The italian tales n°8 – Satire Ahoi!

Eigentlich ist mehr als ausreichend diskutiert worden, ob Satire wirklich alles darf. Ich sage dazu (ja, das ist meine Meinung die ich habe auf der Basis langer Überlegungen gebildet habe): NEIN. Denn es gibt Grenzen der Pietät und der guten Sitten (vielleicht gibt’s da draußen ja noch Menschen, die wissen, was das ist), die zu überschreiten nicht mehr der (vorgeblich) humoristischen Zuspitzung von Sachverhalten dient, sondern lediglich dem Wunsch des Äußernden, sein Ziel zu verletzen; und zwar so tief, hart und nachhaltig es geht.

Immerzu wird über die Verrohung der Sprachkultur und die sich dadurch öffnenden Spielräume diskutiert. Wo früher ein öffentlicher Diskurs stattfand, das Aushandeln von Kompromissen zu Sachfragen, stets im Respekt für den politischen Gegner, da herrschen heute Emotionen. Es wird nicht mehr gewusst – und in der Folge eines entdeckten Nichtwissens dazu gelernt (=> Selbstreflexion), sondern da wird geglaubt. Und zwar an die steilsten Thesen, so lange diese nur das jeweils dominante Gefühl hinreichend gut bedienen.

Nun ist es so, dass Populismus aus meiner Sicht von allen Seiten benutzt wird: den Linken, den Rechten, den Ökologischen, den Anarchisten, etc. Benutzt man das Wort Populismus, nimmt der solcherart gescholtene stets an, dass man ihn in die rechte Ecke rücken wollte. Dabei ist der Populismus als solcher nur ein Symptom für die eben beschriebene Tendenz, Fakten Fakten sein zu lassen, wenn es auf dem Acker der Emotionen der Zuhörer viel mehr zu gewinnen gibt; und in viel kürzerer Zeit. Und das betreiben mittlerweile alle. Was den politischen Diskurs, wie er zum gegenwärtigen Zeitpunkt stattfindet vollkommen entwertet hat. Montgolfieren könnte man mit der Abluft steigen lassen – mehr auch nicht…

Eines der Probleme ist, dass jede Menge Otto-Normal-Verbraucher mittlerweile – speziell auf Facebook – das Recht für sich in Anspruch nehmen, wie Satiriker agieren zu dürfen und ihre persönlichen personae non gratae, wie zum Beispiel Greta Thunberg auf unterschiedlichste Weise zu bashen. Weil’s halt einfacher ist, als sich in die Löwengrube eines echten, sachorientierten, öffentlichen Diskurses zu begeben. Und natürlich unter dem wohlfeilen Hinweis auf Art. 5, Abs 1 und 3 GG. Der Inhalt von Absatz 2 wird dabei recht oft und gerne vergessen

Ehrlich gesagt habe ich derlei Tun bislang zumeist eher gelassen betrachtet. Habe diejenigen gesperrt, die mir entweder zu unwichtig oder zu blöd waren. Habe mit denen, von denen ich dachte, dass die Sache es wert sein könnte das Gespräch gesucht. Und natürlich gelegentlich auch selbst den einen oder anderen kleinen Shitstorm geerntet, den ich dann mit einem Schulterzucken weginhaliert habe. [Der Hinweis, dass ich mit gewissen Leuten nicht „per du“ bin und darüber hinaus auch noch exzellent Rechtsschutzversichert, hat in aller Regel die Ausflüge meiner Gegenüber in das Reich der kleinbürgerlichen Großmachtträume inclusive Verbal-Ejakulation schnell und sauber beendet.]

Mittlerweile aber habe ich die Faxen dicke!

Ich hatte tatsächlich mit der letzten Aussage gerechnet. Sie haben recht, dass ein Herr Böhmermann ein anderes Standing in unserer Gesellschaft hat als der Normalbürger. Allerdings steht seine Meinungsäußerung rechtlich nicht über der von Ihnen oder meiner. Das Gesetz unterscheidet da nix. Desweiteren muss man bedenken, dass die Äußerungen eines Herrn Böhmermann von Tausenden der Normalbürger in den sozialen Netzwerken geteilt oder zitiert werden und somit auch nicht zur Verbesserung der Streitkultur beitragen. Ich hab mir wenigstens die Mühe gemacht, selber was zu kreieren. Und so, wie es Ihnen mit der AfD geht, geht es mir mit grünroter Politik und den dazugehörigen Parteien. Deshalb kann ich Ihre Gedanken absolut nachempfinden. Und in einem Punkt haben sie auch recht: ernsthaft betrachtet geht es mir gar tatsächlich nicht um Greta, sondern um uns und das, was wir aus und mit ihr machen. Aber für die satirische Auseinandersetzung kommen wir nicht an der Person vorbei, die der Grund für das zu behandelnde Thema ist. Das ist bei Witzen oder Karikaturen über Gott und Jesus nicht anders.

Facebook-Diskussion von heute…

Die Ausfälligkeiten überall in den Medien, die Rechtsbrüche (vorbestrafte Nazis im Team Baden-Württembergischer Abgeordneter, Parteispenden, etc.), die ekelerregende Vernichtungs-Rhetorik („Wir werden Sie jagen“) gegenüber den anderen Parteien, die tatsächliche Unfähigkeit des Personals (wählen sich selber aus Hauptausschüssen) und die Art der Selbstinszenierung des immer mehr an Macht gewinnenden rechtsnationalen Flügels suchen ihresgleichen; und zwar bei der NPD, den Republikanern, dem Dritten Weg, und wie die Nazis alle heißen! Von handwerklicher politischer Sach-Arbeit jedoch, von Konsens-Suche und dem Willen zur konstruktiven Gestaltung? Kaum eine Spur.

Ich dachte, die 10-15% echte Nazis schreibst du ab und mit den 15-20% blinden Mitläufern kann man schon noch reden. Aber mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher. Denn, wenn selbst kluge Menschen diese gequirlte Scheiße tatsächlich als Alternative zur etablierten Politik in Betracht ziehen, bin ich mit meinem Argument-Latein am Ende. Und mit meiner Kraft auch. Es ist die Zeit und die Arbeit nicht wert. Lieber gehe ich in den bewaffneten Untergrund, wenn die Blinden es tatsächlich fertig bringen, diese Rassisten, Chauvinisten, Lügner und Betrüger endlich an die Macht gewählt zu haben. Ich habe fertig!

Eine Antwort auf „The italian tales n°8 – Satire Ahoi!“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert