New Work N°19 – Wen sollte man zum Chef machen…?

Immerzu geht es um’s liebe Geld. Nicht das Geld jemals lieb zu irgend jemandem gewesen wäre, das können halt doch nur andere Lebewesen bewerkstelligen. Aber zur Kohle drängt, an der Kohle hängt doch alles. Muss auch meine 15jährige schon verstanden haben, wenn sie auf die Frage, was sie mal werden möchte mit dem Brustton der Überzeugung „Reich!“ antwortet. Das stellt hier keine Wertung dar, denn mit 15 materialistisch zu sein, weil man neuerdings bewußt wahrnimmt, dass ein gutes Leben gutes Geld kostet, war, ist und bleibt ein vollkommen normaler Bestandteil des Erwachsenwerdens. Ich war in dem Alter ja nicht anders. Was im Privatleben stimmt, ist im Geschäftsleben oft genauso wahr. Allerdings sollte man die Dinge hier ein wenig differenziert betrachten. Die Allermeisten von uns managen nämlich keinen Überfluss für einen Jahresbonus und irgendwelche Shareholder (auch bekannt als „Rendite“), sondern den Mangel an Überfluss vor einem jeweiligen Monatsende (auch bekannt als „überzogener Dispo“).

Dennoch denkt man naiverweise gerne, dass ein CEO, gleich in welcher Art von Unternehmen vor allem wirtschaftliche Kompetenz bräuchte. Allen die blödsinnigerweise immer noch glauben, dass studierte Wirtschaftswissenschaftler echt besser haushalten könnten, als eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern empfehle ich daher wärmstens das Buch „Der schwarze Schwan“ von Nicolas Nassim Taleb; das hilft enorm beim Realitätscheck…! Daron Acemoğlu, einer der drei diesjährigen Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften hat vor knapp zweieinhalb jahren ein Paper veröffentlicht, in welchem er und sein Team feststellten, dass der Einsatz von von Leuten mit MBA oder artverwandtem Abschluss als CEO in Nachfolge nicht studierter CEOs dazu führt, dass a) die Gehälter um mehrere Prozentpunkte sinken und b) der Anteil der Gehälter an der Bilanzsumme zurückgeht. Oder anders formuliert: die auf cost-efficiency dressierten WiWi-Absolventen der letzten Jahrzehnte fangen umgehend an, die wichtigste Ressource kaputtzusparen, welche jedes Unternehmen hat: nämlich jene Menschen, die tatsächlich Wertschöpfung betreiben, wenn denn überhaupt effektiv irgendwelche Werte geschaffen werden. Denn waschechte Bullshitjobs, die nichts zum Fortkommen der Menschheit beitragen, gibt es ja nun genug.

Ob ich denke, dass man gar keine Menschen mit hoher wirtschaftlicher Kompetenz bräuchte, um Unternehmen erfolgreich führen zu können? Natürlich nicht; denn ein wirtschaftlich sinnvoll geführtes Unternehmen wird alsbald zu einem sicheren Hafen für hunderte bis tausende Existenzen, welche ihr Ein- und Fortkommen an das Funktionieren der Geschäftstätigkeit ihrer Arbeitgeber geknüpft haben. Der daraus erwachsenden Verantwortung sind sich viele Chefs aber offenkundig nicht bewusst! Ob ich denke dass man manche Unternehmen lieber durch wissenschaftlich ausgebildete Menschen anderer Fachrichtungen führen lassen sollte? Oh ja; allerdings unter der Prämisse, dass man ihnen die dennoch zwingend notwendige wirtschaftliche Kompetenz an die Seite stellt. Die Krux am Leiten von Unternehmen ist jedoch, dass dieses nur vermittelt durch die Leitung und Führung der vorhin erwähnten Menschen funktioniert. Diesbezügliche Inhalte machen allerdings – gemäß einer kurzen Analyse durch ChatGPT 4o – in verschiedenen Ausbildungsprogrammen nur einen Anteil von 15 – 25% am Gesamtcurriculum aus, obwohl sich daraus später 60 – 70% der täglichen Arbeit ergeben. Ich persönlich denke, dass Psychologen und Pädagogen zumindest in Tendenzunternehmen wesentlich besser dazu geeignet sind, die Geschäftstätigkeit zu lenken, als Wirtschaftwissenschaftler. Menschen beurteilen, systemisch-analytisch denken, klare Entscheidungen treffen, ggfs. Sanktionen aussprechen und durchsetzen können wir auch – wahrscheinlich oft sogar besser. zumindest wir Pädagogen üben nämlich meistens mit viel mehr Sparringspartnern gleichzeitig…!

Ich weiß, dass es sehr, sehr viele Menschen ernsthaft denken, dass Geld sowie dessen Erwerb und Ansparung das ALLER- ALLERWICHTIGSTE im Leben seien. ICH persönlich denke jedoch, dass unsere Beziehungen das wichtigste in jedem Leben sind. Und dieses Mal sage ich ganz klar, dass diese Aussage aus meiner Sicht im Geschäftsleben genauso uneingeschränkt wahr ist, wie im Privaten. Ich habe gerade mehr oder weniger 2 Wochen ununterbrochen im Lehrsaal an Themen rings um Kommunikation, Beziehungen, Führung, Wahrnehmung und pädagogisch-didaktisches Handeln gearbeitet. Und ich kann mich deshalb genau jetzt nicht mehr des Eindruckes erwehren, dass manche Menschen in meinem beruflichen Umfeld nach falschen Prämissen handeln. Ob und wie man daran etwas ändern kann, weiß ich nicht. Aber es macht mich jedes Mal traurig, wenn ich die Zeit finde, intensiv darüber nachzudenken. Wie kann man den Elefanten im Raum nicht sehen, obwohl er einem doch den Rüssel auf die Schulter legt und laut trompetet? Nun ja… das Spätjahr wird sehr geschäftig, so dass ich – pflichtbewusst und erfüllt von jener protestantischen Arbeitsethik, die mein Vater mir vererbt hat – meine weiteren Erwägungen hierzu vermutlich auf die Zeit rings um Tannenbäume, liebliches Prassen und die stets nervige Suche nach den passenden Präsenten verlegen muss. Aus den Augen verlieren werde ich es jedoch ganz sicher nicht. Denn mein Körper ist mittlerweile einfach zu alt, um meine Zeit mit vielen nutzlosen Gesprächen, schlechtem Schnaps, unnützer, stupider, unkreativer Arbeit, miesem Essen und uninspirierenden Menschen zu verschwenden. Dafür ist meine Seele einfach noch zu jung! Wish you a nice weekend.

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