Jetzt mal Butter bei die Fisch! Ja, Politik ist relevant! Ja, Engagement ist relevant! Ja, selbst etwas tun ist relevant! Bin heute morgen im Fratzenbuch (Selbsterkenntnis: kuck dir im Urlaub nicht so viel Scheiße von anderen Leuten an!) über einen Kommentar gestolpert: Eckart von Hirschhausen hat Joko Winterscheidt geteilt, der sozusagen zum Generalstreik als Unterstützung für die Fridays for Future (FfF) aufruft. Und sinngemäß schrieb jemand darunter, dass er doch nicht für die CO2-Steuer streiken gehen würde, die ihn dann Geld kostet. Bitte wasch mich, aber mach mich nicht nass!
Bullshit! Eigentlich sollte ich mich nicht darüber aufregen, denn ich vermute, dass diese Person an soziale Härten durch die CO2-Steuer gedacht hat und der aktuellen Bundesregierung (irgendwie mit gutem Grund) die handwerklichen Fertigkeiten nicht zutraut, ein solches Gesetz gerecht umzusetzen UND damit auch noch den Umwelt- und Klimaschutz zu stärken. Allerdings werden Gesetze nicht von Ministern sondern von Referenten geschrieben, die in aller Regel wesentlich mehr Ahnung von der Materie haben, als das (oft unnötige) Aushängeschild vorne an der Abteilung.
Man könnte jetzt einwenden, dass die Lobbyisten sicher auch noch ihr Teil dazu beitragen werden, dass am Ende wieder nur Käse rauskommt, der die Bürger belastet und die Industrie weiter ungestraft ihr Ding machen lässt, damit Arme ärmer und Reiche reicher werden können: d’accord, diese Gefahr besteht in der Mammon-Kratie BRD natürlich immer. Doch in dieses Horn zu stoßen bedeutet, dass man nur einen Schritt davor steht, irgendwelchen Populisten auf den Leim zu gehen und seinen Denkapparat an der Garderobe des Internets abzugeben – damit der Concierge des dumpfen Hasses und der Rattenfängerei diesen direkt neben das lange abgestreifte Gewissen hängen kann…
Eigentlich sollte mir das egal sein, denn ich bin im Urlaub. Deutschland ist so weit weg, diese Menschen sind soweit weg, die Sorgen und Probleme sind soweit weg. Das müssen sie auch sein, damit ich mich irgendwann demnächst wieder mit voller Kraft damit beschäftigen kann, ohne mir gleich einen Strick kaufen zu müssen, weil ich von lauter Arschlöchern umgeben bin. Die vorgenannten Mitmenschoiden kann ich leider nur in geringer Zahl davon überzeugen, sich, bzw. ihre Denke zu ändern. Aber es tut mir selbst gut, es versucht zu haben.
Und das gilt eben auch für den kleinen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz, den zu leisten ich in der Lage bin: Müllvermeidung, Mülltrennung / Recycling / Upcycling, regionale Einkäufe, möglichst viele Wege ohne Auto, Energie sparen, nicht fliegen, etc. Ich stehe dazu, mit dem Auto hierher gereist zu sein, weil es der Gattin und den Kindern (und nebenbei auch meiner wunden Seele) schwer zu verkaufen gewesen wäre, aus Gründen der Selbstkasteiung auch noch darauf zu verzichten. Die Toskana ist und bleibt ein Sehnsuchtsort, der uns allen gut tut.
Doch mein Gewissen scheint mich dennoch zu plagen und so hat mich diese Herabwürdigung einer guten Idee – nämlich für die eigene Zukunft und die meiner Kinder auch noch tatkräftiger einstehen zu wollen – in mehrerlei Hinsicht beleidigt. Der Kommentar war beileibe nicht der einzige negative, aber er stand ganz oben, also nahm ich ihn als Exempel. Ich habe mir dann nur noch einen kleinen Teil der anderen Wortmeldungen angesehen, bevor ich eine Replik drein gab, die meinem Unmut Ausdruck verleihen sollte.
Und um diesen, nach wie vor bestehenden, Unmut noch einmal zu klarifizieren: Auch im Urlaub kratzt es mich, wenn Menschen es nicht verstehen wollen, das wir etwas von unserer Lebensweise, unserem Reichtum, unseren Gewohnheiten hergeben müssen, wenn’s irgendwie weitergehen soll – insbesondere für die nachfolgenden Generationen. In diesem Sinne – einen schönen Tag noch.