Im Schweinsgalopp durch’s Zeitgeschehen

Seit meinem letzten Post sind ein paar Tage ins Land gegangen und was soll ich sagen – das Leben geht weiter! Und zwar zwangsweise, da die Ansprüche der Lebenden an mich nun mal nicht aufhören, nur weil jemand final ausgecheckt hat, der mir sehr nahe stand… Keine Klagen, keine schlechten Gefühle. Wir alle sind so sehr eingebunden in dieses fragile Dings namens Leben, dass man kaum je Zeit hat, wirklich drüber nachzudenken, was das eigentlich bedeutet.

Schaut man so durch die Tages- und Wochengazetten, drängt sich einem der Verdacht auf, dass es neben Corona und den üblichen Senkwehen sich anbahnender politischer Totgeburten nix anderes von Belang mehr auf der Welt gibt. Nun herrscht ja an solchen Politzombies in spe kein Mangel: z.B. wahrscheinlich Joe Biden als Kandidat der DEMs gegen Trump bei der nächsten Wahl, oder – fast noch besser – Friedrich Merz als CDU-Spitzenkandidat, der die bürgerliche Mitte endgültig vergraulen wird, obwohl er doch immer in treuherziger Falschheit beteuert, dazu zu gehören. Aber bildet das tatsächlich unsere Welt ab?

Es gibt so viele andere Dinge, an deren Behandlung – oder besser Nichtbehandlung – man ablesen kann, wie es in den Köpfen vieler unserer „Führer“ tatsächlich um Humanität bestellt ist. Ich werde keine Beispiele bringen, die findet man mit wenig Aufwand selbst (Stichworte Idlib, Ostukraine, Lesbos). Aber richtig traurig macht mich, dass der ganze Alarm wahrscheinlich vergessen ist, wenn irgendwelche Ligen wieder nutzlos Millionen verbrennen, damit alle dabei zuschauen wollen, wie überbewertete – und leider nur zu häufig unterbelichtete – Bübchen Bälle herum schieben. Großartiger Scheiß. Na ja… jedem seinen Eskapismus. [Nachtrag vom 22.03: ich habe mich geirrt! Die Ligen sind abgesagt! Wenigstens einmal hat die Vernunft über den Mamon gesiegt!]

Wo war ich? Ach ja – Bedeutung. Zum Teufel, ich weiß auch nicht, was soll es bedeuten, dass ich mich so normal fühle. JA, da ist eine Leerstelle. JA, da war eine Zäsur. JA, ich habe (natürlich) noch nicht damit abgeschlossen. JA, es tut immer wieder ein bisschen weh. NEIN, es ändert nichts daran, dass ich mein Leben wie bisher weiter leben werde! Einerseits weil ich muss, denn es gibt Verpflichtungen – gegenüber meinen Lieben, meinen Freunden, meinen Kollegen, meinem Boss, meinen Schülern – die man nicht einfach mit einem „Ich kann grad‘ nicht“ wegwischen kann. Zumindest nicht für lange.

Und wahrscheinlich ist es auch genau das, was den Menschen letzten Endes immer wieder zu heilen vermag, wenn er es denn zulassen möchte: Weiterleben Müssen macht das Weiterleben Wollen nämlich irgendwie einfacher. „Muss ja“ ist nicht etwa eine dumme Phrase, wenn man sonst nix zu sagen weiß, sondern vielmehr eine höchst tiefgründige Weisheit, die das eben Gedachte charmant unprätentiös zusammenfasst.

Andererseits ist mein Weiterleben und Weitermachen Wollen ein starkes Mojo. Denn lange, bevor diese aktuelle Scheiße passiert ist, habe ich mit mir selbst einen Deal geschlossen. Es ist ein ganz einfacher Deal und er lautet in etwas so: Denen gegenüber, die mir treu sind, werde ich auch treu sein! Immer! Bis der Tod – oder irgendein ähnlich dramatisches Desaster – uns scheidet! Und dann gehe ich- sofern es noch einen gibt – meinen Weg einfach weiter! Ende Gelände…

Das Leben hat mich einiges über Verlust, Elend, Trauer und Schmerz gelehrt. Und darüber, wie egoistisch, falsch, durchtrieben, verlogen und bigott manche durch’s Leben gehen. Aber die allermeisten sind, genau wie ich, einfach nur Typen (oder Typinnen), die durch diesen Mist stolpern und hoffen, es halbwegs hinzukriegen, ohne allzu viel kaputtzumachen. Kein Ahnung, wie meine Bilanz dereinst ausfallen wird. Ich male mir ja immer aus, dass ich ein bisschen mehr auf der „Gutes-Karma-Haben-Seite“ angespart habe. Man kriegt halt keine Kontoauszüge. Das Schicksal will immer nur Abschlagszahlungen sehen – wie zum Beispiel jetzt.

Ich fragte mich in letzter Zeit häufig, warum ausgerechnet die ganzen Soziopathen in irgendwelchen politischen Ämtern rumlungern. Doch dann kam mir der Gedanke: die sind wie ich. Es schauen nur mehr Leute zu. Und jene, die Ansprüche an sie haben, verfügen teilweise über viel mehr Macht, als bei mir. Denn die wahren Soziopathen hocken ja doch immer in irgendwelchen verglasten Türmen und schauen auf die anderen mit dieser unfassbaren Mischung aus Verachtung und Angst herab, die nur jemand empfinden kann, der stets mit der Furcht leben muss, von seinem ungeheuren Reichtum auch nur ein Futzel hergeben zu müssen. Was für arme Kreaturen…

Ich werde Zimbo bleiben, älter werden und nach Westen ziehen… halt, das war Galadriels Spruch, sorry. Ehrlich gesagt: ich brauch meinen schrägen Humor, meine schrägen Hobbies und die – Gott sei Dank – leicht schrägen Menschen um mich herum, damit alles in den Fugen bleiben kann. Denn das ist, worum es beim Weiterleben geht: vorwärtsstolpern, nicht zu viel kaputtmachen, sich treu bleiben und immer brav auf die „Gutes-Karma-Haben-Seite“ einzahlen. Dann ist es irgendwann auch OK, wenn ich selber gehen muss, weil jene, die ich dann unvermeidlich zurücklassen muss, wissen, wie man’s macht, dass es nicht so weh tut und trotzdem weitergeht. Hab’s ihnen ja gezeigt. Schönen Abend noch.

Auch zum Hören…

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