Man muss den Dingen ins Auge sehen. Zeit vergeht. Würde man jetzt mal rüber in den Bereich der Physik wandern, müsste man wohl zugeben, dass unser Empfinden von einer linear verlaufenden Zeit zumindest nicht vollständig ist. Aber für meine heutigen Betrachtungen soll genügen, dass wir Zeit als lineares Konstrukt wahrnehmen. Ich mag wissenschaftliche Beiträge, die mein Weltbild in Frage stellen, denn nur, wenn wir es zulassen, um die Ecke zu denken, finden wir dort auch etwas Neues. Ist meiner Erfahrung nach allerdings nicht wenigen Menschen zu mühselig. Die wählen dann AfD. ‚tschuldigung, aber die Spitze musste nach Nachwahl-Montag einfach sein…
Wo war ich? Ach ja, bei der fließenden, oder wie der Lateiner sagen würde – tempus fugit – der entfliehenden Zeit. Ich möchte behaupten, dass ich, allem Schweiße zum Trotz ein Sommer-Mensch bin. Draußen leben (und auch arbeiten), bis spät in den Abend hinein, dass ist mein Ding. ich bin so’ne Eule. Ihr wisst schon… Nun neigt sich diese Zeit des Jahres dem Ende und man könnte natürlich in eine Art frühe Post-Sommer-Depression verfallen, sich schon mal einigeln und dem Leben entsagen.
Allerdings ist der Herbst für mich eine Zeit großer Geschäftigkeit. Sowohl beruflich, als auch privat. Weil Manches halt im Spätjahr stattfinden muss, wie z.B. die Planung für das nächste Jahr. Aber im Kalender stehen auch viele andere Dinge, die Teils mit der Familie, teils mit dem Job und teils mit der Aufnahme eines Master-Studiums zu tun haben. Ich habe einfach noch keine Lust, mich in irgendeiner Nische zu gemütlich einzurichten. Das bekäme mir gar nicht gut, denn was rastet, das rostet. Und faul sein kann ich, wenn man mich lässt. 😉
Mir ist schon vor ein paar Jahren klar geworden, dass ich manche Dinge nicht wieder haben kann, die mir früher viel Freude bereitet haben. Ich gehe zum Beispiel nicht mehr mit meiner Frau Clubben, seit wir Kinder haben. Diese Lücke wurde damals erst durch Dauermüdigkeit und dann, nach und nach durch familiäre Aktivitäten ersetzt. Auch mein größtes Hobby, das Pen&Paper-Rollenspiel nimmt heute einen sehr viel geringeren Teil meiner Zeit in Anspruch, als vor 10-15 Jahren. Immerhin hat sich die Qualität dafür subjektiv deutlich verbessert. Ich könnte diese Liste fortführen, aber das wäre nicht zielführend.
Vielmehr geht es mir darum, mich selbst – und auch alle anderen, die hier mitlesen – daran zu erinnern, dass das Leben ein Kreislauf war, ist und bleibt. Egal, ob wir das gut finden und immer schön mitlaufen wollen, oder halt nicht. Bleiben wir stehen, rennt die Welt uns nämlich davon. Und vielleicht ist es auch ein Hinweis für die Lebensgeister, dass ich nun wieder in einer frischen Brise in meinem Arbeitszimmer stehen kann, während ich diese Zeilen schreibe.
Man könnte den Herbst natürlich als Zeit des Sterbens der alten Dinge betrachten. Oder man akzeptiert, dass er eine Gelegenheit zum Kräftesammeln für die dunkelsten Stunden des Jahres ist und uns auffordert, jetzt umso mehr raus zu gehen und das Leben noch einmal zu feiern. Ich will den (meteorologischen) Herbst hiermit offiziell begrüßen und lege es allen ans Herz: lasst es euch noch mal gut gehen. In diesem Sinne, schöne Woche noch!