Should I stay, or should I go?

„Wenn du tot bist, tut es nur den anderen weh; genauso, als wenn du dumm bist!“

…from somewhere in the Internet

Mann muss einfach sagen, dass der Spruch so verdammt wahr ist, dass es tatsächlich immer wieder weh tut, wenn man seinen Auswirkungen in der Realität begegnet. Man kann sich dem zu entziehen versuchen. Ich selbst bin gerade wieder einmal an dem Punkt angelangt, da ich social media gerne komplett aus meinem Leben ausschließen würde! Denn subjektiv sind da nur noch Idioten unterwegs! Und habe doch Angst, dass ich damit manchen meiner „weak ties“ den Stecker ziehen würde, was zumindest bei ein paar davon wohl zu einer Verarmung meines Selbst führen könnte. Denn über die „weak ties“ in unseren Sozialbeziehungen realisieren wir eine Reflexionsfläche, deren Wirkung auf unsere Persönlichkeit nicht unterschätzt werden sollte. Es ist zwar ein Allgemeinplatz, dass wir Menschen soziale Wesen seien, aber nirgends lässt sich das besser beobachten, als an einem Ort, an dem eine größere Menge von Menschen mit unterschiedlich starken Bindungen in informeller Atmosphäre zusammenkommt. Zum Beispiel bei Partys im Zusammenhang mit dem beruflichen Umfeld.

Ein weiterer Allgemeinplatz lautet: „never fuck at the office/company“; wir alle haben zumindest ein intuitives Verständnis dafür, dass eine Beziehung derart auf ein „neues Level“ zu bringen allerlei … interessante … Folgen haben kann. Denn in der Regel führen derlei Punktualisierungen dazu, dass sich die individuellen Netzwerke der dabei (nicht nur sexuell) interagierenden Akteure auch miteinander vernetzen. Im Guten, wie im Bösen. „Homo Homini Lupus“ ist nicht einfach nur so dahingesagt. Menschen verfolgen nämlich Ziele. Manche gehen dabei intelligent und strategisch vor, andere lassen sich bewusst treiben, wohlwissend, dass sie Wirkmacht haben; und wieder andere verstehen gar nicht, dass und wie sie Einfluss ausüben, und wirken so von Außen betrachtet eher wie eine Flipperkugel; oder wie der Schmetterling, der den Orkan auslöst…! Das muss nicht unbedingt echte Blödheit sein, die einem den Tag versaut. Allzu naives Handeln kann genau die gleiche verheerende Wirkung entfalten.

Ich mag gedankliche Assoziationsketten. Springen wir also von der Party direkt ins Netz! Heutzutage ist es sehr einfach, Reaktionen auszulösen, weil man einfach irgendwas irgendwo posten kann und – je nachdem wie provokant, blöd, kalkuliert böse, anbiedernd oder sonstwie Aufmerksamkeit heischend die Äußerungen gewesen sein mögen – mit mehr oder weniger direktem Feedback rechnen darf. Denn ein paar Dumme, die sich auf die verbale Tretmine werfen, finden sich immer. Manchmal macht das sogar Spaß, wenn man ein paar Nazis triggert und dann FB melden kann, damit sie wenigstens für ein paar Tage gesperrt werden und so nicht andauernd ihre Verbaldiarrhoe absondern können. Aber auf die Dauer werden auch solche Spielchen langweilig. Und sie desillusionieren mich. Ich dachte, wir – so als Gesellschaft – wären schon ein Stück weiter. Sind wir aber ganz offensichtlich nicht. Und daraus wird dann unter Umständen eine Spirale, an der ich nicht teilhaben möchte, denn meine Depressionen sind auch so schon nicht immer einfach im Griff zu halten. Daraus folgt, wie bereits oben gesagt, dass ich eigentlich dem ganzen social-media-Quatsch entsagen sollte. Aber auch nicht…

Man wirft den Quatsch- und Querdenkern, Aluhüten, Nazis und dem ganzen anderen Geschmeiß, dass so gerne auf FB rumlungert ja immer vor, sich in Echokammern und Filterblasen gegenseitig aufzuschaukeln und zu radikalisieren. Entzöge ich mich dem nun, und bequemte mich nur noch in meine individuelle Komfortzone, wo nette Menschen mein Ego streicheln und mir stets wacker beipflichten, wenn ich mal wieder irgendwelchen Quatsch von mir gebe – was auch mir regelmäßig passiert – dann wäre ich kein Jota besser, als die von mir eben benannten stumpfsinnigen, dogmatischen Hohlfrüchte vom Eso-Rechten Rand! Und da haben wir mein Dilemma. Denn eigentlich bewirke ich vermutlich so gut wie nichts, weil es denen ja nicht weh tut, denn sie sind – auf eine spezielle, blinde Art – dumm! Mir tut’s aber weh, mich damit auseinanderzusetzen, weil es meinen, eigentlich immer noch starken Glauben an das Gute im Menschen immer und immer wieder ein bisschen beschädigt! Und damit auch mich selbst…

Vermutlich läuft es zum wiederholten Male darauf hinaus, dass ich mich für eine Weile von dem Scheiß fernhalte. Bis zu dem Moment, da ich feststelle, dass es mich doch wieder kitzelt. Meine Hoffnungen dabei sind, dass ich a) vielleicht, vielleicht doch wenigstens einen von denen zurück unter die nicht vollkommen Hirntoten hole und b) langsam, mit zunehmendem Alter nach und nach etwas resilienter werde. Oder noch zynischer und abgefuckter. Das wäre – für mich – auch OK. Aber ganz ehrlich – ich könnte mal einen Ratschlag gebrauchen. Schönen Samstag. [PS: DANKESCHÖN an „The Clash“ für den Titel.]

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