Manchmal fällt es mir schwer, mich hinzusetzen und noch einen Blogpost zu schreiben. Manchmal fällt es mir auch schwer, mich hinzusetzen und noch eine Seite, oder drei, oder fünfzehn für meine Buchprojekte zu schreiben. Und schließlich fällt es mir manchmal schwer, einen Unterricht neu vorzubereiten, weil er nicht so sein soll wie der letzte, der aus meiner Sicht nicht funktioniert hat. Egal ob in Präsenz oder über die Distanz. Denn der Satz “Das haben wir schon immer so gemacht!” hat in meiner Welt KEINERLEI Stellenwert! Die Suche nach Inspiration soll helfen haben sie gesagt. Schau dir doch mal an, wie andere das machen und klau dir einfach das richtig gute Zeug, haben sie gesagt (und niemand hat jemals behauptet, dass jemand anderes gute Ideen nicht als Inspiration dienen dürften; anderfalls wären Samples und Mashups keine Musik, sondern nur geklaut). Doch dabei vergessen sie ein wichtiges Faktum: Kreativität hat nicht nur mit Inspiration zu tun. IDEEN als solche habe ich im Überfluss. Die Kunst besteht jedoch darin, die RICHTIGEN festzuhalten und damit zu ARBEITEN. Ja richtig gehört: arbeiten! Denn Kreativität ist für mich ebensosehr disziplinierte Arbeit – trial and error inclusive – wie sie die Suche nach dem richtigen Start (also der passenden Idee) ist. Manchmal muss man diese eine Sache wieder und wieder durchkauen, dranbleiben, sich aktiv daran erinnern, warum man das tut, was man tut. Und sich dann verdammt nochmal auf seinen Hintern setzen und – zumindest in meinem Fall – schreiben. Manchmal auch ein bisschen mit dem Stift denken (in fancy nennen wir das “visualisieren”), Konzepte entwickeln und wieder in die Tonne treten, einfach weil sie auf den zweiten Blick halt doch Scheiße sind. Und am Ende, wenn man dann eine Weile an was auch immer gearbeitet hat, legt man den Griffel zur Seite und lässt die Sache gären. In meinem Kopf und in meinen Notizbüchern gären immer diverse Ideen zur gleichen Zeit. Es gibt allerdings einen weiteren Faktor, der mit über wohl und wehe des kreativen Prozesses entscheiden darf: Motivation!

Doch was motiviert uns eigentlich? Ich habe neulich in einem Youtube-Video folgende, spannende Frage gehört: wenn du der letzte Mensch auf Erden wärst, würdest du dann noch etwas Kreatives tun, also versuchen etwas zu erschaffen? Die eigentliche Frage darin ist natürlich nicht, ob mich eine Apokalypse meiner Kreativität berauben würde (was nicht definitiv entschieden werden kann), sondern für wen wir überhaupt schöpferisch tätig werden: für uns selbst – oder doch für die Anderen? Wie so oft liegt die Wahrheit natürlich irgendwo dazwischen. Denn kreatives Schaffen ist die immerwährende Suche nach dem Unbekannten in uns selbst, nach der immer wieder notwendigen Rekalibrierung unserer Sinne und unserer Identität. Der schöpferische Akt als solcher verbindet uns zwangsweise mit ALLEM, was IN UNS zu finden ist. Ich sagte vorhin, dass es bei der Kreativität zunächst darum ginge, die richtigen Ideen zu finden, sie festzuhalten und mit ihnen zu arbeiten. Die Arbeit konstituiert sich dabei einerseits im Ausprobieren der Ideen und ihrer Inhalte, also im Schaffen von Content. Andererseits aber auch in der Validierung der so entstehenden Produkte. Zuallererst mit uns selbst. Im zweiten Schritt aber auch mit Anderen. Denn wenn die Antwort auf die Frage, für wen wir nun etwas erschaffen tatsächlich irgendwo in dem Kontinuum zwischen uns selbst und der Öffentlichkeit liegen sollte, MÜSSEN wir die Produkte schöpferischer Akte irgendwann mit jemandem teilen. Mir ist dabei bewusst, dass es natürlich Menschen beider Extreme gibt; jene, die ihr Leben lang schreiben, malen, dichten, musizieren, etc. und doch NIEMALS irgendjemandem etwas davon zeigen. Und auf der anderen Seite jene, die mit allem sofort in die Welt drängen, auf der – manchmal verzweifelt anmutenden – Suche nach Bestätigung. Das treibt bisweilen erheiternde Blüten. Manchmal ist es aber auch zum fremdschämen, obwohl ich geneigt bin, niemandem seine kreative Ader absprechen zu wollen. Ich bin ja auch so arrogant, meine Schreibe für so lesenswert zu halten, dass ich sie hier direkt in die Welt hinausgieße. Aber ich frage mich immer wieder, wie stark mein eigener Wunsch nach externer Bestätigung ist…?
Ich kann nicht sagen, dass es mich kalt lässt, dass hier so gut wie nie jemand kommentiert und auf diese Art zeigt, dass Menschen mit meinen Inhalten interagieren. Vielleicht sind diese tatsächlich für die meisten Menschen irrelevant? Oder aber die meisten Menschen sind unterdessen tatsächlich zu faul, zu indolent, zu träge, schon zu sehr vom nächsten Content-Happen abgelenkt oder zu zappelig, sich auf einen Text mit mehr als drei Zeilen einzulassen? Ich weiß es nicht. Und ich will es auch gar nicht bewerten (müssen). Denn dabei würde mein Kulturpessimismus unweigerlich Amok laufen. Also begnüge ich mich, aus der Not eine Tugend machend, einstweilen weiter damit, hier in diesem Bloghaus vor allem für MICH kreativ tätig zu sein. In jenen Stunden, welche ich meinem Arbeitgeber vertraglich schulde, nutze ich meine Schaffenskraft für andere Aufgaben. Tatsächlich bin ich jedoch irgendwie IMMER in einer Art kreativem Modus; das realisiert sich jedoch – abhängig von Ort, Zeit und Aufgabe – auf höcht unterschiedliche Weisen. Wenn ich mich jedoch in eine Idee verbissen habe und mit dieser arbeite, komme ich eigentlich fast immer in einen Flow, der lang genug anhält, die (Teil)aufgabe zu erledigen. Das dabei entstandene, rohe Vorprodukt braucht oft noch eine Menge Feinschliff… aber das ist dann eine andere Art von kreativem Prozess. Wie man’s auch dreht und wendet – für mich ist kreativ zu sein, schöpferisch tätig zu werden ein Teil der menschlichen Natur. Dieser mag individuell mehr oder weniger stark ausgeprägt sein; aber vorhanden ist er ganz bestimmt in jedem Menschen. Spannend für mich wäre jetzt eigentlich, zu erfahren, wie ihr damit umgeht? Wer weiß, könnte ja sein, dass jemand darüber sprechen will, denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Ansonsten… bis die Tage.
