Stuck in the middle N°1 – about politics…

Es ist ein Allgemeinplatz, dass man derzeit mit Blick auf den Zustand der Welt gerade verzweifeln könnte; zumindest, wenn man ein humanistisch, ökologisch und sozial denkendes und fühlendes Lebewesen ist. Ich glaube ja, dass es genau diese Dinge sind, die Nazis und harten Neoliberalen fehlen. Bei denen ist das grundlegend in jedem Menschen vorhandene Bedürfnis, ein friedliches und sinnstiftendes Miteinander gestalten zu wollen durch narzisstische Egomanie ersetzt worden. Abgeschmeckt wird diese höchst eklige blaubraungelbschwarze Suppe dann noch mit einem ordentlichen Schuss Dogmatismus, weil andere Meinungen ja kein Existenzrecht haben. Obenauf schwimmen solche Menschoide wie Lindner, Buschmann, Merz, Söder, Weidel, Chrupalla, etc., die alles dazu tun a) andere herabzusetzen, um die eigene Macht zu steigern (das nennt man gemeinhin übrigens „Die Gesellschaft spalten“ oder „x-bashing“), b) Themen zu setzen, die uns nicht wirklich weiter bringen (immer nur „Migration“ – habt ihr noch nie was von „Klima“ gehört?) und c) Angst zu verbreiten vor Dingen und Menschen, die nicht bedrohlich sind, um (a) und (b) realisieren zu können. Man könnte das Ganze als innenpolitisches Kampfschach verstehen. Wer Donald Kagans „On the origins of war and the preservation of peace“ gelesen hat, könnte wissen, dass es drei Hauptgründe gibt, in einen Krieg zu ziehen: Angst, Stolz und Eigennutz. Angst davor, dass sich etwas ändern könnte, oder anders gesagt die Angst „alter Mächte“ von neuen, anderen Mächten abgelöst zu werden (Altparteien, die in Bedeutungslosigkeit verschwinden; SPD anybody?). Stolz auf die eigene Geschichte und der unbedingte Wunsch, diese Geschichte als Blaupause für die weitere Zukunft verabsolutiert zu sehen (Dogmatismus und vor allem Nationalismus, vertreten durch dessen politische Apologeten, vulgo die AfD aber auch Teile der CDU/CSU). Eigennutz, der eigentlich keinem „Volksvertreter“ vollkommen fremd zu sein scheint (wenngleich Mitglieder mancher Parteien auch fragwürdigen Nebeneinkünften gegenüber offener zu sein scheinen, wie die Transparenzregister nahelegen). Angst, Stolz und Eigennutz sind die Motoren unserer Politik heutzutage, so wie sie das schon immer waren. Man kann Demokratie dranschreiben, aber im Kern bleibt es ein Geschäft, wie jedes andere auch; mit Gewinnern, Verlierern, Opportunisten, Idealisten, Betrügern und ehrlichen Häuten…

