Man könnte sich darüber echauffieren, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Sars-CoV2-Ausbreitung zu spät, zu inkonsequent und zu lasch sind. Oder man ist Elternteil und darf sich mit der Frage herumschlagen , wie zum Teufel man nur die nächsten fünf Wochen rumkriegen soll, von denen drei Wochen lang unsere zwei schulpflichtigen Kinder ungeplant zu Hause hocken und zumindest ein bisschen beaufsichtigt werden müssen. Beide Fragen habe ich sattsam in der Realität diskutiert und will die – doch etwas enervierenden – Ergebnisse nicht auch noch hier auswalzen.
Wir verfügen über den Luxus eines, zumindest teilweise, Home-Office berechtigten Vaters (ich) und einer gegenwärtig nur halbtags arbeitenden Mutter (die beste Ehefrau von allen), was dazu führt, dass wir keine Verwandten behelligen müssen und dennoch nicht am Hungertuch nagen werden. Soweit ganz chic. Aber stets bleiben Fragen zurück, deren Beantwortung dann doch etwas komplexer ausfällt: wie oft darf man einkaufen gehen? Wird es dann überhaupt noch was zu kaufen geben? (Immerhin scheint es auch bei uns ein paar Hamsterkäufer zu geben.) Töte ich Menschen, wenn ich mit meinen Kindern – so wie heute – mal raus gehe, um beim Spazieren frische Luft zu schnappen?
Die Liste ließe sich noch beliebig erweitern, denn vorgebliche Gründe, das Haus zu verlassen fielen mir Dutzendweise ein. Aber wir haben uns schon darauf eingerichtet, nicht allzu oft vor die Tür zu müssen. Lediglich etwas arbeiten gehen und eine kleine Vorrats-Ergänzung dann und wann lassen sich nicht vermeiden. Ich hatte durch Corona immerhin schon einen vortrefflichen Grund, meinen Smokey Joe auf dem Balkon anzuwerfen. Man kann schließlich nicht nur von Pasta und Pfannkuchen leben. (OK, an dieser Stelle würde meine kleinere Tochter vehement widersprechen, aber das lasse ich jetzt einfach nicht gelten…)
Ich glaube zu wissen, dass wir ziemlich viel richtig machen: die Sozialkontakte so weit wie möglich einschränken, die Großeltern nicht besuchen gehen, Sachen liefern lassen, hygienisch handeln, etc. Was mich allerdings umtreibt, ist die Frage, ob andere das genauso handhaben? Oder ob nicht doch viele meiner lieben Mitmenschoiden – so wie sonst auch – „ME FIRST!“ rufen und auf die Solidarität scheißen, weil sie halt ihr Ding machen wollen; um jeden gottverdammten Preis….? Ich denke da nicht nur an die markt-radikalen Anwandlungen eines Donald Trump. Wir werden es bald herausfinden. Allerdings hoffe ich, dass wir die Kurve tatsächlich etwas dämpfen können, den ein Prolongieren nach Ablauf der fünf Wochen würde einige Dinge sehr problematisch gestalten. Was das Virus zum Beispiel für meine Ausbildungsarbeit bedeutet, darüber werde ich die Tage auch mal berichten.
Aufrufe zur Vernunft gab es schon genug. Gedanken machen sich auch ausreichend Leute und mit Sicherheit sind – in diesem Kontext – viele davon berufenere Geister, als ich. Was bleibt, ist die Frage, ob wir – so als Menschheit im Ganzen, aber auch als Gesellschaft der BRD im Besonderen – irgendwas daraus lernen werden, dass länger hält, nachhaltiger wirkt, als vier Wochen erregtes Online-Geplapper nach dem Ende des Lockdown? Kein Ahnung, aber drauf wetten würde ich als alter Zyniker nicht. So oder so – wenn ich nicht so viel rauskomme, kann ich vielleicht wieder mehr bloggen. Das ist doch mal ’ne Drohung, oder. C U soon.