Controversial subjects…

Verdammt, bin ich froh, dass aus meinen Jugendtagen keinerlei nennenswerte Beweise für meine mannigfaltigen Blödheiten existieren. In den 80ern war manches anders als heute. Die Welt war NICHT politically correct. Und obschon ich viele Errungenschaften mit Bezug auf das Vorankommen der Gleichberechtigung sehr zu schätzten weiß, ist mir bewusst, wie viel einfacher damals vieles war. Das hier wird sicher kein „Früher war alles besser!“-Post. Zum einen, weil sowas langweilig ist. Und zum anderen, weil früher NICHT alles besser war. Vielleicht manches, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Für mich z.B. war an Früher besser, dass man eben NICHT überall fotografiert oder gefilmt werden konnte. Denn eines der wenig charmanten Ergebnisse der technischen Revolution „Smartphone“ ist, dass viele, wenig smarte Menschen ihre überdimensionierten Taschenwanzen für jede denkbare Art von antisocial-media-shaming nutzen. Aber das ist nur ein Aspekt von vielen. Fakt ist, dass die ubiquitäre Verfügbarkeit des Online-Seins Menschen zu Sklaven dieser Verfügbarkeit gemacht hat. Und dass „Trends“ heute quasi überall und von jedem gesetzt werden können, der über die notwendige Energie und ein bisschen Glück verfügt. Und so emergieren aus dem Online-Sumpf immer wieder neue Begriffe. Wird ein Begriff aufgenommen und auf Basis seiner Griffigkeit häufig repliziert, wird er schnell zum Bestandteil des Netzsprech. So wie letztes Jahr „Smash“…

Man sollte das eben beschriebene Social-Media-Phänomen, das vor allem Jugendsprech hyped, vom Online-Bekanntwerden von Fachbegriffen, die es schon länger gibt jedoch deutlich unterscheiden. Der Begriff Femizid z.B., den es schon seit den 90ern gibt, hat gerade eine gewisse Trendigkeit unter Journalisten erlangt. Was prompt dazu führt, dass man sich fragen muss, ob denn tatsächlich alles, was als Femizid (also als Mord an einer Frau auf Grund Ihres Geschlechtes oder besonderer Merkmale ihres Geschlechtes) deklariert wird, auch tatsächlich einer ist. Mir fällt dazu gerade der alte Song „This is a man’s world“ von James Brown ein. Der Text (geschrieben 1966) spricht für ein zeitgenössisch patriarchalisches Weltbild; und doch sagen die Zeilen „But it wouldn’t be nothing, nothing, not one little thing, without a woman or a girl. He’s lost in the wilderness.He’s lost in bitterness, he’s lost lost…“ ziemlich viel über die Wichtigkeit der Frauen in diesem Weltbild aus. Könnte daran liegen, dass der Text von Browns damaliger Freundin Betty Jean Newsome stammt… Nun ist es so, dass man davon ausgeht, dass ein Femizid vor allem dann vorliegt, wenn der Mord an einer Frau aus Besitzrechts-Ansprüchen eines Mannes resultiert. Eifersuchts- und Ehrenmorde fallen in diese Kategorie. Letztlich also die übelsten Auswüchse toxischer Männlichkeit. Ob jedoch alles, was die Journaille in letzter Zeit so tituliert, auch tatsächlich in diese Kategorie fällt, oder ob nicht vielleicht doch falsch verstandene political correctness (wie z.B. eine Künstlerin auszuladen, weil ihre Dreadlocks „kulturelle Aneignung“ seien) eine Rolle spielt, muss jeder selbst entscheiden. Ich stelle für MICH fest, dass ich auf den inflationären Gebrauch von feministischem Soziologen-Sprech in der Öffentlichkeit mittlerweile ein wenig allergisch reagiere.

Man hat ja mit zunehmendem Alter als Generation-Xler wie ich nicht nur den Vorteil, dass es – wie oben angedeutet – wenig greifbare Beweise für die eigenen Jugendsünden gibt; theoretisch darf man so langsam auch auf ein wenig Altersmilde hoffen. Pustekuchen. Ich stelle fest, dass viele Auswüchse des demokratisierten Sendens auf allen Kanälen (von dem ich übrigens auch gerade Gebrauch mache) für mich nicht viel mehr sind, als Wichtig-Sprech. Ausdruck des Bedürfnisses nach Anerkennung der eigenen Gedanken durch andere. Nur dass viele, derart in die Welt gesetzte Gedanken des Gedachtwerdens oder gar Publiziertwerdens nicht wert sind! Und wenn man sich mit so einer Aussage in die Außenwelt traut, läuft man halt Gefahr, dafür auch Gegenwind bis zum Shitstorm zu kassieren, weil die ganzen weichgespülten Meinungswaschlappen nicht mehr hart angefasst werden könne, ohne hinterher monatelang die Therapeutencouch über ihr „Trauma“ vollzuheulen. Aber was soll ich z.B. mit diesen ganzen Artikeln in irgendwelchen Online-Postillen denn anderes anfangen, als sie als die Scheiße zu titulieren, die sie sind? Pseudo-journalistischer möchtegern-wichtiger Dreck von der Stange. Vielleicht schreibt ChatGPT ja doch schon für Zeit Online, weil die Volontäre mehr Kaffee haben wollten? Wer sich allen Ernstes mit TikTok-Blödsinn wie den sogenannten Vanilla-Girls (auch noch hinter der Paywall…) befasst, den kann ich einfach nicht mehr ernst nehmen. Kommt eurem Auftrag nach und kehrt den Dreck unter den Teppichen der Politik aus, und steckt das andere Zeug in eine eigene Rubrik. ich schlage auch gleich einen Titel vor: „Nutzlose Belanglosigkeiten und Pseudo-moralischer Heuchel-Furor“. Wird bestimmt auch gelesen. Schönes Wochenende.

Auch als Podcast…

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