Ich unterstelle, das vielen Menschen diese Dinge klar sein könnten. Wer des Lesens und des halbwegs klar Denkens mächtig ist, kann sich all diese Dinge selber schon lange gedacht haben. Ich halte mich selbst für durchschnittlich intelligent und dennoch stelle ich immer wieder fest, dass viele Menschen rings um mich herum von derart beengenden Wahrnehmungs- (und damit auch Denk-) Filtern im Würgegriff gehalten werden, dass es schon fast an Absurdität grenzt. Manchen Menschen könnte man einen russischen Panzer in ihrer Straße präsentieren, der gerade die Häuserzeile zu Klump schießt und sie würden immer noch stammeln „…aber Sarah hat gesagt…“. Die MAGA-Jünger in den USA werden, wenn sie so weitermachen, erst dann verstehen, was sie sich und ihrem Land gerade angetan haben, wenn die eigene Nationalgarde sie in einem Stadion in Käfige sperrt (wer erinnert sich noch den Thriller „Ausnahmezustand“ mit Bruce Willis und Denzel Washington?). Was wird nach dem 23.02.2025 sein? Werden wir in einem anderen Deutschland aufwachen, weil Friedel Merz, der Mittelstands-Macker doch keinen Mörtel für die Brandmauer mehr hat…? ANGST. STOLZ. EIGENNUTZ. Wann immer wir eine Wahl haben, tun wir gut daran, nicht nur unsere eigenen Motive zu reflektieren, sondern auch die jener, denen unsere Stimme zu geben wir möglicherweise gerade geneigt wären. Gestern sagte eine liebe Freundin, dass sie sich gerne mit der besten Ehefrau von allen und mir über die Optionen zur kommenden Wahl unterhalten würde, weil sie im Moment das Gefühl hat, einen Sparringspartner zu benötigen, um zum „richtigen“ Kreuzchen zu kommen. Zuerst fühlte ich mich ein bisschen geschmeichelt, weil jemand offensichtlich meiner Meinung einen gewissen Wert beimisst. Aber passiert nicht genau das Gleiche auch an den Orten, welche wir stets nur zu gerne als „Echokammern“ bezeichnen; und in diesem Fall ist der Begriff immer negativ konnotiert, weil wir den Menschen innerhalb dieser Echokammern unterstellen, dass SIE auf der falschen Seite stehen würden – genauso, wie diese Leute im Umkehrschluss Menschen wie MICH oft als linksgrünversifft titulieren; was ich ja auch bin – UNDZWAR MIT STOLZ! Aber der Mechanismus, der dieser Dichotomie, dieser Spaltung innert unserer Gesellschaft zu Grunde liegt, scheint mir der Gleiche zu sein: ANGST, den Status Quo zu verlieren (vulgo, meinen Besitzstand nicht wahren zu können, also ABZUSTEIGEN), STOLZ auf eine gute alte Zeit (die es objektiv nie gegeben hat; sie hat sich nur besser angefühlt, weil man die ganzen Konflikte mangels weltweiten Informationsflusses nicht SEHEN konnte – die waren aber schon immer da!) und EIGENNUTZ (ALLES zu tun, um jedewede Veränderung zu verhindern – und damit auch jene Veränderungen, die wir so dringend brauchen).

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Für mich ist unsere Gesellschaft schon lange in einem kalten Bürgerkrieg angekommen. Wir schmieren lediglich an jedem Tag der vergeht neuen Rostschutz auf die Stellen, an denen die schöne Farbe allzu heftig abblättert. Und der Grund ist ganz einfach: weil das Regime des Konsummaterialismus, dass uns hier in Mitteleuropa seit dem Ende des zweiten Weltkrieges die längste Friedensphase ever beschert hat überall sonst auf der Welt soviel Schaden anrichten konnte, dass wirklich ALLES auf dem Spiel steht. Doch es gibt Leute, die zwar nach Veränderung rufen, SICH SELBST ABER NICHT ÄNDERN WOLLEN! Die einfach wollen, dass es ungestört so weiterläuft, als wenn nix wäre – selbst wenn das halbe Dorf im Zweijahrestakt von „Jahrhunderthochwassern“ weggeschwemmt wird, während zwei Monate später die Ernte auf den Äckern verdorrt und die Lebensmittelpreise immer weiter steigen. Das Spiel ist aber noch nicht zu Ende, wir können noch ein paar schöne Rebounds landen und das Ding drehen – aber nur, wenn wir NICHT so weitermachen wie bisher. Ich habe ANGST, dass wir eine CDU/CSU-dominierte Regierung bekommen, welche den Menschen immer noch verspricht, dass der Klimawandel, oder ein trumpisiertes Amerika, oder ein putinisiertes Russland an der Nato-Ostflanke ihnen schon nicht wehtun werden. Ich wäre STOLZ, wenn wir tatsächlich mal eine Regierung zu Stande brächten, die ECHTE zukunftsorientierte Politik macht. Und mein EIGENNUTZ wäre befriedigt, wenn ich daran mitgewirkt hätte, meinen Kindern eine Zukunft zu hinterlassen, die lebenswert ist. Denn noch ist dazu Zeit. ANGST, STOLZ und EIGENNUTZ können zweifellos Krieg verursachen – sie können aber auch als Motoren für Frieden und Zukunft dienen, wenn WIR SIE neu denken. Hat noch jemand Lust mitzudenken…? Ich wünsche euch was, bis bald…

  • Kagan, D (1995): On the origins of war and the preservation of peace. New York: Anchor Books, Division of Random House.

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