Um es auf den Punkt zu bringen – ich habe von einigen Dingen atomar die Schnauze voll! Zum Beispiel von Menschen, die unter hohem Zeitdruck erbrachte Arbeit nicht zu schätzen wissen. Nichts im Leben ist perfekt, insbesondere dann nicht, wenn man dabei mit knappen Ressourcen hantieren muss. Sich hinterher hinzustellen und alles zu zerpflücken, ist jedoch pille-palle-einfach – und wird in den seltensten Fällen der Mühe gerecht, die sich jemand gegeben hat. Das Corpus Delicti ist hier eine Online-Fortbildung, die nach Aussagen Dritter zu einfach, zu kurz, zu wasweißichnichtnochalles ist. Okay, ist kein Glanzstück, dass war schon vorher zu erkennen. Zudem beklagt sich eine gewisse Personengruppe, nicht genug eingebunden gewesen zu sein – obwohl diese Personengruppe von didaktischer Arbeit schlicht keine Ahnung hat. Und auch nicht von den technischen Grenzen bestimmter Methoden, Tools oder eines Lernmanagement-Systems. Egal. Was mich jedoch am meisten fuchst, ist, dass man es MIR vorwirft, dass ANDERE es sich zu leicht machen und dabei ARBEITSZEITBETRUG begehen. Würde man sich mit den Inhalten wirklich auseinandersetzen, so wie es vorgesehen ist, könnte man gewiss auf die angegebene Zeit kommen. Tut man aber nicht, aus Faulheit, Indolenz und Trägkeit, womit wir wieder bei der wahren Bedeutung von FIT wären. Ich kann gar nicht so viel fressen wie ich kotzen möchte! Aber ich ziehe meine Lehren daraus. In Zukunft werde ich einfach NEIN sagen und die Herrschaften sollen doch bitte jemand anders suchen, wenn sie der Meinung sind, ich wäre zu blöd, zu faul oder zu wenig devot gegenüber gewissen Protagonisten. Ich bin weder blöd, noch faul, noch zu wenig kommunikativ – ICH BIN ÜBERARBEITET GODDAMMIT! Ich bekomme keine Ressourcen (zu teuer), keine vernünftige Unterstützung (da müsste man ja jemanden aus seinem Personalportfolio abgeben, geht ja gar nicht) und bin seit Jahren andauernd damit beschäftigt, mit heißer Luft zu zaubern. In regelmäßigen Abständen nähe ich die komplette Orga immer wieder frisch auf Kante, darf mir aber im Gegenzug das Gejammer Dritter anhören, die mit diesem oder jenem nicht zufrieden sind. Da fällt mir ein Zitat ein…
“We, the unwilling, led by the unknowing, are doing the impossible for the ungrateful. We have done so much, for so long, with so little, we are now qualified to do (almost) anything with nothing.”
Konstantin Josef Jireček

Mittlerweile bin ich nämlich vollkommen unwilling! Unwillig, für Undankbare unmögliche Aufgaben in unfassbar kurzer Zeit mit unglaublich wenig Mateial erledigen zu müssen. Unwillig, mich dafür beschuldigen zu lassen, wenn Dritte ihren normalen Aufgaben nicht nachkommen und es sich einfach machen, wenn man ein wenig Mühe aus verschiedenen Gründen erwarten dürfte. Unwillig, es weiter zu erdulden, dass man mich wahlweise zum Rezipienten für jedwede, noch so lächerliche Beschwerde macht, mir aber im Gegenzug untersagt, dem Beschwerdeführer eine deutliche Antwort zu geben; dafür jedoch in anderen Situationen einfach mal behauptet, wir seien auf einem guten Weg, wenn ich an dem gegenwärtigen Weg nur noch sehr wenig Gutes zu erkennen vermag. Unwillig, mich im politischen Kleinklein zuerreiben zu lassen, wenn mir dadurch viel zu wenig Zeit für die eigentlichen Aufgaben meines Amtes bleibt. Unwillig, zu akzeptieren, dass man stets versucht, meine Gestaltungsspielräume einzuengen. Unwillig, weiterzumachen… Es ist, paradoxerweise, momentan der Lehrsaal, der mich am wenigsten Energie kostet. Ja, die Auszubildenden sind teilweise anstrengende Sparringspartner, weil sie den Anspruch artikulieren, von mir ein Komplettpaket geliefert zu bkommen, dabei noch verkennend, dass sie eine Menge Eigenleistung dazugeben müssen, um am Ende das Ziel erreichen zu können. Aber es ist eine lohnende Arbeit, weil ich manchmal diesen Heureka-Ausdruck in den Gesichtern sehen kann. Und weil ich die Chance habe, den jungen Leuten zu einer Haltung zu verhelfen, die ich in so manch Anderen, mit dem ich beruflich zu tun habe deutlich vermissen muss. Respekt! Konfliktfähigkeit! Teamspirit! Leistungsbereitschaft! Dieses zwanghafte zu Tode verwalten, und vor allem zu Tode verwaltet werden jedoch, DAS kann ich nicht viel länger ertragen!
Ich habe mir schon ein paar Mal Ultimaten gestellt und – naiv, wie ich manchmal auch mit 50 Lenzen noch bin – verstreichen lassen, weil ich gelegentlich ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen glaubte. JEDES EINZELNE MAL WAR ES EIN ENTGEGENKOMMENDER ZUG! Bislang bin ich nicht überrollt worden, aber es kommt mir gelegentlich so vor, als wenn gewisse Dritte es genau darauf anlegen würden. Ganz so, als wenn sie sich nicht bewusst wären, wie sehr ein Gesamtkonstrukt manchmal an einer Person aufgehängt ist. Nimmst du den zentralen Nexus in der Mitte weg, bricht das ganze Netzwerk zusammen. Und ehrlich gesagt sehe ich gegenwärtig wenig Benefit für mich selbst darin, so weiter zu machen wie bisher. Ja, ich habe in der Tat ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein und schaue dabei auf die mir anvertrauten Kolleg:innen und Auszubildenden. Aber Selbstausbeutung MUSS eine Grenze haben. Meine ist, so weit ich das übersehen kann, mittlerweile wirklich und engültig erreicht. Ich mag Teile meines Jobs immer noch auf gewisse Art. Das, worauf ich nächste Woche am meisten gespannt bin ist, ob mein Unterrichtsansatz, jungen Menschen Ethik im Gesundheitswesen näher zu bringen fruchten wird, oder ob ich mal wieder zu verkopft an ein kopflastiges Thema rangegangen bin…? Wir werden sehen. Aber dieser ganze politische Quatsch, der mich von meiner eigentlichen Arbeit abhält, dieses Egogeficke verschiedener Protagonisten, diese Unfähigkeit zum systemischen Denken, dieser Egoismus, das ständige übereinander- anstatt miteinander Reden und die ständige Angst mancher Leute davor, was Dritte denken oder tun könnten, oder auch nicht, die brauch und will ich nicht mehr. Würde die beste Ehefrau von allen nicht gerade auch in einer großen beruflichen Transformation stecken, wäre ich wahrscheinlich zum 30.06 weg – und nach mir die Sintflut. Tja Scheiße gelaufen, Vielleicht spiele ich mal wieder Lotto. In diesem Sinne – versaut Kolleg:innen, die sich für ihren Job wirklich Mühe geben, nicht so den Tag, wie ich es oben beschrieben habe, sondern hegt und pflegt sie. Denn sind sie weg, werdet ihr feststellen, was ihr an ihnen hattet! Schönen Samstag…
