Wer’s nich kennt – Advent, Advent…

An dieser Stelle zuerst ein Bekenntnis: ich selbst könnte vermutlich ganz gut OHNE das ganze Tannen- und Mistelselige, übergebühr belichterte, Plätzchen- und Gänsegarnierte, mit reichlich Schenk-Konsum zum Ende gebrachte Brauchtumsbrimborium, welches sich von Ende November bis fast Ende Dezember hinzieht. Es wirkt auf mich immer so, als wolle man sich mal richtig Mühe geben, den Zug der Zeit wenigstens zu verlangsamen, innezuhalten und zurückzublicken auf das eben zu Ende gehende Jahr. Zäsur nennt man jenen Moment, in dem eine Epoche endet und eine Neue beginnt. Nun ist der bloße Datumswechsel vom 31.12 auf den 01.01 per Definition eigentlich noch kein solcher Epochenwechsel. Aber man soll Feste ja feiern, bis man fällt…oder so. Mich stört allerdings das dabei überall zu vernehmende, markerschütternde Kreischen der Bremsen des oben erwähnten Zuges; z. B. in Form von „Last Christmas, you…“ Und ich gehöre zu den lucky guys, die fast nie gewhamed werden…

Da wandern die zwei Richtung Betlehem (bzw. zum nächsten Absatz, wo die Krippe steht… 😉 )

Heute ist der 2. Advent, und das Einzige, was mir dazu einfällt ist: Scheiße, morgen ist ja schon wieder Montag! Ganz ehrlich – ich habe heuer weder die Zeit, noch die kognitiven Ressourcen, adventlich gestimmt zu sein. Vielleicht stellt sich das wieder in jenen letzten Tagen ein, wenn man sich dann doch mit Tätigkeiten wie Christbaum kaufen, aufstellen und schmücken, Geschenke einpacken und Plätzchen backen beschäftigt. Das Letztere ist bei uns eh immer ein Joint Venture. Aber im Moment bin ich noch viel zu sehr mit Problemen und Problemchen zugedeckt, als dass es sich so anfühlen würde, als wenn es jemals wieder eine Pause davon gäbe. Schuld daran ist – natürlich – mein Job. Es ist schon so, dass speziell das letzte Quartal immer in einem Dauerlauf ausartet, weil unglaublich viele Menschen unglaublich spät merken, dass sie noch unglaublich viel erledigt haben wollen. Sie vergessen etwa, dass man ja Fortbildungsstunden nachweisen muss, und sind dann erbost, wenn man ihnen auch mal sagt, dass alles ausgebucht ist, oder mangels Ressourcen abgesagt werden muss, und sie verdammt noch mal in Zukunft vorausschauender planen sollen. Anderen Menschen fällt es ein, alte Pläne und Abmachungen über den Haufen zu werfen, einfach weil sie das können, und dann sitzt man da und hat viel mehr Arbeit, als sinnvoll zu bewältigen ist. Was dann liegenbleiben muss, sind jene Dinge, die man schon lange zugesichert hatte und jetzt einmal mehr nicht hinbekommt. Denn ich weigere mich mittlerweile konsequent, mich in den Abendstunden oder am Wochenende für meinen AG hinzusetzen.; ich brauche das (gefühlt winzige) bisschen Freizeit dass ich habe, so verdammt sehr!

Da stellt man auch an der Arbeitsstelle Bäume auf, veranstaltet eine Weihnachtsfeier etc.; aber ich fühle es halt nicht! Und auch, wenn ich jetzt mal unterstelle, dass solche Dinge wirklich Wertschätzung für die Mitarbeiter*innen ausdrücken sollen, sind’s trotzdem immer die Gleichen, an denen am Ende all das hängen bleibt, was man nicht sieht; oder nicht sehen will. Ich könnte mit dem Finger zeigen und präzise benennen, woran es gerade hängt, welche Umstände (aber auch Personen) an meiner Überlastung Schuld tragen, und was es bräuchte, um dem entgegen zu treten. Jedoch… ich darf nicht einfach mal laut sagen, was ich denke. Immer schön diplomatisch bleiben, ja niemanden Gesicht verlieren lassen, gute Mine zum bösen Spiel machen und das kollegiale Miteinander beschwören. Aber wisst ihr was: ich scheiße auf das Miteinander mit ignoranten, selbstverliebten Laiendarstellern. Wer Kollegen hat, braucht keine Feinde! Schon mal gehört, oder…?

Ich bin neulich von einem Facharzt gefragt worden, ob ich Stress hätte (ich hatte einen Hörsturz und saß beim HNO-Doktor). Er musste schmunzeln, als ich sagte, wenn man den Stoff abfüllen würde, könnte ich damit einen ganzen Laden betreiben. Und so ist es immer noch. Selbst jetzt, da ich hier sitzte, und wieder einmal versuche, die Dinge für mich sinnvoll zu ordnen, kann ich die Gedanken an meinen Job nicht vertreiben. Und ich versuche es wirklich und ehrlich sehr bemüht, den ganzen Mist nicht weiter an mich ran zu lassen. Ausgerechnet ich, der immer auf dieses hohle Hoffen auf Glück herabgesehen hat, spiele neuerdings Lotto. Und gewänne ich, wäre ich vermutlich weg. Zumindest für eine ganze Weile. Das wird natürlich nicht passieren, und so sinne ich immer häufiger über Alternativen zum Status Quo nach. Bislang ist mir jedoch noch keine befriedigende Lösung eingefallen. Also hoffe ich auf Entspannung über die nun rasch herannahenden Feiertage. Und auf eine Inspiration, wie ich dieses Dilemma für mich auflösen kann. Denn – und das ist das tatsächlich Tragische daran – ich mag meine Arbeit immer noch sehr. Nur die Rahmen-Bedingungen sind im Moment schlicht grausam. Mal sehen. Vielleicht gilt ja doch: In the end hilft der Advent, because it feels right to have Weihnachtszeit… Sorry und einen schönen Sonntag.

Auch als Podcast…

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