Asoziale Medien…?!

Es heißt ja immer, wir wären soziale Wesen. Nun könnte man diese Behauptung, offen gestanden, nach einem kurzen Blick in die Kommentar-Spalten bei Facebook, oder nach dem „Genuss“ eines durchschnittlichen Nachrichten-Potpourris als Nonsens abtun. Das Maß an verbaler Gewalt macht es nicht eben leichter, an die Bildbarkeit, oder aber die Soziabilität des Menschen an sich zu glauben. Ich kann mir da aber mit einem kleinen – wissenschaftlich untermauerten – Trick helfen: Soziabilität, Extrovertiertheit und Offenheit für Neues sind drei von fünf Variablen, welche die Sozialpsychologie zur Persönlichkeits-Beurteilung heranzieht. Der Trick liegt darin, dass ICH weiß, dass diese Parameter bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt sind. Damit kann ich manchen Quatsch, den man auch genauso gut als Beleidigung des eigenen Menschseins auffassen könnte, einfach als das abtun, was es ist: ungefilterte, unreflektierte Gehirnkacke. Und schon geht’s mir besser, weil ich das nicht allzu ernst nehmen muss.

Unter dem Strich bleibt aber stehen, dass jedes menschliche Wesen die Nähe anderer menschlicher Wesen braucht, um nicht zu verkümmern oder gar zu sterben. Und dass ein Ball mit dem Namen Wilson hier nur ein sehr kümmerliches Substitut ist, hat uns Tom Hanks sehr schön vorgeführt. Ob diese andere Menschen nun Typen sind, die ich leiden kann, oder nicht, ist dabei vollkommen Wurst, denn auch negativer Input hat seinen Wert, schärft er doch unsere Wahrnehmung. Allerdings ist es mit dem Sozialen wie mit allem anderen auch; wie der alte Paracelsus schon wusste: „Jedes Ding ist ein Gift. Nur die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“

Bezogen auf Mehrsamkeit heißt dies, dass Solitude gelegentlich hilfreich sein kann. Ein Gleichgewicht herzustellen ist in unserer Zeit aber nicht immer so leicht. Zum einen sind wir stets eingebunden in Familie, Arbeit, Freundeskreis. Zum anderen lassen wir uns nur allzu gerne zu noch manchem mehr einbinden, als gut oder gar gesund wäre. Dass ich im Rahmen meiner Arbeit viel zu kommunizieren habe, liegt in der Natur der Sache (Gesundheitswesen, Ausbildung, etc.). Dem kann ich mich nicht entziehen, aber ich habe Wege gefunden, es zu kanalisieren. Im privaten Bereich stört es mich vermehrt, dass Menschen offensichtlich glauben, dass ein Smartphone bedeutet, dass man darauf immer und dauernd erreichbar sein muss. Einen Bullshit muss ich!

Ich habe eine Weile darüber nachgedacht, was für Inhalte mich tatsächlich interessieren und habe daher verschiedenes deinstalliert, was Zeit verbraucht, ohne einen Mehrwert für mein Leben zu erzeugen: Instagram, Facebook, Twitter, Signal; WhatsApp habe ich im Moment noch, weil verschiedene Kanäle dort Dinge organisieren, die ich auch für die Arbeit brauche. Doch in mittlerer Frist werde ich auch dort verschwinden, weil mir diese elende Dauer-Gebimme und -Gebrumme auf den Sack geht. Wenn’s was Wichtiges gibt, schreibt mir ne SMS, schickt eine Mail, oder noch besser, ruft mich an. Die meisten „Messenger-Gespräche“ dauern achtmal so lange, wie das Telefonat, dass es gebraucht hätte, die Sache zu klären. Und für so einen Mist ist mir mein Leben zu schade!

Ach und noch etwas: auch in der informellen Schriftkommunikation gelten die guten alten Regeln der Orthographie und Interpunktion unvermindert weiter. Wer also von mir tatsächlich ernst genommen werden möchte, tut gut daran, zu schreiben, wie es üblicherweise in der formellen Kommunikation vorausgesetzt wird. Klar soweit?

Ich lief die Tage ein Stück durch die Felder hinter dem Dorf, in dem ich zurzeit zum Urlaub mit meiner Familie logiere und nach einer Weile, wie ich da gelegentlich meine Kamera hochnahm, um der Landschaft den einen oder anderen Blickwinkel abzuringen, der vielleicht später zum Strahlen anregt, kam die nahe Ostsee in den Blick. Alleine dazustehen, auf diesem windzerzausten Acker, fasziniert von den Geräuschen der Natur, dem Geruch von Salz und dem Gefühl von Weite, ist mir einmal mehr klargeworden, dass abseits aller Ideen und Pläne, die ich noch zu verfolgen gedenke das wahre Leben genau jetzt stattfindet; und dass ich mir nicht von irgendjemandem im Namen der Arbeit oder irgendwelcher selbsterfundener sozialer Zwänge seine Scheiße aufzwingen lassen werde, damit diese mein Leben genau jetzt entwertet. Alles hat seine Zeit. Das gilt insbesondere für das Digitale.

Komische Worte aus den Tasten von jemandem, der doch offensichtlich ein Blog betreibt, oder? Sagen wir mal so: hier bestimme ICH, was, wieviel und zu welchem Zeitpunkt ich von mir preisgebe. Bei Facebook und Co. Jedoch nicht. Denkt mal drüber nach – oder lasst euch schön weiter sedieren…

Ey, isch brauch des neue Phone UNBEDINGT…!

Wer kann sich mich in einem pinkfarbenen Anzug mit lila Einstecktuch und Krawatte vorstellen? Die Vorstellung ist schauderhaft, oder? Das relativiert sich jedoch in dem Moment, in dem ich in einem solchen Aufzug auf einem AfD-Parteitreffen rosa Rosen an die weiblichen Teilnehmer verteile. Wie würde die Security wohl reagieren, wie die Delegierten, oder Redner am Pult? Die Vorstellung gefällt mir so gut, dass ich gedanklich schon mal ein paar Euro für eine solche Aktion zur Seite gelegt habe.

Wie kommt er denn jetzt auf so was? Nun, ich habe dieser Tage ein Buch von Harald Welzer gelesen und muss gestehen, dass seine Ausführungen über eine politisch vollsedierte, hyperkonsumistisch befriedigte Gesellschaft auf dieser Seite des Erdenrunds bei mir einen Nerv getroffen haben. Dass unsere Welt nicht so beschaffen ist, wie sie dies sein sollte, ist mir schon lange bewusst, doch die Idee, mit der er seine durchaus schmerzliche Analyse unserer Zeit beschließt, nämlich jenen, welche die parlamentarische Demokratie endgültig zugunsten ungezügelter Ausbeutung zu Grabe tragen wollen mit (bisweilen anarchistischem, bisweilen sogar strafbarem) Spaß zu begegnen, finde ich im Kern ziemlich gut.

Ein Gedanke aber hat mich bis in den Schlaf verfolgt: Aktivismus gegen das bestehende System kann nur dann sein Ziel erreichen – nämlich erst einmal überhaupt ein Problembewusstsein zu schaffen – wenn er die Leute da abholt, wo sie sind; sie in ihrer Lebensrealität berührt. Was interessiert mich ein abschmelzender Gletscher, im Moment geht es mir doch gut? Warum soll ich mir kein IPhone kaufen, es wird ja nicht meine Frau bei Foxconn in China ausgebeutet und langsam in den Selbstmord getrieben. Warum soll ich überhaupt weniger Scheiß kaufen, der ganz anderswo von Menschen hergestellt wird, die ein teilweise genauso schlimmes Leben führen müssen, wie die Sklaven auf den Baumwollplantagen? Ich habe doch damit nichts zu tun, dass es denen schlecht geht! Doch natürlich haben wir das, jeder einzelne von uns! Aber so lange wir nicht spüren, was das tatsächlich bedeutet, was wir unserer Welt und damit automatisch auch den Generationen nach uns antun – also unseren eigenen Kindern! – werden wir nichts an unserem Tun oder Lassen ändern.

Was daraus folgt, bleibt ein wenig nebulös, weil natürlich auch Harald Welzer in seinem Buch nicht zu Straftaten, zu zivilem Ungehorsam, ganz unverhohlen zum Widerstand aufruft. Man könnte ihn dafür belangen, wenn jemand mit seinem Buch in der Hand einen Apple-Store niederbrennt und „Tod den Sklavenhaltern!“ brüllt. Ich glaube auch nicht, dass es diese Art von Subversivität war, die ihm so vorschwebte, als er sich für die ganz persönliche Abwendung vom Hyperkonsum aussprach, für ein Weniger, dass auf lange Sicht ein Mehr sein würde. Wenn denn nur mehr von uns mitmachten.

Ein gutes Buch wirft, bei aller Kontingenz seiner eigenen, inneren Logik zumeist mehr Fragen auf, als es zu beantworten vermag. An dem Punkt bin ich gerade und ich kann andere nur einladen, sich die gleichen Fragen zu stellen. Im Moment brüte ich noch. Ich hatte mal die Idee, eine Lernplattform einzurichten, was bislang an Zeitmangel gescheitert ist. Frei Ressourcen herzustellen und bereitzustellen, quasi als Antimodell zur ewigen Profitgenerierungsnotwendigkeit. Selber etwas tun, das wäre doch ein Anfang, nicht? Ja, auch ich genieße bestimmte Möglichkeiten, die mit Gadgets zu tun haben. Aber ganz nüchtern betrachtet, würde ein Kaffee, den ich im Sonnenschein auf einer Terrasse nahe der See trinke um kein Jota besser, wenn ich dabei ein Selfie von mir machte. Er würde wahrscheinlich noch besser, wenn neben meiner Frau und meinen Kindern noch Freunde dabei wären, mit denen man über dies oder das schwatzen kann – Leben halt.

Aber dieses ganze Selfiegeschieße, das lediglich noch mehr Personen mit narzistischen Störungen hervorbringt, dabei gleich das Internet mit Daten über mein Leben beschickt und so Konzernen und Regierungen noch mehr Wissen und damit eventuell Kontrolle über mich gibt – das macht mein Leben überhaupt nicht besser. Auch wenn irgendwelche Followergeilen Vollhonks in so genannten sozialen Medien uns gerne etwas Anderes suggerieren wollen. Doch denen geht es nur um eines: Geldverdienen auf Teufel komm raus. Da will ich nicht mitmachen. Mal sehen, ob ich einen weg finde, mein Smartphone verantwortungsbewusst zu nutzen. Ich seh‘ euch; am liebsten in echt.

Bürger-Rechte?

Es wurde in den letzten zwei Jahren viel investigiert, gefilmt, kolumniert, glossiert und sonst wie publiziert über den Aufstieg rechts-nationalen Gedankengutes in die Mitte der Gesellschaft. Was man dabei relativ häufig vermissen durfte, war eine Art roter Faden, ein Narrativ, welches tatsächlich benennt, worin die Probleme liegen, wenn jemand sich in diesem „das wird man doch wohl noch sagen“-Gestus hinstellt und sagt: „DIE müssen wieder weg!“? Dass DIE in diesem Fall die große Zahl an Immigranten meint, die sich seit September 2015 in unserem Lande eingefunden haben, ist wohl keiner weiteren Erklärung bedürftig.

Nun ist es tatsächlich so, dass deren Hiersein Fragen aufwirft: können wir alle in unsere Gesellschaft integrieren und falls ja, wie? Hat irgendjemand einen echten Plan dafür entwickelt, oder hat man einfach nur auf Ereignisse reagiert? Wieviel kostet das? Und kostet es die Menschen, die hier schon länger leben etwas? Sind bestimmte Strömungen des Islam noch eine Religion, oder nicht doch schon eine politische Ideologie; und dazu eine, die nach der Auslöschung unserer Art zu leben trachtet? Und schließlich: war es das jetzt, oder wird das immer so weitergehen?

Diese Fragen sind real, sie berühren jeden Menschen hier und sie wurden bislang von der Politik nicht mal im Ansatz beantwortet. Insofern ist es nicht verwunderlich, wenn radikalere Positionen ihren Weg in die Öffentlichkeit gefunden haben. Aber was ist das eigentlich, Öffentlichkeit? In der wissenschaftlichen Sprache ist es der Raum des freien Diskurses, in dem Mehrheiten für dieses oder jenes ausgehandelt werden. Es ist also der Bereich des Lebens, wo Menschen kommunizierend miteinander zusammenkommen, um Kompromisse darüber zu erzielen, wohin der Kurs einer Gesellschaft im Großen und Ganzen gehen soll. Dem Ideal nach, soll es dabei keine Denkverbote geben, was also auch radikale Positionen ausdrücklich einschließt.

Nun haben wir Deutschen Angst vor dem Kreislauf der Geschichte. Autoritäre Regimes und die Greul zu denen sie fähig sind, haben allerdings die bekannte Historie seit Christi Geburt meistens bestimmt. Demokratie als dominantes Prinzip des Zusammenlebens ist ein relativ neuer Spieler auf dem Feld. Und wir haben wohl Angst, dass er verlieren könnte. Die Reaktion auf das selbstbewusste Auftreten der „neuen Rechten“ fällt daher, wenig überraschend, sehr harsch aus; was es den ganzen Rassisten umso einfacher macht, sich selbst als Opfer eines, Amok laufenden, Staats- und Medienapparates zu stilisieren. So kann man seine Anhänger auch leichter davon überzeugen, dass die etablierten Kräfte allesamt Lügner seien, die nur Angst vor der Wahrheit haben. Tatsächlich die sind diese Neo-Rassisten auch nur alter Wein in neuen Schläuchen, ihre Methoden sind allerdings etwas ausgefeilter.

Das Ringen um Mehrheiten ist ein zutiefst demokratischer Prozess, an dem nun auch die Rechten in größerem Stil teilnehmen und so sehr es uns, auf Grund der geschichtlichen Erfahrung, auch gegen den Strich gehen mag, auf die eingehen zu müssen, anstatt sie die ganze Zeit zu beschimpfen, sie abzukanzeln und als „Pack“ abzuqualifizieren; wir müssen uns endlich mit den Fragen beschäftigen, die sie durch den wachsenden Zulauf nun öffentlich auf`s politische Parkett werfen konnten. Denn wenn wir auf diese, oben genannten Fragen nicht bald sachlich und humanistisch adäquate Antworten finden, anstatt uns in parteipolitisch motivierten Scharmützeln aufzureiben, wird wenig übrigbleiben, worauf sich der Anspruch, noch immer eine Demokratie zu sein, legitimer Weise begründen ließe.

Ich bin weit davon entfernt, mich auf die, mit scharfer Rhetorik vorgetragenen Forderungen der AfD einzulassen, zumal deren Parteiprogramm ein gelegentlich beinahe absurdes Sammelsurium aus ganz und gar gestrigen, rassistischen, wirtschaftsneoliberalen und dann wieder allzu bemüht moderat wirkenden Forderungen ist. Dennoch muss man sich auf der Sachebene mit deren Argumenten auseinandersetzen und Lösungen finden, welche auch die, momentan auf einem radikaleren Kurs befindlichen Teile unserer Gesellschaft wieder integrieren können. Denn man kann es sich nicht leisten, 15-20% unserer Bevölkerung abzuschreiben, nur weil sie mit der gegenwärtigen Politik nicht klarkommen. Dazu muss uns was Besseres einfallen.

Hierzu ist jedoch zuallererst eine verbale Abrüstung im Diskurs notwendig. Ich mag manche neo-nationalistische Position nicht gutheißen, weil zu verstehen glaube, warum ihre Umsetzung zu nichts als Leid führen würde. Meinem Gegenüber aber deswegen sein Menschsein abzusprechen, macht mich, zumindest im kommunikativen Bereich um keinen Deut besser, als die aggressivsten rechten Rhetoriker vom Schlage eines Björn Höcke. Es war schon immer besser miteinander, anstatt übereinander zu reden. Mal schauen, ob das auch alle kapieren. So oder so hören wir uns.

Raus aus Facebook?!?!?

Die sozialen Netzwerke verlassen, wie Mely Kiyak vorschlägt? Warum sollte man das tun? Um den Konzernen als Konsument zu zeigen „Ha, so kannst du nicht mit mir umgehen Facebook. Ich will meine Vollkasko-Bürgerrechte auch im Netz haben!“ Yo, kann man machen, dann aber bitte schön mit einem „Ich gehe jetzt“-Statement an alle „Freunde“, am besten durchsetzt mit ordentlich Pathos. Nur um dann acht bis zwölf Wochen später mit Entzugserscheinungen und einem neuen Account wieder angekrochen zu kommen, weil man festgestellt hat, dass man ohne Facebook in seiner Filterblase abgekoppelt ist.

So ein Bullshit!

Demokratieentwicklung hat in der realen Welt eine ganze Weile in Anspruch genommen; präziser gesagt, ist sie noch lange nicht abgeschlossen. Aber um zumindest in einigen Gegenden der Welt den heutigen Status zu erreichen, waren zwei Kriege und 100 Jahre Zeit notwendig. Soziale Medien gibt es doch gleich noch wie lange… so ungefähr zehn Jahre? Na, da werden wir wohl noch etwas Geduld haben müssen. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass die Visionäre das Netz als einen Raum der freien Entfaltung gedacht haben, quasi als Demokratie in Reinkultur, ohne Grenzen, ohne Staaten und vor allem ohne Denkverbote.

Nun kommt ein eifriger Justizminister und meint, mal ein bisschen Gesetzgebung über`s Knie brechen zu müssen, weil das Netz sich, seiner Meinung nach, zu einem Pfuhl von Hatecrimes, Hetze und Hass entwickelt. Was für Augen der Herr Maas wohl gemacht hätte, angesichts einer typischen Mai-Demo im Berlin der 1920er? Da haben seine damaligen Parteigenossen die Polizei aber ganz schön heftig aufgemischt. Anstatt sich darüber aufzuregen, dass Menschen im Internet diffamiert und angefeindet werden, könnte man zum Beispiel mal etwas gegen die Ursachen tun: mehr und vor allem bessere Bildung. Eine sinnvollere Sozialpolitik (und damit meine ich explizit nicht die Transfergießkanne). Eine Justiz, die im richtigen Moment klare Kante zeigt. Medien, die dem Bürger klarmachen, dass er selbst für sich und sein Tun verantwortlich ist, auch dann, oder besser gerade, wenn er sich in der gefühlten Anonymität des Netzes bewegt.

Meiner Erfahrung nach werden die meisten Online-Hetzer ganz schnell still, wenn man sie direkt konfrontiert. Immer schön höflich aber bestimmt, sachlich aber klare Stellung beziehend. Und sollte ich es tatsächlich mal erleben müssen, dass irgend so ein Verblendeter auf die blöde Idee kommt, MICH im wahren Leben angreifen zu wollen… du hast ja gar keine Ahnung, was dich erwartet, Freund! Man darf sich nicht ängstigen lassen. Ja, es gibt Krawallmacher, die auch vor physischer Gewalt nicht zurückschrecken, wie die letzten Monate eindrucksvoll beweisen. Aber wenn man zusammensteht und diesen Wenigen etwas entgegensetzt, bleibt am Schluss nur eine große Masse Hunde, die bellen, aber nicht beißen. Und mit denen werde ich spielend fertig.

Demokratie ist, was man selbst daraus macht Frau Kiyak; etwas daraus machen kann ich aber nur, wenn ich mich explizit NICHT zurückziehe. Mal ganz davon abgesehen, dass die 1000 Trottel, die ihrem Aufruf gefolgt sein mögen a) zu mindestens 50% bald wieder zurück sind und b) in der Unternehmensstatistik nicht mal unter „insignifikant“ auftauchen. Da bleibe ich lieber und fechte meine Kämpfe aus, das hat mehr Gehalt. Also mal wieder eine Polemik, die sie in den Sand Gesetz haben, ohne das Problem zu Ende zu denken. Schönen Tag noch.

Ich werde gleich berechtigt…

Eigentlich hatte ich ja die Tage schon mal über Gleichberechtigung schreiben wollen, aber irgendwie kamen andere Texte aus meinen Fingern; für alle, die sich über diese Aussage wundern, sei erklärt, dass man beim kreativen Schreiben manchmal einfach seiner Intuition folgen muss. Die Finger auf der Tastatur erledigen den Rest. Man kann gewisse Themen einfach nicht über`s Knie brechen, oder sich zwingen, etwas dazu zu sagen. Manchmal hat man auch gerade nix zu sagen und dann sollte man eigentlich schweigen… schafft aber nicht jeder und nicht immer. Ich auch nicht.

Auf das mit der Gleichberechtigung kam ich irgendwie über Harald Martenstein. Man mag seine Kolumne mögen oder nicht, aber eines kann er wirklich gut: polarisieren. Insbesondere, wenn er eines seiner Lieblingshassthemen auf der Agenda hat: Gender Studies. Für alle, die nicht wissen, was das ist: es geht dabei um die Frage in wie weit das Attribut Geschlecht einfach nur ein soziales Konstrukt ist und in wie weit biologisch definiert. Klingt jetzt nicht so spannend, wenn man das allerdings mit der Frage nach der Jahrtausendelangen Unterdrückung der Frau verquickt, wird aus einem für den Ottonormalmenschen eher faden Akademiker-Süppchen ein demagogischer Feuertopf mit an 500.000 Scoville.

Auf der einen Seite stehen Feministinnen, die zumindest rhetorisch gar nicht unzimperlich nach Maßnahmen gegen die männliche Dominanz fordern: da wird von einer „Rape-Culture“ gesprochen, also einer Kultur sexueller Erniedrigung, Ausbeutung, Vergewaltigung, etc., gegen die vorgegangen werden muss. Ich habe hier nicht den Raum, feministische Diskurse der letzten 50 Jahre vorzustellen; nur so viel: von Deeskalation und Gesetzen bis hin zur Phantasie vom Genozid an Männern war alles dabei. Auch unter Frauenrechtlerinnen gibt es also radikale Wirrköpfe. Auf der anderen Seite stehen Männerrechtler: bei denen ist von einer vorsichtigen Warnung vor einer Geschlechts-Umkehrung der Diskriminierung, Erniedrigung, Ausbeutung bis hin zu Radikalen Möchtegern-Patriarchen, die alleine eine Diskussion über solche Themen schon als Angriff auf ihre Männlichkeit empfinden ebenso alles dabei. Und dann muss man nur in die Kommentarspalte unter den Martenstein`schen Ergüssen scrollen und bekommt ein wunderbares Bild davon, wie blöd Menschen werden können, wenn sie in dann mal ihrer persönlichen Filterblase gefangen sind. Dafür braucht man keine AfD, dafür reicht auch Geschlechterk(r)ampf.

Bevor es hier jetzt mit Geschrei losgeht: auch für Bildungswissenschaftler gehört ein Einblick in Gender Studies zum Portfolio; und zwar weil die Gleichberechtigung der Frau in vielerlei Hinsicht noch lange nicht erreicht ist und Bildung hier eine wichtige Rolle spielen kann – in die eine, wie die andere Richtung. Aber auf dieser Spielwiese tummeln sich zu viele dogmatische Demagogen, die normative Vorstellungen durchzusetzen versuchen, anstatt sich an Erkenntnisgewinn zu versuchen.

Ich persönlich glaube an Gleichberechtigung, nicht an Gleichmacherei. Nach meiner Erfahrung ist ein Teil unseres Geschlechts tatsächlich sozial konstruiert – und ein anderer Teil biologisch veranlagt. Manchmal sind Biologie und Kopf nicht auf einer Welle. Ich mag Label nicht besonders, aber dem Gesetzgeber sei Dank haben Transgender heute zumindest Möglichkeiten, ihre Persönlichkeit zu leben. Was mich traurig macht, ist, dass wir über all das 2017 noch so intensiv diskutieren müssen. Ich würde mir wünschen, dass man die Menschen einfach als das nimmt was sie sind, dabei keine Unterschiede macht und versucht, Stereotypen (auch wenn sie ein notwendiges Übel zur Reduktion sozialer Komplexität sind) wenigstens auf den Prüfstand zu bringen. Es würde unsere Welt besser machen.

Wenn jemand wissen möchte, wie ich es im Alltag mit der Gleichberechtigung halte, ob ich meine Stereotypen im Zaum habe und wie ich mit Menschen so im Allgemeinen umgehe, ist er eingeladen, Menschen zu befragen, die mich kennen, mit mir arbeiten – oder noch schlimmer – leben müssen… Ich wünsche viel Erfolg. Bis die Tage.

Selber radikal?

Ich gehe manchmal gerne an die Grenzen; und gelegentlich auch darüber hinaus. Die Grenzen des guten Geschmacks, die Grenze der Beleidigung, die Grenze der Sachlichkeit. Ich könnte jetzt behaupten, dass ich das nur tue, um meine Inhalte zu befördern, aber seien wir doch mal ein bisschen ehrlich zueinander: ich tue dies, weil es Teil meiner Natur und meiner Agenda ist. Man kann zweifellos darüber streiten, ob es sinnvoll ist, Politiker und Wirtschaftsbosse zu beschimpfen, wenn es doch sowieso nichts ändert, aber wenn man sich den öffentlichen Diskurs der letzten Jahre – oder besser dessen Veränderung – anschaut, wird offenkundig, dass die Tonlage rauer geworden ist. Und das sogar ganz ohne mein Zutun…

Nun nehme ich jene, die ich als Feinde der Demokratie und des Sozialen an sich erachte gerne auf die Schippe, gebe ihnen deftige Kosenamen oder bezeichne sie als Spacken, obschon das manchmal gar nicht nötig wäre; ich meine, Volker Pispers hat mal gesagt, er brauche sich zu Fr. Dr. Merkel nichts auszudenken, es reiche sie wörtlich zu zitieren, um sie lächerlich zu machen. Das könne er nicht besser. In einem Zeitalter, wo jedes öffentlich gesagte Wort sofort seziert, aus dem Kontext gerissen zitiert, im Munde verdreht und sonst wie missbraucht wird, wenn die betreffende Person nur einen gewissen Bekanntheits- oder Wichtigkeitsgrad erreicht hat, ist eine Kultur der vollautomatischen Desavouierung entstanden, der ich mich leider selbst gelegentlich anschließe.

Sachinhalte werden dabei entstellt und zu etwas umgeformt, dass sie eigentlich nie waren, nie sein sollten. Es ist nicht so, dass mir die Betroffenen leidtäten. Nur zu oft haben sie diesen Shitstorm mehr als verdient. Aber eben nicht immer. Es wird, egal bei welchem Sujet, immer dann problematisch, wenn überhaupt nicht mehr differenziert wird zwischen Person und Sache und eine Äußerung von, na sagen wir mal Fr. Nahles sofort mit Buhrufen und Schmähungen überzogen wird. Fr. Wagenknecht ist auch jemand, der dermaßen polarisiert, dass man nur noch die Gestalt sieht, jedoch nicht die Sache; gerade Fr. Wagenknecht kultiviert dabei aber auch ein gewisses Image, dass Menschen anderer Meinung auf die Palme treiben kann. Ich bin Soze, aber auch mir schwingt im Hinterkopf immer diese Wort „Arroganz“ herum, wenn ich sie dozieren höre.

Aller Sympathie oder Antipathie zum Trotze berauben wir uns des, für die Demokratie so wichtigen Pluralismus der Meinungen, wenn wir immer nur „Buh“ rufen. Ich fasse mir mal eben an die eigene Nase…! Wie weit ist denn der Weg von mehr oder weniger absichtlichem Falschverstehen und aus dem Zusammenhang reißen von Zitaten hin zu Fake News? Ganz genau, es ist nur ein einziger Schritt und wir sollten uns alle ganz genau fragen, wer gerade was in wessen Interesse äußert? Hat der russische Geheimdienst tatsächlich durch „social engineering“, also gezielte Manipulation und Desinformation über die sozialen Medien Einfluss auf die Präsidentenwahl in den USA genommen? Wenn das tatsächlich so wäre (was noch bewiesen werden muss), wäre es, vollkommen unabhängig von der Personalie Trump ein bislang einzigartiger Vorgang, der uns hier in Deutschland alarmieren sollte. Denn welche Parteien würden davon profitieren, wenn russische Kräfte solche Strategien auch hier bei uns im Bundestagswahlkampf einsetzen würde. Man erinnere sich an den „Fall Lisa“.

RT Deutschland weist den Verdacht, das Klima aufgeheizt und unwahr berichtet zu haben weit von sich, tatsächlich wurde in russischen Staatsmedien der mittlerweile als falsch erwiesene Vorwurf der Vergewaltigung verbreitet und so ein Klima des Hasses geschürt, insbesondere durch die Äußerungen des russischen Außenministers Lawrow! über die „Vertuschung“ des Vorfalls seitens deutscher Sicherheitsbehörden. Auch wenn man öffentlich zurückgerudert ist, hat der Fall Teile der Deutschrussen radikalisiert und nach rechts getrieben. Und nur darum ging es hier. Auch Deutschland ist vor social engineering nicht sicher und mit Sicherheit sind da unterschiedlichste Interessen vertreten.

Ich will mich an Fake News nicht beteiligen, ich will unabhängig bleiben und auf dem Boden der Tatsachen stehen, auch wenn ich gerade eben etwas spekuliert habe. Doch dies ist eine politische Glosse und kein investigativer Journalismus, wie etwa netzpolitik.org. Darum kann ich nur dazu aufrufen, diesen dämlichen Teilen-Button in diesem dämlichen Fratzenbuch so sparsam wie möglich zu nutzen und vorher darüber nachzudenken, was man glaubt. Hier zum Abschluss eine kleine Liste von Quellen, die NICHT GLAUBWÜRDIG ODER ZUMINDEST MIT VORSICHT ZU GENIESSEN SIND (und das sind nur ein paar):
https://anonymousnews.ru
https://derhonigmannsagt.wordpress.com
https://compact-online.de
https://www.jungefreiheit.de
https://www.kopp-verlag.de

PS: Eine kurze Webrecherche genügt: Kein, oder nur ein ungenügendes Impressum, bzw. kein administrativer Ansprechpartner (Person) sind ein schlechtes Zeichen. Auf https://www.denic.de kann man den Besitzer einer Domain ansehen, und nicht selten lässt sich direkt herausfinden, dass es sich um Briefkasten-Adressen handelt. Und bei manchen sprechen einfach die veröffentlichten Publikationen für sich. Der Begriff „Alternative Fakten“ wurde nicht von Kellyanne Conway erfunden…

Lokaler Mist ist schlimm genug…

Ist es nicht vollkommen widersinnig. Auf der einen Seite habe ich eigentlich keine Lust mehr, mich hier, auf meinem Blog über Politik auszulassen. Ich tue dies jetzt schon eine Weile durchaus intensiv auf Facebook. Auf der anderen Seite kann ich nicht davon lassen, denn es ist wohl Teil meiner Natur, nicht die Fresse halten zu können, wenn Idioten in völliger Ignoranz ihres eigenen Unwissens einen Bullshit-Mountain nach dem anderen produzieren und sich dann auch noch, mit beglücktem Lächeln Fähnchen schwenkend auf den himmelschreiend stinkenden Ergebnissen ihres Tuns aufbauen wie einst Napoleon nach gewonnener Schlacht: „Yeehaa Welt, hier bin ich! Seht her, mein Scheißhaufen ist nicht nur riesig, er ist auch großartig. Der Weltbeste Scheißhaufen, dass MÜSST ihr mir einfach glauben!“ Oh ja, Dumnald, du fabrizierst fast die beste Scheiße der Welt. Nimm noch Erdogan und Orban für „Bullshit Mountain 17ers of Mar-a-Lago“ unter Vertrag und die Weltmeisterschaft in Hassverbreitung und Kriegstreiberei kann euch keiner mehr nehmen.

Es wurde schon so viel gesagt, so viel geschrieben, so viel kommuniziert, aber die beste Aussage zum Thema war Angela Merkels Gesichtsausdruck, als Mr. President sagte, sie hätten ja schon einiges gemeinsam! Flugreise nach Schneesturm: 157.534 EUR. Unterbringung der ganzen verfickten Wirtschaftsdelegation: wahrscheinlich 7-stellig, aber wer fragt schon nach Sonnenschein, wenn man das ganze Geld Werkverträglern, Zeitarbeitern und sogar seinen Festangestellten abpressen kann… aber dieser Gesichtsausdruck: UNBEZAHLBAR. So ziemlich das einzige Mal in 11 Jahren, das man eine echte Emotion auf ihrem Gesicht gesehen hat und dieses Gesicht sagte: „WHAAAAAT? Bist du hässliches Kind jetzt vollkommen übergeschnappt?“ Großartig!

