Rückkehrerblues…?

Ach ja, Urlaub… Man fährt mal weg, man erlebt Dinge, man kommt wieder und erzählt allen davon. Oder aber – Zeichen unserer ach so modernen Zeit – man teilt seine Impressionen, was das Zeug hält, in den sozialen Medien. Paris? Ja, hab ich bei Manu gesehen. London? Ja, dieses hammergeile 360-Grad-Panorama von Kalle war schon schön. Und hast du dieses Selfie von Richard aus’m Central Park gesehen? Und noch unendlich viel weiterer (denkbarer) Chitter-Chatter ohne jegliche Substanz.

Soziale Medien sind asozial! Wer tatsächlich glaubt, dass das Skimmen durch die Fotostrecken Anderer das Reisen ersetzen kann – oder gar die dabei selbst gemachten Erfahrungen – dem ist nicht mehr zu helfen. Und bevor jetzt die „Aber das soll doch einfach nur Lust auf’s selber Reisen machen“-Fraktion aus ihren Löchern gekrochen kommt: NÖ. Das ist einfach nur ein narzisstisches Zur-Schau-Stellen der eigenen Reise-Virilität. Schaut her, wo ICH überall hinkomme. Ekelerregende Eigenego-Streichlerei, sonst nix.

Aber Zimbo, du hast doch auch schon Fotos von Urlaubsorten auf deinem Blog gepostet! Was ist denn jetzt mit dir? Ja habe ich. Und je mehr ich darüber nachdenke, ärgere ich mich darüber. Denn zum einen geht es eigentlich keine Sau was an, wohin ich reise, außer jene Personen, denen ich es offensiv mitteile. Und außerdem waren es jeweils Auswahlen, die online kamen, nachdem ich wieder zu Hause war und die so geschnitten waren, dass so gut wie keine Personen drin vorkamen – vor allem nicht ich, denn ich bin nicht sonderlich fotogen! Narzissmus? Fehlanzeige, fürchte ich…

Dafür kann ich mich noch genau erinnern, wie ich mit 18 über den Père-Lachaise gestolpert bin, auf der Suche nach dem Grab von Jim Morrison; oder welche Erfurcht ( ja altmodisches Wort, aber absolut angebracht, um meine Emotionen in dem Moment zu beschreiben) mich ergriffen hat, als ich vor ein paar Jahren bei vielleicht 1500 Höhenmetern über einen Pass gefahren bin und dann den ersten Blick auf das Piano Grande tun konnte… Scheiß auf Kameras! Tipp: Hochtal in Umbrien, ein Stück hinter Nursia. Oder als ich zum ersten Mal auf die Piazza il Campo in Siena getreten bin. Und, und, und…

Ich bin, obschon hoch Technik-affin, dabei, ein immer stärkerer Gegner der Selbstverdatung zu werden. Ich sehe keinen Nutzen darin, dauernd mein Essen zu präsentieren (am Besten noch mit Vorher-Nachher-Strecken…), oder alle meine Facebook-„Freunde“ an jedem noch so kleinen Rülpser meines Egos teilhaben zu lassen. Das ist auch so schon groß genug. Ich ertappe mich manchmal dabei, dass ich auf eben jenem Portal Dinge poste, die unnötig sind, weil sie niemandem einen Mehrwert bringen. Noch häufiger erlebe ich allerdings, dass ich vorbereitete Posts wieder lösche, weil ich mir denke „Was machst du Depp gerade?“. Ich hoffe inständig, dass meine internen Korrektive noch länger halbwegs funktionieren.

Wer hatr denn etwas von dauernder Öffentlichkeit meines Selbst? Mein Ego? Meine Freunde (wie real auch immer die sein mögen)? Mein Konto? Oder doch eher die Konten des Dienst-Anbieters. Ein nüchterne Kosten-Nutzen-Analyse bringt einen zumindest manchmal im Leben einen Schritt weiter.

Ich stehe mal wieder an diesem Punkt, dass ich aus Facebook raus will; ist ca. ein mal im Jahr so. Aber wer liest dann schon noch mein Blog…? Ich bin also auch, allerdings nicht emotional, von asozialen Medien abhängig. Scheiß neue Welt. Schönen Tag auch…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert