Immer nur Argumente! Immerzu gut abgewogene Worte! Und auch brav immer ALLE inkludieren, vollkommen gleich, ob jene Wesen in genau dem Moment inklusionswürdig, inklusionswillig oder inklusionsbedürftig sind – oder eben auch mal nichts von alledem! Das Für und Wider wird zum Auf und Nieder. Für den Geist, die Seele, einfach alles. Es dreht sich nur noch und immer wieder um den Gott des Disputs, den Geist der stets verneint, den kategorischen Imperativ und Gottes Tod! ICH. BIN. SO. MÜDE! Alles Streben nach einer Sprache, die Menschen einander näher bringt zerschellt an jenen, die man eigentlich dem Kern der Humantät und des sozialen Miteinanders wieder näherbringen müsste, weil sie imprägniert sind mit dem Gift des Dogmas und der süßen Droge der allzu einfachen Antworten! Was soll also mein Streben, wenn mir doch alle Freude aus dem Schreiben gesogen wird, wie die Vakuumpumpe im Physikunterricht einstmals jene Glocke leersog, ín welcher der Schaumkuss plötzlich auf ein Vielfaches seiner Größe anwuchs. Nur das sich in meinem Kopf ob des Absaugens keine Süße ausbreitet. Was soll all das Mühen, was soll all das Recherchieren, Denken, Formulieren, wenn doch am Ende kein KREATIVES Produkt mehr entsteht, sondern einfach nur Wortsalat, abgepackt nach diskursivem Gewicht und dazu gedacht, Gedanken greifbar zu machen, die so sauer, so alt, so anstrengend geworden sind, dass die Leichtigkeit des Denkens unter dem bleiernen Mantel des Bedenkenwälzens leise aber endgültig erstickt?
Natürlich… ganz klar, er ist wieder depressiv geworden… Nein ist er nicht! Aber irgendwie kreist vieles Gedachte der letzten Zeit um die immer gleichen Themen; und das schmerzt mich! Denn offenkundig bereitet mir meine Arbeit mehr Ungemach, als ich mir das selbst einzugestehen bereit bin. Und zeitgleich macht mich der Zustand der Welt in einem Maße fertig, dass meine Resilienzkapazitäten beizeiten zu übersteigen droht. Hoffnung und Energie gibt mir allein der Austausch mit Menschen, die mich anregen, die mich zum fühlen, lachen, kreativ sein anregen – und denen begegne ich derzeit nicht so oft, wie es mir lieb und notwendig wäre. Mein Ausgleich, dass sind zum einen die Wege draußen, die ich allein beschreite, um mich a) mit etwas Tageslicht zu versorgen, b) meine Seele sich an Kleinigkeiten erfreuen zu lassen (Stichwort Komorebi) und c) etwas Bewegung in den Leib zu bekommen, an der es mir ansonsten durchaus mangelt. Und zum anderen ist es das Storytelling. Geschichten, die dazu geeignet sind, mit dem Kopf mal WOANDERS zu sein. Manche Menschen verteufeln das Tagträumen, doch die Wissenschaft hat dazu einen etwas anderen Blickwinkel:
"Träume faszinieren durch ihre immanente Paradoxie: Einerseits lassen sie sich als etwas ganz und gar Privates, Individuelles, ja sogar Intimes definieren, da sie im innersten Kern der Persönlichkeit gedeihen; andererseits offenbaren sie trotz dieser vermeintlichen "Vertrautheit" nachgerade eine unheimliche Fremdheit" (Freiburg 2014, S. 5) Ein Stück weiter schreibt der Autor:
"Im Traum wird die vermeintliche Selbstverständlichkeit des eigenen Seins in Frage gestellt, die Begegnung mit dem ganz "Anderen" löst eine Erfahrung aus, die zutiefst verunsichernd, ja sogar erschütternd sein mag. Der Traum relativiert die Normalität der Alltagserfahrung, bereichert den anscheinend unauflösbaren und phantasielosen Nexus von Zeit, Raum und Kausalität um eine aufregend alogische Alternative und lässt Denk- und Lebensmöglichkeiten aufscheinen, die der "gesunde Menschenverstand" allein niemals zu ersinnen vermöchte." (ebd. S. 6)
(Freiburg, R. (2014): Einleitung - Zwischen Intimität und Fremdheit:
Die Paradoxie der Träume. In: Freiburg, R. (Hrsg.): Träume. Erlanger Universitätstage 2014. Erlangen: FAU University Press, S. 5 - 17.)