Soviel zum Zustand der Welt. Er ist nicht besser, aber Gott sei Dank auch kaum schlechter, als vor ein paar Wochen. Ich trage das schon eine Weile mit mir rum, aber ich glaube, es ist an der Zeit, sich auf kleinere Brötchen zu beschränken. Immerhin gibt es ja auch auf kommunaler Ebene durchaus einiges, was nicht nur erwähnenswert ist, sondern eigentlich nach Action schreit. Doch was kann ich zum Zustand der kleineren Welt schon beitragen?

Nun, ich schaffe es ab und an, jemanden dazu zu bringen, das echte Gespräch mit mir zu suchen. Zum Beispiel Hr. Dr. Weirauch (SPD) MdL für den Wahlkreis Mannheim-Süd. Im Norden hat ja – sehr zu meiner Unfreude – dieser Eumel von der AfD den Shit gerockt. So viele Alt-Sozen, die allesamt zu blöd sind, 1 und 1 zusammenzuzählen findet man aber leider nicht nur in meiner Heimatstadt. Wie dem auch sei, ich hatte eine Facebook-Debatte mit Hr. Weirauch über die Zukunft der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle im Rhein-Neckar-Kreis. Der Landtagsabgeordnete ist tatsächlich der Meinung, dass es eine kleine Lösung nur für Mannheim braucht und das die Berufsfeuerwehr Mannheim das Kind schon würde schaukeln können. Da lach ich mich tot: jahrzehntelanges Ausbildungsdefizit im Bereich Notfallrettung (die bei integrierten Leitstellen der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr halt nun mal 85-90% der Arbeit ausmacht), die ausgedünnte Personaldecke, ein neuerliches Auseinanderreißen-Wollen mühsam zusammen geführter Strukturen und dann kommen auch noch solche ehrenamtlichen Heinis und behaupten, dass die BF ja ratzfatz auf soundsoviele Kräfte zugreifen könnte. Die will ich mal sehen, wenn ihre Mutti verreckt, weil irgendein ehrenamtlicher Spack am Telefon nicht zwischen Grippe und Infarkt unterscheiden kann…

Für professionelle Qualität braucht es hauptamtliche Vollprofis mit passender Ausbildung und Erfahrung. Und solche Leute wachsen nicht auf dem Baum. Oder was glauben die, warum alle Leistungserbringer momentan nicht mit vollem Personalpool fahren? Weil der verdammte Markt leergefegt ist und neues Personal auszubilden mehrere Jahre Zeit braucht. Es sei denn, man möchte eine Dienstleistung abrufen, die nicht den üblichen Standards entspricht. Dann darf man sich aber über mangelhafte Ergebnisse auch nicht aufregen.

Wenn man in Ba-Wü das Rettungswesen richtig auf die Füße stellen und Zukunftssicher gestalten möchte, dann muss man endlich dieses unsägliche Instrument der Selbstverwaltung beenden, dass regelmäßig dazu führt, dass Vertreter der Krankenkassen kaputtzusparen versuchen, was nur geht, aber jede Schuld für ein Systemversagen weit von sich weisen. Wahrscheinlich muss auch bei uns erst irgendein hohes Tier der Landespolitik mit einem Kreislaufstillstand am Rheinufer liegen, bevor irgendjemand schnallt, dass, wenn man Peanuts bezahlt in aller Regel Affen bekommt…

Man verstehe mich nicht falsch: meine Kollegen versuchen im Rahmen ihrer durch die Sparwut anderer begrenzten Möglichkeiten alles, um gute Ergebnisse zu erzielen. Aber die Besten verlassen uns regelmäßig, weil man mit dem, was im Moment gezahlt wird, Topleute nur schwer halten kann. Diejenigen Spitzenleute, die noch da sind, sind allesamt gestört: sie lieben ihren Job, obwohl so vieles daran Scheiße ist! Sie geben gerne eine Top-Performance, weil allein das für sie ein Wert an sich ist. Und sie weinen alleine… damit niemand sieht, wie kaputt einen das alles macht. Danke ihr großartigen Krankenkassentypen und Tussen. Ihr wisst wirklich, wie man die Kuh melkt und dann auch noch dazu bringt sich selbst zu schlachten.

Ich glaube langsam, dass ich den Job schon zu lange mache. Noch bin ich aber nicht vollends verbraucht und das bedeutet für mich, dass es jetzt an der Zeit ist, für meine Überzeugungen nicht nur zu schreiben, sondern auch mit der Tat einzutreten. Mal sehen, wie sich das am besten bewerkstelligen lässt. Wir hören uns.

Ich bin immer noch da!

Ja, Ja, Ja… es ist echt ein Kreuz mit dem Typ. Schon wieder seit Wochen Sendepause. Aber ich schwöre euch, mit der Menge an Zeit, die ich in meine letzte Hausarbeit für’s Studium investiert habe, könnte ich diesen Blog hier für’n halbes Jahr am Leben halten… Und es war – zumindest, wenn mein Plan funktioniert – wortwörtlich die letzte Hausarbeit. Bahn frei zum Bachelor ist das Motto des zweiten und dritten Quartals 2017.

Ich habe in letzter Zeit ein paar Mal mit Wehmut an meine brachliegende Bleiwüste gedacht; stets vom Gedanken getrieben, dass ich dieses oder jenes JETZT eigentlich kommentieren müsste. Stattdessen habe ich mich auf Facebook auf das eine oder andere Scharmützel eingelassen, weil ich nicht aus meiner Haut kann und es mich immer wieder entsetzt, „wie viel Meinung man für so wenig Wissen haben“ kann um ein Internet-Meme zu zitieren, welches ich neulich geteilt habe. Tatsächlich scheint es so zu sein, dass man, je weniger man tatsächlich über eine Sache weiß, um so selbstgewisser Bullshit über diese Sache erzählen kann. In dieser Disziplin haben das Blonde Föhnlöckchen im braunen Haus (Weiß ist daran im Moment bestenfalls der Anstrich) und seine Vollhonk-Sprachrohre in den letzten Wochen neue Bestmarken gesetzt, die vermutlich eine ganze Weile Bestand hätten – wenn sie nach gegenwärtigem Stand der Dinge nicht noch 3 Jahre und 10 Monate Zeit hätten, sich selbst zu übertreffen.

Mehr habe ich dazu nicht zu sagen; wortwörtlich Tausende von Kommentatoren arbeiten sich an ihm und seiner Heldentruppe ab, während sich hier bei uns Dramen ganz anderer Art ankündigen. Ich bin Sozialdemokrat. Ich habe das schon oft gesagt, stets auch genau so gemeint und hatte nicht vor, daran was zu ändern. Aber Martin Schulz zum Messias zu stilisieren ist ungefähr genauso daneben, wie Angela Merkel als alternativlose Führerin der Nation zu bezeichnen. Wir haben Wahlkampf und ich musste zur Kenntnis nehmen, dass, ganz gleich in welches Aschermittwochszelt man auch schauen durfte (ja, ich weiß, bei den Dunkelroten ist es immer ein Dampfer) das einzig gehaltvolle die angebotenen Getränke waren (und vielleicht das Essen, konnte man leider nicht so genau sehen).

