The italian tales n°7 – no politics please!

Ich bin ein politischer Mensch. Jeder, der auch nur einen flüchtigen Blick auf dieses Blog geworfen hat, weiß, was ihn erwartet. Ich bin eine vollkommen links-grün-versiffte Demokraten-Sau, die auch noch zu ihren Überzeugungen steht. Ich diskutiere gerne (und suche mir regelmäßig zu den falschen Zeiten die falschen Gegner) und viel auf Facebook. Wo auch sonst? Ein alter Bekannter hat es neulich so formuliert: es sei ja auch eine Art Fliegenpapier für Idioten. Ich bezog das explizit auch auf mich, denn auf Fratzenbuch mit verirrten Seelen zu streiten, ist definitiv alles andere als gut für die eigene mentale Verfassung.

Sei’s drum. Wenn wenigstens ab und zu mal eine meiner Anregungen zum Hinterfragen der eigenen Meinung beim Adressaten Wirkung zeigt, habe ich mehr erreicht, als manch anderer Mensch in seinem ganzen Leben. Es ist also nicht zu erwarten, dass ich allzu bald von solcherlei Tun ablassen werde. Ich verwickle mich ja auch im wahren Leben durchaus manchmal in politische Diskussionen; und durfte selbst feststellen, dass zu Dogmen verfestigte Meinungen nicht mehr umstößlich sind. Selbst, wenn ich manchen Protagonisten für einen vernünftigen Menschen oder gar Freund halte. Aber auch diese Erfahrung stählt einen ja für’s Leben.

Nun gibt es allerdings einen Ort, der stets frei bleiben sollte von Politik: mein Lehrsaal. Ich trage vieles in meinem Herzen und manchmal auch auf meiner Zunge spazieren, aber in dem Moment, da ich in die Haut des Dozenten, Lehrers, Trainers schlüpfe, haben diese Dinge keinen Platz in meinen Äußerungen. Zumindest sollten sie das nicht haben. Allerdings ist mir durchaus bewusst – auch diesen Umstand erwähne ich, wie ich glaube nicht zu selten – dass ich verdammt regelmäßig Fehler mache. Und da kann es auch passieren, dass mir mal ein Einzeiler mit politischem Inhalt rausrutscht.

Was mich in diesem Zusammenhang geflasht hat, war die Aussage einer Kollegin, die tatsächlich eine ganze Weile gedacht zu haben schien, dass ich eher im rechten Spektrum verortet sei. Ich zeigte ihr meinen SPD-Mitgliedsausweis und damit war die Geschichte gegessen. Es gemahnt mich allerdings der Tatsache, dass Schweigen bei bestimmten Themen, aller guten Gründe zum Trotz, auch falsch ausgelegt werden kann. Unser soziales Tun ist eben stets Gegenstand der Interpretation durch Andere. Anekdote zu Ende.

Der Grundsatz: keine Politik im Lehrsaal hängt für mich eng mit dem Grundsatz zusammen, dass wir verpflichtet sind, jedem zu helfen, ohne Ansehen, seines Standes, seiner Herkunft, seiner Ethnie, seiner religiösen, politischen und sexuellen Orientierung! Falls ich was vergessen haben sollte, setzt es hier ein ………! Ich leite diese Verpflichtung für mich aus meinem Respekt für die Menschenrechte und aus meinem Berufsethos ab. Und ich habe, soweit ich mich erinnern kann, zumindest diesbezüglich noch nie versagt. Auch wenn mir immer noch die Frage einer ehemaligen Kollegin in den Ohren klingt, was das denn nun sei: die Würde des Menschen?

Nun trifft man gelegentlich die Kollegen auch online und diskutiert dort, zwangsweise, eben manchmal auch Themen, die sehr politisch sind. Und Politik wird schnell sehr persönlich, da sie Meinungen und Grundsätze berührt… Scheiß-Dilemma, kann ich nur sagen, denn im Lehrsaal sieht man sich wieder und nun steht u.U. etwas zwischen den Menschen; also dem Lehrer und dem Schüler. Haben alle Beteiligten die Größe, trotzdem einfach mit ihren Aufgaben weiterzumachen. Oder wird das zu einem greifbaren Problem? Keine Ahnung. ich werde es sicher irgendwann herausfinden und dabei versuchen, MEINEN Grundsätzen treu zu bleiben.

Memo an mich: Facebook ist böse! Lass es endlich…

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