Shiny shiny, little Heini…

Wenn es irgendwas gibt, was ich an diesem Jahr wirklich bedauere, dann den Umstand, dass der Sommer keiner war. Der Juli war, zumindest hier, zu nass – wobei man ja für den Regen eigentlich dankbar sein müsste; aber hätte das nicht nachts auch noch gereicht…? Über andere traurige Ereignisse habe ich schon gesprochen. Und wenn man den Stress, den mir meine Masterarbeit immer noch verursacht in Flaschen abfüllen könnte, hätte ich damit schon einen Handel aufmachen können. Aber das alles verblasst für mich gerade vor der Erkenntnis, dass auch dieser Sommer einfach schon wieder zu Ende geht. Und irgendwie vermisse ich ihn, noch bevor der Vorhang sozusagen fällt. Vielleicht liegt’s einfach daran, dass ich mein eigenes Wohlfühlen sehr an das Wandern unter südlicher Sonne geknüpft habe, an das Wechseln in den Ars Vivendi-Modus, das südländisch-leichte Fünfe grade sein lassen, dass mir so sehr zur zweiten Natur geworden ist. Im Herzen bin ich schon lange kein typischer Deutscher mehr. Diese Besitzstandswahrer-Spießer-Wertkonservatismus-Leistungs-Attitüde geht mir mit jedem zerfließenden Jahr mehr auf den Sack; mindestens genausosehr, wie dieses typisch kapitalistische Abliefern-Müssen.

Nix gegen den Smart – aber DAS ist für mich die bessere Verwendung… 😉

Es wäre zu schön, wenn wir uns darauf einigen könnten, die Moral-Sauerampferei, das Zerreden von guten Dingen, das dauernde Säue-durchs-digitale-Dorf-Treiben mal lassen und die ständige Jagd nach der Kohle auf das notwendige Mindestmaß zurückfahren könnten. Es täte dem Zustand unserer Welt und meines Gemütes wirklich gut. Doch allenthalben hört man – vor allem von Vertretern der neoliberalkonservativen Fraktion, wie dem ollen Mittelstandsblackrocker Merz und dem Volksporsche-Autobahnfahrer Lindner nur, wir Deutschen seien zu faul, forderten zuviel; und überhaupt sind wir dem Untergang geweiht, weil zuviel Zuwanderung, zu wenig Wachstum, zuviel Sozialstaats-Hängematte und zu wenig Engagement. Ich sehe jede Menge Engagement – nur nicht für die unnötige Mehrung des Wohlstandes der Ehschonzuvielhabenden. Gini-Koeffizienten-Entwicklung anybody? Mindestlohn rauf, weg mit der Beitragsbemessungsgrenze, sinnvolle Erbschafts- und Vermögenssteuern, weg mit der Schuldenbremse und rauf mit den staatlichen Investitionen in Nachhaltigkeit – und schon läuft der Laden wieder! Es würde allerdings das größte Von-oben-nach-unten-Umverteilungsprogramm aller Zeiten. Und davor haben viel besitzende Menschen einfach Angst. Vielleicht sollten die mal wieder rausfinden, wie gut eine Flasche Winzersekt für 8 – 12 € schmeckt, und dass man nicht notwendigerweise vier Autos, drei Häuser mit Pool und ein eigenes Flugzeug braucht, um Zufriedenheit fühlen zu können.

Zeit ist die kostbarste Ressource, die der Mensch hat und ich fühle, wie mir meine zwischen den Fingern zerrinnt. Waren meine Kinder nicht eben noch im Kindergarten? War ich nicht eben gerade 40 geworden? Warum kosten mich meine Projekte – speziell für die Arbeit – immer so viel Zeit und noch mehr Nerven, obwohl sie MIR gar nichts bringen? Immer wieder denke ich an Bukowskis Zitat. „How the hell could a person enjoy being awakened at 6:30AM, by an alarm clock, leap out of bed, dress, force-feed, shit, piss, brush and hair, and fight traffic to get to a place where essentially you make a lot of money for somebodey else and were asked to be grateful for the opportunity to do so?“ Ich fühle ihn, auch wenn ich seine hemmungslose Sauferei nicht unbedingt fühlen möchte. Aber es ist wahr – ich habe es satt, dafür angefeindet zu werden, dass ich für andere Menschen nicht schnell nicht genug Geld verdiene. Ich habe es satt, um 06:00 aufzustehen, zu performen wie eine Maschine, obwohl ich am liebsten weinend unter einer Decke liegen würde und dafür nicht mal ein regelmäßiges Danke zu hören – stattdessen bin ich umgeben von Menschen, die von diesem Dreck mindestens genauso abgefucked sind wie ich und entsprechend „gut“ miteinander umgehen. Klingt das schlimm…? Weiß nicht, vermutlich, aber für mich klingt es einfach nur ehrlich. Und wenn ich nicht mal zu mir selbst ehrlich wäre – zu wem dann?

Auch aus diesem Tal komme ich wieder raus… irgendwie. Im Moment spielt in meinem Hinterkopf Don Henleys „The boys of summer“. Auch so’n Song über den zu Ende gehenden Sommer und Abschieds- bzw. Bedauernsschmerz. Passt. Auf den „Little Heini“ hat mich wahrscheinlich der Umstand gebracht, dass ich die Tage einen langen Artikel über Frank Zappa und seine Band „Mothers of Invention“ gelesen habe – erinnert sich jemand an den Text von „Bobby Brown“? Shiny ist im moment eigentlich nur die Obrfläche. Die funktioniert – zumindest meistens – gefällig wie eh und je. Das hinter der Maske mal wieder Dresden, Februar ’45 herrscht, können jene ahnen, die mich kennen. Die anderen können mich mal! Ich wünsche einen Start in die kommende Woche; ob der schön, gut, erfolgreich oder sonstwas ist, habt ihr selbst in der Hand. Gute Nacht.

Auch als Podcast…

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