Zwischenruf N°5 – Pandemüdistan

Bekanntermaßen liegt Vulgarien hinter Kannitverstan, rechts von Aggrokko. Nun ist ein neues Land auf meiner Karte des Wahnsinns aufgetaucht: Pandämonium, ähm sorry, ich meinte natürlich Pandemüdistan. Jenes sagenumwobene Reich des – subjektiv – auf ewig mit-sich-selbst-eingesperrt-seins. Ich habe gemerkt, dass ich mich dort mittlerweile häuslich einzurichten begonnen habe, als ich heute Mittag einen Ratgeber-Post mit Tipps für die gute Gestaltung von Videokonferenzen las (KOTZ!) – und mich nach ca. 90 Sekunden zu fragen begann, warum zum Teufel ich Allgemeinplätze konsumiere, deren Inhalt mir schon seit Monaten bekannt ist; irgendwas müsste doch auch ich dazu gelernt haben, oder?

Meine Knie sind wund. Ich rutsche nämlich dauernd auf ihnen herum, während ich bete, dass jenes schwache Licht am Ende des Tunnels, dieser Silberstreif am Horizont, diese Ahnung von Sommer nicht wieder von Borniertheit, Arroganz, Egoismus und Narzissmus meiner Mitmenschoiden zunichte gemacht wird. Impffortschritt! Langsam, aber sicher sinkende Inzidenzwerte! Zaghaft positive Prognosen für den zweiten Pandemie-Sommer! Ich bebe vor Glück, wenn ich mir vorstelle, diesen Jahr vielleicht ein bisschen in die Wärme reisen zu dürfen, andere, schöne Orte sehen zu können (natürlich unter Beachtung der hygienischen Schutzregeln) und den Wahnsinn des letzten Jahres un petit peu von mir abgleiten zu lassen. Oh, welche Wonnen warten dort auf mich…

Klang bis hierhin ein bisschen egoistisch, oder? Ich will zugeben, dass ich dünnhäutiger geworden bin. Ungefähr bis zu dem Punkt, da ich schon bei der aller geringsten Wahrnehmung von Pandemioten endlos ausrasten könnte – Kettensägen jonglierend Amoklaufen erscheint mir unter solchen Umständen durchaus als angemessene Freizeitbeschäftigung! Das sollte wohl alles über meinen Gemütszustand aussagen. Und da gönne ich mir eben dieses bisschen Egoismus; ist mehr zum Schutz der Anderen, dass versteht ihr doch, nicht wahr? Denn die Alternative wäre unter Umständen weder hygienisch, noch appetitlich. Scherz kurz beiseite. Wir gehen alle auf dem emotionalen Zahnfleisch. Die einen mehr, die anderen weniger. Was ich hier postuliere, ist also eher ein verzweifelter Versuch, meiner Hoffnung Ausdruck zu verleihen, dass es ab jetzt tatsächlich besser werden könnte – weil ich ansonsten in Kürze vollkommen frei drehen muss!

Meine Phantasien sind nur ein Stummer schrei nach Frieden
Meine Sneaker sehnen sich nach etwas Freiheit
Zu einem Urlaub nach Italien es mich triebe
Wir alle brauchen  jetzt Corona-freie Zeit

Oooohohoh - COVID!

Vielleicht ein bisschen holprig getextet, aber besser geht das gerade nicht mehr, nachdem ich heute den ganzen Tag in Videokonferenzen unterwegs war und jetzt, wo’s draußen stockdunkel und nasskalt ist, mal wieder mit meinen Gedanken um die Kontrolle über mein Sein ringe. Dieses Mal habe ich gewonnen. Eigentlich könnte ich über kleine Erfolge und Fortschritte berichten, über Veränderung und Erneuerung. Aber dazu fehlen mir im Moment Muße und Antrieb. Vielleicht die Tage. By the Way – Sonntag ist Muttertag! Save the date – tut euren Müttern was Gutes, wenn ihr (noch) könnt. Und ansonsten: Bauch rein, Brust raus, Nase in den Wind (und Maske drüber) – es geht vorwärts. Gute Nacht.

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