Um es kurz zu machen – ich hatte mich sozusagen in einen Retreat zurückgezogen, weil ich noch dringend was für’s Studium fertigstellen muss/will. Das Leben als berufsbegleiteter Master-Student ist manchmal irgendwie nicht ganz so gescheidig, wie man sich das romantischerweise vorstellt… Am zweiten Abend jedenfalls hatte ich ein unpleasant encounter mit meiner Gesundheit. Long Story Short: das Krankenhaus in Wittlich hat zumindest auf mich als Patient einen sehr guten Eindruck gemacht; und Hausarztpraxen im Moseltal halten manchmal (viel mehr) bereit, als man von außen erwarten würde. So viel zu meinen Stereotypen. Es geht mir wieder gut und mit meiner Arbeit flott voran, so dass es dazu eigentlich gar nicht so viel zu sagen gibt.
Zu warten und selbst der Patient zu sein, lehrt einen Demut vor dem eigenen Job, und natürlich auch dem der anderen Mitarbeitenden im Gesundheitswesen. Und Demut ist offenkundig ein Gut, an welchem wir derzeit einen eklatanten Mangel leiden. Zumindest könnte man zu diesem Schluss kommen, wenn man mal wieder den Mut aufbringt, durch die Kommentarspalten unter Themen wie „Neue Corona-Maßnahmen“, „Wird Donald Trump noch mal kandidieren?“, oder ähnliches zu scrollen. Seien wir doch mal ehrlich – die Neuen Coronamaßnahmen sind die Alten, denn es sind ja immer noch die selben Politiker und es ist immer noch das selbe Virus. Was Trump angeht: Zombies halten sich oft relativ lange. Bei dem hier fragt man sich nur, wann und wo er seine Gehirne frisst; beim Golfen? Aber die versammelte Idioteska der Egomanen, Dogmatiker und Kognitionsallergiker ist manchmal schon ein sehr dicker Brocken zum Runterschlucken. Meiner Gesundheit zur Liebe versuche ich, weniger davon zu konsumieren. Also bleibt dann erstmal, weil die Anderen ja diesbezüglich offenbar postfrontal eher spärlich ausgestattet sind nur, die EIGENE Demut zu pflegen. Das geht relativ gut, indem man sich dessen erinnert, wofür man dankbar ist…
- Meine beste Ehefrau von allen (ja auch die Kinder…) Meine Frau ist, was sie ist: bekloppt genug, es mit mir – okay, im Moment gerade mal ohne mich – und meinen mannigfaltigen Schrullen und Fehlern auszuhalten. Das ist schon was! Und meine Kinder…? Sie lieben bedingungslos, auch wenn ich manchmal nicht die Qualität von Vatersein erreiche, die ich irgendwann naiverweise mal angestrebt hatte. Passt schon.
- Meine Freunde Und damit meine ich FREUNDE, nicht irgendwelche Bekannten, nicht die notwendigen Beziehungen im Arbeitsleben (auch, wenn zugegebenermaßen da der/die eine oder andere irgendwann zum Freund/in werden könnte), und auch sonst keine „Weak Ties“. Ich meine Menschen, die mich seit Jahrzehnten begleiten, und mit denen es selbst nach einen paar Monaten Pause immer wieder geil ist. Jene, die man anrufen kann, wenn man Sorgen und Probleme hat… und die meinen nackten, betrunkenen Körper in London am Kings Cross Bahnhof abholen würden, auch wenn NIEMAND einen Schimmer hätte, wie ich dahin gekommen bin…
- Meine Freiheiten Muss man nix drüber sagen – außer vielleicht, dass ich manchmal eben ausbrechen muss, und dann keine allzu großen Hindernisse in den Weg gestellt bekomme.
- Meine Kreativität Yeah Baby, die zieht mich öfter aus tiefen Tälern, als die allermeisten das mitbekommen. Aber nur fast so oft, wie meine beste Ehefrau von allen und meine Freunde. Allerdings kostet mich das manchmal auch was – und nicht unbedingt immer nur Geld.
Nun ist Mittwoch Abend, und nach einem mehrkilometrigen Spaziergang fühlt es sich hier wieder so an, wie ursprünglich geplant. Weiß nicht, was die nächsten Tage parat halten, denn offenkundig werden Pläne vom Zufall / Schicksal ja manchmal abgeändert. Also haltet die Ohren steif, lasst euch nicht von der Hitzewelle zu Tode brutzeln. Wenn meine Pläne klappen geht’s am Freitag weiter zur letzten Präsenz in Kaiserslautern an der Uni und dann am Sonntag zurück nach Hause zum Barbecue mit Freunden. Wir hören uns.