Eigentlich müsste man mehr dazu nicht sagen. Doch ich will versuchen, einen persönlichen Bezug herzustellen, indem ich Folgendes anfüge: meine (weitestgehend auch für mich selbst verborgene) Binnenwelt begreifbar machen zu können, bedarf unterschiedlicher Reflexionsflächen. Selbstreflexion braucht eine oder einen Anderen, wenn wir so wollen also einen „Sparringspartner“ an dem ich meine Ratio austesten kann. Doch wir vorgeblich erwachsenen Menschen sind mindestens ebenso sehr Emotion, wie wir Kognition sind! Ich erinnere mich selten an meine Nachtträume, doch ich tagträume gelegentlich sehr intensiv. Wenn all meine Träume allerdings etwas sehr Intimes sind, wie Rudolf Freiburg da oben ja sagt, wie kann ich dann mit ihnen umgehen, sie für mich begreifbar, ja vielleicht sogar als Kraftquelle nutzbar machen, wenn ich doch nicht alles aus meinen Träumen unmittelbar gegenüber den Anderen ausbreiten kann oder will? Meine Antwort darauf lautet – durch das Geschichtenerzählen! Indem meine Träume der Stoff sind, aus dem etwa meine Pen’n’Paper-Stories entstehen, welche ich in der häufig eingenommenen Position des Spielleiters nur zu gerne zum Schauplatz kollaborativen Geschichtenerzählens mache, lasse ich aus meinen Träumen durch die Möglichkeit des Eingriffs Anderer in die erzählte Traumwelt etwas Neues, Unvorhergesehenes emergieren, dass meine Wahrnehmung, meine Emotionen und gleichsam meine Ideen herausfordert! Und das ist unfassbar stimulierend, womit daraus für mich ein Quell neuer Energie wird. Das Problem ist, dass man sich auf dieses Unvorhergesehene einlassen muss. Eine Zeit lang war ich zu verbissen, daran interessiert, MEINE Geschichten zu erzählen. Neuerdings kann ich das wieder einfach geschehen lassen.
Doch leider ist es so – tatkräftiges Träumen ist etwas Mächtiges, dass allerdings nur unter den richtigen Kontextbedingungen gedeihen kann; gerade genau dann, wenn man es am dringendsten braucht, ist man aber oft durch den Mangel an kognitiver Kapazität und kreativer Freiheit blockiert. Man kann es sich aber durch Training angewöhnen, auch dann Träume heraufbeschwören zu können, wenn man gerade vollkommen im tiefen Brunnen des Stresses, der Terminnot, der Anforderungen und des Mangels zu ertrinken droht. Man braucht lediglich ein paar Anker; Anker im hier und jetzt, etwa in Form von lieben Menschen, hilfreichen Ritualen, kleinen Auszeiten. Aber eben auch Anker da drüben im Reich des noch nicht fertig erzählten; etwa durch erzählerische Figuren und spezielle Charaktere, mit denen man sich immer wieder auseinandersetzt. Ich habe beides. EInerseits etwa meine beste Ehefrau von allen – und andererseits eine ganze andere Welt, reich an Geschichten, die ich noch mit meinen Freunden erzählt wissen möchte. Und dieses Blog… Und wo träumt ihr so? Ich wünsche einen guten Start in die neue Woche, was auch immer darin enthalten sein mag, dass eure Träume herausfordern möchte…