…ist derzeit höchstens 15 und freut sich wie Bolle, am Wochenende zumindest an einem der beiden Tage auch Kind sein und spielen zu dürfen. Wer unter den sogenannten Erwachsenen im Leserkreis jetzt von sich behauptet, nie dieses Gefühl zu haben, auf die Schaukel zu wollen und ein Eis zu essen, wenn doch gerade die Arbeit und der Alltag so richtig drücken, dem glaube ich einfach KEIN. EINZIGES. WORT! (außer vielleicht im echten Winter) Würde die Person allerdings im Sommer allen Ernstes einen Lügendetektortest bestehen, müsste ich wohl darauf bestehen, dass dieses Emotions-erkaltete Stück Fleisch zwangsweise irgendwo untergebracht wird, wo es seine Krankheit nicht weiter verbreiten kann. Der Ernst des Lebens braucht seinen Gegenspieler August [für jene armen Wesen, die es mit Wortspielen nicht so haben: den Clown], so wie das menschliche Leben Sauerstoff braucht! Etwas Zeit für zweckfreies, unverplantes Einfach-nur-sein-Dürfen zur Verfügung zu haben, ist ein unendlich großer Luxus, den ich in vollen Zügen genieße, wann immer ich davon kosten darf. Ist das doch jedes Mal viel zu schnell wieder vorbei…
Es ist mitnichten so, dass ich an solchen Tagen vollends versacke. Wobei ich sagen muss, dass Kochen, ein wenig körperliche Bewegung, lesen und gerade jetzt auch Schreiben nicht annähernd den Druck erzeugen, den die Arbeit letzthin in mir auslöst. Müßiggang genießt, wenn man sich die Medien anschaut heute – aus meiner Sicht vollkommen zu Unrecht – einen schlechten Ruf. Aber Müßiggang bedeutet ja nicht, gar nichts zu tun, sondern sich in seinem Tun und Lassen mal ein wenig treiben lassen zu können: Alles darf, Manches kann, Nichts muss! Das ist, worum es im Kern geht. Es wird immer wieder, etwa bei der Frage nach den psychischen und sozialen Auswirkungen eines bedingungslosen Grundeinkommens die (unbewiesene) Behauptung aufgestellt, dass dessen Empfänger durch den Wegfall der Notwendigkeit des Arbeitens verwahrlosen und gar nichts mehr tun würden. Aber ich kann derlei Tendenzen nicht feststellen; übrigens auch viele Studien nicht, welche sich mit dem Thema befassen; die meisten stellen auch eher die Frage nach der Finanzierbarkeit. Aber das ist hier nicht das Thema. Vielmehr geht es darum, dass sich Menschen sehr wohl etwas zu tun wünschen – allerdings etwas, dass ihnen sinnvoll erscheint! Und das nicht nur in der generation Z! Nun kann man trefflich darüber diskutieren, welche Tätigkeiten für welche sozialen Gruppen sinnvoll sein mögen. Das ändert aber erst mal nichts daran, dass die Allermeisten sich etwas zu tun suchen würden, dass ihren Begabungen und Interessen entspricht; und mitnichten wären das allesamt nutzlose Spielereien.
Würde ich heute zum Beispiel im Lotto gewinnen – was ja irgendwie auch eine Form von bdeingungslosem Grundeinkommen darstellt, wenn man mal von dem wahnsinnigen Zufall absieht, den es braucht, um tatsächlich die richtigen Zahlen getippt zu haben – würde ich nicht einfach Knall auf Fall meine Arbeit aufgeben, weil es ein paar Dinge gibt, die mir daran sehr wichtig sind. Und wenn die geregelt wären, würde ich wahrscheinlich noch meine Promotion in Sozialwissenschaften oder Philosophie anstreben, weil es noch ein paar Ideen gibt, die man nur mit dem richtigen Titel umsetzen kann! Und währenddessen würde ich mit dem gewonnenen Geld, dass ich definitiv nicht brauche, eine Stiftung gründen und gemeinnützige Projekte finanzieren oder selbst auf die Beine stellen. Und auch andere Menschen, die sich nicht in meiner – schon jetzt durchaus privilegierten – Position befinden, gäben der Gesellschaft etwas von dem zurück, was ihnen zufiele. JA, nicht alle würden so handeln, denn Schlawiner gibt es immer. Aber ganz ehrlich – soll ich mein ganzes Handeln daran ausrichten, die 1 – 2% der Menschheit zwanghaft bestrafen zu wollen, die halt grundasozial sind; ne danke, ist mir zu anstrengend!
Auch DAS gehört aus meiner Sicht zum Kind im Manne – leben und leben lassen. Vor allem aber fünfe gerade sein lassen, nicht immer müssen, sondern auch mal wollen dürfen, ohne dass dies der Selbstoptimierung (WÜRG, SPEI, KOTZ!) dienen muss. Sich treiben lassen und den Zweck des Handelns finden, wenn er sich zufällig ergibt – oder auch gar nicht. Ich will nicht jeden Tag Urlaub – aber genug Zeit für mich, die Dinge tun zu können, die ich für richtig, sinnvoll, erfüllend, Zufriedenheit erzeugend oder sonst irgendwie meiner Zeit wert empfinde. Und ich brauche dafür keine fancy Namen wie „Me-Time“. Ich will mir auch keinen festen Tagesablauf mit Ritualen auferlegen, und diese vor Kulissen abziehen müssen, die streng nach der Instagrammability kuratiert werden. Ich will einfach ICH sein dürfen – so, als wenn ich wieder 15 wäre. Jung, dumm, unvorsichtig, affektgesteuert und unendlich naiv. Natürlich kann ich meine Lebenserfahrung nicht einfach abschalten und bleibe daher, bei allem Müßiggang, immer noch 49 und dementsprechend ein, die Reaktionen meiner Umgebung antizipierendes, halbwegs vernunftbegabtes Wesen. Deshalb verbuddele ich mich an Wochenenden auch ganz gerne. wenn ich nämlich niemandem begegnen muss, muss ich mich auch nach niemandem richten. Meine Familie kommt schon mit mir klar – ich muss ja auch mit denen klar kommen und bei meinen Töchtern fällt der Apfel nicht weit vom Birnbaum… Und die beste Ehefrau von allen weiß nach knapp 30 Jahren ganz genau, was für ein spezielles Subjekt der Spezies da mit ihr zusammen wohnt. Ich wünsche euch auch ein Wochenende mit möglichst wenig Erwachsenen-Kram. Wir hören uns.