…muss halt!

Diese Redewendung kennt man, wenn man schon mal Menschen nach Ihrem Befinden gefragt hat. Wenn die wahre Antwort darauf zu kompliziert oder zu persönlich ist, oder wenn man einfach nicht ausbreiten möchte, was einem gerade alles durch den Kopf oder den Leib geht, dann sagt man oft, dass es halt irgendwie geht, weil es gehen muss. Man hat Verpflichtungen, so wie alle anderen auch. Man hat Sorgen und Ängste, so wie alle anderen auch. Man hat knappe Ressourcen, so wie alle anderen auch. Aber irgendwie geht es trotzdem immer weiter… muss halt!

Ist es das, wofür wir leben? Muss halt? Ist es das, was wir uns eigentlich wünschen, wonach wir streben? Oder ist es nicht eher so, dass wir uns, jeder auf seine Weise das Wünschen und Streben nach und nach aberziehen, weil zuerst die Last des Alltages gestemmt werden muss? Eigentlich ist es traurig; zumindest auf den ersten Blick. Doch denkt man länger darüber nach, fällt auf, dass so viele Wünsche, so manches Streben einfach vollkommen unrealistisch ist. Damit trösten wir uns – mit Realismus, mit Bodenständigkeit, mit dem Verwurzelt-Sein im Hier und Jetzt…

JA VERDAMMTE SCHEISSE, SIND WIR DEN VOLLKOMMEN BEKLOPPT?

Unsere Träume sind es, die uns aus den Höhlen geführt haben, die uns ungeahnte Entdeckungen machen ließen, uns zu faszinierenden Einsichten geführt und zur dominanten Spezies auf dem Erdenrund gemacht haben. Und auch, wenn man jetzt einschränkend hinzufügen muss, dass dies für das Erdenrund teilweise fatale Konsequenzen mit sich gebracht hat, bleibt die Faszination über ein Wesen, dass sich so weit entwickeln konnte und dies immer noch tut. Doch berauben wir uns dieses Erbes, wenn wir immer nur „…muss halt!“ sagen. Denn wir können so viel mehr!

Ich habe lange darüber nachgedacht, was mich in letzter Zeit unglücklich, ja wahrhaft depressiv gemacht hat. Und ich kann mit Fug und Recht sagen, dass es meine eigene Unfähigkeit zu Entscheidungen war, die mich behindert hat; in mehr als einer Hinsicht. Doch ich habe meine Entscheidungen getroffen, Ultimaten (auch an mich) formuliert und meine Weichen gestellt. Ganz gleich, wie’s ausgehen mag – bis meine Familie und ich Ende Juli in Urlaub fahren, hat mein Leben wieder eine klare Richtung. Und diese Gewissheit wirkt befreiend.

Ich werde heute 45 und ich kann sagen, dass ich mich noch nicht so alt fühle. „…muss halt!“? Am Arsch, ich habe noch so viel vor und ich werde mich von „…muss halt!“ mit Sicherheit nicht länger aufhalten lassen. Das bedeutet nicht, dass ich irgendwen im Stich lassen will; wohl aber habe ich meine Prioritäten sortiert. Und das bedeutet, dass ich mit 45 einfach zu alt bin, mir bestimmten Bullshit noch länger anzutun. In diesem Sinne wünsche ich euch Kraft und ein schönes Wochenende.

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