Kipping, Seehofer, Lindner, Merkel, Schulz, Göring-Eckard… vollkommen egal, sie haben alle nur heiße Luft bewegt. Und da war ja noch eine; dieses möchtegern-intellektuelle Abziehbild einer stolzen Mutterkreuz-Trägerin. Ich werde den Namen nicht mehr nennen, denn wenigstens diesbezüglich hat dieser vollkommen unsägliche Schulz-Hype die Verhältnisse zurecht gerückt. Die dämliche braune Soße ist nicht das Volk, sondern lediglich ein – zugegebenermaßen unansehnlicher – Teil unserer Gesellschaft, den wir als gute Demokraten aushalten müssen und werden. Sie dürfen gerne in den Bundestag, dort werden sie sich genauso entzaubern, wie auf Landesebene und in fünf Jahren ist der Spuk vorbei. Die sind nämlich schlecht für’s Geschäft und darauf lässt sich hier kaum einer ein, der bei Verstand ist.

Ich bin wirklich gespannt, ob die SPD es schafft, ihre eigene Sinn-Entleertheit abzuwerfen und wieder zu einer ernst zunehmenden demokratischen Kraft zu werden. Dafür muss Herr Schulz aber in den Sachthemen noch einige Briketts nachlegen. Meinen Segen hat er, wenn er das schafft, denn noch mal vier Jahre in den Topor gemerkelt zu werden, halte ich vermutlich nicht aus, ohne irgendwann auszuticken. Die soll mit ihrem Professor wandern gehen, da kann sie keinen weiteren Schaden anrichten. In diesem Sinne – schönen Sonntag noch.

PS: Ich komme wieder – und diesmal früher!

A cursed years‘ end – now quite a rant! – Part7

Ich meine, dass Neid, rein als Begriff betrachtet etwas beschreibt, dass nicht umsonst zu den sieben Todsünden gezählt wird: etwas haben zu wollen, dass jemand anderes hat verweist einerseits auf den Wunsch, es sich einfach nehmen zu wollen, was wiederum – gemäß unserer Gesetze – eine Straftat wäre; und andererseits auf das Gefühl das der andere Jemand nicht verdient, was er da hat. Wir messen, wenn wir neidisch sind also uns selbst das Recht zu, jemand anders das Recht auf etwas abzusprechen. Das ist zutiefst unmoralisch, denn auf Basis wessen wollen wir denn entscheiden, dass derjenige nicht verdient, was er hat? In vielen Fällen weiß ich ja gar nicht, was der Andere getan hat, um das, was ich begehre zu bekommen. Vielleicht hat er es nicht verdient, aber um das abschließend beurteilen zu können, fehlen uns in den allermeisten Fällen einfach die notwendigen Informationen.

Womit wir mal wir wieder beim „postfaktischen“ wären. Ich hasse dieses Wort, denn es impliziert, dass wir alle nur noch nach Gefühl entscheiden. Und damit rechtfertigt es gleichermaßen die Dummheiten, die manche Menschen gefühlsgesteuert begehen. Zum Beispiel Verbrechen aus Hass. Hass ist ein Gefühl und wenn ich durch das Gefühl motiviert etwas sehr Blödes tue, kann ich mich darauf zurückziehen, dass gerade jetzt ja sehr viele Menschen sehr blöde Dinge tun, weil wir ja im postfaktischen Zeitalter leben. Und wieder mal BULLSHIT! Glaubt irgendjemand tatsächlich, dass die Strategien der AfD auf Bauchgefühl basieren? Die setzen genauso social profiling, social engineering und Marketing ein, wie alle anderen auch. Sie benutzen also faktische Instrumente um sogenannte postfaktische Befindlichkeiten zu kreieren. Vergesst diesen ganzen postfaktisch-Müll und besinnt euch wieder auf euren Verstand, um euer Tun oder Lassen zu legitimieren.
Ich könnte, um den Bogen zu schließen aber theoretisch sagen, dass Neid etwas postfaktisches ist, weil ja ein Gefühl mein Tun zumindest teilweise lenkt. Dann leben wir aber seit Anbeginn der Zeit im postfaktischen Zeitalter, womit sich der Begriff eben vollends entwertet hat. Doch dieser ganze philosophische Unsinn um postfaktisch oder nicht bringt mir nichts; mein Sinnen richtet sich auf etwas, dass ich haben will und dieses etwas ist üblicherweise in irgendeiner Form greifbar: sein Auto, sein Boot, sein Haus, seine Frau, sein Mann… und in dem Moment, in dem ich tatsächlich die Tat ergreife, um an das Subjekt oder Objekt meiner Begierde zu gelangen bin ich automatisch schon wieder faktisch.

Um zu illustrieren, wie blöd Neid sein kann, greife ich auf ein privates Beispiel zurück: mein ältester Freund seit Jugendtagen ist in seinem Job erfolgreich, er hat ein hübsches Häuschen, ein nicht allzu übles Einkommen (deutlich höher als meines), fährt ein hübscheres Auto, etc. Bin ich neidisch auf ihn? Nein! Und wisst ihr warum? Weil ich weiß, wie sehr er sich den Arsch aufgerissen hat, um dahin zu kommen, wo er ist. Weil ich weiß, dass er trotz der wohlsituierten Äußerlichkeiten genau wie ich einen Haufen Sorgen hat, zu viel Arbeit, zu viel Stress und oft zu wenig Zeit für seine Lieben. Jeder von uns steckt – auf seine eigene Art – in einer Tretmühle, die kaum je langsamer zu werden scheint. Und so, wie ich über meinen Freund denke, so denke ich auch über all die anderen Menschen. Jeder hat sein Bündel zu tragen. Manche ein mehr, manche ein weniger schweres. Und gewiss gibt es den einen oder anderen, der nicht verdient, was er hat. Aber soll ich mir deswegen den Tag vermiesen? Oder anfangen über irgendjemand zu hetzen, der mir vermeintlich etwas wegnimmt?

