegensatz zu unseren Eliten auch immer noch dem Solidaritätsprinzip verpflichtet fühle! Also, Schwamm drüber brauner Bruder, ich zahl auch für deine Sondenkost…

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