Wir kreisen bei unseren Gedanken oft um uns selbst, unsere eigenen Ängste, Sorgen, Probleme. Das ist nur allzu menschlich, den in erster Linie zwingen unsere, von unseren hominiden Vorfahren ererbten Instinkte uns dazu, uns selbst und unsere Brut zu schützen. Aber wir leben nicht mehr in der Steppe des ostafrikanischen Grabenbruchs, kommen mit Krankheit ganz gut klar, haben uns die Natur zumindest teilweise gezähmt und es gibt keine relevanten Fressfeinde mehr – außer uns selbst. Doch schon unsere hominiden Vorfahren kannten ein Prinzip, das in ihrer Situation sogar essentiell für den Fortbestand der Sippe/Art war: Solidarität! Mein größter Wunsch für 2017 wäre daher, wenn wir hier zu etwas mehr Solidarität und zu etwas weniger Neid kämen. Würden die Menschen hier sich zu solcher Größe durchringen können, gäbe es keine (nennenswerte) AfD, weniger Gewalt, weniger Leid und weniger Not. In diesem Sinne wünsche ich allen – auch den Idioten, die jetzt gerade den Faschismus wieder groß machen wollen – ein glückliches, gesundes, friedvolles und vielleicht sogar erfolgreiches Jahr 2017. Wir hören uns.

A cursed years‘ end – now quite a rant! – Part6

Es gibt in den Erziehungswissenschaften und verschiedenen verwandten Disziplinen seit langem eine Diskussion darum, ob sich die (Aus)Bildung eines Jeden zuerst am humanistischen Ideal ganzheitlicher Bildung orientieren soll, oder doch an der wirtschaftlichen Verwertbarkeit dessen, was gelehrt/gelernt wird. Soll man einen Menschen dahin führen, dass er freiheitlich für sich selbst entscheiden kann, oder soll er einfach nur dazu befähigt werden, sich so gut wie möglich in den Wertschöpfungsprozess integrieren zu können? Dies ist eine polemische Überspitzung einer wesentlich komplexeren Frage, denn natürlich muss auch jemand, der Humboldt huldigt anerkennen, dass Broterwerb zumindest gegenwärtig noch ein existenziell notwendiger Bestandteil unseres Daseins ist.

Der Staat und die Wirtschaftsunternehmen haben ein vitales Interesse daran, dass die Menschen vor allem zum Arbeiten befähigt werden. Dazu müssen die Leute lesen, schreiben, rechnen und Maschinen bedienen können. Die Wirtschaft braucht das, weil sie einen stetigen Nachschub an Fachkräften benötigt, um leistungsfähig bleiben zu können. Der Staat, weil er Menschen, die ihren Lebensunterhalt nicht selbst durch Erwerbseinkommen bestreiten können, unterstützen muss (Stichworte: ALG I und Hartz IV), was natürlich Geld kostet. Diese Argumentation läuft also auf rein wirtschaftliche Fragen hinaus, die natürlich zum Leben dazu gehören. Aber was ist mit Teilhabe an Gesellschaft. Lebe ich nur, um roboten zu gehen (wie die Toten Hosen mal in eine Liedzeile geschrieben haben) und das Drumherum ist mir egal? Dann kann ich das auch in einem totalitären Regime tun. Oder mache ich mir Gedanken über meine Umwelt und habe eine Meinung, die ich vertreten sehen möchte? Dann sollte ich aber etwas darüber wissen, wie der Staat, in dem ich lebe und seine Institutionen funktionieren. Wie man Wahrheit und Unwahrheit unterscheidet. Wie man auf Basis von Fakten Entscheidungen trifft. Wie das Zusammenleben mit Anderen funktionieren sollte. Was man tun darf und was man besser lassen sollte. All diese Dinge eben, die einem eine sinnvolle Form von Bildung vermittelt.

Und das tun unsere Bildungsinstitutionen sehr wohl; wenn auch nicht immer optimal. Sie könnten es allerdings noch wesentlich besser, wenn man nicht jedes Mal, wenn die Wirtschaft nach Erleichterungen schreit (damit ein paar Reiche noch reicher werden können, denn darauf laufen Steuererleichterungen und extra niedrige Energiekosten für das produzierende Gewerbe hinaus) der Finanzminister seinen Rotstift zur Hand nähme und ihn dort ansetzte, wo sich die Leute am schlechtesten wehren können, nämlich bei bestimmten Sozialausgaben und Bildung. Es klingt vielleicht fast albern einfach, aber: gäben wir mehr für Bildung aus, hätten die Leute ein besseres Bildungsniveau, bekämen sie für ihre Arbeit eine angemessene Entlohnung (nämlich ihrem Bildungs- und Kompetenzniveau entsprechend), müsste der Staat nicht so viel für Sozialausgaben einplanen und hätte vielleicht mal was für die Schuldentilgung übrig. Die Wirtschaft hingegen hätte es dann leichter, sich qualifizierten Nachwuchs heranzuziehen, der wiederum, weil umfassend gebildet, in der Lage wäre, sinnvolle soziale und politische Entscheidungen zu treffen, was das Gemeinwesen von Opportunitätskosten entlasten würde (z. B. keine rechts- oder linksextremen Demos => weniger Aufwand für die Polizei => keine Überstunden => weniger Kosten).

Natürlich sind die Sachverhalte hier vereinfachend dargestellt. Aber wie soll es besser werden, wenn wir nicht einmal damit anfangen, darüber nachzudenken, was man besser machen könnte, anstatt immer nur nach einem Sündenbock dafür zu suchen, dass es uns subjektiv schlecht geht? Oder besser gesagt, dass es uns subjektiv schlechter geht, als den anderen, mit denen wir uns so gerne vergleichen? Warum werden unsere Gehaltsabrechnungen (wohl bemerkt beim gleichen Arbeitgeber) in verschlossenen Briefumschlägen überreicht, obwohl jeder mit einem Blick in die Tariftabelle leicht ausrechnen könnte, wie viel ich monatlich circa überwiesen bekomme? Es sind übrigens im Mittel etwa 2450,00€ netto. Warum wohl? Weil wir hier in der bunten Republik Deutschland eine Neidgesellschaft sind. Wir gönnen unserem Nachbarn oft nicht sein Auto, sein Haus, seine Heimkinoanlage, weil wir davon überzeugt sind, dass wir es eher verdient haben als er, diese Dinge besitzen zu dürfen. Bullshit!

Ich habe Verständnis, wenn jemand, der von Hartz IV leben muss sich denkt, „Scheiße, das hätte ich auch gerne!“, denn eigentlich denkt er sich „Scheiße, ich hätte auch gerne einen Job, mit dem ich mir meinen Lebensunterhalt und ein bisschen Spaßgeld selber verdienen kann!“ Stattdessen muss er sich als faul und dreist beschimpfen lassen, weil es ein paar faule Äpfel in der Kiste gibt, die sich auf Kosten des Gemeinwohls durchprokrastinieren. Aber jemand aus der Mittelschicht, zu der ich im Übrigen auch zähle? Welches Recht hat so jemand auf seinen Neid?

Part 7 übermorgen